Einzigartig: Der Polestar 1

Polestar 1 Header

Polestar ist eine alte Untermarke von Volvo, bei der man sich vor ein paar Jahren dazu entschied, dass man das Portfolio von Tesla angreifen möchte. Das erste Produkt für den Massenmarkt ist der Polestar 2, der das Tesla Model 3 angreift.

Doch vor dem Polestar 2 kam logischerweise der Polestar 1 und das ist ein sehr interessantes Auto, welches einzigartig auf dem Markt ist. Kein Produkt für die breite Masse, aber ein Hybrid-Sportwagen, der durchaus Spaß im Alltag macht.

Polestar 1: Mehr Elektro als andere Hybrid-Modelle

Plug-In-Hybrid-Modelle werden immer beliebter, da viele Hersteller noch nicht bereit für die reine Elektromobilität sind und hoffen, dass sie damit die CO2-Strafe der EU umgehen können. Doch ich muss auch sagen, dass viele Hybrid-Modelle lieblos umgesetzt sind und ich verstehen kann, wenn man nicht elektrisch fährt.

Polestar 1 Charging

Das fängt bei der Reichweite an, die gerne mal bei 20 bis 30 km liegt, wenn man nicht schnell fährt. Der Polestar 1 kommt jedoch mit einem 34 kWh großen Akku daher und bietet eine elektrische Reichweite von über 100 km. Gut, das ist (wenn man nicht schleicht) etwas hoch gegriffen, aber 60+ km sind da schon drin.

Ein weiterer Punkt, der vor allem mich oft bei Hybrid-Modellen stört, ist das Laden. Viele Modelle bieten erst gar kein schnelles Laden an und Werte von unter 10 kW sind in der Branche selbst bei teuren Modellen von Mercedes-Benz und BMW normal. Der Polestar 1 kann jedoch mit bis zu 52 kW (CCS) geladen werden.

Polestar 1 Kofferraum

Ich hatte im Test sogar ehrlich gesagt so ein bisschen den Eindruck, dass das Model S mal das Vorbild und der Polestar 1 als Elektroauto geplant war, man sich dann aber irgendwie doch für einen Plug-In-Hybrid entschieden hat. Dafür hat man diesem aber sehr gute Werte spendiert, die man so nicht auf dem Markt findet.

Polestar 1: Schnell, aber kein Taycan

Auf dem Papier ist der Polestar 1 ein durchaus beeindruckendes Auto. Es gibt einen Verbrennungsmotor mit 309 PS, einen Elektromotor mit 68 PS vorne und zwei Elektromotoren mit zusammen 232 PS hinten. Das ist einzigartig auf dem Markt.

Polestar 1 Back

Zusammen macht das 609 PS und kombiniert man die 370 Nm vom Verbrenner mit den insgesamt 630 Nm von den Elektromotoren, dann macht das 1000 Nm. Das klingt ehrlich gesagt beeindruckend, aber einige werden sich jetzt sicher schon denken können, wo die „Schwachstelle“ bei der Performance liegt.

Vorab: Der Polestar 1 fährt sich grandios. Es liegt extrem gut auf der Straße, er lässt sich super lenken und macht verdammt viel Spaß beim Fahren.

Doch die Beschleunigung ist eben die eines Hybrid-Sportwagens und nicht die eines Elektro-Sportwagens. Der Porsche Taycan Turbo S besitzt zum Beispiel auch knapp 1000 Nm (es sind 1050 Nm), doch das ist eine komplett andere Liga.

Porsche Taycan Turbo S Front Header

Der Taycan drückt einen viel heftiger in die Sitze, als das beim Polestar 1 der Fall ist. Und bei hohen Geschwindigkeiten hat man beim Taycan das Gefühl, dass es keine Grenze gibt und selbst bei 150 km/h holt der Taycan noch so viel Power aus den Elektromotoren, dass das wirklich beeindruckend beim Fahren ist.

Beim Polestar 1 merkt man aber, dass die Elektromotoren irgendwann nur noch einen kleinen Push beim Beschleunigen geben, dann aber ein Verbrenner mit gut 300 PS zum Einsatz kommt. Versteht mich bitte nicht falsch, das ist mehr als genug Leistung, aber ich muss diesen Vergleich an dieser Stelle bringen.

Bei knapp 600 PS und 1000 Nm denkt man im ersten Moment vielleicht, dass einen dieses Auto so sehr in den Sitz presst, wie ein Taycan (oder ein Model S), aber das ist nicht so. Die Elektromotoren verschaffen dem Polestar 1 einen kleinen Vorteil im Vergleich zu einem normalen Verbrenner, aber das Elektroautos gewinnt.

Polestar 1: Leider noch nicht so digital

Der Polestar 2 hat mich bei der ersten Testfahrt mit Android Automotive begeistert, doch beim Polestar 1 kommt noch das alte System von Volvo zum Einsatz. Und das ist ehrlich gesagt überholt und alles andere als intuitiv und modern.

Polestar 1 Innen

Hinzu kommt, dass Digitalisierung hier noch nicht ganz oben auf der Liste stand und die App zum Beispiel während meiner Testphase veröffentlicht wurde. Ich konnte sie also nicht testen. Dinge, wie Sitzheizung einstellen oder schauen, wie lange das Auto noch lädt, waren mit dem Polestar 1 in meinem Test nicht möglich.

Vielleicht waren meine Erwartungen nach dem Polestar 2 auch zu hoch, denn der Polestar 1 kostet fast dreimal so viel und da habe ich mindestens die gleichen Standards erwartet. Doch man spürt noch viele veraltete Elemente von Volvo. Das Unternehmen holt auf, der Polestar 1 kam aber wohl zu früh auf den Markt.

Polestar 1: Eine Design-Ikone

Optisch sieht man den Einfluss von Volvo, der Polestar 1 bringt aber auch ein ganz eigenes Design (vor allem beim Heck) mit. Was ich sagen kann: Man fällt mit dem Polestar 1 auf. Vor allem, wenn man wie ich die mattschwarze Version fährt.

Polestar 1 Front

Mir gefällt das Design, denn ich mag das minimalistische und klare Design von Volvo und vor allem die Front ist genau mein Fall. Der Polestar 1 setzt komplett auf Carbon (und vor allem kein Fake-Carbon) und wirkt nicht nur außen sportlich, sondern auch innen hochwertig. Nur das Lenkrad ist leider Mittelklasse.

Hier hat Polestar etwas gespart und ein gutes, aber kein hervorragendes Lenkrad verbaut. Es fühlt sich auch nicht ganz nach Premium an, was man nach ein paar Minuten auch sieht, denn das Hochglanzplastik für die Tasten ist sehr schnell mit Fingerabdrücken versehen. Da hat Polestar ein Volvo-Lenkrad von der Stange gewählt. Schade, denn das Lenkrad ist das, was man immer in der Hand hält.

Polestar 1 Leankrad

Was ich potenziellen Käufern aber mitgeben kann (Glückwunsch, wenn ihr in der Lage seid so ein Auto zu kaufen): Viel Platz ist nicht. Man sitzt sehr bequem und auch meine Beifahrer waren zufrieden, aber den Platz auf der Rückbank kann man vergessen und der Kofferraum ist zu klein. Es steckt viel Technik im Polestar 1.

Polestar 1 Inside

Ich hätte ehrlich gesagt die Rückbank aus dem Konzept gestrichen und das Auto als reinen Zweisitzer entwickelt. Dann wäre vielleicht auch etwas mehr Platz im Kofferraum (der durch die Glaswand mit der Elektrotechnik ein Highlight ist) mehr Platz gewesen. Heißt: Der Polestar 1 ist eigentlich ein Zweisitzer mit wenig Platz.

Polestar 1: Ein einmaliges Auto

Der Polestar 1 ist ein einmaliges Auto. Und damit meine ich nicht, dass er mir sehr gut gefällt und viel Spaß macht. Ich meine damit auch nicht, dass er Features besitzt, die für einen Plug-In-Hybrid einmalig sind. Und ich meine damit auch nicht, dass es ein einmaliges Erlebnis ist das Auto zu sehen (es wird nur 1500 Einheiten geben und die Produktion soll schon kommendes Jahr eingestellt werden).

Polestar 1 Backlight

Für Volvo ist der Polestar 1 ein Vorzeigemodell. Man wollte noch einmal zeigen, wie ein Hybrid-Sportwagen aufgebaut sein kann und hat meiner Meinung nach das beste Auto dieser Kategorie auf den Markt gebracht. Doch nach dem Polestar 1 ist Schluss, denn von nun an wird jedes neue Auto der Marke ein Elektroauto sein.

Polestar 1 Header

Wer das nötige Kleingeld (es geht bei über 150.000 Euro los) hat, der bekommt hier den vielleicht besten Plug-In-Hybrid-Sportwagen auf dem Markt und ein Auto, welches euch mit hoher Wahrscheinlichkeit kein zweites Mal begegnen wird. Doch wer bereits bereit für die Elektromobilität ist: Ich würde direkt den Sprung ins kalte Wasser wagen und mir ehrlich gesagt direkt einen Elektro-Sportwagen kaufen.

Der Polestar 1 ist vielleicht der beste Plug-In-Hybrid, aber man muss weiterhin an der Tankstelle halten und er bietet nicht ganz die Performance von einem Porsche Taycan, die ich gerne hätte, wenn ich schon über 150.000 Euro ausgebe. Wer das noch nicht möchte, der wird mit dem Polestar 1 dennoch sehr viel Spaß haben.


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