RHA T10i In-Ear-Kopfhörer im Alltagstest

RHA T10i Header

Über die vergangenen Jahre habe ich eine Vielzahl an In-Earbuds genutzt und sie alle zerstört. Ob Etymotic hf2, XTZ EarPhone-12 oder Xears Experience XE200PRO – keiner der Earbuds war meinen Langzeitanforderungen gewachsen. Kabelrisse unter dem Klinkenstecker waren der eine Standard-Defekt, alternativ verweigerte irgendwann einer der beiden Driver den Dienst.

Nun bekam ich die Gelegenheit, die T10i von RHA zu testen – ein Premium-Set mit ebenso ausgeprägtem Premium-Preis. Neben ausgeklügelten und innovativen Features versprechen die In-Ear-Kopfhörer vor allem Langlebigkeit und da ist dieses Modell bei mir natürlich an der exakt richtigen Adresse.

Das wiederum war für mich auch der Grund, weswegen ich die T10i über einen längeren Zeitraum testete, als in der Vergangenheit bei Kopfhörern üblich, denn ich wollte eine möglichst gute Idee davon bekommen, inwiefern RHA das Versprechen eines wirklich hochklassigen und aushaltendem Kopfhörer einhalten kann. Zu welchem Ergebnis ich gekommen bin, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Technische Daten und Lieferumfang

RHA T10i 12

  • Treiber: Dynamische (Modell 770.1)
  • Frequenzbereich: 16 – 22.000 Hz
  • Impedanz: 16 Ohm
  • Empfindlichkeit: 100 dB
  • Nennleistung/Höchstleistung: 1/5 mW
  • Gewicht: 41 Gramm
  • Kabel: 1,35 Meter, multicore OFC
  • Anschlüsse: 3,5 mm Klinke
  • Lieferumfang: T10i In-Ear-Kopfhörer, Tuning-Filter mit Halter, 6 x Dual-Density-Ohrstöpsel (2 x S, 2 x M, 2 x L), 2 x Doppelflansch-Ohrstöpsel (1 x S, 1 x L), 2 x Schaumstoff-Ohrstöpsel, Edelstahl Ohrstöpsel Halter, 1 x Kabel-Clip, Transporttasche, Schnellanleitung

Hardware und Design

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Der erste Punkt auf der Agenda behandelt allerdings erst einmal das Äußere der T10i. Hier legte man sich bei RHA bereits ins Zeug und versuchte, ein möglichst widerstandsfähiges Gesamtpaket auszuarbeiten. Zum einen ist das Kabel um einiges dicker, als es standardmäßig der Fall ist. Dann wäre da noch die Sprungfeder, die unter dem Klinkenstecker um das Kabel liegt und dieses vor den Kabelrissen schützen sollen, die mich in den letzten Jahren mehr oder minder regelmäßig begleiteten.

Der Splitter, der das Kabel in zwei einzelne Kabel hin zu den Treibern aufteilt, ist dazu aus rostfreiem Edelstahl gefertigt, genauso wie die Gehäuse jener Treiber. Während die oben angesprochenen Xears Z Echtholz für die Gehäuse verwendeten und so bereits einen tollen Eindruck hinterließen, liegen die T10i-Kopfhörer noch einmal eine ganze Klasse darüber.

Jene Einzelkabel sind dazu aber nur teilweise gummiert. Die Ohrbügel umgeben das datenübertragende Kabel abermals mit Sprungfedern, welche wiederum von einem geriffelten und flexiblen Kunststoffmaterial im durchsichtigen Look ummantelt sind. Das gibt den Kabeln eine gehörige Portion Flexibilität, die für das Konzept, welches RHA mit diesem Modell verfolgt, unabdingbar ist.

Insgesamt macht das T10i also einen durchweg robusten und hochwertigen Eindruck. Wer diese Earbuds vor sich sieht, weiß sofort, dass sie kostspielig sind. Bei einem Preis von derzeit knapp 180 Euro sollte das aber auch selbstverständlich sein. Insofern: Ziel erreicht.

Mediensteuerung

RHA T10i 03

Am rechten Kabel prangt zudem eine multifunktionale Mediensteuerung. Neben Play/Pause und Regelmöglichkeiten für die Lautstärke beherbergt sie auch ein Mikrofon für Telefonate und per Longpress auf den Play/Pause-Button wird Siri gestartet. Diese Steuerungsmöglichkeiten funktionieren in ihrer Gesamtheit nur mit Apple-Geräten, weswegen diese In-Ear-Kopfhörer eben „T10i“ heißen. Alternativ bietet RHA auch die „T10“ an, bei denen komplett auf Steuerungsmöglichkeiten verzichtet wird.

Eine, für Android-Geräte optimierte, Fassung existiert allerdings nicht, was primär daran liegt, dass die verschiedenen Hersteller dann und wann eigene Methoden zur Mediensteuerung einsetzen und nicht den standardisierten Weg gehen. Andere Hersteller bieten trotzdem speziell für Android optimierte Kopfhörer an; RHA wollte sich diese potentiellen Ärger aber schlicht (noch?) nicht antun, was ich durchaus nachvollziehen kann. Nichtsdestoweniger funktioniert immerhin der Play/Pause-Button auch unter allen Android-Geräten, die ich getestet habe.

In der Praxis empfand ich die Position der Mediensteuerung als recht angenehm, sodass ich sie auch blind zuverlässig finden konnte. Weniger Glanz und Gloria heimst die Mediensteuerung dann aber bei ihrer Hauptaufgabe ein: Die Buttons haben nämlich allesamt sehr schwammige Druckpunkte. Vor allem der Play/Pause-Button will wirklich mittig getroffen werden, um zu reagieren. Zudem ist die die Lautstärkeregelung recht frimelig in der Bedienung. Die einzelnen Buttons sind nur dezent gekennzeichnet, sodass man mit dem Daumen nicht direkt ausmachen kann, ob dieser sich gerade tatsächlich über dem Button befindet.

Im Endeffekt tastete ich mich also jedes Mal vom oberen Ende der Mediensteuerung herunter, bis ich den Button hatte, den ich brauchte – das geht besser. Auch eine Möglichkeit, um über die Lautstärkeregelung auch den Song zu wechseln, hätte ich mir gerne gewünscht.

Handhabung

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Knopf-Kopfhörer werden bekannter- und üblicherweise direkt ins Ohr gesteckt, sodass das Kabel lose nach unten hängt. Das wiederum ist in einigen Situationen weniger praktikabel (beispielsweise beim schnellen Drehen des Kopfes oder beim Sport), da die Kopfhörer dann gerne mal den Halt verlieren oder ganz rausfallen.

Hiergegen existieren im Grunde zwei Konzepte: Einerseits sind das In-Ear-Wings, die den Kopfhörer fest in der Ohrmuschel verankern, andererseits gibt es auch einen Ansatz mit Ohrbügeln. Von letzterem macht RHA hier Gebrauch, sodass die Kabel mit jenen Ohrbügel erst übers Ohr geführt und anschließend eingesteckt werden. Deswegen benötigen diese Bügel auch die Flexibilität, die die Kombination aus Sprungfeder und Ummantelung ermöglicht.

Dies ermöglicht im Endeffekt, dass die Ohrbügel beliebig geformt werden können, diese Haltung stabil beibehalten und den Earbuds so dabei helfen, problemlos im Ohr stecken bleiben. Diese Funktionsweise erfordert definitiv einige gewisse Eingewöhnungszeit, allerdings ist diese schnell vorüber. Störender ist hierbei allerdings, dass sich die eingestellte Kabelführung z.B. beim Verstauen oder Herausziehen der Kopfhörer aus dem Ohr gerne verformen und man so im Grunde vor jedem Einsetzen sicherstellt, dass die Kabel die richtige Biegung haben, was meist nicht der Fall ist, wodurch wiederum vor jedem Einstecken kurzes Nachjustieren nötig ist.

Offensichtlich etwas nervig ist das Konzept darüber hinaus, wenn man gerne Mützen trägt. Ich zähle mich zu eben dieser Gruppe und während ich damit inzwischen meinen Frieden geschlossen habe, die Mütze jedes Mal halb abziehen zu müssen, ist es trotzdem nicht optimal. Das jedoch halte ich für vernachlässigbar; es gibt definitiv schlimmeres und, dass die T10i besser im Ohr halten, ist eine ausgezeichnete Eigenschaft.

Klangqualität und Filtersystem

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Ich könnte es hier kurz halten und einfach feststellen: Die T10i klingen supergeil, auf zum nächsten Teil des Testberichtes! Natürlich will ich es mir nicht ganz so einfach machen und euch ein bisschen detaillierter beschreiben, wie meine Ohren den Klang wahrgenommen haben. Kurz angemerkt sei hierbei, dass ich primär die Reference-Filter genutzt habe, da diese für mich den besten Mix aus detaillierten Höhen und kräftigen Bässen trafen.

Basstöne werden mit den besagten Reference-Filtern sehr detailliert wiedergegeben und klingen nicht matschig. Auch Mitteltöne klingen sehr gut. Gitarren und Gesang hinterlassen einen präsenten Eindruck und auch bei höheren Tönen (beispielsweise Hi-hats sowie Becken) geben sich die T10i keinerlei Blöße. Allgemein ist der Sound sehr detailliert und punktgenau. Im Gorillaz-Song „19-2000“ hörte ich in der zweiten Strophe beispielsweise Backing-Vocals von Noodles, die ich zuvor bei keinem anderen Paar In-Ear-Kopfhörer heraushörte – etwas, das mich nachhaltig beeindruckte.

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Neben den vorinstallierten Reference-Filtern bietet RHA auch zwei weitere Sets an. Hierbei handelt es sich um Treble- und Bass-Filter. Die Namen sagen es bereits: Erstere legen eine stärkere Betonung auf Hochtöne, während Letztere Tieftöne betonen. Für die Austausch-Filter wird eine Edelstahl-Halterung beigelegt, aus der die Filter einfach herausgedreht werden können, um dann im Treiber eingedreht zu werden. Die Montage und der Wechsel der Filter ist beim ersten Mal ein wenig mühsam, da die Filter sehr fest angebracht wurden, anschließend geht das Ganze aber kinderleicht von der Hand.

Die jeweiligen Klangbildsignaturen der Filter werden über unterschiedlich dicke Schaumstoffeinlagen erreicht. Dieser ist beim Bass-Filter dicker, als beim Reference-Filter, während der Treble-Filter ohne solche Einlagen daherkommt. Diese sorgen tatsächlich für hörbare Unterschiede, wobei Musik nicht komplett anders klingt. Die Bass-Filter sorgen für etwas mehr Kraft im Bass, was aber nicht auf Kosten der Höhen geht und umgekehrt lässt sich das Gleiche über die Treble-Filter sagen.

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Klangbild der T10i laut RHA | Quelle: RHA

Langzeiteindrücke und Alltagsbelastung

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Insgesamt habe ich die T10i zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Testberichts über einen Zeitraum von rund drei Monaten getestet. Das ist sicher ungewöhnlich lang für einen Testbericht, jedoch hatte ich es ja bereits angesprochen: Spätestens nach einigen Monaten der Benutzung machten sich bei meinen bisherigen Kopfhörern Verschleißspuren sichtbar, die mitunter auch zum Defekt der Kopfhörer führen können. Gerade bei einem Modell, dass sich im Preissegment knapp unter 200 Euro bewegt, wäre etwas in dieser Art natürlich umso ärgerlicher für den Kunden, der dafür sein hartes Geld auf den Kopf haut, weswegen ich mich für einen längeren Testzeitraum entschied.

Anfällig für Defekte ist in erster Linie natürlich das Kabel, vor allem am Eingang zum Klinkenstecker. Benutzt man seine Kopfhörer mit dem Smartphone, ist das Kabel an dieser Stelle automatisch einer ständigen Belastung ausgesetzt, wenn es aus der Hosentasche herausschaut und man beispielsweise beim Fahrradfahren eine ständige Belastung erzeugt – auch einfaches Gehen sowie Hinsetzen und Aufstehen reichen dafür bekanntlich aus.

Ich für meinen Teil bin genau ein solcher Nutzer. Während ich so in der Vergangenheit alle anderen Kopfhörer kaputt bekommen habe, halten die T10i das kommentarlos aus. Hinter den Klinkenstecker wurde eine Sprungfeder installiert, die dem Kabel an dieser Stelle nochmal zusätzlichen Halt gibt, was tatsächlich funktioniert. Auch am oberen Ende der Feder habe ich keinerlei Abnutzungserscheinungen festzustellen.

Die Ohrbügel nehmen darüber hinaus jedwedes Herumbiegen billigend in Kauf, ohne auch nur annähernd in Ermüdungserscheinungen der Materialien oder gar einem Defekt zu resultieren. Auch dort sind die Sprungfedern eine kluge Wahl gewesen, da sie dem ganzen Gebilde eine ausgesprochen gute Widerstandsfähigkeit ermöglichen.

Insgesamt bin ich also durchaus beeindruckt, wie es auch nach einigen Monaten noch um die RHA T10i bestellt ist. Dass man hier im höherpreisigen Segment einkauft, merkt man nicht nur am ersten Tag. Das komplette Gebilde ist darauf ausgelegt, auch einen längeren Zeitraum und tägliche Benutzung problemlos zu überstehen. Angefangen beim dicken Kabel, über die Sprungfedern bis hin zu den Edelstahl-Komponenten ist alles auf eine lange Lebensdauer ausgelegt.

Fazit

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Insgesamt haben mich die RHA T10i voll überzeugt. Der Klang ist mit den Reference-Filtern präzise auf den Punkt, aber auch die Treble- und Bass-Filter verzerren das Klangbild nicht zu stark in eine Richtung. Musik hört sich stets klar, definiert und schafft es, Details eines jeden Songs einen Platz zu geben, sodass diese endlich auch mal hörbar sind – etwas, das ich in dieser Ausprägung bisher noch nicht hatte.

Darüber hinaus stimmen Wertigkeit, Design und Verarbeitung. Die T10i sehen zum einen total schnieke aus und fühlen sich auch jederzeit so an, zum anderen haben wir hier In-Ear-Kopfhörer, die (fast) jeder Belastung gewachsen zu sein scheinen. Nach drei Monaten sehen sie noch immer aus, wie am ersten Tag und genauso fühlen sie sich auch jetzt noch an.

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Das großzügige Zubehör-Set rundet den positiven Gesamteindruck ab. RHA möchte jedem die Möglichkeit geben, seine/ihre bevorzugte Passform zu finden, sodass die Musik bestmöglich zum Ohr geleitet werden kann und man möglichst stark von den Umgebungsgeräuschen abgeschottet wird.

Mein einziger Kritikpunkt ist tatsächlich die angesprochene Mediensteuerung. Hier sollten die Buttons und deren Druckpunkte optimiert werden. Ein komplettes Redesign dieses Teils würde ich hier für angebracht halten, denn in dieser Preisklasse sollte so etwas nicht sein müssen.

Nichtsdestotrotz: Am Ende des Tages bin ich vom Auspacken, übers erste Musikhören bis zum Veröffentlichen dieses Testberichtes zu fast 100 Prozent zufrieden – etwas, das selten passiert. Ich muss tatsächlich gestehen, dass ich ein ganzes Stück weit beeindruckt bin von RHA. Mir bleibt nicht viel mehr übrig, als zu sagen: Hut ab, RHA!

Wertung des Autors

Charles Engelken bewertet RHA T10i mit 4.7 von 5 Punkten.

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