Samsungs Pixel-Lüge

Hardware

Während Samsung das neue Android-Flaggschiff Galaxy S4 offiziell vorgestellt hat, protze das Unternehmen mit zwei Kernthemen. Einmal die umfangreiche Softwareausstattung und zum anderen die Highend-Spezifikationen des Smartphones. Beides legitim, denn schließlich war das Unpacked-Event nichts mehr als eine große Werbeveranstaltung.

Ein Thema kam bisher allerdings etwas zu kurz und zwar das Display vom Galaxy S4. Wenn ihr jetzt denkt, ich möchte wegen der etwas provokanten Überschrift auf diesem Display herumhacken, dann täuscht ihr, dennoch möchte ich einen Punkt anmerken, der mich schon seit längerer Zeit stört.

Laut Samsung ist im Galaxy S4 folgendes verbaut: „5 inch Full HD Super AMOLED (1920 x 1080) display, 441 ppi„. An diesen Angaben ist erstmal nichts auszusetzen, denn sie stimmen. Ein kleines Problem habe ich aber dennoch, denn ppi haben sich seit Apples Werbemasche rund um „Retina“ so sehr als selbstverständliche Angabe etabliert, dass viele leider nicht mehr genau hinschauen.

Die Punktdichte, im Sinne von Pixel pro Zoll, das heißt in der deutschen Sprache ppi (pixel per inch). Die ppi lassen sich fix ausrechnen, beim Galaxy S4 kommen wir bei 1920 mal 1080 Pixel bei 4,99 Zoll auf knapp 441 ppi. Das Apple iPhone 5 hat zum Beispiel auf 4 Zoll bei 1136 mal 640 Pixel ca. 326 ppi. Der Wert des Samsung Galaxy S4 klingt da klar überlegen, denn viele werten die ppi als DIE Größe für Bildschärfe.

So einfach ist es nicht

Das Samsung Galaxy Nexus zum Beispiel hat 1280 mal 720 Pixel auf 4,65 Zoll, rechnet man hier die ppi aus kommt man auf knapp 316 ppi. Würde bedeuten, das Galaxy Nexus hat ein fast so gutes Display wie ein Apple iPhone, zumindest wenn es um die Schärfe geht. Hat es aber nicht, denn wir müssen eine Ebene tiefer blicken, die Klarheit schafft. Der Displaytyp namens PenTile sollte einigen Nutzern bereits ein Begriff sein. Dieser ist Schuld daran, dass die ppi im Grunde überhaupt nicht geeignet sind, um die Schärfe von Displays zu vergleichen.

Ich erzähle nun bei weitem nichts Neues, aber ich möchte dennoch kurz auf den grundlegenden Unterschied eingehen. Während z.B. das Display vom iPhone (wie viele weitere LCD/IPS-Displays) pro Pixel drei Subpixel besitzt, so ist das bei PenTile-Screens nicht der Fall. Bei PenTile haben 2 Pixel 4 Subpixel. Also anstatt Rot-Grün-Blau für jeden Pixel, ist es dort Rot-Grün-Blau-Grün für je zwei Pixel. Nachfolgende (ältere) Bilder von ignorethecode zeigen den grundlegenden Aufbau recht deutlich.

Normales LCD mit drei Subpixel pro Pixel

PenTile AMOLED, 4 Subpixel pro 2 Pixel.

Vergleichen wir also nicht die Zahl der Pixel, sondern die Zahl der Subpixel, so wird schnell klar, dass die sichtbare Schärfe deutlich abweichen kann, obwohl der ppi-Wert, der ja nur die  reinen Pixel berücksichtigt, der gleiche ist. Aus diesem Grund sieht das Display vom Galaxy Nexus auch nicht fast so scharf aus wie das Display eines iPhones, sondern sichtbar unschärfer. Ähnliches sieht man auch beim Motorola RAZR i  und weiteren Geräten mit PenTile-Screen.

Erst recht deutlich wird dies auch je nach angezeigtem Inhalt. Während eine grüne Schrift auf beiden Displaytypen fast gleich aussehen sollte, da je Pixel 1 grüner Subpixel, dürfte z.B. eine rein rote oder blaue Schrift auf PenTile deutlich löchriger sein, da rote bzw. blaue Subpixel nur alle 2 Pixel vorkommen. Das Auge nimmt das nun nicht all zu krass wahr, wie es in der Theorie klingt, da wir Farben unterschiedlich stark wahrnehmen. Dies hängt aber auch immer von der Person ab, die auf das Display schaut.

Beispielfoto rote Schrift auf AMOLED (nicht vom Galaxy S4)

Was heißt das zum Beispiel für das Galaxy S4? Auf jeden Fall nichts schlechtes, aber auf jeden Fall auch nicht, dass der Screen im S4 anderen LCD-Screens mit weniger Pixel bzw. ppi nun haushoch überlegen wäre. Nur um eine Gefühl für den Unterschied in Sachen Pixel zu bekommen, schauen wir einfach kurz, wie viele Subpixel ein Galaxy S4 mit LCD hätte. Das sollte umso deutlicher zeigen, warum ppi für einen Vergleich nicht geeignet ist.

  • LCD: 1920 x 1080 x 3 Subpixel = 6.220.800 Subpixel
  • AMOLED: 1920 x 1080 x 2 Subpixel = 4.147.200 Subpixel

Ganz vereinfacht gesagt und bitte nagelt mich da nicht auf das Pixel genau fest, kann man also in Sachen Subpixel locker ein Drittel bei Samsungs ppi-Angabe von 441 ppi abziehen, würde also auf rund 294 ppi wirklich sichtbare Pixel kommen. Heißt auch, das Display ist gestochen scharf, aber in der Praxis wohl kaum schärfer, als ein iPhone-Screen und schon gar nicht, als der eines anderen 1080p-Smartphones mit LCD-Screen. Weitere Faktoren abseits der Pixelanzahl sind hier erstmal außen vor gelassen. Samsung hat die Matrix beim S4 etwas verändert und diese um 45° gedreht, die klassische PenTile-Matrix bleibt dennoch bestehen.

AMOLED-Aufbau im Vergleich, Galaxy S4 mit 45° gedrehtem PenTile & „engeren“ Subpixeln. (Bilder: it168)

AMOLED vom Galaxy S3 und S4 vs. IPS vom XPERIA Z, vergößerte Ansicht.

Ich gehe davon aus, dass dies beim Galaxy s4 keiner mit dem bloßen Auge sehen kann. Bei 720p-Screens gibt es jede Menge Leute, die noch ein Subpixel-Raster ausmachen können, aber auch schon nicht alle, bei 1080p sollte das komplett wegfallen. Nur von den ppi sollte man sich dennoch nicht blenden lassen. Davon abgesehen haben beide Displayarten natürlich ihre Vor- und Nachteile. Das LCD kommt an die Schwarzwerte vom AMOLED nicht heran, das AMOLED nicht mal ansatzweise an die Helligkeit vom LCD. Weitere Details zu den Unterschieden beider Displaytypen folgen in Kürze, hier ging es mir erstmal nur um den ppi-Quatsch.

PS: Mit dem ganzen Kram, den ich euch jetzt erzählt habe, warb Samsung übrigens mal (siehe Grafik unten) für das Super AMOLED Plus-Display, ein AMOLED-Screen ohne PenTile, der im Galaxy S2 zum Einsatz kam. Ich rechne damit, dass wir diese Art Werbung nochmal irgendwann sehen werden, wenn dann das Samsung Galaxy S5 einen 1080p-Screen ohne PenTile hat. ;-)


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