Digitale Diskriminierung bei DHL: Negativpreis für Smartphone-Zwang an Packstationen

Dhl Packstation Digital

Die Deutsche Post DHL Group hat den „BigBrotherAward 2023“ des Vereins Digitalcourage e.  V. in der Kategorie Verbraucherschutz für „digitalen Zwang“ erhalten.

Die Begründung überrascht dabei nicht. Der Konzern will laut Digitalcourage seine Kunden durch die Umstellung (der Funktionsweise) ihrer Packstationen dazu zwingen, ein Smartphone und ihre Post & DHL-App zu nutzen. Wir hatten in der Vergangenheit über diesen Umstand berichtet.

Smartphone-Zwang an DHL Packstationen

Die Post & DHL-App sendet ungefragt Daten an Tracking-Firmen. Dieser digitale Zwang sei besonders kritikwürdig, da hier ein ehemaliges Staatsunternehmen Bürger von einer wichtigen Grundversorgung ausschließt. Weiter heißt es in der Laudatio zur Verleihung des Negativpreises:

Bei diesem BigBrotherAward geht es um die Tendenz, den schleichenden Druck auf alle Menschen, sich auf Überwachungsstrukturen einzulassen:

An einer Stelle wird zwingend ein Login verlangt, an einer anderen wird Bargeld nicht mehr akzeptiert, hier wird die Installation einer App gefordert, dort bekomme ich ohne Smartphone keine Informationen zum Service mehr – oder überhaupt keinen Service.

Wer sich nicht fügt, dessen Alltag wird immer schwerer gemacht. Das nennen wir „Digitalzwang“.

– Rena Tangens, Vorstand von Digitalcourage

BigBrotherAward auch für Microsoft und Zoom

Auch das Bundesfinanzministerium, finleap, Zoom und Microsoft haben einen BigBrotherAward 2023 erhalten. Digitalcourage begründet die weiteren Vergaben im Detail wie folgt:

Der BigBrotherAward 2023 in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ geht an das Bundesfinanzministerium, vertreten durch Bundesfinanzminister Lindner. Mit dem Preis wird das seit dem 1. Januar 2023 geltende Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG) bedacht. Dieses Gesetz soll im Bereich der Plattformökonomie für Steuergerechtigkeit sorgen und hatte ursprünglich gewerbliche Portale wie airbnb oder Uber im Fokus. Darüber hinaus zwingt es Plattformanbieter aber auch zur umfassenden Vorratsdatenspeicherung über private „Flohmarktverkäufe“.

Der BigBrotherAward in der Kategorie Finanzen 2023 geht an finleap connect GmbH, dafür, dass es über Jahre hinweg fälschlicherweise Informationen zum Kontowechsel an Firmen schickt, die mit dem Vorgang nichts zu tun haben. Dabei geraten Name, Geburtsdaten, Anschrift, Kontodaten und Zeilen aus dem Kontoauszug von Betroffenen in falsche Hände.

Der BigBrotherAward in der Kategorie Kommunikation geht an Zoom Video Communications Inc., die als US-Unternehmen Daten an Geheimdienste weiterleiten müssen, aber dennoch behaupten, DSGVO-konform zu sein. Zoom untersteht überdies chinesischer Kontrolle und Zensur, da relevante Teile der Entwicklung in China stattfinden. Der Preis geht auch an alle Gruppen, insbesondere Menschenrechts- sowie Umwelt- und Klimaorganisationen, die Zoom einsetzen und damit ihre Teilnehmer.innen der Überwachung preisgeben, obwohl es freie und datenschutzfreundliche Alternativen gibt.

Der BigBrotherAward 2023 für das Lebenswerk geht an Microsoft, für den Missbrauch ihrer Marktmacht. Microsoft zwingt Menschen, Unternehmen und Behörden, bei deren digitalen Aktivitäten dauernd Daten in die USA zu übermitteln und sich dadurch in Echtzeit überwachbar zu machen. Damit wird Microsoft bereits zum zweiten Mal (zuerst im Jahr 2002) in der Kategorie Lebenswerk ausgezeichnet.

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