Porsche Macan Turbo: Das wichtigste Elektroauto der Marke im Test

Porsche war vor ein paar Jahren noch etwas euphorischer bei Elektroautos und so wurde der neue Macan als reines Elektroauto beschlossen. Die neue PPE-Plattform, die man gemeinsam mit Audi entwickelt hat, lässt nämlich keine Verbrenner zu.

Mittlerweile könnte man diesen Schritt bereuen und vielleicht wird man ihn auch noch ändern, aber der neue Macan wird damit zum wichtigsten Auto der Marke, was seit Jahren auf den Markt gekommen ist. Der Macan ist nämlich der Bestseller von Porsche und jetzt wird sich zeigen, ob er als reines Elektroautos funktioniert.

Ich konnte mit dem Porsche Macan Elektro eine Woche als Turbo anschauen und will euch hier meine Meinung dazu liefern. Da Porsche leider weiterhin recht kurze Testphasen hat, fallen einige Punkte weg. Zwei Wochen sind bei einem Auto in meinen Augen schon knapp bemessen, eine Woche macht es aber richtig schwer.

Porsche Macan Elektro: 5 wichtige Punkte

  • Der neue Porsche Macan ist ein reines Elektroauto, aber er heißt einfach nur Macan und ersetzt den Verbrenner. Die Optik ist sehr ähnlich, das hätte auch ein Facelift oder neue Generation sein können, was sicher viele Kunden ansprechen wird, denn Elektroautos, die einfach nur anders aussehen, haben es schwer. Mir gefällt der neue Macan durchaus gut, auch wenn ich bis heute mit den SUVs von Porsche nicht warm ganz werde, für mich passt das Design und die Marke eher zu flachen Autos. Der Macan als flache Limousine, das wäre ein Traum. Verkauft sich aber eben bedauerlicherweise nicht so gut.
  • Das Platzangebot ist für ein fast 4,8 Meter langes Auto gar nicht mal so gut, man sitzt zwar vorne bequem und der Kofferraum reicht für einen Kinderwagen und es gibt einen Frunk für (im Winter oft dreckige) Ladekabel, doch bei der Rückbank wird es dann schon sehr eng. Trotz Elektro-Plattform. Meine Frau saß im kürzeren VW ID.3 GTX etwas bequemer, meinte sie. Bei der Materialwahl und Haptik überzeugt Porsche aber, auch wenn ich nur die Top-Version kenne, aber hier ist alles hochwertig und clean. Und das große Touch-Feld des Taycan in der Mitte ist verschwunden, die Klimaanlage lässt sich so beispielsweise besser steuern. Einen Regler für die Musik gibt es auch noch. Dieser Schritt zurück tut Porsche gut, auch wenn einige Tasten keine echten Tasten sind und direkt das ganze Feld herunterdrücken, das fühlt sich nicht ganz so wertig an. Aber alles besser als ein schräges Touchbedienfeld wie im Taycan.

Porsche Macan Elektro Turbo 2024 Klima

  • Bei der Elektromobilität bin ich geteilter Meinung, denn die Reichweite ist mit fast 600 km gut, es gibt auch einen großen Akku (100 kWh) und der Basis-Macan kommt sogar auf 641 km. Das schafft ein Tesla Model Y zwar auch mit einem wesentlich kleineren Akku und bei Stellantis knackt man damit die 700 km, aber es ist okay. Ich kam jetzt im Winter auf etwa 400 bis 450 km. Die Ladeleistung am Schnelllader (DC) liegt bei bis zu 270 kW, was wir vom alten Taycan kennen, die PPE-Plattform nutzt immerhin dessen Basis. Warum es nicht direkt die 320 kW des neuen Taycan gibt, weiß ich aber auch nicht, vielleicht hebt man sich das für das Facelift des Macan auf. An der Wallbox (AC) gibt es übrigens nur 11 kW, meine Wallbox kann mehr, andere Autos im sechsstelligen Bereich auch, der Macan aber komischerweise nicht. Und da ist noch das One Pedal Driving, über die Rekuperation wird der Macan im Alltag „abgebremst“, aber schwächer als andere Elektroautos und sogar schwächer als der Taycan, was mich gewundert hat. Er kommt auch nicht zum Stillstand. Richtiges One Pedal Driving gibt es also nicht und auch wenn Porsche das nicht mag, als Kunde hätte ich gerne die Wahl. Der Macan „segelt“ mir zu sehr wie ein Verbrenner. Das darf er ohne aktive Rekuperation gerne tun, aber nicht, wenn diese aktiviert ist, in der Stadt will ich vollwertiges One Pedal Driving und ich habe schon lange nicht mehr so häufig die Bremse bedienen müssen, wie beim neuen Macan. Als Kunde will ich die Wahl haben.
  • Es gibt bis zu 470 kW (639 PS) mit Launch Control, das reicht für einen Sprit auf 100 km/h in 3,3 Sekunden, der Macan fährt sich außerdem sehr sportlich und es gibt den elektrischen Fake-Sound, der mit bei Porsche gut gefällt. Der „Kick“ ist etwas zurückhaltender, wenn man nicht gerade mit Launch Control fährt, aber es reicht natürlich vollkommen für einen „Turbo“ aus. Ein sehr sportlicher und gleichzeitig sehr bequemer SUV, hier war ich, wie beim Taycan, sehr zufrieden. Man merkt den Elektroautos von Porsche kaum an, dass man so viel Gewicht bewegt, in diesem Fall sind es fast 2,5 Tonnen.

Porsche Macan Elektro Turbo 2024 Schrift

  • Der Porsche Macan leitet eine neue Software-Ära im VW-Konzern ein, denn es ist das erste Auto mit Android Automotive. Porsche nutzt die Open Source-Version ohne Google Play Store, aber mit ein paar Google-Apps. Im Vergleich zum Taycan ein spürbarer Schritt nach vorne, aber ich hätte mir eine vollwertige Google-Integration gewünscht. Wie übrigens auch langsam mal ein größeres Display in der Mitte. Das Fahrerdisplay ist gut, das Beifahrerdisplay ebenfalls, ich finde das mittlerweile sogar ganz praktisch, aber das Display in der Mitte wirkt ein bisschen veraltet und klein. Und natürlich gibt es auch ein Head-up-Display, aber alles andere wäre in dieser Preisklasse seltsam.

Porsche Macan Elektro Turbo 2024 Android

Der elektrische Porsche Macan startet bei über 80.000 Euro und der Turbo bei über 114.000 Euro. Wer allerdings Porsche kennt, der weiß, dass man da noch sehr viel Geld im Konfigurator lassen kann. Mein Testwagen lag übrigens bei 143.398 Euro.

Porsche Macan Elektro: Mein Fazit im Alltag

Es ist ein mutiger Schritt von Porsche, dass der Macan nur als Elektroauto zu den Kunden kommt. Ich glaube, dass das Management diese Entscheidung aktuell ein bisschen bereut, finde es aber gut und der Macan ist ein tolles Auto geworden.

Ich hätte zwar noch etwas mehr „Elektroauto“ erwartet (warum gibt es One Pedal Driving nicht als Option?) und gedacht, dass man noch mehr Platz im Innenraum herausholt, aber abgesehen davon bekommt man hier sehr gute Technik geboten.

Es ist nicht die technische Speerspitze, was vielleicht auch daran liegt, dass die PPE-Plattform schon vor zwei Jahren hätte starten sollen und Porsche Macan und Audi Q6 e-tron viel zu spät kommen, aber es ist eine ordentliche Basis für 2025.

Porsche Macan Elektro Turbo 2024 Innenraum

Für die nächste Generation würde ich mir aber, wie auch beim Taycan, noch etwas mehr „Elektroauto“ und ein moderneres Infotainment wünschen. Vor allem das Display in der Mitte ist maximal „okay“ und das sollte kein Porsche-Anspruch sein.

Über den Preis müssen wir hier nicht diskutieren, Porsche kauft man nicht, weil die Autos so attraktiv sind, es ist eine Luxusmarke. Ein Statussymbol für viele. Aber ein Statussymbol, was Spaß macht und auch als SUV durchaus sportlich unterwegs ist.

Ich bin jetzt aber gespannt, ob die Kunden diesen Schritt annehmen, denn der neue Macan muss ein Erfolg werden. Und Porsche lässt ihnen keine Wahl, entweder die Kunden kaufen hier die vollelektrische Version oder sie schauen sich woanders um.

Im Konzern herrscht langsam eine „Panikstimmung“ und 2025 wird zeigen, ob das ausreicht. Mir hat die Woche jedenfalls viel Spaß gemacht, auch wenn ich vielleicht noch einen kleinen Hauch mehr von Porsche erwartet habe. So, und jetzt bin ich mal auf das Schwestermodell von Audi gespannt, Anfang 2025 teste ich den Q6.


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  1. Schlangen 👋

    Ich bin seit 40 Jahre Porsche Kunde aber denke das es das Ende der Marke Porsche bedeutet.(leider)
    Das Alleinstellungsmerkmal wird verloren das werden auch die Zahlen von einen Boxster/Cayman zeigen der Wagen wird absolut nicht gekauft werden und wird seinen großen Bruder Tycan folgen.Leider gehört die Marke ebenfalls zum VW Konzern und die Fehler sind wohl allen bekannt.
    ICH HOFFE DAS ICH UNRECHT HABE

    Frohe Weihnachten

  2. Willy ☀️

    Adaptive Rekuperation ist One Pedal Driving weit überlegen, sowohl in Effizienz als auch in Komfort. Den Hype um One Pedal Driving kann ich nicht nachvollziehen.

    PS: Ich habe ca. 55 tkm Erfahrung mit OPD und Tesla und 24 tkm mit adaptiver Rekuperation eines deutschen Herstellers.

    1. Es geht um die Wahl. Das ist ja reine Software und es gibt sowieso mehrere Modi. Warum nicht einfach einen weiteren hinzufügen, der mit als Kunden die Wahl lässt?

  3. Felix 🔆

    Porsche Aufschlag ist schon extrem.

    Und der Basis Macan kommt auf 641km laut Artikel. Wie weit schafft es denn der 100 kW Akku? 700km+?

    1. René H. 🔆

      Es gibt nur die 100-kWh-Batterie (knapp 95 kWh nutzbar).

      1. Felix 🔆

        Ah danke. Effizienz ist dann ja so lala 😄

        1. René H. 🔆

          Schätze mal, dass Luftwiderstandsbeiwert und Gewicht nicht gerade optimal sind… Aber Verbrauch war wohl eh keine Priorität in der Entwicklung.

  4. Matze50 🌀

    pervers teuer

    1. P45 💎

      Porsche ist ein Luxusartikel. Diese zeichnen sich idR dadurch aus, dass sie pervers teuer sind. Gerade das macht sie für ein gewisses Klientel begehrenswert. Sonst könnten Firmen wie Porsche, Ferrari, Lamborghini, Bentley, Rolls Royce und wie sie alle heißen nicht überleben. Es gibt auch Menschen, die sich für 30k€ eine Rolex ums Handgelenk binden und trotzdem lediglich die Uhrzeit ablesen können.

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