BlackBerry Z10 Testbericht

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Ein neuer Name, ein neues Betriebssystem und zwei neue Smartphones, im Januar diesen Jahres verkündete Research In Motion (heute nur noch BlackBerry) einen Rundumschlag für das Unternehmen. Den Anfang macht das BlackBerry Z10, welches seit März in Deutschland erhältlich ist und welches mich jetzt immer wieder in den letzten Wochen begleitet hat. Wir hatten hier im Blog übrigens auch schon einen ersten Eindruck online, welchen wir noch im Februar und kurz nach dem Launch-Event in Köln online gestellt haben. Heute möchte ich also etwas tiefer in die Materie gehen und nachdem mittlerweile eine ganze Menge neuer Smartphones vorgestellt worden und teilweise auch schon auf den Markt gekommen sind, wird natürlich auch der aktuelle Stand von BlackBerry im Vergleich mit der Konkurrenz ein Thema sein.

Vorwort

In den letzten Jahren haben einige Unternehmen alles richtig gemacht und andere haben sich auf dem Erfolg der Vergangenheit ausgeruht und müssen jetzt mit allen Mitteln versuchen den Anschluss zu finden. Research In Motion gehört zu letzterem und versucht seit diesem Jahr wieder an Erfolge aus der Vergangenheit anzuknüpfen, denn für das Unternehmen aus Kanada lief es nicht sonderlich gut in den letzten Monaten. Auch wenn Panik vielleicht noch nicht angebracht ist. Von den großen Unternehmen der „Handy-Epoche“ ist BlackBerry das letzte, welches jetzt einen Neuanfang wagt und sich somit eine ähnliche Strategie wie Microsoft mit Windows Phone verfolgt. Mit dem Unterschied, dass man keinerlei Partner besitzt und sowohl Software, als auch Hardware selbst entwickelt. Ein gewagter Schritt.

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Nokia hat sich vor etwas zwei Jahren gegen diesen Schritt entschieden, zu wenig Zeit und zu hoch das Risiko im Wettbewerb mit iOS und Android. Jetzt, zwei Jahre später, versucht es BlackBerry und ich finde die Parallelen zu Nokia sind durchaus gegeben. Auf den ersten Blick erinnert mich BlackBerry 10 ganz stark an Maemo und das darauffolgende MeeGo auf dem Nokia N9. Beide Oberflächen wurden von Grund auf neu entwickelt, basieren auf vielen Wischgesten und innovativen Eingabefunktionen. Der Unterschied: BlackBerry hat alles in Version 10 investiert und wagt diesen Neuanfang mit der Oberfläche aus dem eigenen Haus, während Nokia ja bekanntlich eine Partnerschaft mit Microsoft eingegangen ist und auf Windows Phone setzt.

Doch das soll nicht das Thema unseres Testberichts sein, hier geht es um das BlackBerry Z10, welches den Anfang in einem neuen Lineup macht und in ein paar Wochen noch von einem Qwertz-Touchscreen-Modell, dem Q10, begleitet wird. Außerdem soll auch das PlayBook ein Update auf BlackBerry 10 erhalten und die Gerüchteküche spricht in diesem Jahr auch von einem weiteren Tablet mit einem größeren Display. Der Erfolg lässt sich momentan schwer einschätzen. Bis heute hat man 1 Million Modelle verkaufen können, doch man muss hier vor allem die Entwicklung in diesem Jahr beobachten. Stellt sich also die Frage, ob man mit dem BlackBerry Z10 alles richtig gemacht hat, ob man als Kunde vielleicht lieber zur Konkurrenz greifen, oder vielleicht auch auf die nächste Generation warten sollte.

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Spezifikationen

  • Hersteller: BlackBerry
  • Modellbezeichnung: Z10
  • Preis: 569,- € (UVP)
  • Verfügbar: Seit März 2013
  • Größe: 130 x 65,6 x 9 mm
  • Gewicht inklusive Akku: 136 g
  • Betriebssystem: BlackBerry 10
  • Akku: 1800 mAh
  • Display: 4,2 Zoll großes Display mit 1280 x 768 Pixel bei 356 ppi
  • Kamera: 8 Megapixel
  • Speicher: 16 GB inklusive SD-Slot
  • CPU: Qualcomm Snapdragon S4 Plus Dual Core mit 1,5 GHz
  • GPU: Adreno 225
  • RAM: 2 GB

Das sind nur mal ein paar Spezifikationen des BlackBerry Z10, weitere Informationen bekommt ihr auch noch auf der Webseite des Herstellers.

Lieferumfang

Die kleine Box des Z10 ist hübsch gemacht und nicht zu groß, der Lieferumfang allerdings auch nur Standard. Neben einem Netzteil, einem USB-Kabel, den üblichen Flyern und dem Gerät selbst gibt es auch noch ein Headset, welches aber, vor allem im Vergleich mit der Konkurrenz, ebenfalls mal ein größeres Update vertragen könnte. Gute Kopfhörer sind heute fast schon kein Pluspunkt mehr, wenn es um Flaggschiffe geht, bei vielen Herstellern ist das ein Standard geworden.

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Design, Verarbeitung und Haptik

Optisch gefällt mir das Z10 sehr gut, auch wenn BlackBerry hier natürlich kein Risiko eingeht und sich für ein eher schlichtes Design entschieden hat. Das Gerät liegt gut in der Hand und hat ein angenehmes Gewicht, wobei man hier auch anmerken muss, dann fast ausschließlich Plastik zum Einsatz kommt. Beim schwarzen Modell, meinem Testgerät, ist die Rückseite allerdings gummiert, was nicht nur besser aussieht, sondern auch für einen guten Grip sorgt. Ansonsten erinnert mich das Z10 ein bisschen an ein kleines Playbook, welches wohl auch in gewisser Hinsicht eine Vorlage für dieses Modell war und wohl die aktuelle Design-Linie von BlackBerry ist.

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Die Verarbeitung ist gut, vielleicht nicht auf einem Level mit einem Apple iPhone 5 oder HTC One, aber es wackelt uns knarzt auch nichts. Wie bereits erwähnt liegt das Z10 gut in der Hand, ist für sein 4,2 Zoll großes Display aber auch recht groß. Wegen den Gesten muss BlackBerry hier natürlich etwas Platz um das Display lassen, ein bisschen hätte man aber vielleicht noch einsparen können. Das gilt auch bei der Dicke, das Z10 ist jetzt nicht zu dick, aber auch hier könnte ich mir im Bezug zum Display durchaus vorstellen, dass ein paar Millimeter weniger dem Gerät gut tun würden. Für die nächste Generation ist hier jedenfalls noch genug Spielraum vorhanden.

Display

Für mich immer noch einer der wichtigsten Punkte bei einem Smartphone, denn egal was man mit dem Gerät macht, das Display ist dabei fast immer an. Hier kann das Z10 allerdings punkten, das 4,2 Zoll großes Display löst mit 1280 x 768 Pixel (356 ppi) auf. Auch die Farben sind klar und die Schärfe bei einem größeren Blickwinkel immer noch gut. 4,2 Zoll ist eine angenehme Größe für ein Smartphone, zum Glück hat sich hier BlackBerry gegen den aktuellen Trend mit 4,5 Zoll oder mehr entschieden. Wie bereits beim letzten Punkt beschrieben, könnte das Verhältnis zwischen Displaygröße und Größe des Smartphones vielleicht noch verbessert werden, dann aber bitte das Gerät kleiner und das Display nicht größer machen.

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Kamera

Dem Z10 hat BlackBerry eine akzeptable Kamera mit 8 Megapixel spendiert, die durchaus gute Fotos macht. Es gibt Smartphones, die bessere Fotos machen, aber vor allem im Hinblick auf die Vergangenheit des Unternehmens ist das doch schon eine ordentliche Entwicklung. In der Kamera-Anwendung gibt es allerdings nicht sonderlich viele Optionen, man kann lediglich das Größenverhältnis ändern, den Blitz ausschalten, die Kamera wechseln und zwischen ein paar Aufnahme-Modi auswählen.

Das ist in Ordnung, geht aber auch besser. In der heutigen Zeit legen viele Hersteller Wert auf eine gute Kamera, sollte das also ein entscheidendes Kriterium bei der Suche nach einem neuen Smartphone sein, dann würde ich mich vorher vielleicht mal bei anderen Herstellern umschauen. Wir haben euch natürlich auch wieder ein paar Fotos der Kamera in einem Album bei Google+ hochgeladen.

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Akkulaufzeit

BlackBerry hat diese laut eigenen Angaben in einem ersten Update verbessert und da ich das Gerät vorher noch nicht intensiv im Einsatz hatte, kann ich zu dieser Entwicklung wenig sagen. Wie bei jedem Smartphone heißt es aber auch beim Z10: Es kommt auf euer Nutzverhalten an. Welche Einstellungen nutzt ihr? Welche Dienste laufen im Hintergrund? Wie viel telefoniert ihr? Es gibt so viele Punkte, die auch bei mir jeden Tag ein unterschiedliches Ergebnis hervorgebracht haben. Im Prinzip ist der 1800 mAh starke Akku aber ausreichend, um mit dem Gerät über den Tag zu kommen. Bei intensiver Nutzung empfiehlt es sich allerdings ein Notladegerät dabei zu haben.

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Tastatur

Ich möchte der Eingabe und Tastatur einen extra Absatz spendieren, denn das ist ein klarer Pluspunkt für das Gerät. Sei es die automatische Worterkennung, oder auch nur das Tippen auf der virtuellen Tastatur, in diesem Bereich ist das Z10 ein Sieger. Es ist schwer zu sagen, ob die Tastatur im Z10 die beste von allen Geräten mit Touchscreen ist, dafür habe ich mich auch viel zu sehr an die Eingabe auf Geräten wie dem iPhone 5 oder Lumia 920 gewöhnt, sie bekommt von mir allerdings ein „sehr gut“. Das Thema Texteingabe war bei der Entwicklung des Z10 und BlackBerry 10 ein großes Thema, da die Geräte aus Kanada hier immer positives Feedback bekommen haben und das ist meiner Meinung nach auch bei diesem Modell gelungen.

BlackBerry 10

BlackBerry 10 macht Spaß. Das OS ist durchaus gelungen und ein großer Fortschritt im Vergleich zur Vergangenheit. Sei es das Minimieren von Anwendungen, das Wischen von unten und dann nach links zum Betrachten der Benachrichtigungen oder die Animation beim Wechsel zwischen den verschiedenen Homescreens. Es erinnert mich teilweise an MeeGo, ist aber dennoch unabhängig genug. Es gibt noch die ein oder andere Baustelle, wie zum Beispiel das Sortieren von Applikationen im Menu, aber allgemein betrachtet hat BlackBerry hier einen wirklich guten Job gemacht.

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Auch die Auswahl an Standard-Anwendungen ist gut, es gibt einen ordentlichen Kalender, einen schnellen Browser und andere Dinge wie Uhr und Wetter. Was definitiv noch etwas Arbeit benötigt ist die vorinstallierte Möglichkeit für Karten. Hier sind andere Oberflächen wesentlich weiter und BlackBerry müsste vielleicht mal ein bisschen Geld in die Hand nehmen, um hier aufzuholen. Lässt man aber mal die Auswahl an Apps und Spielen von Drittanbietern weg und vergleicht lediglich die nackte Oberfläche, dann muss sich das Z10 hier nicht hinter anderen Smartphones verstecken. Doch genau das ist leider der entscheidende Punkt in der heutigen Zeit.

Ökosystem

Das Ökosystem aus diversen Anwendungen und Möglichkeiten ist natürlich noch nicht ausgereift. In der BlackBerry World gibt es zwar schon zahlreiche Apps, doch die Auswahl ist im Vergleich weit hinten dran. Hier hat man aber glaube ich auch nicht zu viel erwartet und so etwas braucht Zeit. Doch jetzt kommt es auf die Verkaufszahlen an. Wer steigt jetzt schon ein, welche Entwickler geben der Plattform eine Chance und wie wird sich das Angebot entwickeln. Für mich ist die Auswahl an Apps der größte Kritikpunkt von BlackBerry 10. Das OS liegt bei mir auf einem Platz hinter iOS, Android und auch Windows Phone. Vergleicht man den Start, dann kommt BlackBerry vielleicht etwas besser weg, da man Anwendungen wie Facebook oder Twitter selbst entwickelt und eine gewisse Auswahl an Android-Apps hat, doch das reicht leider noch nicht aus.

Native Anwendungen sind gefragt, Apps, welche für das BlackBerry Z10 entwickelt werden und vielleicht auch ein paar exklusive Titel. Doch das ist ein extrem harter Kampf, denn iOS und Android sind etabliert und mit Windows Phone hat man einen sehr starken Konkurrenten im Kampf um die Gunst der Entwickler. Hinzu kommt, dass BlackBerry im Moment nur ein Gerät vorweisen kann und dieses auch noch recht jung ist, gegenüber steht ein komplettes Portfolio an Windows Phones und ein wachsender Marktanteil von diesen. Der Markt ist schnelllebig, die Situation kann in ein paar Monaten ganz anders aussehen, doch das tut sie momentan nicht.

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Ist das ein K.O.-Kriterium für das BlackBerry Z10? Das kommt ganz stark auf den Nutzer an. Sollte jemand mit dem aktuellen Angebot schon zufrieden sein, dann sollte man das Gerät definitiv mal in die Hände nehmen und damit rumspielen. Fehlen euch allerdings noch zu viele Optionen, die ihr vielleicht schon auf einem anderen Smartphone nutzt, dann würde ich vom Z10 abraten. Im Moment seid ihr so etwas wie ein Beta-Tester. BlackBerry 10 kann gut ankommen, kann aber auch scheitern. BlackBerry wird zwar mit allen Mitteln versuchen dagegen anzukämpfen, doch die aktuelle Situation macht es nicht gerade leicht. Solltet ihr gezielt Fragen zu Apps oder Diensten haben, dann könnt ihr uns gerne einen Kommentar unter diesem Beitrag hinterlassen und ich werde dann mal nachschauen, welche Lösungen es gibt.

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Fazit

Das Fazit fällt zum Zeitpunkt des Testbericht relativ eindeutig aus: Abwarten. Ich persönlich probiere gerne neue Oberflächen und Geräte aus, auch wenn diese noch nicht ausgereift sind, doch das würde ich dem Großteil der Nutzer nicht empfehlen. Sollte euch die Hardware zusagen, und diese ist definitiv in Ordnung, dann informiert euch vorher, welche Optionen es bei der Software und den entsprechenden Anwendungen gibt. Das BlackBerry Z10 ist ein tolles Gerät, welches zu einem ungünstigen Zeitpunkt auf den Markt gekommen ist. Ich werde die Entwicklung allerdings mit Spannung verfolgen, denn die Oberfläche gefällt mir und das OS hat Potential. BlackBerry hat einen guten Job gemacht, jetzt kommt es auf die Verkaufszahlen an, denn diese sind für die meisten Entwickler entscheidend.


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