BYD Han im Test: Das Elektroauto ist nur der Anfang

Byd Han Front

BYD sollte man sich merken, was vielen aber sicher nicht schwerfällt, denn das ist die Abkürzung für Build Your Dreams und das ist schon ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Automarke. In meinen Augen vielleicht auch nicht der beste Name.

Das sieht BYD aber anders und daher packt man Build Your Dreams auch ganz groß und voll ausgeschrieben auf das Heck der Elektroautos. Das kommt in China vielleicht gut an, bei uns aber weniger und diese Kritik hat BYD auch erkannt. Auf meine Nachfrage hieß es, dass man das Feedback in der Zentrale gehört hat.

Byd Han Schrift

Doch ein Name ist am Ende vollkommen egal, entscheidend ist bei einem Auto das Auto und da schaue ich mir gerade die neuen Marken aus China an. Nach Nio wollte ich wissen, was BYD kann, immerhin ist man in China jetzt die Nummer 1 vor VW.

PS: Der BYD Han wurde mir von der Torpedo Gruppe für zwei Wochen für einen Test im Alltag gestellt, die Organisation lief jedoch über die Hedin Mobility Group ab, die BYD in Europa vertreten (und gerade die Torpedo Gruppe gekauft haben).

BYD Han als erstes Elektro-Flaggschiff

Das absolute Spitzenmodell der Marke ist der BYD Han und diesen habe ich mir daher auch direkt angeschaut. Doch direkt vorab: Er wird keine große Rolle bei uns spielen, denn der Fokus liegt dann ab Herbst komplett auf dem neuen BYD Seal.

Der BYD Han wird hier zwar angeboten, aber eher so nebenbei und man hat auch keine Bemühungen, die Software auf Deutsch zu übersetzen. Das ist also eher das Warm-up, bevor dann spätestens ab 2024 die richtige Elektro-Offensive kommt.

Byd Han Heck

Doch was kann das Elektro-Flaggschiff? Als Auto ist das ein wirklich gutes Paket, wenn man bedenkt, dass wir hier über ca. 70.000 Euro sprechen. Beim Fahren und der Anmutung der Materialien muss er sich nicht hinter Mercedes, Audi, BMW und Co. verstecken. Genau genommen könnte sogar der EQE noch viel davon lernen.

Der BYD Han ist in meinen Augen nämlich eine Ecke hochwertiger.

Dazu gibt es auch direkt noch zwei Elektromotoren mit 380 kW (516 PS), die einen gut in den Sitz drücken, bei Mercedes, BMW und Co. muss man für diese Leistung schon sehr tief in die Tasche greifen. Der Han schafft die 100 km/h in unter 4 Sekunden, bei Mercedes ist man da schon lange im sechsstelligen Bereich.

Byd Han Laden

Auch die Reichweite von 521 km nach WLTP-Wert ist gut und wenn man nicht im Sportmodus an jeder Ampel einen Sprint hinlegt, dann kann man auch die 400 km im Alltag gut knacken. Nur beim Laden ist der BYD Han mit 120 kW trotz 800 Volt-Technik etwas abgeschlagen und auch 7 kW an der Wallbox sind nicht optimal.

In dieser Preisklasse erwarte ich mindestens 150 kW und 80 Prozent in 30 und nicht in über 40 Minuten und 11 kW an der Wallbox, gerne auch direkt 22 kW.

Eine Sache hat mich aber mehr enttäuscht, als ich erwartet habe: Die Software. Ja, das ist noch die alte BYD-Plattform und sie ist Englisch, aber sie ist echt nicht gut.

Byd Han Innen

BYD nutzt ganz normales Android (kein Android Automotive) und das läuft zwar flott, aber nicht stabil und zuverlässig. Die Radio-App stürzte immer wieder ab, bei Spotify wurde ich abgemeldet und konnte mich nicht anmelden und es kam immer wieder vor, dass nur ein kurzer Reset der Daten das Internet zurückbrachte.

Außerdem gibt es nur Spotify, wer andere Dienste wie Apple sucht, hat Pech.

Das OS ist nicht gut und intuitiv aufgebaut, das ist ein Android-Tablet im Auto, das geht besser (dafür gibt es eigentlich Android Automotive). Und auch Ladeplanung und Co. kann man vergessen. Apple CarPlay oder Android Auto gibt es leider auch nicht, aber das ist nur beim Han so, die anderen BYD-Modelle bekommen das.

Das Platzangebot ist übrigens okay, aber auch nicht gut, da merkt man, dass das noch keine moderne Elektro-Plattform ist. Bei 5 Meter langen Autos bin ich bessere Lösungen gewohnt und einen Frunk für Ladekabel gibt es vorne leider auch nicht.

PS: Die App konnte ich im Test nicht nutzen, aber in den App Stores kommt sie eher „geht so“ an. Die Basisfunktionen für Elektroautos sind hier allerdings vorhanden.

BYD Han ist nur der Anfang der Marke

Mein Fazit zum BYD Han fällt daher sehr gemischt aus, denn für diesen Preis gibt es hier wirklich viel Auto und beim Fahrwerk, bei der Isolierung, beim Material, da kann der BYD Han wirklich überzeugen. Aber es gibt als Elektroauto noch etwas Luft nach oben und diese Software ist in diesem Zustand echt nicht akzeptabel.

Byd Han Seite

Doch die neue BYD-Generation hat eine neue Software, es gibt eine Plattform für Elektroautos und die Preise für BYD sind okay. Nicht so attraktiv wie in China, da genießt BYD sicher, dass der Preiskampf hier noch nicht so aggressiv ist, aber BYD könnte langfristig durchaus eine gute Alternative für neue Elektroautos werden.

Der BYD Han ist jedenfalls ein guter Start, wenn man das jetzt mit dem BYD Seal optimiert und preislich attraktiv ist, dürfte das eine Marke werden, die VW und Co. auch in Europa gefährlich wird. Und diese Zeilen sehe ich übrigens nicht nur positiv.

Ihr kennt mich, ich bin ein großer Befürworter der Konkurrenz, aber ich mag auch den Wohlstand in Deutschland und hoffe, dass die Autobranche das nicht so sehr wie Tesla belächelt. Da kommt wirklich verdammt harte Konkurrenz aus China.


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  1. NamDo ☀️

    Die Asiaten können Hardware bauen, Software ist aber- egal ob Handy oder EAuto- einfach immer extrem schwach

    1. Nicht immer, die Software von Nio ist sehr gut.

  2. Thomas 🌀

    Ich habe mich vor 2 Wochen mal auf den YT Kanal von Wheelsboy abonniert.
    Dort bekommt man einen guten Eindruck was da in absehbarer Zeit in Europa in Sachen Elektromobilität aus China noch auf uns zu kommt. Nicht wenig.
    Witziges Detail: Die können sogar chinesisch und können so in Avant Premiere die Sprachassistenzsysteme testen.

  3. Sebastian ☀️

    Ich bin auch super gespannt auf den BYD Seal und würde mir den ggf. sogar zulegen. Ich denke aber auch dass die versuchen den deutschen Markt nicht zu extrem zu unterbieten – wären sie auch schön doof das nicht mitzunehmen. Aber ich würde z.B. nie wieder ein Auto ohne HUD kaufen. Von mir aus können die Hersteller das Tachodisplay überm Lenkrad weglassen, da guck ich mittlerweile recht selten drauf, und nur das Zentral-Display lassen, aber HUD muss schon sein. Das bekommt man weder im Model 3 noch im EX30 und das kann ich null nachvollziehen.

  4. JonP 🏆

    In Thailand habe ich noch keinen einzigen ID gesehen, dafür mehrere BYD tagtäglich, auch viel MG4 und Ora Funky Cat. Das wird spannend…

    1. elknipso 💎

      Kein Wunder, VW hat ja auch vollkommen den Anschluss verloren.

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