Sony zeigt sich sehr zufrieden und konnte im letzten Quartal über 10 Millionen Xperia-Einheiten verkaufen. Im aktuellen Geschäftsjahr peilt man über 40 Millionen Einheiten an. So lauteten zwei Schlagzeilen von 2013. Doch was ist hier passiert?
Mittlerweile nennt Sony keine konkreten Verkaufszahlen mehr und hat auch die Geschäftszahlen der Sparte in einer anderen Sparte „versteckt“. Xperia gehört zu Entertainment, bei Sony gibt es mittlerweile keine „Smartphones“ mehr einzeln.
Ich weiß nicht, wie viele Einheiten man noch pro Jahr verkauft, aber 2021 waren es nur noch 3 Millionen, es dürften also kaum mehr als 3 Millionen pro Jahr sein. Ich konnte das Sony Xperia 1 V testen und habe mal ein paar Gründe dafür gesucht.
Video: Der Absturz von Sony Xperia
Sony Xperia: Gründe für den Absturz
- Marketing: Wusstet ihr überhaupt, dass das Sony Xperia 1 V seit ein paar Wochen erhältlich ist? Selbst ich, der das täglich verfolgt, habe das nach der Ankündigung Anfang Mai wieder vergessen. Der Abstand ist gar nicht mal so lang, für Sony, aber weiterhin viel zu lang. Es gibt einen kurzen Peak, dann vergisst es die Welt wieder. Und Testgeräte gibt es so gut wie gar nicht, wir wurden auch erst jetzt gefragt. Im August. Als Underdog kann man sich sowas nicht erlauben, da muss man die Medien mit Testgeräten überfluten, ähnlich wie es OnePlus und Co. gerne gemacht haben. Außerdem ist der Zeitpunkt schlecht, denn neue Flaggschiffe kommen eher Anfang des Jahres oder im Herbst und nicht kurz vor den Sommerferien.
- Preise: Im Jahr 2023 sind 1.400 Euro für ein Flaggschiff keine Seltenheit mehr, aber Sony ist nicht Apple, sie sind nicht Samsung und nicht Xiaomi. Als Underdog, der Sony mittlerweile nun mal ist, kann man nicht auf Marketing verzichten und dann die Preise der zwei Marktführer aufrufen. Hinzu kommt eine bescheidene Update-Politik, in diesen Bereich fließt das Geld also auch nicht. Ich sage nicht, dass man 899 Euro wie Google verlangen sollte, aber 999 Euro wären ein „fairer“ Preis für das Sony Xperia 1 V.
- Kamera: Die Kamera im Sony Xperia 1 V ist teilweise die beste Kamera auf dem Markt – wenn man sich auskennt. Nutzt man die Pro-App und nimmt man sich die Zeit, dann sind beeindruckende Fotos möglich. Bei den Schnappschüssen, bei denen vor allem die Software wichtig ist, spielt Sony aber nicht oben mit. Da habe ich immer wieder den Eindruck, als ob das Mittelklasse ist. Und mal ehrlich, die meisten Fotos im Alltag sind schnelle Schnappschüsse. Einem Nutzer, der sich damit nicht auskennt (oder beschäftigen möchte) kann ich das nicht empfehlen.
- Display: Die Helligkeit war mal ein Problem, das hat Sony aber gelöst. Es gibt OLED, es gibt 120 Hz, es gibt sogar eine (in meinen Augen komplett überflüssige) 4K-Auflösung. Doch 21:9 sind kein gängiges Seitenverhältnis. Das Sony Xperia 1 V ist so schmal wie mein kompaktes Apple iPhone 14 Pro, aber einfach spürbar länger, weil es oben und unten sogar noch etwas Rand gibt. Im Alltag sind die 21:9 aber in meinen Augen kein Mehrwert und viele Inhalte, wie Videos, nicht dafür angepasst. Ein minimal breiteres Samsung Galaxy S23 Ultra bietet da oft die bessere Darstellung der Inhalte. Also, entweder kompakt oder groß, aber kein Zwischending. Ich weiß, dass mich die letzten Sony-Fans gleich dafür in den Kommentaren kritisieren werden, aber die Verkaufszahlen sprechen eben eine eindeutige Sprache.
- Ökosystem: Sony hat ein sehr großes Angebot an Produkten, aber pflegt quasi kein Ökosystem. Wieso verknüpft man die Smartphones nicht mit den TVs und vor allem das PlayStation. Man besitzt die wertvollste Marke für Gaming der Welt und bald einen Handheld dafür, macht bei Smartphones aber exakt gar nichts damit. Es gibt ein Zusammenspiel mit den Alpha-Kameras, aber das ist keine Marke für den Massenmarkt, sondern eher für Profis. Viele Marken in der Android-Welt hätten diese Optionen gar nicht erst, die Sony hat. Aber man nutzt sie nicht und das ist schade, denn Samsung, Apple und Google zeigen, dass sowas in der heutigen Zeit extrem wichtig ist. Produkte wie ein Tablet, eine Smartwatch und Co. besitzt Sony auch nicht. Ihr Smartphone ist sehr leicht austauschbar, was mit einem Samsung Galaxy S23 Ultra, wenn man sich mal etwas auf das Ökosystem eingelassen hat, schwieriger ist.
Sony Xperia: Warum noch Smartphones?
Besonders viel Geld dürfte Sony mit den Xperia-Smartphones nicht mehr verdienen und ein neuer Blockbuster für die PlayStation 5 dürfte lukrativer als ein ganzes Jahr mit Smartphones sein. Sony betont aber, dass die Smartphones bleiben werden.
Sie sind Vorzeigeobjekte für Sony, vom Sensor für die Kamera über das Display, da steckt viel Technik von Sony drin. Es ist eine Spielwiese, aus der man als Experte durchaus viel herausholen kann. Daher verstehe ich, dass es hier noch Fans gibt.
Für mich ist ein Sony Xperia 1 V aber kein Smartphone, welches ich „normalen“ Nutzern empfehle. Nerds kennen die Reihe, da ist das okay. Die wissen auch, was damit möglich ist. Gegen Samsung und Co. hat man so aber keine Chance mehr.
Ich glaube auch nicht, dass Sony da wieder ändern wird, denn das wäre sehr teuer (Kamera-Software, mehr Android-Updates, besseres Ökosystem, das ist alles nicht günstig). Was schade ist, denn das Sony Xperia 1 V wäre mit ein paar Anpassungen für mich vielleicht das beste Android-Smartphone. Ich mag die Reihe weiterhin.
Mal schauen, wie sich das entwickelt, mit einem Sony Xperia 1 VI rechne ich 2024 durchaus, aber falls der Absturz anhält, dann wird man sich irgendwann die Frage stellen müssen, ob das noch sinnvoll ist. Aktuell kann sich Sony das als „Hobby“ leisten, als reiner Smartphone-Hersteller wäre „Xperia“ sicher schon am Ende.