Nokia Lumia 820 Testbericht

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Es ist nun über ein Jahr her, da hat unser Oliver seinen Bericht über das Nokia Lumia 800 hier veröffentlicht und ich habe euch im Laufe der Zeit diverse Apps auf dem Gerät vorgestellt und gezeigt. Ich hatte das Gerät jetzt sehr lange Zeit im Alltagseinsatz und habe mir nur aus zwei Gründen einen Androiden zusätzlich zugelegt. Ich benötige den Google Authenticator und wollte auf Google+ nicht verzichten. Den Authenticator habe ich nun auch auf den Lumias zum Laufen gebracht und somit ist für mich selbst nur noch Google+ ein Argument gegen einen kompletten Wechsel zum Lumia. Natürlich habe ich für euch eine Zeit lang darauf verzichtet und möchte euch hier das Lumia 820 näher bringen.

Besonders interessiert hat mich hierbei die Hardware und anders als meine Redaktionskollegen kann ich mit Zahlen nichts anfangen. Displayauflösungen, Prozessornummern, Grafikchipbezeichnungen, das alles hilft mir bei der Beurteilung eines Smartphones wenig. Ich fokussiere lieber den eigenen Eindruck und die Erfahrungen. Dafür habe ich das Gerät rund vier Wochen lang als tägliches Smartphone genutzt. Dennoch weiß ich, ihr wollt die Zahlen sehen. Also fangen wir mit dem Pflichtteil an.

Technische Daten

  • 4,3 Zoll ClearBlack-Amoled Display
  • 480 x 800 Pixel bei 217 ppi
  • 1,5 GHz Snapdragon Prozessor
  • 1 GB RAM
  • 8 GB interner Speicher (erweiterbar auf 64 GB)
  • Bluetooth 3.0, WLAN b/g/n, NFC, HSPA+, LTE
  • Drahtloses Aufladen mit Induktionsladegerät (liegt nicht bei)
  • 8 MP Backkamera mit Dual-LED Blitz (3264 x 2448 Pixel)
  • FullHD-Videoaufnahme
  • Frontkamera mit 640 x 480 Pixeln
  • 1650 mAh Akku
  • Gewicht 160 Gramm bei 123,8 x 68,5 x 9,9 mm Abmessung
  • Wechselcover in diversen Farben möglich

Lieferumfang bei mir

  • Nokia Lumia 820  (weiß)
  • InEar-Kopfhörer (weiß)
  • MicroSD-Kabel
  • Netzstecker
  • Anleitungen

Die Hardware und die Haptik

Wer das Lumia 820 zum ersten Mal in die Hand nimmt, wird direkt feststellen, dass er trotz der wenigen 160 Gramm ein ganz schön schweres Gerät in der Hand hat. Dazu kommt, dass für mich persönlich die 4,3 Zoll an der absoluten Obergrenze für Smartphones kratzen. Dennoch liegt das Lumia 820 von Nokia erstaunlich gut in der Hand und ich komme mit meinem Daumen gerade so in alle Ecken. An das Plastik des Wechselcovers musste ich mich erst noch gewöhnen. Ich hatte bei der Vorstellung des Lumia 820 nur ein Wort im Kopf, „Plastebomber“. Dieser Eindruck hat sich sofort nach dem Auspacken revidiert. Das Lumia 820 wirkt wertig und ordentlich verarbeitet. Lediglich wenn einem beim Wechseln des Covers der Akku direkt in die Hände fällt, schüttelt man kurz den Kopf. Gott sei Dank wechselt man die Cover nicht sehr oft.

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Eine bessere Lösung hätte ich mir aber beim Akkueinbau schon gewünscht. Wie das aussieht, könnt ihr in meinem Kurztest nochmal sehen. Ansonsten bin ich mit der Verarbeitung sehr zufrieden. Die Tasten sitzen bombenfest, nichts knarzt oder wackelt und alles sieht hochwertig aus. Dass Nokia aufgrund der Induktionsladung und der farbigen Wechselcover nicht mehr auf ein Gehäuse aus einem Guss setzt, tut mir persönlich sehr leid. Freiheit bei der Farbwahl würde ich jederzeit für ein Komplettgehäuse eintauschen. Aber ich habe bei vielen von euch schon gelesen, dass ihr das anders seht. Geschmäcker sind verschieden.

Da wir gerade beim Thema Induktionsladung sind. Nokia hat mir zusätzlich zum Lumia 820 ein Induktionsladecover und ein Fatboy-Ladekissen zukommenlassen. Beides haue ich noch mal gesondert nach den Feiertagen in die Tasten, aber ein paar Worte möchte ich schon vorab dazu verlieren. Zum einen habe ich mich binnen weniger Stunden total an diese Technik gewöhnt und ich will Induktionsladung am liebsten mit einer Platte im Schreibtisch für alle meine Smartphones haben. Es ist eine klasse Technik und ich freue mich auf die Zukunft, in der wir vielleicht auf dem Notebook ein Feld haben, welches das Gerät lädt und vielleicht noch gleichzeitig via NFC eine permanente Datenverbindung zum PC herstellt. Ziemlich schlecht finde ich aber, dass man für diese Technik ein extra Cover braucht.

Dass ein Induktionsladegerät extra kostet und separat erworben werden muss, kann ich noch verstehen, aber warum ein FatBoy-Ladekissen, so toll es auch aussieht um die 80 Euro kosten muss, verstehe ich nicht. Gerade wenn man so eine Technik verbreiten und Kunden anlocken will, wäre doch eine Grundausstattung mit Cover und eventuell einem Miniladegerät die weitaus bessere Wahl gewesen.

Doch zurück zum Gerät selbst. Wer länger damit arbeitet, lernt eine Sache sehr zu schätzen. Keine Lags, keine Denkpausen, einfach nur schnelles, zügiges ruckel- und fehlerfreies Arbeiten. Das ist es, was einem das Nokia Lumia 820 im Kern bietet und genau das ist es, was ich von einem Smartphone erwarte, egal was für eine Hardware drunter werkelt. Begeistert hat mich auch wieder einmal das Display. Im Kurztest las ich in den Kommentaren, wie schlecht und nicht up to date das Display doch sei. Dies entspricht jedoch gar nicht meinem Eindruck. Das Display hat kräftige Farben, ist gut lesbar auch in direktem Sonnenlicht und für meinen Geschmack einfach gut. Pixel mal Pixel hin oder her. Die Lautsprecher des Lumia 820 geben einen vernünftigen Ton von sich, es klingt zwar nicht supersatt wie frisch aus der Bassrolle, aber es gibt auch keinen blechernen Sound. Gerade die Sprachqualität kann einhundertprozentig überzeugen. Man versteht den Gesprächspartner zu jeder Zeit und auch umgekehrt. Mir wurde von zahlreichen Kontakten eine klasse Qualität bestätigt.

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Beim Design des Gerätes hat sich Nokia leider nicht am Lumia 800 orientiert. Wer das möchte, muss nämlich zum 920 greifen, ein Fehler in meinen Augen. Das Lumia 800-Design war und ist einfach richtig stark. Das aufgelegt wirkende Display, das Einstückgehäuse, das waren die designtechnischen Gewinner des Lumia 800. Das Lumia 820 geht neue Wege. Wenn man sich aber erstmal eine Zeit daran gewöhnt hat, passt es aber letztendlich auch. Was mich irre macht, ist die Platzierung des Sperrbuttons. Diese war beim Lumia 800 so weit oben, dass ich jetzt beim Lumia 820 immer die Lautstärketasten erwische. Aber auch das ist eine Frage der Gewohnheit.  Ein Designhighlight hätte ich mir auf der Rückseite aber dennoch gewünscht. Der Metalldesignstreifen längs am Gerät hoch zur Kamera war schick und das fehlt mir am Lumia 820 schon. Ansonsten bin ich aber rundum zufrieden mit der Haptik, der Verarbeitung und der Leistung des Gerätes. Ich glaube nicht, dass es hier Käufer gibt, die man enttäuscht hat.

Die Kamera

Bei der Kamera des Lumia 820 ist eine absolute Verbesserung gegenüber dem Lumia 800 festzustellen. Waren beim Lumia 800 noch alle Fotos irgendwie matschig, gelbstichtig oder total verwackelt, gelingt mit dem Lumia 820 nahezu jeder Schuss. Ich bin mit dieser Kamera sehr zufrieden und ordne sie nicht weit unter denen der iPhones und des 808 Pureviews ein. Dafür bedanke ich mich bei Nokia. Dazu kommen die wirklich erstklassigen und kostenlosen Foto-Apps wie Panorama oder intelligente Bilder mit denen Nokia seinen Usern einen fantastischen Mehrwert für lau anbietet. Doch dazu später noch etwas mehr. Videoaufnahmen mit dem Lumia 820 sind ebenfalls in Ordnung, können sich aber in schlechterem Licht nicht ganz so gut behaupten wie diejenigen vom Lumia 920. Hier findet ihr ein Testvideo von mir:

Ein paar Beispielbilder der Fotokamera findet ihr in der Galerie. Die Frontkamera ist aufgrund ihrer Auflösung nicht die allerbeste. Ich muss aber auch gestehen, dass sie besser ist als diejenige des Sony Xperia P.

Die Akkulaufzeiten

Vom Akku des Lumia 820 bin ich überwältigt. Beim Lumia 800 war er sehr knapp bemessen und oft habe ich es nicht durch meinen Arbeitstag geschafft. Mit dem Lumia 820 ist das locker drin. Bei meinem Nutzungsverhalten, also drei Mailkonten im Push, viel Twitter, etwas Facebook und Whatsapp, ab und an Surfen und ca. 20 Minuten telefonieren, fahre ich morgens um 7 Uhr los und komme abends gegen 18:00 Uhr mit 30 bis 40 Prozent Akku heim. Genial ist, dass der Akkuverbrauch im Standby ebenso sparsam ist wie bei der Benutzung. Bei meinem Sony Xperia P ist der Verbrauch im Standby ok, aber sobald man es wirklich nutzt, kann man dem Akku beim Schrumpfen zu gucken. Für mich ist der Akku so ziemlich das Beste, was ich bisher hier an Smartphoneakkus gesehen habe. Dazu kommt die Induktionsladung, welche es mir ermöglicht, das Gerät zu laden ohne mit Kabeln herumzuhantieren. Auflegen, warten, fertig. Eine Ladung dauert, grob geschätzt, etwa zwei Stunden.

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Die Software

Windows Phone 8 ist keine Revolution und keine Evolution sondern in meinen Augen eine nötige Weiterentwicklung von Windows Phone 7.5, welche leider noch immer nicht alle Wünsche befriedigt. Doch fangen wir mit den positiven Sachen an. Zum einen läuft das Multitasking in meinen Augen wesentlich besser. Zwar laden einige Apps immer noch komplett neu, wenn man auf sie zurück wechselt, aber die meisten Apps haben die Inhalte noch gecached und laden nur die neueren Dinge nach. Besonders zeigt sich das bei mir anhand der Twitter-App Rowi. Ebenso positiv zu bewerten sind viele Einstellungsmöglichkeiten des Desktops und seiner Kacheln. Das war schon lange überfällig. Jetzt kann man die Kacheln selbst dimensionieren. Die Auswahl an Apps selbst ist noch etwas beschränkt. Dafür kann Nokia nichts, aber viele von euch wollen das wissen und daher sei es hier erwähnt. Ich für meinen Teil finde 70 Prozent meiner Lieblingsapps auch auf Windows Phone 8 wieder beziehungsweise gute Alternativen dafür.

Die Fehler, die noch immer nicht behoben sind, fallen mir aber auch immer wieder auf die Füße. So regt es mich regelmäßig auf, dass sobald der Bildschirm aus ist, auch die WLAN-Verbindung ausgeschaltet wird. Das ist Schwachsinn bei meinem Nutzungsverhalten und ich würde es wenigstens einstellen wollen. Das fehlende VPN stört gewaltig, denn ich benutze es jeden Tag, um bei Kunden gewisse Sachen kurz nachzusehen oder ad hoc helfen zu können. Auch das permanente Ausblenden der Statusleiste nervt mich etwas und sollte wenigstens optional einstellbar sein. Dass mein Lumia 820 NFC hat, finde ich genial. Derzeit findet man aber keine Möglichkeit, mittels Tags zum Beispiel die Bluetoothsteuerung zu automatisieren. Ob das an den Restriktionen des Betriebssystems liegt oder schlichtweg an einem Mangel entsprechender Apps, vermag ich nicht zu beurteilen.

Absolute Highlights sind für mich aber nach wie vor der tolle Mail-Client, die Live-Kacheln und ein schneller und gut nutzbarer Browser. Wer hätte gedacht, dass man das je von einem Internet Explorer sagen würde. Außerdem habt ihr endlich die Möglichkeit Screenshots per Tastendruck zu erstellen, eine für mich wirklich wichtige Neuerung, auch wenn ihr das eventuell anders seht.

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Das dicke Ende

Zusammenfassend kann ich folgendes sagen. Mit dem Nokia Lumia 820 hat Nokia einen absolut ordentlichen Job gemacht, das ist ein Smartphone mit dem man gerne arbeitet, spielt, mailt und surft. Bei einem Amazon-Preis von unter 470 Euro macht man absolut nichts verkehrt, hat einen starken Akku, LTE, NFC und eine ordentliche Kamera an Board. Sollte man doch einmal schlechte Fotos gemacht haben, gibt es tolle Apps von Nokia, welche das wieder ausbügeln. Von der Software her muss man sagen, dass ich mir von Windows Phone 8 ein wenig mehr versprochen habe, aber alles in allem die Weiterentwicklungen dem System wirklich weiter geholfen haben.

Für die Software muss man Nokia noch einmal gratulieren. Mit kostenloser Navigation durch Nokia Drive, eBook-Reader, unzähligen Foto-Apps und vielem mehr schafft man für seine Käufer einen, nicht von der Hand zu weisenden erheblichen Mehrwert. Ich weiß nicht, ob andere Windows Phone Hersteller das auch machen, aber ich selbst würde wohl bei einem Kauf nur zu Nokia greifen, nicht zuletzt wegen dem ordentlichen Ökosystem mit Musik, Apps und Onlinespeicher.

Legt euch ruhig ein Lumia 820 unter den Weihnachtsbaum. Viel verkehrt macht man damit meiner Meinung nach nicht. Einige Apps wie die „Brieftasche“ werde ich mir für euch noch mal gesondert ansehen, denn diese konnte ich bisher noch nicht genau unter die Lupe nehmen. Fest steht, das Nokia Lumia 820 ist mein daily Driver, mein Smartphone der Wahl für den täglichen Wahnsinn. Habt ihr noch Fragen? Dann ab damit in die Kommentare!


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