Nokia: Ein Blick in die Zukunft

Hardware

Vor genau einer Woche stimmten die Aktionäre von Nokia mit 99 Prozent der Übernahme durch Microsoft zu. Das Unternehmen aus Redmond wird ab 2014 den Bereich Mobilfunk von Nokia übernehmen. Die Finnen werden sich nach mehreren Jahren also erstmals aus dem Bereich verabschieden. Das ist aber noch lange nicht das Ende der Marke Nokia. Ein Blick in die Zukunft.

Auch wenn ein großer Teil der Mitarbeiter und ein wichtiger Bereich von Nokia bald unter der Leitung von Microsoft stehen wird, so haben die Finnen immer noch drei wichtige Geschäftsbereiche, auf die sie sich in Zukunft konzentrieren können. Der Deal mit Microsoft bedeutet also nicht, dass die Marke Nokia verschwinden wird. Die Frage ist zwar, auf was sich Nokia in den nächsten Jahren konzentrieren wird, aber man hat mehrere Optionen und das nötige Kleingeld, um sich neu auszurichten.

Was passiert mit der Marke Nokia?

Was immer noch für Verwirrung sorgt sind die Rechte an den jeweiligen Marken, auch wenn beide Unternehmen das mehr oder weniger kommuniziert haben. Die beiden Marken Lumia und Asha werden zu Microsoft übergehen, der Name Nokia darf aber nur mit den „Featurephones“ genutzt werden. Bei den „Smartphones“ wird Microsoft die eigene Marke nutzen. Hier setzt man aber auf Lumia, denn diese Marke hat Nokia in den letzten Jahren gut aufgebaut. Sie steht quasi für Windows Phone.

Es wird aber auch eine Übergangsphase geben, ich denke nicht alle neuen Windows Phones werden ab 2014 dann mit einem Microsoft-Logo verkauft. Wie lange diese dauert und wie der Wechsel aussieht ist noch offen. Microsoft wird den Deal erst mal in trockene Tücher bringen und dann bekannt geben, wie es weiter geht. Ein guter Zeitpunkt für so eine Bekanntgabe wäre der Mobile World Congress im Februar. Das ist bis jetzt aber auch nicht mehr als eine reine Spekulation von meiner Seite.

Fakt ist aber, dass wir den Namen Nokia früher oder später nicht mehr auf Windows Phones sehen werden. Offen ist, was Microsoft mit der Asha-Reihe vor hat, doch ich gehe mal schwer davon aus, dass auf den Einsteigermodellen auch irgendwann eine Version von Windows (Phone) laufen wird. Spätestens dann wird sich Microsoft auch hier vom Nokia-Schriftzug verabschieden. Aber wie gesagt, das ist ein Punkt, der noch offen ist und in dem noch nicht alle Fragen endgültig geklärt wurden.

Die neuen Geschäftsbereiche

Etwas klarer wird es, wenn wir uns die Optionen anschauen, die Nokia dann ab 2014 hat. Hier wird es wie gesagt mehrere Geschäftsbereiche geben. Ob es bei den drei aktuellen Bereichen bleibt ist noch offen, aber momentan sieht es mal ganz aus.

Der größte der drei Bereiche wird ganz klar Nokia Solutions and Networks, oder kurz NSN, sein. Hier befindet man sich in einem harten Wettkampf mit Unternehmen wie Ericsson oder Huawei und ZTE und die Aufgabe von NSN ist das Entwickeln von Netzwerken und das Verkaufen von dem passenden Equipment an die Netzbetreiber. Nokia wird also nicht mehr im Endkundenmarkt aktiv sein, kann diesen aber immer noch mehr oder weniger aktiv durch den Bereich NSN beeinflussen.

Das zweite große Standbein sind die Location Based Services, wo man sich im letzten Jahr mit der Marke HERE einen Namen gemacht hat. Vor allem im KFZ-Bereich ist Nokia seit einiger Zeit sehr stark. Dieser Bereich wird in Zukunft noch durch andere Dienste, wie zum Beispiel wie Musik, erweitert und ich gehe davon aus, dass Nokia hier im nächsten Jahr eine Menge Druck machen wird. Bis jetzt ist Nokia hier eher im Bereich Windows Phone anzutreffen, ein möglicher Weg wäre vor allem auch eine plattformübergreifende Lösung, die Android und iOS beinhaltet.

Nokia als Dienstanbieter ist keine neue Strategie, doch ich gehe davon aus, dass man sich dann in Zukunft noch breiter aufstellen wird. Die Chancen in diesem Markt sind gar nicht mal so schlecht, Nokia muss allerdings auch auf anderen Plattformen mehr Druck machen und darf nicht nur Windows Phone bevorzugen, wenn man hier eine führende Rolle übernehmen möchte. Ich bin gespannt, welche Dienste man neben der Navigation und Musik im nächsten Jahr noch anbieten möchte.

Der letzte Geschäftsbereich nennt sich Advanced Technologies und konzentriert sich auf das große Portfolio an Patenten, die Nokia besitzt. Diese bleiben weiterhin in der Hand von Nokia, denn Microsoft hat die nötigen Patente erst mal nur lizenziert. Dieser Bereich könnte der innovativste von Nokia und eine treibende Kraft bei der Neuausrichtung werden. Das sieht auch Risto Siilasmaa, CEO für den Übergang, so. Hier wird sich aber noch zeigen, wie stark das Portfolio von Nokia wirklich ist.

Wie geht es weiter mit Nokia?

Nokia hat also gute Chancen, um als Unternehmen bestehen zu bleiben. Man gibt den größten Teil zwar ab, doch kann jetzt auch ganz neu anfangen. Wichtig sind hier eine klare Struktur und ein Plan für die nächsten Jahre. Wie dieser Plan aussieht dürfte sich demnächst entscheiden, wenn Nokia seinen neuen CEO wählt. Aktuell wird das Unternehmen von Risto Siilasmaa geleitet, der aber nur CEO für den Übergang ist. Sollte er die Leitung nicht dauerhaft übernehmen, was aber durchaus sein könnte, steht auch Timo Ihamuotila als möglicher Kandidat für die Rolle des CEO im Raum.

Nokia hat eine turbulente und spannende Unternehmensgeschichte hinter sich. Einst Hersteller für Papiererzeugnisse, folgte ab Beginn des 20. Jahrhunderts der Wandel hin zu einem Geschäft für Gummistiefel. Erst danach wurden die Finnen weltweit für ihre Mobiltelefone bekannt. Jetzt steht man wieder vor einer großen Herausforderung und es würde mich nicht wundern, wenn man auch diese meistern wird. Ein bisschen schade ist die Entwicklung schon, doch vielleicht nutzt Nokia die neue Chance und kommt in ein paar Jahren wieder zurück auf den Markt.

Der Plan für die nächsten Jahre sieht aber erst mal so aus: Alle nötigen Details für den Übergang klären, das Patent-Portfolio für neue Innovationen nutzen und den Bereich Services ausbauen. Die Marke Nokia bleibt uns also auf jeden Fall noch eine Weile erhalten, auch wenn man die Mobilfunksparte im nächsten Jahr abgibt.


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