Ortur Aufero Mini-CNC ausprobiert

Ortur Aufero Cnc Header

Vor einigen Monaten bekam ich von Gearbest eine umgelabelte CNC3018Pro in Form der Alfawise C10 Pro für einen Test. Der Lieferumfang war ein wahres Puzzlespiel aus zwölf Fantastiliarden Teilen, mit schlechter Bauanleitung, im Lieferumfang fehlenden Teilen für den Zusammenbau und übelster Fernsteuerung der Fräse nebst schlechter Qualität im Allgemeinen.

Ich habe mich dann nach einigen Tagen aus diesen Gründen dazu entschieden, dieses Gerät nicht vorzustellen und damit gar noch zu bewerben. Ein paar Monate später wurde ich letztes Jahr dann gefragt, ob ich denn die Ortur Aufero Mini-CNC testen wollen würde. Aus eben genannten Gründen wollte ich eigentlich absagen, aber mir wurden einige Verbesserungen versprochen, die mich dann doch neugierig machten und ich sagte zu.

Es wurde wohl in der Tat noch viel daran in Form eines Betatesterprogramms gearbeitet und so geschah es vergangene Woche im Jahre 2021 erst, dass das Paket überraschend im Hausflur lag.

Damit ihr diese Einleitung auch nachvollziehen könnt möchte ich auf jeden Fall anreißen, was mir sofort an Unterschieden zwischen beiden Systemen aufgefallen war. Dazu packe ich auch euch noch eine Galerie mit Fotos dieser Punkte ans Ende der folgenden Aufzählung.

  • Zusammenbau. Während ich für die Alfawise CNC noch über eine Stunde am schrauben war (nachdem Wochen später die fehlenden Teile aus China eintrafen), ist im Falle der Ortur Aufero nur ein Bruchteil der Zeit vergangen. Hier ist vieles schon vormontiert und man braucht wirklich nur wenige Schrauben reinzudrehen und die Kabel der Achsen und Endstops einzustecken. Die Anleitung besteht hier nun aus 2 Seiten, die auch völlig ausreichen!
  • Endstops! Die Aufero CNC hat Endstops bekommen. Das klingt erstmal nicht so wichtig, aber im Alltag war es so, dass man bei der Alfawise den Fräser manuell nach links bewegt hat und am Ende der Achse wollte das Ding dann einfach mit lautem Gerätsche weiter in die Richtung fahren, obwohl dies eben hardwaretechnisch nicht mehr möglich war.
  • Not-Aus. Die Ortur Aufero CNC ist auch mit einem Not-Aus Schalter ausgestattet. Mal abgesehen vom Ernstfall ist so ein Schalter, wenn mal etwas schief geht und der Fräser evtl. ins falsche Material oder zu tief einbohrt Gold wert. Bis man in der Software den Button gefunden hat und die Maschine sonst anhält kann der Bohrer schon abgebrochen sein.
  • Verarbeitung generell. Allein wenn man die beiden Maschinen hochhält fällt auf, dass die Ortur deutlich schwerer ist. Das ist besseren Materialien geschuldet und führt zu mehr Stabilität beim nutzen der Maschine.
  • Motor. Im Vergleichsfoto sieht man sehr schön, dass der Motor nun deutlich größer/stärker ist. Auch dies ist wichtig, da er schneller drehen kann und mehr Kraft hat und somit andere Materialien schneiden bzw. einfach besser bearbeiten kann.
  • Fernbedienung. Auch hier ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Alfawise CNC hatte ein Dings, welches im Grunde eine Platine mit einem schlechten Display in Verbindung mit einem Flachbandkabel und schlechten Knöpfen besitzt. Die Ortur hat eine Fernbedienung in Optik eines Smartphones mit großem Touchscreen, schöner Software drauf, guten Tasten und Spiralkabel als Verbindung. SO muss das sein!
  • Mainboard. Das Mainboard und sämtliche Kabel liegen bei der Alfawise Fräse einfach so offen am Gerät rum. Ein kleines Gehäuse hätte da sicher geholfen. Die Ortur Aufero hat ein Gehäuse ums Mainboard und die Kabel können sofern nötig an weißen Halterungen mit Kabelbinder am Gerät fixiert werden.
  • Höhen-Sensor. Die Aufero hat einen elektr. Höhensensor. Damit lässt sich die Z-Achse ganz einfach einstellen.
  • Der Preis. All diese Punkte wirken sich selbstverständlich auch auf den Preis aus. In Form von einem Unterschied von fast 100 EUR. Die Alfawise kostet aktuell 183,- EUR und die Ortur 260,- EUR.

Der Ordnung halber sollte noch erwähnt werden, dass mittlerweile einige der Alfawise (3018 Pro Clone) CNC verkauft wurden und es eine große Community dazu gibt. Viele Punkte können nun an der günstigeren Alfawise Fräse mit Anleitungen dieser User nachgerüstet werden. Ein größerer Motor, die Endstops usw. Die Anleitungen gibt es im Netz. Ich würde aber direkt zur Ortur greifen und mir den Stress sparen.

Lieferumfang, Versand, Zusammenbau Ortur Aufero

Nach dieser umfangreichen Zusammenfassung der Unterschiede beider Mini-CNC-Maschinen nun aber zur Ortur Aufero CNC selbst. Der Versand erfolgt üblich in einem stabilen Karton, gefüllt mit Schaumstoff, in welchem in passenden Taschen die Einzelteile der Fräse zu finden sind.

Einmal ausgepackt sieht man schon zwei große Haupt-Teile, die im Grunde nur miteinander verschraubt werden müssen. Dann noch den Motor einspannen, die Achsen verbinden, die Kabel einstecken, die Fernbedienung anstecken und schon kann es losgehen. Das alles dauerte insgesamt kaum 20 Minuten und ist mit der 2seitigen Bauanleitung problemlos zu meistern.

Das Mainboard ist nicht einfach so auf der Rückseite montiert, sondern bekam vom Hersteller auch ein kleines Blechgehäuse spendiert. Dazu finden wir noch ein schönes Touchscreen-Bedienteil, welches mit Spiralkabel auch etwas entfernt vom Gerät genutzt werden kann und einen MicroSD-Slot besitzt, damit die Maschine auch ohne angeschlossenen PC arbeiten kann. Dazu finden wir oben auf dem Gerät einen Notaus-Schalter. Wie schon erwähnt ist alles deutlich komfortabler, aufgeräumter und sicherer als bei der Alfawise CNC.

Die Aufero hat an den jeweiligen Achsen auch Endstops verbaut bekommen. Sie reagieren auf Induktion und nicht mechanisch, da mechanische Endstops durch abgefräste Teile verklemmen könnten. Die Kabel zu den Endstops und Motoren werden schön und nicht störend am Gehäuse entlang verlegt.

Einmal zusammengebaut sollte das Material eingespannt werden. Dazu liegen entsprechende Halterungen bei. Es ist auch eine Plexiglasplatte und ein Stück MDF-Holz im Lieferumfang, damit man gleich mal eine der Demo-Dateien vom Speicherstick (MicroSD-Karte in einem Kartenleser) ausprobieren kann.

Ortur Aufero Cnc Material Einspannen

Im Lieferumfang befinden sich zudem drei Fräsköpfe. Je nachdem, welcher eingespannt wird, kann man dann tief fräsen, mit weniger Ausriss fräsen oder evtl. auch nur einen ganz dünnen Schriftzug beispielsweise in Alu gravieren.

Ich habe den Ortur-Schriftzug von einer beiliegenden Testdatei in eine 3mm starke Holzplatte schneiden lassen. Zu dem „Wie-geht-das?“ gibt es eine Videoanleitung und somit war das nach dem anschauen des Erklärvideos kein Problem.

Ortur Aufero Cnc Fraeser

Ein bisschen auf dem Holz entlang des Schriftzugs gefeilt und schon waren die Kanten nicht mehr so stark ausgerissen. Neben dem Schriftzug seht ihr den jeweils genutzten Fräser.

Ortur Aufero Cnc Demo Vorher Nachher

Zur Vorgehensweise

Man fährt die Maschine auf Home (vorne links) und fährt dann über die App (Candle) den Kopf an die eigentliche 0-Position, die dann idealerweise am Material nach dem verschwendeten Platz durch die Halterungen beginnt. Setzt x und y auf 0 und dann steckt man den Höhensensor ein und fährt damit die Z-Achse der Fräse auf die Oberfläche des Materials. Die geschieht völlig automatisch und man muss nicht wie bei den 3D-Druckern noch mit einem Papier drunter leveln etc. Nun von der automatisch erkannten Höhe noch 2mm runterfahren (die Höhe des Z-Sensors) und Z auf 0 setzen. Danach klickt man in Candle auf SEND und der eigentliche Vorgang wird aus dieser Höhe und von diesem eingestellten Punkt aus gestartet.

Soweit so gut. Mir gefiel das Ergebnis für den ersten Versuch sehr gut!

Die eigentliche Arbeit kommt meines Erachtens auch erst dann, wenn man mit der Software hantieren muss und eine selbst erstellte Grafik aufs Holz packen möchte. Der obige Demo-Schriftzug existiert ja schon als vorgefertigte Datei, welche nur noch an die CNC übertragen werden muss.

Die Software

Auf dem beiliegenden USB-Stick finden wir gleich 4 Software-Pakete, die Firmware, ein Demovideo, Test-Dateien usw. Aber im Grunde muss man den eigentlichen Vorgang selbst, also von der eigentlichen Idee zum Fräser, selbst erlernen oder sich via Youtube-Videos aneignen.

Allein die Rubrik Software beinhaltet als Datei oder Link:

  • Candle 2
  • FreeCAD
  • Fusion_360
  • Grbl_Overseer_v1.2

Zu den Apps gibt es dann auch mal eben 10MB große Handbücher und solchen Kram. Einfach ist das aber so nicht zu verstehen. Also habe ich Youtube angeworfen und geschaut, was andere CNC-Besitzer so machen.

Ortur Aufero Cnc Demo

Für das obige MobiFLip-Logo habe ich dann eine SVG-Bild-Datei in Inkscape geöffnet, etwas angepasst und daraus eine DXF-Datei erstellt. Diese Datei habe ich dann mit einem DXF2GCODE App in Gcode umgewandelt.

Ortur Aufero Cnc Cxf2gcode

Mit diese Tool kann ich dann auch die Fräser und die jeweilige Fräs-Höhe etc. einstellen. Diese Schritte könnte man auch via GCODE-Erweiterungen in Inkscape machen, aber da muss ich mich wohl auch erst noch einlesen. Anschließend habe ich dann die Datei über die App Candle zur CNC geschickt und den Fräsvorgang gestartet.

Ortur Aufero Cnc Candle Screenshot

Das hat in diesem Fall eher Semi-gut geklappt, weil ich zu tief gefräst habe und ins darunterliegende Opfermaterial gefräst habe. Das verwenden eines solchen Holzes kann ich übrigens nur wärmstens empfehlen! Sonst graviert oder fräst ihr direkt in das eigentliche Alu-Bett der Fräse! Hier eine kleine Slow-Mo von dem Fräsvorgang. An dieser Stelle war ich schon durch mein eigenes Material durch, welches wohl doch nicht genau 3mm dick war. :)

Ortur Aufero In Aktion

Hinweis

Es empfiehlt sich auch einen Staubsauger parat zu haben, da sehr viel Staub und Dreck erzeugt wird. Im Lieferumfang befindet sich auch eine Schutzbrille! Auch diese sollte immer getragen werden. 

Die Fräse arbeitete in meinem Versuch prima mit Holz, Plexiglas und ich habe auch in ein Stück Alu etwas graviert. Alles kein Problem. Die Maschine arbeitete jeweils top. Wenn es Probleme bei den Ergebnissen gab. lag es zu 99,9 % an falschen Einstellungen (Tiefe, Geschwindigkeit, Fräser) von mir. Das sieht man vor allem am Plexiglas. Zu schnell schmilzt es, zu tief bricht es usw. All dies sind Einstellungen und Werte, die man über die Zeit erst einmal erlernen muss.

Sofern man nicht zu tief loslegt ist aber Holz nie problematisch gewesen.

Was mir definitiv noch fehlt ist eine App wie Lightburn, mit der ich die endgültige Datei selbst erstellen und direkt an den Laser – bzw. an die CNC – schicken kann. Im Netz habe ich schon diverse Apps gesehen, aber bei Estlcam muss die Firmware der CNC modifiziert werden, bei Easel muss ich erst einmal die Aufero CNC richtig einbinden. Das klappte schon 50% und dürfte mit ein wenig rumtüfteln auch 100% möglich sein.

Ortur Aufero Cnc Easel Screenshot

Dann wäre EASEL wohl meine erste Wahl. Es gibt eine kostenlose Trial-Phase und auch danach bleibt eine Nutzung (etwas im Funktionsumfang eingeschränkt) möglich. Easel ist eine Web-Oberfläche und deshalb unter Windows wie auch MacOS nutzbar und kann im Grunde all das, was ich gerne hätte. Also vom Entwurf bis zum endgültigen Fräsen. Ich bleib hier wohl also dran und versuche am nächsten freien Tag wieder mein Glück.

Bis dahin muss ich eben weiterhin den Weg über 2-3 Apps gehen. Am Ende ist es das Ergebnis was zählt, oder nicht?

Damit ihr euch noch etwas unter „Dreck und Lärm“ vorstellen könnt noch ein kurzer Clip:

Fazit

Gerade verglichen mit der günstigeren Alfawise CNC liegen hier wirklich Welten dazwischen. Die zusätzlichen Fräser, die Erweiterungen in Sachen Endstop, Fernbedienung, Notaus und größerem Motor machen sich im Alltag extrem bemerkbar.

Das Gerät macht definitiv Lärm und ordentlich Dreck und sollte von daher in einem Hobby-Keller oder dergleichen genutzt werden, wenn man nicht ständig mit dem Staubsauger hantieren möchte.

Die Ergebnisse lassen sich aber sehen und mit ein bisschen mehr Übung freue ich mich schon auf die schönen Arbeiten damit.

Bei all dem Lob muss natürlich trotzdem klar sein, dass dies ein Hobby-Gerät ist. Kleine Dinge sind absolut möglich, für größere Objekte oder Massenabfertigungen muss man direkt in Erwägung ziehen professionelle Maschinen zu nutzen und zu kaufen oder mieten.

Wer aber nur hier und da mal etwas gravieren, eine Schachtel fräsen, oder … möchte, bekommt mit der Ortur Aufero CNC auf jeden Fall ein gutes Gerät. Vermutlich auch ideal, um für weitere eventuell später auch größere Projekte die nötige Erfahrung sammeln zu können.

Wertung des Autors

Michael Meidl bewertet Ortur Aufero mit 4.0 von 5 Punkten.

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