VDI-Ökobilanzstudie: Elektroautos ab 90.000 km klimafreundlich

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Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat seine neue Ökobilanzstudie 2023 veröffentlicht, die die Umweltwirkungen verschiedener Antriebskonzepte für Pkw der Kompaktklasse untersucht.

Die Studie vergleicht Elektroautos (E-Autos), Plug-in-Hybride und konventionell angetriebene Fahrzeuge (Diesel/Benzin). Nach der VDI-Ökobilanzstudie sind Elektroautos in der Kompaktklasse ab einer Laufleistung von 90.000 Kilometern klimafreundlicher als konventionell angetriebene Fahrzeuge. Im Langzeitbetrieb mit einer Laufleistung von 200.000 Kilometern schneiden Elektroautos und Hybridfahrzeuge in der Klimabilanz am besten ab, gefolgt von Diesel- und Benzin-Pkw.

Die Studie betont, dass die genaue Ökobilanz eines Autos von vielen Faktoren abhängt, unter anderem vom Produktionsstandort, dem Energiemix bei der Herstellung, dem verwendeten Antrieb und dem Energieverbrauch auf der Straße. Obwohl Elektroautos und Plug-in-Hybride aufgrund der ressourcenintensiven Herstellung der Antriebstechnologie mit einem ökologischen Rucksack starten, schneiden sie in der Langzeitbetrachtung besser ab.

E Autos Werden Klimafreundlicher

Im Ökobilanzvergleich schneiden Elektroautos bei einer angenommenen Fahrleistung von 200.000 Kilometern am besten ab, gefolgt von Plug-in-Hybriden. Diesel- und Benzinfahrzeuge weisen im Betrieb höhere CO₂-Emissionen auf, insbesondere wenn sie mit fossilen Kraftstoffen betankt werden.

Auszug aus der Pressemeldung zur Studie

Trotz ökologischem Rucksack: E-Autos und Plug-in-Hybride schneiden im Langzeitbetrieb am besten ab

Im Ökobilanz-Vergleich der Ingenieure und Ingenieurinnen schneiden bei einer angenommenen Laufleistung von 200.000 Kilometern, die das Fahrzeug auf der Straße fährt, E-Autos am besten ab. Sie verursachen im betrachteten Gesamtzeitraum – von der Fahrzeug- und Antriebsproduktion bis zum Ende der gefahrenen Kilometer – 24,2 Tonnen CO2. Auf Rang 2 liegen Plug-In-Hybride (wie der Toyota Corolla Hybrid) mit einem unwesentlich mehr CO2-Emissionen von 24,8 Tonnen. Diesel- und Benzinerfahrzeuge der Kompaktklasse (wie der Ford Focus, VW Golf) folgen mit deutlichem Abstand auf den Plätzen 3 und 4 und sind beim Betrieb mit 100 % fossilen Kraftstoffen für Treibhausgas-Emissionen von 33 Tonnen CO2 (Diesel) bzw. 37 Tonnen CO2 verantwortlich.

Der VDI untersuchte in der umfassenden Ökobilanz-Studie verschiedene Szenarien der Stromnutzung. Ab einer Fahrleistung von 90.000 Kilometern sind E-Autos der Kompaktklasse (wie der VW ID.3) in Deutschland klimafreundlicher als Autos mit konventionellen Kraftstoffen. Würde man in Deutschland künftig – wie von der Bundesregierung geplant – ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien für den Fahrzeugantrieb nutzen, wären E-Autos mit heutigem Standard im Jahre 2035 schon ab 60.000 gefahrenen Kilometern klimafreundlicher als Diesel- oder benzinbetriebene Fahrzeuge. Wird ein E-Auto mit fossil erzeugtem Strom betrieben, verschiebt sich der Wert auf 160.000 gefahrene Kilometer.

„Wir müssen uns bei der Ökobilanz die Treibhausgasemissionen von Produktion, Laufzeit und Entsorgung anschauen. Erst die grün produzierte Batterie und ihre Vormaterialien macht die E-Mobilität klimafreundlich. Hier hat die Industrie in Zukunft einen großen Hebel für eine klimafreundlichere Mobilität, der heute leider noch nicht genutzt wird. Wir brauchen daher mehr Batterieproduktion Made in Germany, ein besseres Batterierecycling sowie den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien – sowohl in Form von grünem Strom als auch grünen Kraftstoffen. Die Ökobilanzstudie zeigt, dass es zu kurz gedacht ist, nur über den Verbrauch der Fahrzeuge zu reden“, sagt VDI-Fahrzeugexperte Joachim Damasky.

Zum Studiendesign: VDI-Ökobilanzstudie 2023

Die Ökobilanzanalyse analysiert den Umwelteinfluss verschiedener Pkw-Antriebskonzepte am Anwendungsfall von 2021 produzierten Kompaktklassefahrzeugen (z. B. VW ID.3, Ford Focus, Toyota Corolla Hybrid, VW Golf). Analysiert wurden die Treibhausgasemissionen, wenn das Auto in Deutschland fährt. Die angenommene Laufleistung je Fahrzeug beträgt 200.000 Kilometer unter Verwendung des Mittelwertansatzes (mittlerer Strommix) und des WLTP-Testverfahren („Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure“).

Die VDI-Studie wurde durchgeführt vom interdisziplinären Expertengremium Antriebe des VDI-Fachbereichs Kraftfahrzeugtechnik in der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik und durch das Karlsruhe Institute of Technologie (KIT) unterstützt. Die Methodik und Ergebnisse wurden einem Review-Verfahren durch das unabhängige Paul Scherrer Institut (PSI) unterzogen.

Die Studie unterstreicht insgesamt die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien, der Produktion grüner Batterien und einer nachhaltigen Batterieproduktion in Deutschland und Europa, um Mobilität klimafreundlicher zu gestalten.


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  1. Holzkopf 🪴

    Ich trete hier heute mal als Spielverderber auf:
    Die Studie sagt aus, dass Elektroautos "klimafreundlicher" sein.

    Ich glaube, dass Autos als Massentransportmittel im Allgemeinen niemals ein umweltfreundliches oder klimafreundliches Transportmittel werden können. Elektroautos verbesser die Bilanz ein wenig, mehr aber auch nicht.

    Das Auto funktioniert als Massentransportmittel – wie in unserem Land zu sehen – nur in Kombination mit einer wahnsinnigen Infrastruktur (Straßen, Autobahnen, überall massenweise Parkplätze, usw.). Diese ist (stand heute) ziemlich genauso "umweltfreundlich" wie vor 50 Jahren. Eigentlich sogar noch schlimmer, da die Autobahnen immer breiter gemacht werden müssen, immer neue Straßen hinzukommen und allgemein immer mehr Kapazität geschaffen werden muss um all die Fahrzeuge irgendwie halbwegs sinnvoll nutzbar zu machen.

    Elektroautos setzen hier sogar noch einen drauf, weil jetzt auch überall Lademöglichkeiten geschaffen werden müssen, sonst funktioniert das Prinzip nur für den reichsten Teil der Bevölkerung.

    Aus Sicht der Städte besteht des Weiteren die Gefahr, dass durch viele Ladepunkte Parkplätze zementiert werden, wo Städte das Auto heutzutage eigentlich eher zurückdrängen und nicht noch zusätzlich fördern wollen.

    Wer tatsächlich umweltfreundlich sein und sich nicht nur einer Illusion von Nachhaltigkeit hingeben will fährt Fahrrad oder Bahn. So einfach ist das. Lügt euch nicht selbst an.

    1. Mårtiň 🏆

      Na ja, die Welt ist nicht so einfach. Jedes Leben und jedes Handeln hat einen Impact. Bahnstrecken müssen ebenso gebaut werden, Busse, Lieferverklehr, Feuerwehren und Krankwägen benötigen Straßen ebenso, man könnte sie nicht einfach weglassen.

      1. Holzkopf 🪴

        Schöner Strohmann den du da aufgestellt hast ;)

        Wie gesagt, das Problem ist das Auto als Massentransportmittel.
        Das geht stand heute einfach nicht nachhaltig. Und meine Einschätzung ist eben, dass das auch niemals gehen wird.

        Dass Straßen gebraucht werden hat niemand angezweifelt. Die Frage ist eher was für welche und in welcher Größe und Menge.

        1. Mårtiň 🏆

          Ich finde eher, dass du das ganze in eine sehr komische Richtung drehst. Würde es diese Massen an Autos nicht geben, glaubst du denn wäre in jeder kleinen Ortschaft eine Straße, die per Feuerwehr und Krankenwagen befahrbar ist? Jedes Dorf müsste darum kämpfen, ordentlich angebunden zu sein. Du siehst ja heute schon die ganzen Ortschaften die vom Schienen Netz abgekoppelt werden, weil es sich nicht mehr rechnet. Wenn man auf der einen Seite die Kosten und die Folgen von Fahrzeugen einrechnen möchte, und auf der anderen Seite aber nicht bedenkt, was es für Konsequenzen hätte und dass Kosten und Folgen auf der anderen Seite entstehen, ist das eben auch nur eine einseitige Sichtweise. Zumal ein Auto individuelle Freiheiten ermöglicht, die ein ÖPNV niemals in der Form erreichen kann. Da es quasi ausgeschlossen ist, dass die Menschheit auf individuelle Mobilität verzichten möchte, muss man Lösungen finden, wie man diese Mobilität so nachhaltig wie möglich gestalten kann.

          1. Holzkopf 🪴

            Es ist eben ein Argument welches man nicht allzu häufig hört, weil das Auto nach wie vor als unantastbar gilt.

            Mit dem Auto als Massentransportmittel ist die Trennung zwischen Stadt und Land verschwunden, weil es möglich wurde in der Stadt (oder woanders weit weg) zu arbeiten aber in einem Dorf ohne Anbindung zu leben. Man konnte also plötzlich ein Haus "auf dem Land" bauen wo Grundstücke billiger sind und mit dem Auto in die Stadt fahren.

            Straßen gab es natürlich schon immer, die waren aber wesentlich kleiner und oft ohne direkte Route in jede Richtung.
            Auf dem was davon übrig geblieben ist fährt man heutzutage oft noch mit dem Fahrrad umher.

            Dass sich das nicht einfach rückgängig machen lässt ist mir auch klar.
            Einen Ausbau des ÖPNV in jedem "Kaff" wird es nicht geben, da die komplette Infrastruktur um das Auto herum entstanden ist.

            Dass das Auto "individuelle Freiheiten" ermöglicht ist mir bewusst, nur interessiert sich das Klima und die Umwelt nicht für solche Wertvorstellungen.

            Mir geht es hier ausschließlich darum zu sagen: Kauf euch ein E-Auto, es ist besser als ein Verbrenner, aber trotzdem noch schei*e. ;)

  2. René H. 🔅

    Ich habe mir die Studie "reingezogen". Sehr detailliert. Allerdings geht es, anders als der Titel Ökobilanz vermuten lässt, nur um Treibhausgasemissionen, die allerdings über die komplette Kette. Der betrachtete ID.3, ist technisch nicht mehr auf dem neusten und ökologisch günstigsten Stand. Neuere E-Fahrzeuge mit LFP-Batterien würden sicherlich noch deutlich besser abschneiden, wenn bei der Herstellung von Fahrzeug und Batterie ebenso auf Verwendung von Erneuerbaren Energien geachtet wurde.
    Abgesehen davon könnte man auch mit Ökostrom rechnen und nicht mit dem Strommix, denn so gut wie alle öffentlichen Säulen werden mittels Ökostromverträgen versorgt.

    1. P45 🏆

      Nicht nur die, in meiner Tiefgarage lade ich mit meinem privaten Stromtarif bei „Naturstrom“. Dieser ist auch ein reiner Ökostromvertrag. Und bevor jetzt die Schlaumeier (R.?) kommen, dass aus der Steckdose natürlich trotzdem der deutsche Strommix kommt: ja, das stimmt, aber Naturstrom garantiert, dass sie den Strom für ihre Kunden nur regenerativ auf dem Strommarkt einkaufen. Mehr geht bei einer Mietwohnung in der Großstadt halt nicht. Hätte ich ein Eigenheim, hätte ich selbstverständlich auch eine PV-Anlage.

      1. SuperMario ☀️

        da wäre ich vorsichtig mit der PV – das muss man sich genau durchrechnen. Wann lade ich mein Auto, zumeist abends/Nachts wenn es Dunkel ist. Wann braucht meine Wärmepumpe am meisten strom – in der dunklen/kalten jahreszeit.

        Das Problem von privater PV ist das sie genau dann Strom produziert wenn ich am wenigsten davon brauche. Gerade bei Wärmepumpen ist PV doof, denn wenn die Wärmepumpe am meisten Strom braucht ist es genau der Zeitraum wo die PV am wenigsten liefert.

        Da gab es schon unterschiedliche Studien zu – PV um den Grundbedarf des Hauses zu denken -> kann man machen. Aber der Rest funktioniert suboptimal. Die wenigsten laden ihr e-Auto nunmal zwischen 10 und 16 uhr wenn die Sonne am optimalsten steht.

        genau deswegen bin ich von PV wieder weg

      2. René H. 🔅

        Der gute Naturstrom! Ja, den habe ich auch. Hauptsache, Naturstrom verkauft nur so viel, wie sie auch selbst erzeugen bzw. als Ökostrom von anderen zukaufen. Wenn das der Fall ist, und abgesehen von eigener PV-Erzeugung, sehe ich kein Problem, die eigene Versorgung als weitgehend CO2-neutral zu bezeichnen. Alle Nicht-Ökostromverträge dürften sich dann aber auch nicht auf den Strommix beziehen, denn der EE-Anteil daraus wurde ja schon den Ökostromkunden verkauft. :)
        Ich hab das oben auch deshalb angetriggert, weil in der Studie unangenehm häufig der sog. Marginalansatz bei der Anrechnung der Stromerzeugung als eine von zwei Alternativen (neben Mittelwertansatz -> Strommix) herangezogen wurde. Das heißt "Grenzstrom": Jeder zusätzliche Verbraucher erzwingt das Hochfahren fossiler Kraftwerke, wenn die EE-Kapazität schon ausgelastet ist. Aber das ist eh Unfug. Erstens kann man zusätzlichen Bedarf auch extern als EE-Strom einkaufen, zweitens s.o. Ökostromversorgung.

    2. Robärt-Müffelt-Nach-FDP 🪴

      Ditto. Wir laden 100% Ökostrom seit 2019 + Solaranlage aufm Dach.
      Aber hey, selbst wenn, 30K hat man irre schnell runter.

    3. froginspace 🪴

      Gilt die komplette Kette für alle Fahrzeugarten, wird z. B. auch die Gewinnung und der Transport von Öl / Sprit für Verbrenner berücksichtigt? Mich irritiert außerdem das gute Abschneiden der Plugin-Hybriden. Kannst du sagen, welcher Anteil für den elektrischen bzw. Verbrenner-Antrieb angenommen wird?

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