TP-Link Neffos X1 ausprobiert

Nachdem TP-Link im Januar 2016 seine ersten drei Einsteiger-Smartphone präsentierte, legte man zur IFA mit zwei Geräten der Mittelklasse nach. Diese hören auf die Namen Neffos X1 und Neffos X1 Max, das kleinere der beiden konnte ich mir nun einen Monat lang ansehen. Vielen Dank an TP-Link für die Leihstellung.

Bevor ich mich dem Gerät selbst zuwende, nachfolgend erstmal die technischen Daten:

  • 5″ IPS-Diplay mit HD-Auflösung (1280×720 Pixel)
  • Helio-P10-Chip mit acht Rechenkernen
  • 2 GB Arbeitsspeicher
  • 16 GB Speicher
  • Akku mit 2.250 mAh
  • 13 MP Hauptkamera, 5 MP Frontcam
  • WiFi a/b/g/n (2,4 + 5 GHz), Bluetooth 4.1
  • Hybrid-Slot: zweite SIM oder Speicherkarte einlegbar
  • Maße: 142 x 71 x 7,95 mm
  • Gewicht: 135 Gramm

Unboxing

TP-Link hat für das Neffos X1 einen ganz netten Karton mit goldener Schrift entworfen, der vergleichsweise groß ausfällt. Auch der Innenraum wirkt durchdacht und hinterlässt somit einen positiven Ersteindruck. So ist das Smartphone sofort erkennbar, vom weiteren Lieferumfang sind nur die Kopfhörer durch ein Guckloch zu erahnen.

Insgesamt setzt sich der Lieferumfang aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • TP-Link Neffos X1 Smartphone
  • USB-Netzteil mit 5 Watt
  • micro-USB-Kabel (nicht sonderlich hochwertig)
  • Headset
  • Nadel für den SIM-Slot
  • Papierkram
  • Displayschutzfolie (nicht angebracht)

Während die meisten Bestandteile so in jeder Smartphone-Packung vorzufinden sind, überraschte mich die gut bebilderte, mehrsprachige Schnellstartanleitung. Auch eine separat beigelegte Displayschutzfolie habe ich so noch nicht gesehen. Letztere versteckt sich übrigens in einer separaten Tasche im Deckel der Originalverpackung, kann also schnell übersehen werden. Aus genau diesem Grund ist sie übrigens nicht auf dem Foto abgebildet.

Erster Eindruck

Spätestens seit Aluminium-Unibodys in der Mittelklasse angekommen sind, ermöglicht die Optik eines Smartphones kaum noch einen Rückschluss auf die Preisklasse. Das ist beim Neffos X1 nicht anders. Ausgestattet ist es mit einer hübschen Metallrückseite, die etwas an die Honor-Geräte erinnert und ausgezeichnet in der Hand liegt.

Statt auf Antennenstreifen im Rahmen des Smartphones setzt TP-Link auf größere Kunststoffelemente auf der Rückseite. Diese Bauteile am oberen und unteren Rand besitzen eine Breite von etwa einem Zentimeter und heben sich farblich leicht vom Aluminium-Chassis ab. Ich würde zwar keinesfalls soweit wie der Hersteller gehen und von „whole new dimension to smartphone design“ sprechen, empfinde die Optik des grauen Modells aber als durchaus ansprechend.

Dazu trägt auch die Anordnung von Hauptkamera, Dual-LED-Blitz und Fingerabdrucksensor auf der Rückseite bei. Alle drei Elemente sind in einer Einheit zusammengefasst, welche leicht aus dem Gehäuse hervorsteht und die Kameralinse so vor Kratzern schützt. Im Gegenzug wackelt das Gerät bei Ablage auf dem Tisch geringfügig, jedoch längst nicht so stark wie bei anderen Geräten.

Was Anschlüsse und andere Elemente angeht, sticht vor allem der Mute-Button auf der linken Gehäuseseite ins Auge. Viele Hersteller verzichten mittlerweile auf diese dedizierte Stummschalt-Taste, beim Neffos kann die Tonausgabe zur Benachrichtigung mit einer Bewegung unterbunden werden. Direkt daneben bringt man den SIM-Einschub unter.

Ansonsten finden wir auf der Oberseite noch Klinkenbuchse und Mikrofon zur Rauschunterdrückung und auf der rechten Seite Lautstärkewippe und Power-Button vor. Unten gibt es einen micro-USB-Anschluss sowie Mikrofon zum Telefonieren und Lautsprecher in symmetrischer Anordnung.

Bei Betrachtung der Gerätefront fallen im eingeschalteten Zustand vor allem die breiten Displayränder auf. Zwar ist die Display-Body-Ratio mit 76% (Herstellerangabe) nicht unbedingt schlecht, dennoch wirkt ein Abstand von 5mm zwischen Geräterand und Beginn des Bildschirms einfach nicht mehr zeitgemäß.

Den Platz unter dem Display nutzt man sinnvoll und bringt dort drei Soft Buttons als Bedientasten unter. Leider werden diese nicht beleuchtet.

Hardware & Performance

Wie viele Geräte der unteren Mittelklasse ist das Neffos X1 mit einem Helio P10 von MediaTek ausgestattet, welcher bei der getesteten Konfiguration allerdings auf „nur“ 2 GB Arbeitsspeicher zugreifen kann. Der Performance im Alltag tut dies aber keinen Abbruch. Vor allem simplere Anwendungen wie Twitter, YouTube und Co starten in Windeseile und das Multitasking in Chrome gelingt zumindest bei einstelliger Tab-Zahl reibungslos.

 

Auch einfache Spiele wie Ceramic Destroyer oder Subway Surfers gibt das Neffos X1 ruckelfrei wieder, nicht ganz so gut sieht es bei grafikhungrigeren Titeln aus. So ist es beispielsweise bei Dead Trigger 2 notwendig, die Anzeigeoptionen für ein flüssiges Spielerlebnis etwas zu reduzieren. Festzuhalten gilt aber, dass die Performance für 99% der alltäglichen Aufgaben völlig ausreicht und das zum halben Preis eines Flaggschiffs.

Im AnTuTu-Benchmark kommt das Smartphone auf gut 45.000 Punkte. Damit liegt es deutlich oberhalb des Huawei P8 Lite und kann auch das Galaxy A5 (2016) überholen, muss sich aber hinter dem P9 Lite einordnen. Das nur als grobe Orientierung zur Rechenleistung, denn die praktische Performance wird durch Faktoren wie die Hersteller-UI maßgeblich beeinflusst.

Von 16 GB internem Speicher waren im Auslieferungszustand noch etwa 10 GB nutzbar. Da sich dieser Platz mit einigen Apps doch recht schnell füllt, kann zusätzlich eine microSD-Speicherkarte eingesetzt werden. Dabei wurden auch Karten mit mehr als 64 GB problemlos unterstützt, es muss aber auf das Einlegen einer zweiten SIM-Karte verzichtet werden.

Software

Das Neffos X1 ist mit einem an einigen Stellen modifizierten Android-Betriebssystem ausgestattet. So hat man es sich nicht nehmen lassen, einen eigenen Launcher mitsamt speziellem Iconpack zu installieren. Leider verzichtet man auf den bewährten App Drawer, sodass alle installierten Anwendungen direkt auf den Homescreen katapultiert werden.

Ansonsten fallen die Ergänzungen größtenteils sinnvoll aus, sodass es beispielsweise möglich ist, die Farbtemperatur des Displays zu regeln. Zusätzlich kann die Position der Navigationsstasten (Multitasking + Zurück) getauscht werden und die optionale „Floating-Taste“ bietet als dauerhafter Bildschirm-Overlay Zugriff auf Bildschirmsperrung und Co.

Leider wird das Gerät nur mit Android 6.0 Marshmallow ausgeliefert und ein Update auf 7.0 Nougat ist auch nicht in Sicht. Immerhin traf kurz vor Ablauf des Testzeitraums aber noch eine Software-Aktualisierung mit recht langem Changelog ein. So gibt es eine neue Kamera-UI, verschiedene Bugs wurden behoben und die Sicherheits-Patches wurden auf den Stand von Februar gebracht.

Display

Die HD-Auflösung auf fünf Zoll Displaydiagonale sorgt für eine Pixeldichte von etwa 294 ppi. Zum Vergleich: das iPhone 7 löst mit 326 ppi etwas höher auf, Samsungs Galaxy S7 bietet bei minimal größerem Display die vierfache Auflösung. In der Praxis bleiben Icons und andere Inhalte auf üblicher Distanz zum Display dennoch gut erkennbar und ein Pixelgitter fällt kaum auf.

Bei kleinen Texten im Browser sieht es schon anders aus und ich wünsche mir, man hätte Full-HD-Auflösung doch noch mit in das Datenblatt aufgenommen. Dafür weiß das IPS-Panel des Neffos X1 durch satte Farben und große Blickwinkel durchaus zu gefallen und auch der Schwarzwert ist ok. Ein S7 (Edge) wirkt ohne Frage brillanter, kostet aber eben mindestens das Doppelte.

Ausdauer

Was den Akku angeht, ist das Neffos X1 mit einer Kapazität von 2.250 mAh nicht sonderlich üppig ausgestattet. Bei laufender Benutzung purzeln die Prozente trotz sparsamer Hardware beinahe im Minutentakt, die Laufzeiten hängen natürlich von der Intensität des Gebrauchs ab.

 

Einen Urlaubstag mit knapp 150 Minuten Screen-on-Time überstand das Smartphone mit einem Akkustand von etwa 30 Prozent. Verglichen mit anderen Geräten ist das nicht sonderlich viel. In den meisten Fällen sollte es aber ausreichen, erst am Abend wieder die Steckdose aufzusuchen. Dort lauert der nächste Kritikpunkt.

So verzichtet der Hersteller beim X1 auf eine Möglichkeit der Schnellladung, um das Gerät bei leerem schnell wieder fit für den nächsten Ausflug zu machen. Folgende Prozentwerte der Akkuladung konnte ich bei Anschluss an das (Quick-Charge-fähige) Ladegerät festhalten:

  • 0% nach 0 Minuten
  • 33% nach 37 Minuten
  • 50% nach 57 Minuten
  • 100% nach 140 Minuten

Während der Akku anderer Mittelklasse-Geräte schon nach einer halben Stunde wieder zur Hälfte gefüllt ist, benötigt das Neffos X1 dafür fast doppelt so lange. Auch eine Zeit von fast zwei ein halb Stunden bis zur vollständigen Ladung ist meines Erachtens einfach nicht mehr zeitgemäß und kann je nach Einsatzszenario durchaus stören.

Dass TP-Link dem Produkt nur ein schwaches Ladegerät beiliegt, hat also durchaus einen Grund: Auch mit schnellerem USB-Lader wird der Aufladeprozess nicht beschleunigt. Beim Neffos X1 Max dürfte das Manko hingegen nicht vorhanden sein.

Kamera

Das Neffos X1 verfügt über eine Hauptkamera mit 13 Megapixeln, wobei Aufnahmen im 16:9-Format auf 9,4 Megapixel beschnitten werden. Die Fotos sind durchaus ansehnlich und auch bei einsetzender Dunkelheit nicht komplett unbrauchbar. Farben werden realitätsgetreu eingefangen und das Bildrauschen hält sich in Grenzen.

Ein Blick auf die Kamera-UI

Selbst tagsüber lassen die Aufnahmen etwas die Details vermissen, was bei Betrachtung am größeren Bildschirm von Notebook oder TV auffällt. Mit Blick auf das Preisniveau konnte die Kamera aber insgesamt positiv überzeugen. Die Kamera-App wirkt durchdacht und orientiert sich etwas an Apples iOS, bietet aber mehr Konfigurationsmöglichkeiten.

Auf der Front ist ein zweiter 5-Megapixel-Sensor integriert, welcher für Selfies oder Videotelefonie herhalten kann. Die Bildqualität ist annehmbar.

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Und sonst noch?

  • Der rückseitige Fingerabdrucksensor bietet eine hohe Erkennungsrate und entsperrt das Display im Bruchteil von Sekunden
  • Die Empfangsqualität ist sehr gut und liegt etwas oberhalb meines S7 Edge
  • 5-GHz-WLAN wird unterstützt
  • Der Mono-Lautsprecher kann laut aufgedreht werden und bietet eine erstaunlich gute Tonqualität
  • Eine Benachrichtigungs-LED ist vorhanden
  • Beim Testgerät sorgte der Vibrationsmotor für unangenehme Geräusche, es kann sich aber um einen Defekt gehandelt haben
  • Wer mit dem Smartphone telefonieren möchte, erlebt keine unangenehmen Überraschungen

Fazit

TP-Link liefert mit dem Neffos X1 ein durchaus gelungenes Mittelklasse-Debut ab. Zu überzeugen weiß nicht nur das gut verarbeitete Aluminium-Gehäuse, auch funktioniert der Fingerabdrucksensor einwandfrei und man hat sich Gedanken um den Lieferumfang gemacht. Die Kamera schießt auch bei wenig Licht brauchbare Fotos und beim Empfang zeigt sich die Erfahrung als Hersteller von Netzwerkprodukten.

Kritisiert werden können die recht geringe Auflösung des 5-Zoll-Displays, der dicke Rahmen darum sowie der vergleichsweise kleine Akku. Zudem wiegt das Fehlen von Schnellladetechnologien aus meiner Sicht recht schwer und die anderthalb Jahre alte Android-Version ist zumindest kein Vorteil.

Wer auf Metallgehäuse und Fingerabdrucksensor verzichten kann, ist mit einem Moto G4 oder Moto G4 Plus von Lenovo aber vermutlich noch etwas besser beraten. Vor allem aber steht der Marktstart des Moto G5 mit Metallgehäuse, Full-HD-Display und sonst ähnlichen Features für 199 Euro kurz bevor. Zum gleichen Preis dürfte TP-Link es daher schwer haben, ausreichend Abnehmer für das Neffos X1 zu finden.

Sobald der Marktpreis um etwa 50 Euro gefallen ist, kann das Neffos X1 auf der Suche nach einem einfachen, aber wertigen Smartphone für WhatsApp, Twitter und kleine Spielchen auf jeden Fall einen Blick wert sein. Bislang bieten Amazon und andere Händler es aber nur zur UVP an und das besser ausgestattete X1 Max ist noch gar nicht verfügbar.

Wertung des Autors

Peer Linder bewertet Neffos X1 mit 4.0 von 5 Punkten.

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