Lenovo Yoga 3 Pro im Test

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Seit einigen Jahren versuchen die großen Hersteller nun schon, dem Abwärtstrend im Notebook-Markt mit innovativen 2-in-1-Geräten entgegen zu wirken. Als Paradebeispiel für diese noch recht junge Produktkategorie dürfte vor allem Lenovos Yoga Pro Serie stehen, die Ende letzten Jahres um ein neues Modell erweitert wurde. Das Lenovo Yoga 3 Pro konnte im Vergleich zu seinen Vorgänger mit einem nochmals geringeren Gewicht sowie einem extrem dünnen Gehäuse beeindrucken, dafür wurden jedoch die bis dato zum Einsatz kommenden Core i Prozessoren gegen einen SoC der neuen Intel Core M Serie ausgetauscht. Wie sich dieser im Convertible der Chinesen schlägt und welchen Eindruck das Gerät bei mir hinterlassen hat möchte ich euch im folgenden Testbericht näher erläutern.

Lenovo_Yoga_3_Pro_Lieferumfang

Technische Daten

  • 13,3 Zoll IPS-Touchdisplay mit 3.200 x 1.800 Pixeln, spiegelnd
  • Intel Core M-5Y70 mit 2 x 1,1 GHz, 8 GB RAM
  • 256 GB SSD-Speicher
  • Windows 8.1 64-Bit
  • 2 x USB 3.0, 1 x DC-in mit USB 2.0 Funktion, 4-in-1-Kartenleser, microHDMI, Audio-Kombibuchse
  • 1,19 Kilogramm bei einer Dicke von 12,8 Millimetern

Erster Eindruck und Verarbeitung

Angeliefert wird das Lenovo Yoga 3 Pro in einer edlen Box, die das Gerät dem Käufer beim Öffnen leicht entgegen hebt, dafür aber nicht allzu viel enthält. So ist abgesehen vom recht kompakt ausfallenden Netzteil kein Zubehör enthalten, sodass man etwaige Adapter oder Schutzhüllen separat erwerben muss.

Nimmt man das Lenovo Yoga 3 Pro das erste Mal in die Hand, fällt einem sofort auf, wie dünn und leicht das Convertible gebaut wurde. Mit einem Gewicht von nur 1,19 Kilogramm unterbietet das Ultrabook so gut wie alle Konkurrenz-Produkte und ist damit sehr gut für den mobilen Einsatz geeignet.

Dank dem Aluminium-Deckel macht das Yoga 3 Pro auch von außen schon einen guten Eindruck, der durch die Materialwahl im aufgeklappten Zustand nicht gemindert wird. So empfängt einen der Tastaturbereich mit einem sich gut anfühlenden Soft-Touch-Finish und das große Scharnier, welches aus 813 einzelnen Aluminium- und Stahl-Elementen besteht, sorgt für eine einzigartige Optik.

Im Bezug auf die Verarbeitung konnte lediglich der auf Grund der dünnen Bauweise nicht gerade stabil gefertigte Aluminium-Deckel negativ auffallen, da dieser nicht allzu verwindungssteif ist. Diese Tatsache dürfte man jedoch bei allen Ultrabooks mit einer Dicke von unter 15 Millimetern in Kauf nehmen müssen.

Lenovo_Yoga_3_Pro_Netzteil

Display

Wie schon seine Vorgänger verfügt auch das Lenovo Yoga 3 Pro über ein 13,3 Zoll großes Touch-Display, das mit 3.200 x 1.800 Pixeln erstaunlich hoch auflöst. Dem Touchscreen geschuldet handelt es sich um ein glänzendes IPS-Panel, welches das Arbeiten schon bei geringer Sonneneinstrahlung zu einer Tortur werden lässt. Nervige Spiegelungen sind mit dem Yoga 3 Pro an der Tagesordnung und selbst das Aufdrehen der Helligkeit kann diesem Problem keinen Riegel vorschieben.

Positiv zu erwähnen ist dahingegen die akkurate Farbwiedergabe, die das Display in Kombination mit der hohen Auflösung zu einem wahren Augenschmaus werden lässt. Selbst während der Benutzung als Tablet waren einzelne Pixel kaum auszumachen und die dargestellten Farben wirkten auch aus spitzeren Betrachtungswinkeln stets unverfälscht.

Die eben angesprochene Auflösung hat aber gerade bei der Nutzung unter Windows die nicht zum ersten Mal auftretenden Skalierungs-Probleme zur Folge. Zwar ist die Verwendung der Standard-Anwendungen und das Surfen im Netz problemlos möglich, einige Programme machen einem hier jedoch mangels Kompatibilität einen Strich durch die Rechnung. Elemente werden auf dem 13,3 Zoll großen Display viel zu klein dargestellt, sodass die Bedienung kaum noch möglich ist – eine grundlegende Verbesserung dürft hier erst mit dem im dritten Quartal erscheinenden Windows 10 Einzug erhalten.

Lenovo_Yoga_3_Pro_Scharnier

Performance

Kamen in den bisherigen Geräten der Serie noch Mobil-Ableger der Core i5- und i7-Reihe zum Einsatz, werkelt im Yoga 3 Pro erstmals ein Intel Core M, der sich primär durch seinen geringen Energiebedarf auszeichnen soll. Lediglich 4,5 Watt verbraucht der SoC laut dem kalifornischen Hersteller, sodass theoretisch eine lüfterlose Kühlung möglich wäre – dies ist beim Yoga 3 Pro jedoch nicht der Fall. Ein separater Lüfter soll die CPU vor zu hohen Temperaturen bewahren, was auf Grund des extrem schmalen Gehäuses aber nicht so recht funktioniert. Fast dauerhaft hört man den, zugegebenermaßen recht leisen, Lüfter, der aber schon bei der Nutzung des Browsers anspringt – zwei Tabs aufgemacht und *zack* ist es da, das sanfte Rauschen, an welches sich ein Besitzer des Yoga 3 Pro schnellstmöglich gewöhnen sollte. Dennoch wird ein Großteil der Abwärme über das ziemlich warm werdende Gehäuse abtransportiert und anspruchsvolle Aufgaben sorgen schon früh dafür, dass der Core M sich auf 0,8 GHz drosselt, was uns gleich zum nächsten Punkt führt.

Obwohl ich im Bezug auf die Performance mit keinen allzu hohen Ansprüchen an den Test herangegangen bin, hat mich die Leistung des Yoga 3 Pro maßlos enttäuscht. Der zweikernige Core M hat in Zusammenarbeit mit 8 GB Arbeitsspeicher merklich Probleme das System auf Trab zu halten, was bei einem ungefähr 1.400 Euro teuren Notebook einfach nicht passieren sollte. Alltagsaufgaben wie das Surfen im Internet stellen für das Convertible ab 8-10 offenen Tabs eine Herausforderung dar und auch YouTube-Videos liefen lediglich in 1080p konstant flüssig.

Betrachtet man dann noch einmal die Tatsache, dass die von Lenovo vorinstallierte Bloatware zeitweise für eine Systemauslastung von 50 Prozent sorgt, ist das Yoga 3 Pro erst nutzbar, wenn man die 10-20 Programme einmal sorgfältig deinstalliert bzw. das System neu aufgesetzt hat. Anspruchsvollere Aufgaben wie das Bearbeiten von Videos bzw. Fotos sollte man mit dem Gerät zudem nicht einmal in Erwägung ziehen – die Aussichten auf Erfolg dürften hier gleich Null sein.

Lenovo_Yoga_3_Pro_Seite

Das Yoga-Prinzip

Käufer eines Lenovo Yoga 3 Pro dürften vor allem wegen der enormen Flexibilität zum Convertible der Chinesen greifen. Diese wird durch das 360-Grad-Scharnier gewährleistet, das die Nutzung in vier verschiedenen Modi ermöglicht. So kann das Yoga 3 Pro im Ultrabook-, Zelt-, Stand- und Tablet-Modus genutzt werden, wobei alle Modi gewisse Vorteile mit sich führen. Während der Zelt- und Stand-Modus sich beispielsweise zum Ansehen von Videos eignen, geht die Verwendung als Tablet auf Grund des recht geringen Gewichts für kurze Zeit ebenfalls klar. Auch im Notebook-Modus fällt das niedrige Gewicht des Yoga positiv auf.

Die neuen, recht aufwendig gefertigten Scharniere aus 813 Einzelteilen machen trotz ihres filigranen Aussehens einen stabilen Eindruck und sorgen dafür, dass der Wechsel zwischen den verschiedenen Modi reibungslos funktioniert. Lediglich der sehr dünne Deckel sorgt dafür, dass man das Yoga lieber mit Seidenhandschuhen anfassen möchte.

Lenovo_Yoga_3_Pro_Tastatur

Akku

Nachdem bekannt war, dass das Lenovo Yoga 3 Pro mit einem Intel Core M SoC ausgestattet sein wird, waren die Erwartungen an die Akkulaufzeit des Convertibles hoch. Der energiesparende Prozessor sollte laut Intel extrem hohe Laufzeiten ermöglichen und dabei noch genügend Leistung für die alltägliche Nutzung mitbringen.

Nun, nach ungefähr 2 Wochen Nutzung, muss ich für mich persönlich jedoch sagen, dass ich ein wenig enttäuscht bin. Klar, das Yoga schneidet mit einer Laufzeit von ungefähr 6 Stunden nicht gerade schlecht ab, Bestwerte können mit dem Notebook jedoch auch nicht erzielt werden. Vor allem wenn man ab und an auch mal im Zug oder ähnlichem arbeiten möchte, muss das Display dank der spiegelnden Oberfläche aufs Maximum hochgedreht werden, was dem Durchhaltevermögen selbstverständlich nicht allzu förderlich zugute kommt. Andere Ultrabooks halten in den verschiedenen Anwendungsszenarien einfach länger durch – auch ohne Core M.

Lenovo_Yoga_3_Pro_Dicke_vs_Asus_UX303LN

Lenovo Yoga 3 Pro vs. Asus UX 303LN

Und sonst noch?

  • Die Lautsprecher des Lenovo Yoga 3 Pro sorgen zusammen mit Waves Audio für einen ziemlich guten Klang
  • Im Testzeitraum schaltete sich das Notebook mit 50 Minuten Restlaufzeit aus und ließ sich daraufhin nicht mehr starten, sodass man nicht allzu viel Wert auf die Anzeige des Akkustands legen sollte
  • Die Tastatur fällt sehr kompakt aus, da die F1- bis F12-Tasten durch eine Doppelbelegung per FN ersetzt wurden, das Tippen macht durch den guten Anschlag aber wirklich Spaß
  • Das Touchpad besitzt eine angenehme Oberfläche aus glattem Kunststoff und kann an so gut wie jeder Stelle zum Klick nach unten gedrückt werden
  • Die Anschlussvielfalt geht mit 2 x USB 3.0, 1 x USB 2.0, microHDMI, 3,5mm Klinke und einem 4-in-1-Kartenleser in Ordnung

Lenovo_Yoga_3_Pro_Tastatur_Seite

Fazit

Die Erwartungen an ein Ultrabook mit Preisen ab 1.300 Euro sind hoch, Fehler fallen hier somit relativ stark ins Gewicht – und von diesen besitzt das Lenovo Yoga 3 Pro einige. Angefangen beim schwachen Intel Core M SoC und der vorinstallierten, leistungsfressenden Bloatware, geht es mit der ziemlich kurzen Akkulaufzeit und dem sehr stark spiegelnden Display weiter. Positiv zu erwähnen sind dahingegen die Qualität des verbauten Panels, die starke Verarbeitung, das weiterhin super umgesetzte Yoga Konzept und die geringe Dicke sowie das kleine Gewicht.

Da Plus- und Minuspunkte so gut wie gleichauf liegen, dürfte das Lenovo Yoga 3 Pro sich lediglich für diejenigen eignen, die ein ultramobiles Convertible suchen und dabei nicht viel Wert auf die Performance legen. Der Preis von mindestens 1.299 Euro ist auf Grund des verbauten Intel Core M meiner Meinung nach leider zu hoch angesetzt, obwohl das Yoga-Konzept große Vorteile bei der Anwendung mit sich bringt. Persönlich würde ich mir von Lenovo wünschen, dass man beim Nachfolger entweder wieder auf die Core i Serie zurückwechselt oder zumindest den lüfterlosen Betrieb ermöglicht – Apples kommendes MacBook dürfte sich mit einem ähnlichen Preis ohne Convertible-Funktion ja trotz Intel Core M gut verkaufen.

Sollten noch Fragen offen geblieben sein, könnt ihr diese in den Kommentaren gerne an mich richten.

Vielen Dank an Lenovo für die Bereitstellung des Testgerätes.

Wertung des Autors

Niklas Jutzler bewertet Lenovo Yoga 3 Pro mit 3.2 von 5 Punkten.


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