„Nudging“ bei Kartenzahlung nimmt in Deutschland zu


Immer mehr Geschäfte in Deutschland setzen auf Kartenlesegeräte, die die Kunden beim Bezahlen automatisch zum Trinkgeld auffordern.
Während die einen diese Funktion als praktischen Zusatz sehen, empfinden andere sie als aufdringlich – vor allem in Selbstbedienungsläden wie Bäckereien oder Cafés. Das Trinkgeld-Feature auf Zahlungsterminals ist nicht ganz neu, die Verbreitung steigt aber inzwischen an.
Experten erklären, dass die Gestaltung der Auswahlmöglichkeiten – mit einer „Tendenz zur Mitte“ – viele dazu verleitet, mehr Trinkgeld zu geben, als sie vielleicht ursprünglich vorhatten. Das Auffordern an sich man auch „Nudging“, also das anstupsen zu (mehr) Trinkgeld.
Kritiker bemängeln, dass diese Praxis aus den USA stammt, wo das Trinkgeld oft einen großen Teil des Einkommens des Servicepersonals ausmacht. In Deutschland hingegen gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn, sodass eine zunehmende „Trinkgeldflut“ nicht unbedingt notwendig ist. Verbraucherschützer fordern daher, dass die Option „kein Trinkgeld“ klar erkennbar sein muss und Kunden sich nicht gedrängt fühlen dürfen.
Gastronomiebetriebe profitieren vom System
Dennoch profitieren Gastronomiebetriebe von dem System, da es nachweislich die Trinkgeldquote erhöht. Viele Beschäftigte lassen sich das digitale Trinkgeld komplett auszahlen oder verwenden es für gemeinsame Teamaktivitäten. Da bargeldloses Bezahlen immer beliebter wird, setzen immer mehr Unternehmen auf dieses System – oft in einer Testphase, um die Reaktionen der Kunden zu beobachten.
Ich persönlich bezahle, wenn möglich, bargeldlos und finde es toll, auch auf diese Weise Trinkgeld geben zu können. Aber die Vorgabe mit bestimmten Prozentsätzen gefällt mir generell nicht. Ich möchte einfach frei entscheiden können, ob und wie viel ich gebe. Auch eine Möglichkeit zum unkomplizierten Aufrunden fehlt mir. Die Forderung ist in meinen Augen zudem immer dann unangemessen, wenn außer dem Verkauf praktisch keine zusätzlichen Dienstleistungen erbracht werden.
Was haltet ihr vom „Nudging“ und fühlt ihr euch davon unter Druck gesetzt?
-->
Ganz ehrlich? Ich will selbst entscheiden, ob und wann ich Trinkgeld gebe. Oft war der Service schlecht. Soll ich diesen dann mit Trinkgeld belohnen (müssen)?
Wie zB in Spanien, wo 7% Tip schon auf der Rechnung mit drauf stehen (ob ich will oder nicht).
Außerdem: Bei digitalem Trinkgeld weiß man oft nicht, ob das Trinkgeld wirklich bei der Servicekraft ankommt. Und wenn, wie viel davon hat die Servicekraft wirklich erhalten? Alles oder nur einen Teil? Bei Trinkgeld in Bar sehe ich, dass die Servicekraft mein Geld bekommen hat.
Das gehört gesetzlich verboten.
Ich frage mittlerweile jedes mal wenn ich es sehe ob der Verkäufer mir vielleicht einen Rabatt geben möchte.
Bei Nachfrage warum gebe ich gerne an das ich zuerst angebettelt wurde.
Macht auch mehr Sinn, ich bin der Kunde und bringe das Geld, ohne das läuft der Laden nicht. Mach ich doch gerne, und wenn ich wiederkommen soll nehme ich gerne 10, 15 oder 20% Rabatt, danke.
Die spinnen mit dieser aufdringlichen Bettelei!
Also allgemein für die Arbeit für die, die Leute sowieso schon bezahlt werden, noch mal Geld zu wollen ist finde ich schon immer unverschämt so wie unnötig. Das ist für mich Nötigung. Allgemein ist mir massiv aufgefallen das die Leute sowieso keine Knicke mehr haben also zahle ich nicht drauf was man eh schon muss für die lausigen Dienstleistung. Letztens Lebensmittel bestellt und der typ wollte echt Trinkgeld ob woll der Vogel die Eier geschrottet hat.
Und in der Gastronomie zahlst du Service Gebühren e schon Besteck Energiekosten usw.
Die meisten Gastronomie machen e nur fertig frass dafür zahle ich nicht doppelt oder überhaupt. Das ne Bedinnung mir dauern durch die Blume sagt mach schneller und wenn du nichts mehr bestellen tust machn Abgang.
Würde ich in Bäckereien etc. als nervige Bettelei (des Unternehmens) ansehen, hier weiß ich ja noch nicht mal, ob mein Trinkgeld überhaupt beim Service ankommt. Beim Brötchen holen Tip? Im Leben nicht, da würde ich sogar den Bäcker wechseln. Bei Kaffee und Kuchen im Café? Wenn der Service gut war, sicher, da wird aufgerundet. Aber für sowas habe ich, trotz Karten-/Handy-Zahlung, immer cash dabei.
Ist der Service im Restaurant top, gibt es Trinkgeld in bar, und zwar ausschließlich an den Service bzw. mit dem Hinweis, es mit der Küche zu teilen. Aber never an den Chef, der „ausschließlich selber kassiert“… Zu oft gesehen, dass das Geld in die eigene Tasche wandert.
Bei uns in D. Ist das „Trinkgeld“, bzw Servicezuschlag bereits im preis enthalten, was in den USA und teilweise anderen Länder nicht der Fall ist. Ich finde es unverschämt, wenn man jetzt in D. bei Kartenzahlungen solches „Nudging“ einführt, noch dazu beim Bäcker oder anderen Verkaufsstellen.
Ich finde es unangemessen. Wenn, dann sollte ich einen festen Betrag wählen können! Der Button kein Trinkgeld muss vorausgewählt und deutlich sein.
In Geschäften ohne zusätzlichen Service, etwa im Einzelhandel, hat das nichts zu suchen!
Trinkgeld ist grundsätzlich OK. Aber nur nach erbrachte Leistung, Bedienung etc. Mit Druck gibt’s von mir gar keines! Und nur etwas geben für Leute die meist nix gelernt haben oder sich anstrengen wollen geht gar nicht. Ich bekomme au kein Geld von meinem Chef fürs gammeln. Hätten sie etwas gelernt oder etwas anderes müssten sie nicht sich andauernd und überall durchschnorren! Das ist echt eine unart geworden so zu betteln…
Im Ausland finde ich die Option gut, in Deutschland ist es jedoch nicht notwendig, da sollte man wenn nötig eher die Preise erhöhen. Unabhängig davon sollte man gesetzlich festlegen, wann ein Trinkgeld überhaupt angefragt werden darf. In den USA wird diese Praxis mittlerweile sogar beim Arzt angewandt, was ich dann doch schon fast als Nötigung empfinde, da man sonst befürchtet schlecht behandelt zu werden.
Ich habe mir gerade erst gestern bei Ugreen auf deren Homepage einen HDMI Switch bestellt und mit Paypal bezahlt. Dabei wurde mir auch die Option zum Trinkgeld geben angeboten und ich dachte mir, ernsthaft? Ist das jetzt für den CEO? Oder dem Designer? Oder dem Sachbearbeiter, der die Bestellung kontrolliert, oder vielleicht dem Lagerarbeiter?
Was den Vorschlag einer gemeinsamen Trinkgeldbox hier in den Kommentaren betrifft, so bin ich dagegen. Ich habe in der Gastronomie gearbeitet und das Serviceverständins zwischen meinen Kollegen und mir war doch ein großer Unterschied. Und ich habe es auch erlebt, dass der Sohn des Chefs „mitgeholfen“ hat und dann das Trinkgeld für volle 8 Stunden aus der Trinkgeldkasse eingefordert hat.
Trinkgeld gibts beim Friseur und beim Essen (auswärts oder bestellen) sonst nirgendwo. und das ändere ich durch so ne bekloppte Implementierung auch nicht.
Kannte ich noch gar nicht. Bei uns haben alle Händler, Bäcker usw die Standardgeräte und wenn der Bäcker nett zu mir ist dann runde ich den Betrag auch mal gerne auf.
Grenzt das nicht schon an Nötigung?
Echt abartig. Ich weiß nicht wofür der Bäcker ein Trinkgeld will, wenn ich dort einen Kaffee zum mitnehmen kaufe.
Da muss er nur einen Knopf drücken.
Ich geb gerne Trinkgeld und das ist in der Regel auch mit Kartenzahlung ohne Probleme möglich.
Solche Aufforderungen würden bei mir allerdings eher einen gegenteiligen Effekt haben, erst Recht in einer Situation in der es gar kein Service gab.
Allgemein würde ich solche Läden in Zukunft versuchen zu meiden.
Das Trinkgeldgeben ist in Deutschland zu 50% ein Aufrunden auf den vollen Euro. Die Anderen 50 % geben bewußt als Dankeschön für eine erbrachte Dienstleistung. Das Aufrunden entfällt aber automatisch bei Kartenzahlung. Geht mir jedenfalls so. Aber solange die Wahl am Terminal besteht ob oder nicht, ist gegen diese Art des Trinkgeldgebens nichts zu sagen. Ich drehe mich eh als Servicekraft mit dem Rücken zum Gast, um die Eingabe der Geheimzahl nicht zu beobachten. Also sehe ich auch nicht, ob der Gast Trinkgeld gibt oder nicht. Aber sollte der Zwang zu Kartenzahlungsangebot kommen, ist das Recht auf Trinkgeldwahl legitim.
Gehört verboten und man muss die amerikanisierung der Gesellschaft stoppen, denn das ist keine lobende Gesellschaftsform.
In vielen Berichterstattung ist ein Software Update des Terminal Anbieter dafür verantwortlich. Das Update kann man anscheinend nicht zurück nehmen.
Aber man könnte ein Update hinterher schieben, welches diesen Fehler behebt.
Wenn ich sowas sehe gibt’s einfach gar kein Trinkgeld. Da wird nur versucht extra Geld aus den Leuten rauszupressen.
Mich nervt das kollosal und gebe dann gar kein Trinkgeld.
Ich finde das Konzept Trinkgeld generell falsch. Guter (und zum Preis des Restaurants o.ä. angemessener) Service sollte doch Standard sein. War in Japan mehr als angenehm: Kein Trinkgeld, top Service. In Deutschland auch oft anders erlebt. Letztens wurde ich aktiv (!) von der Servicekraft (!) nach Trinkgeld gefragt, das war ein Witz in Tüten.
Ich finde dieses Trinkgeld-Nudging an Kartenlesegeräten wirklich problematisch. Das größte Problem ist, dass man Trinkgeld geben soll, bevor man die Leistung überhaupt bewerten kann. In einem Restaurant wäre es doch absurd, wenn ich direkt beim Bestellen schon das Trinkgeld zahlen müsste – warum sollte das in einem Café oder einer Bäckerei anders sein? Vielleicht schmeckt der Kaffee gar nicht oder der Service war schlecht. Ich sollte erst nach der Erfahrung entscheiden können.
Dazu kommt, dass der Bezahlvorgang künstlich verzögert wird, bis man sich für oder gegen Trinkgeld entschieden hat. Das nimmt mir die Freiheit, einfach zu bezahlen, ohne mich rechtfertigen zu müssen. Es sollte mir freistehen, Trinkgeld zu geben – und zwar erst nach dem Kauf.
Auch die Gestaltung der Terminals ist nicht neutral. Oft gibt es voreingestellte Prozentsätze wie 10, 15 oder 20 Prozent, aber keine einfache Möglichkeit, den Betrag einfach aufzurunden. Manche Terminals sind sogar so verwirrend, dass ich aus Versehen viel mehr gebe, als ich wollte, weil ich dachte, ich gebe Euro statt Prozent ein.
Das System ist in meinen Augen nicht wirklich notwendig. In Deutschland gibt es einen Mindestlohn, und das Argument, dass Servicekräfte auf Trinkgeld angewiesen sind, zieht hier nicht so stark wie in den USA. Natürlich kann man freiwillig Trinkgeld geben, aber ich finde es nicht in Ordnung, dass man quasi dazu gedrängt wird.
Eine bessere Lösung wäre eine Trinkgeldstation, ähnlich wie Spendenboxen in Kirchen oder an Sehenswürdigkeiten. Wer zufrieden war, kann danach freiwillig einen Betrag zahlen, aber es gehört nicht direkt zum Bezahlvorgang.
Ganz ehrlich: Dieses System frustriert mich so sehr, dass ich mittlerweile oft bewusst gar kein Trinkgeld gebe. Solange alle mitmachen, wird sich daran nichts ändern – aber vielleicht muss man einfach mal ein Zeichen setzen, damit diese Entwicklung nicht weitergeht.
Sehr guter Kommentar.stimme ich 100% zu
Ich gebe auch nur im Restaurant oder in einer Bat Trinkgeld. Sorry aber wenn ich mir bei Starbucks nen Kaffee hole oder beim Bäcker ein Brötchen…gibts kein Trinkgeld und da klick ich dann auch gerne auf „kein Trinkgeld“.
Finde es schon bei Lieferdiensten blöde, vorher bei der Bezahlung Trinkgeld zu geben. Wenn bekommt es der Bote bar. Kann er selbst entscheiden wie viel er davon beim Chef angibt ;)
Bei Starbucks gibt es die Option allerdings derzeit nicht.
Habe ich schon gesehen.
Ja sorry, ich meinte bei Starbucks in Deutschland.
Nichts und ja.
Ich sehe 2 Probleme dabei:
Die Servicekraft hat bisher “kein Trinkgeld” potentiell nicht als Afront gesehen. Bei aktiver Abwahl steigt die Chance aber dafür. Es hat nichts mit ihr als Person zu tun – sie nimmt es aber vielleicht so wahr.
Ich sehe nur nicht ein überall Trinkgeld geben zu müssen – gerade in Deutschland. Hey du hast mir (freundlich) Brötchen über die Theke gereicht – willst du vielleicht Trinkgeld geben? Nein verdammt, das ist dein Job!