BMW iX3 im Test: Gutes Auto, aber auch ein gutes Elektroauto?

Ich hatte die Möglichkeit den BMW iX3 im Alltag zu testen und war durchaus zufrieden mit dem Auto. Doch wie schlägt es sich nun als Elektroauto?

BMW ist der Meinung, dass man keine Plattform für Elektroautos benötigt und es reicht, wenn man Verbrenner umbaut. Der BMW iX3 ist ein Beispiel dafür, denn es ist im Kern der BMW X3, nur eben mit Elektromotor und einem Akku im Boden.

Technisch gesehen bekommt man hier also ein sehr gutes Auto, welches sehr gut verarbeitet ist, welches hochwertige Materialien mitbringt, welches viele Premium-Punkte abhakt, die man in dieser Preisklasse durchaus auch erwarten kann.

Dazu gehören sehr gute Fahrassistenzsysteme, dazu gehört ein gutes Head-up-Display mit vielen Informationen, ein hochwertiges Display in der Mitte, welches Apple CarPlay auch kabellos anzeigen kann, eine Qi-Ladeplatte in der Mitte und es gibt sogar den Support für den CarKey, den ich bereits Ende 2020 getestet habe.

BMW kann Autos bauen und das zeigen sie auch hier, doch darauf war ich gar nicht so gespannt. Habe ich ein hochwertiges Auto erwartet, welches sie bequem im Alltag fährt und ausgereift wirkt? Ja. Doch ist der iX3 ein gutes Elektroauto?

Video: BMW iX3 im Alltagstest

BMW iX3: Ein gutes Elektroauto?

Fangen wir mit der Performance an, hier gibt es einen Elektromotor mit 210 kW (286 PS) an der Hinterachse und 400 Nm Drehmoment. Und das reicht im Alltag locker aus und macht im Sport-Modus auch Spaß. Die fast 2,2 Tonnen werden in unter 7 Sekunden von 0 auf 100 km/h gedrückt (bei 180 km/h ist aber Schluss).

Mit Blick auf die Preisklasse hätte dem BMW iX3 zwar auch ein Dual-Motor gestanden und ein Volvo XC40 Recharge fährt sich nochmal etwas sportlicher, aber darauf lag wohl nicht der Fokus von BMW. Der iX3 ist ein eher bequemer SUV, der aber als Elektroauto eben dennoch viele Benziner bei der Ampel abzieht.

BMW hat einen 80 kWh großen Akku verbaut, bei dem 74 kWh zur Verfügung stehen und das macht eine WLTP-Reichweite von 460 km. Das ist mit Blick auf die Größe des Autos gut, aber ein Blick auf den WLTP-Verbrauch von fast 19 kWh/100 km zeigt, dass der iX3 dann eben nicht das effizienteste Elektroauto ist.

Ich vermute fast, dass es daher auch keinen Dual-Motor gibt, denn dann wären die 400 km gerade so drin und da will BMW lieber etwas mehr Reichweite als Leistung bieten. Der Volvo XC40 Recharge kommt hier eben auf unter 420 km Reichweite und in diesem Bereich würde sich eine Dual-Motor-Version wohl bewegen.

Ebenfalls sehr wichtig ist die Ladeleistung und am AC-Lader gibt es da bis zu 11 kW, was gut und Standard in dieser Klasse ist. Am DC-Schnelllader gibt es bis zu 150 kW, was okay, aber auch nicht beeindruckend ist. Laut BMW benötigt es 34 Minuten, bis der Akku bei 80 Prozent (aber unter Idealbedingungen) ist.

Was bedeutet das im Alltag? Ich kam auf gute 350 km Reichweite, bin aber auch etwas sportlicher gefahren. Die Peak-Ladeleistung ist okay, aber die Kurve ging bei mir auch gerne mal zügig runter und war bei unter 100 kW, sobald der Akku die 50 Prozent erreichte. Da geht in der heutigen Zeit durchaus noch etwas mehr.

Zum Vergleich: Ein Kia EV6 benötigt für 80 Prozent nur 18 Minuten.

Für mich sehr wichtig: Die Rekuperation. Da gibt es mehrere Stufen und ich wähle in der Regel immer die maximale Stufe, da ich One-Pedal-Driving mag. Das ist mit dem BMW iX3 möglich, aber eingeschränkt. Er „bremst“ nicht so stark wie andere Elektroautos ab und bleibt auch nicht am Ende (z.B. einer Kreuzung) stehen.

Dann gibt es da noch die adaptive Rekuperation, wo das Auto entscheidet, was gut ist. Das klappt auch oft gut, aber ich musste dann doch zu oft auf die Bremse treten. Ein richtig starkes One-Pedal-Driving mach nicht jeder, ich aber schon (und auf der Autobahn/Landstraße dann eine Option, um „segeln“ zu können).

Nachtrag: Drückt man den „Ganghebel“ auf B, dann bleibt der iX3 wohl auch beim Fahren stehen. Das war mir nicht bewusst, daher habe ich es nicht getestet.

Der Sound ist bei Verbrennern oft wichtig, doch ich mag es ruhig. Der BMW iX3 ist sehr ruhig im Alltag und wirklich gut isoliert. Auch bei 150 km/h auf der Autobahn fährt es sich angenehm und man kann sich gut unterhalten. So muss das sein und das ist ein Punkt, den die Premium-Hersteller wirklich gut hinbekommen.

Was mir mittlerweile aber auch gut gefällt: Ein optionaler Sound, wenn man mal ein bisschen sportlicher Fahren möchte. Den bietet der BMW iX3 im Sport-Modus und dann klingt er fast wie der Tumblr aus The Dark Knight. Da war also schon Hans Zimmer verantwortlich und der Sound gefällt mir im Sportmodus sehr gut.

Ein gutes Auto ist in der heutigen Zeit nichts ohne eine gute App. Und die bietet BMW in diesem Fall. Man kann sehen, wo das Auto ist, wie der Ladezustand ist, die Klimaanlage einschalten und vieles mehr. Außerdem kann man hier auch den CarKey einrichten und das iPhone wird dann zum digitalen Autoschlüssel.

BMW iX3: Mein Fazit zum Elektroauto

Der BMW X3 wäre nicht unbedingt meine Art von Auto, denn er ist mir etwas zu groß und hat keinen besonders guten Wendekreis. Man sitzt auch recht hoch, was nicht bei allen modernen SUVs der Fall ist. Oft gibt es nur eine SUV-Optik. Und ich sitze gerne tiefer. Doch sowas ist dann eben eine rein subjektive Sache.

Als Auto hat mich der BMW iX3 jedenfalls überzeugt, aber man spürt, dass es noch ein Verbrenner im Kern ist. Die Reichweite ist gut, aber im Vergleich mit anderen Autos in dieser Preisklasse muss man auf Performance verzichten. Und der Platz im Innenraum ist gut, die Bodenfreiheit (aufgrund der Akkus) aber eher okay.

Mit der Reichweite könnte ich noch leben, aber mit Blick auf Elektroautos wie einen Ioniq 5 und das, was da noch so kommt, finde ich die 150 kW und die Ladekurve nicht unbedingt zeitgemäß. Immerhin sprechen wir hier auch über fast 70.000 Euro beim Startpreis und da kommt sicher noch der ein oder andere Euro dazu.

Was ich aber beim XC40 Recharge, EQA und jetzt auch beim iX3 festgestellt habe: Mein Umfeld reagierte sehr positiv darauf. Die Autos sehen eben auch aus wie die Verbrenner-Ableger und das gefällt tatsächlich vielen. Ein großer Kühlergrill, der nicht mehr nötig ist, wird da sogar eher positiv bei der Bewertung eingestuft.

Ich persönlich hätte gerne noch mehr „Elektro“ bei einem aktuellen Elektroauto für über 70.000 Euro gesehen. Zum Beispiel eine bessere Ladeleistung oder etwas mehr Platz im Innenraum. Aber es ist ein solider Anfang und der BMW iX3 ist dafür zum Beispiel das bessere „Auto“ im Vergleich mit einem Tesla Model Y.

Am Ende wirkt der BMW iX3 hier und da wie eine Übergangslösung und obwohl er bereits ein Mini-Facelift für 2022 bekommen hat (ich habe noch die alte Version getestet), so werden wir die „richtigen“ Elektroautos von BMW erst in ein paar Jahren sehen, wenn die „Neue Klasse“-Plattform für Elektroautos kommt.

BMW zeigt mit dem i4, dass mit einem Verbrenner aber noch mehr als mit dem iX3 möglich ist und daher fällt mir eine Empfehlung ehrlich gesagt schwer. Wer jetzt unbedingt einen BMW X3 möchte und lieber elektrisch unterwegs ist, der wird sicher zufrieden sein, ich persönlich würde aber wohl noch etwas warten.

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