Die neuen Zahlen aus dem „HUK-E-Barometer“ hatten wir bereits im Blog. Ein Punkt beschäftigt mich dabei sehr und es ist nicht die Quote derer, die zum Verbrenner zurückkehren.
Hauseigentümer besitzen laut der Erhebung dreimal häufiger ein Elektroauto als Mieter (4,1 % Bestandsquote gegenüber 1,3 %), was auf einen deutlichen Unterschied in der Verbreitung von Elektrofahrzeugen zwischen diesen beiden Gruppen hindeutet. Dieser Trend verstärkt sich weiter, da im vergangenen Quartal 2024 viermal mehr Hauseigentümer als Mieter von einem Verbrennungsmotor auf ein Elektroauto umgestiegen sind.
Das Problem daran? Dies deutet darauf hin, dass die individuelle Mobilität immer stärker vom Einkommen und der finanziellen Situation abhängt. Das belegt nicht nur diese Studie, sondern auch die alltägliche Praxis lässt dies vermuten.
Fragt doch mal einen Elektroauto-Kritiker nach dessen Wohnsituation. In den allermeisten Fällen wird es ein Mieter ohne Stellplatz bzw. ohne heimische Lademöglichkeit sein. Selbstverständlich gibt es da auch Ausnahmen, aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Zahlen trügen.
Elektromobilität als Privileg der Wohlhabenden?
Gerade im „Mieterland“ Deutschland, in dem 53,5 Prozent der Bevölkerung zur Miete wohnen, führt diese Entwicklung zu einer wachsenden Ungleichheit in der Mobilität. Der Unterschied zwischen Mietern und Hauseigentümern sorgt meines Erachtens für eine diffuse Unruhe und fördert die Wahrnehmung, dass Elektromobilität ein Privileg der Wohlhabenden ist, während der Verbrennungsmotor als das „für alle“ zugängliche Verkehrsmittel angesehen wird.
Meines Erachtens werden auch einige „günstigere“ Fahrzeugmodelle nicht viel daran ändern. Mieter und dabei vor allem die „Straßenparker“ sind deutlich häufiger auf öffentliche Ladestation und angewiesen und somit auch regelmäßig mit vergleichsweise hohen Strompreisen oder Blockiergebühren konfrontiert. Wer sich kein Eigentum leisten kann, ist vermutlich auch eher Kunde auf dem Kfz-Gebrauchtmarkt.
Die Folge dieser Dynamik ist, dass Elektroautos zunehmend als elitär und exklusiv wahrgenommen werden, während Verbrenner weiterhin als erschwinglichere Option für die breite Bevölkerung gelten. Diese soziale Spaltung in der Mobilität könnte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen und zu einer breiteren Diskussion über Gerechtigkeit und Zugang zur Elektromobilität führen.
Gefühlte Wahrheiten sind schwer zu bekämpfen
Nicht jede Einschätzung, nicht jedes Gefühl basiert auf Fakten. Und ich möchte mich auch ausdrücklich nicht den schon oft widerlegten Vorurteilen gegenüber der Elektromobilität anschließen. Und ich glaube wirklich, dass es auch heute schon für viele Mieter und Menschen mit geringem Einkommen interessante Möglichkeiten im Bereich der Elektromobilität gibt.
Nur die Zahlen sprechen eine klare Sprache und wenn der Wandel zu einer „sauberen“ Mobilität gelingen soll, reicht es eben nicht aus, vor allem die Hausbesitzer bzw. Nutzer mit heimischer Lademöglichkeit zu überzeugen. Ich bin auch der Meinung, dass es hier nicht den einen großen Hebel gibt, der auf einmal alles zum Besseren wendet. Es sind viele kleine Stellschrauben, an denen gedreht werden müsste.
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