Wie die girocard den Handel und die Banken bevorteilt

Girocard

Eine Studie des CFIN Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule im Auftrag der EURO Kartensysteme GmbH hat ergeben, dass die girocard als eigenständiges Zahlungssystem „erhebliche“ wirtschaftliche Vorteile für Händler, Endkunden und die deutsche Kreditwirtschaft bietet. Die Studie (PDF) basiert auf der Befragung von 2.000 Privatpersonen, 300 Händlern sowie Experten aus der Banken- und Zahlungsverkehrsbranche.

Die girocard bietet dem Handel demnach ein kostengünstiges Zahlungsmittel, während für die Kunden niedrige Kosten und eine breite Akzeptanz wichtig sind. Für die Banken ist die girocard wirtschaftlich attraktiv und trägt zur finanziellen Stabilität des deutschen Marktes bei, so die Erhebung.

Win-Win-Win der girocard fragwürdig

Das klingt nach einer Win-Win-Win-Situation? Meines Erachtens ist die Auslegung der Studie aus Kundensicht fragwürdig. Das wird auch an der Grafik aus der Pressemeldung deutlich (siehe unten).

Natürlich freut sich der Handel über niedrige Gebühren, durch die Dominanz der girocard sind allerdings auch sämtliche Banken dazu übergangen, diese für Kunden zusätzlich zu bepreisen oder nur in kostenpflichtigen Kontomodellen anzubieten. Und Kunden haben oft keine andere Wahl, als für die Karte zusätzlich zu bezahlen, weil das System in Deutschland derartig verbreitet ist.

Der Handel spart, die Banken verdienen extra und die Kunden blechen dafür. Aus Kundensicht ist das meines Erachtens eher ein Teufelskreis, als ein Mehrwertkreislauf für alle Seiten. Dass die Karte häufig genutzt wird, ist obendrein vielmehr ein Beleg für diese Abhängigkeit, als für deren Beliebtheit.

230816 Girocard Grafik Steinbeis Studie

Teufelskreis (Symbolbild)

Das Vertrauen der Kunden in die Karte mag laut Studie hoch sein, wäre die Akzeptanz von anderen (Debit)Karten im Handel höher, würden diese meiner Meinung nach aber auch ganz schnell zu kostenfreien Alternativen wechseln. Und das Co-Badge als Krücke für den Online- und Auslandseinsatz könnte man sich dann auch sparen.


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  1. Tebald 🪴

    Ich kann generell nicht verstehen, wie Leute fast schon eine Religion daraus machen, ob und wenn ja mit welcher Karte wo bezahlen kann und ob die Karte dann 50 Cent oder 1 Euro im Monat kostet. Und dann Händler boykottieren, die Zahlart XY nicht anbieten.
    Ich zahle auch am liebsten mit Karte, welche, ist mir egal. Wenn Apple Pay night geht, nehm ich halt die Girokarte der DKB. Wenn Karte nicht geht hab ich immer nen 50er im Geldbeutel, nehm ich halt den.

    1. Oiram 🍀

      Der beste Kommentar hier

    2. Ferdi 🏆

      Nur weil dir alles egal ist, soll es das anderen auch sein? Ein Monopol ist eben nicht gut.

  2. max 🔆

    Finde ich verständlich das die Firmen auf die Girokarte setzen wenn die Gebühren wesentlich niedriger sind. Visa und Mastercard können die Gebühren für ihre Karten ja vorgeben.

  3. Dr. Gargamelius 🍀

    "gerade bei kleineren Händlern freiwillig mit Girocard, um ihnen ein paar Cent an geringeren Gebühren zu gönnen."

    Du bist ja ein richtiger Samariter. Und du bist nicht der Meinung, dass das schon alles in einer Mischkalkulation im Preis mit eingerechnet ist? 😉

    1. Matze 🍀

      Dass die meisten keine Mischkalkulation können, zeigt der deutsche "Kartenzahlung erst ab XY Euro" Standard bzw. "bei uns keine Kreditkarte", obwohl sie Sumup-Terminal haben.

  4. Arjoma 🌟

    Joa, ist vielleicht ein etwas zweischneidiges Schwert – aber zumindest für mich doch auch nicht ganz so dramatisch, wie man es dem Artikel entnehmen könnte.

    OK, für meine Girocard bei der 1822direkt zahle ich 50 Cent im Monat (fürs Konto selbst nichts) – damit ich den Komfort habe, an jedem Sparkassen-Automaten beliebige Summen abheben zu können und nicht nur höheren Summen nur bestimmten Automaten.
    Bei der comdirect zahle ich nichts für die Girocard und auch nichts fürs Konto (dabei benutze ich diese Karte nicht mal).

    Ich zahle häufiger mit Debitkarte, mal mit Girocard – und ja, gerade bei kleineren Händlern freiwillig mit Girocard, um ihnen ein paar Cent an geringeren Gebühren zu gönnen.

    1. max 🔆

      Das wären mir schon 50ct zu viel.

      1. elknipso 💎

        Ich zahle für ein derart rückständiges Produkt ebenfalls aus Prinzip nichts.

  5. Corwin42 👋

    Seit die Banken durchweg Gebühren für die Girocard nehmen, habe ich keine mehr. Ich kommt mit der kostenlosen Visa Debitkarte überall klar. Insbesondere im Ausland.

    Weiterer Vorteil: Ich kann an jedem Geldautomaten kostenlos Geld abheben. Bei der Girocard war ich da hinterher auf eine Hand voll Automaten hier in der Stadt beschränkt, bei denen eine Abhebung kostenlos war.

    Wenn hier ein Händler bei 50 oder mehr € keine Kreditkarte nimmt, kauf ich bei dem halt nicht.

    1. max 🔆

      Dann fahr mal in die Niederlande da stehst du mit einer Kreditkarte aber ganz schlecht da.

      1. F 🪴

        Also ich hab in Amsterdam,Utrecht und kleineren Orten wo ich war nur mit Visa & Amex bezahlt ?

        1. Matze 🍀

          Same here, ich war bestimmt an die 10 Mal in den Niederlanden und habe noch nie mit Bargeld dort bezahlt. Im Gegenteil, gerade in Amsterdam ist Kreditkarte so unfassbar gut vertreten.

      2. elknipso 💎

        Ich hatte bei meinem letzten Holland Urlaub keine Probleme, die Visa wurde überall akzeptiert.

      3. Mathias R. 👋

        Mit der Girocard auch. Die wird dort auch nicht akzeptiert. Nur die Maestro-Karten.

        Empfehlung meiner Bank: Vor der Fahrt mit Bargeld ausstatten 🥸

  6. rogh 🪴

    Girocard kostet mich aber extra – bei so ziemlich jeder Bank. Sehe nicht ein, das zu bezahlen, wenn die (Debit)KK kostenlos ist.

    1. Hugo 🏆

      Was willst machen, wenn in deiner Gegend die Kreditkarte oft nicht akzeptiert wird ? Bäcker zum Beispiel akzeptieren allgemein nicht gerne Karten und erst Recht keine Kreditkarten.

      1. elknipso 💎

        Ganz einfach die Händler erziehen.
        Ich habe die Girocard gekündigt weil ich für dieses rückständige Produkt keine Gebühren bezahle.

        Händler die meine Kreditkarte nicht annehmen möchten verdienen halt nichts an mir.

        1. Tebald 🪴

          Kann man gerne in Gegenden umsetzen in denen es eine breite Auswahl an Händlern gibt. Ist halt aber einfach nicht überall der Fall.

    2. Sebastian ☀️

      Ich kann andersherum aber auch die Händler verstehen, wenn die Bank an der Transaktion plötzlich 0,15% des Umsatzes will statt 0,05% bei der Girocard. Natürlich kann der Händler auch seine Preise anpassen, aber er müsste im konkreten Beispiel die 0,1% über den Kaufpreis kompensieren. Wenn das alle machen, wirds am Ende für alle wieder teurer. Aber hey: Akzeptanz!

      Ich finde die Disagios bei Kreditkarten im Vergleich eh viel zu hoch für einen größtenteils absolut digitalen Dienst.

      1. Am Ende verdient immer die Bank und Kunden und Händler werden quasi gegeneinander ausgespielt.

        1. Philipp 🔅

          Und deswegen ist Bargeld so wichtig.
          Aber das interessiert hier ja keinen, denn viel wichtiger ist, dass ich beim Bezahlen mit meiner Apple Watch zehn Sekunden Zeit spare.

          1. Bargeld kostet den Handel auch erhebliche Summen, so einfach ist es nicht.

        2. F 🪴

          Das Handling mit Bargeld kostet den Händler mehr. Macht auch mehr Arbeit sowohl im Geschäft, als auch in der Verwaltung. Zusätzlich kommt auch immer ein erhöhtes Risiko dazu.

          Ich bin froh das ich nur noch ein Geschäft habe mit Girocard only. Beim unserer kleinen Bäckerei kann ich sogar mit meiner AMEX zahlen.

    3. Herr P. 🌟

      Bei meiner Bank ist die Girocard kostenlos dabei.

      Bei meinem Metzger kann man auch nur mit Girocard ab 10 Euro zahlen. Könnten auch KK oder andere Debitkarten akzeptieren, wollen es aber anscheinend nicht. Man wird auch ein wenig schief angeschaut wenn man dort mit Karte zahlen will.

      Beim Bäcker, bei Filialbäckerein jedenfalls bei uns, ist seit Corona eine Zahlung zusätzlich mit Girocard und Kreditkarten/Debitkarten möglich. Da hat man umgestellt.

      1. „Bei meiner Bank ist die Girocard kostenlos dabei.“

        Kostenlos „dabei“ heißt, du zahlst aber fürs Konto?

        1. Lukas 👋

          Ich bezahle bei der C24-Bank weder fürs Konto noch für die girocard.
          Das Konto muss lediglich "aktiv" genutzt werden, d.h. 2 Lastschriten pro Monat. Das sind bei mir: Strom-, Wasser- und Festnetz-Rechnung.
          Meine 2. girocard ist von der Postbank und ebenfalls kostenlos. Das Konto kostet eigentlich 5,90 pro Monat, da ich es aber im Zuge einer Tchibo-Aktion eröffnet habe, ist es kostenlos.

  7. Kalle 🪴

    Warum sollen meine Brötchenkäufe über US Server von Visa oder Mastercard laufen und die Daten wer weiß wo in der Welt verarbeitet werden, wenn es ein funktionierendes lokales System gibt. Ich nutze daher wo immer es geht die Girocard.

    1. Niemand sagt, dass es das „soll“. Man hat ja oft eh keine Wahl, das ist der Kern der Aussage.

      1. Matze 🍀

        Genau, wenn ich das möchte, möchte ich, wenn es jemand nicht möchte, auch ok.

    2. Arjoma 🌟

      Ein gutes Beispiel mit der Summe für den Brötchenkauf – nicht auszudenken, was die NSA und CIA oder andere mit diesen wertvollen Informationen alles machen könnten! Ich will nicht wissen, wie viele Menschen den ganzen Tag daran arbeiten, das zu analysieren. ;)

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