Testbericht: Android-Smartphone Motorola Milestone 2

Den weltweiten Durchbruch und die großen Erfolge hat Android wohl erst mit der Version 2.0 und dem Motorola Milestone erfahren. Auch ich war in Besitz dieses Gerätes und habe dieses pure, robuste und etwas nerdige daran geliebt. Nachdem ich nun eine Weile mit dem HTC Desire sehr zufrieden war, juckte es mich eh in den Fingern, mich nach einem Nachfolger umzusehen.

Da aber das Nexus S noch etwas auf sich warten lässt und wohl auch nicht gleich auf dem euopäischen Markt zu haben sein wird, sind zwei Geräte in meinen Fokus gerückt, das HTC Desire Z und das Motorola Milestone 2. Trifft sich gut, dass ich beide Smartphones gerade zum Testen hier habe. Ein direkter Vergleich der beiden Geräte folgt in einem separaten Beitrag, hier soll es erstmal um das Milestone 2 gehen.

Erster Eindruck

Mein erster Gedanke wird sich durch den ganzen Testbericht wie ein roter Faden ziehen, denn er war: Das Motorola Milestone 2 ist das bessere Motorola Milestone. :lol: Das Teil fühlt sich erstmal an wie sein Vorgänger, man bemerkt aber recht schnell, dass alle Schwachstellen gnadenlos beseitigt wurden.

Es ist robust, sehr robust, nichts wackelt, klappert, sitzt lose oder stört irgendwie, wenn es in der Hand liegt. Der QWERTZ-Slider sitzt fest und rastet angenehm ein und auch bei der Akkuabdeckung verhindert nun ein zusätzlicher Abstandhalter, dass diese zu lose sitzt.

Das Milestone 2 ist deutlich runder und liegt dadurch angenehmer in der Hand als sein Vorgänger. Die Kamera-Taste ist nun kleiner und kann sich bauartbedingt nicht mehr abnutzen. Zudem wurden die Sensor-Tasten an der Frontseite, wie bereits beim Motorola Defy, in einer anderen Reihenfolge angeordnet.

Die Rückseite ist in einem matten Blauton gehalten, die Kamera befindet sich in der rechten oberen Ecke und der Lautsprecher wird von einem silbernen Gitter verdeckt.

Technische Daten

Technisch ist das Motorola Milestone 2 auf der Höhe der Zeit. Die wichtigsten Eckpunkte habe ich euch hier mal aufgelistet. Für mich sehr geil ist der 8GB interne Speicher, der in vollem Umfang für die Installation von Apps genutzt werden kann. Platzmangel durch zu viele Apps gehört somit der Vergangenheit an.

Promo-Video

Natürlich hat auch das Milestone 2 einen offiziellen Promo-Clip

Oberfläche & MOTOBLUR

Zum Thema Android auf Motorola-Geräten und MOTOBLUR habe ich die Tage erst den Beitrag „Was genau ist eigentlich Motorola MOTOBLUR?“ veröffentlicht. In diesem erfahrt Ihr alles, was mit der Oberfläche, den Motorola-Apps und dem System zu tun hat. Da sich die Oberfläche kaum vom Motorola Defy unterscheidet, könnt Ihr euch auch nochmal den Beitrag „Testbericht: Outdoor-Smartphone Motorola Defy“ ansehen.

Ich persönlich komme gut mit der Oberfläche klar. Einzig den Launcher habe ich gegen den ADW ausgetauscht, da mir dieser optisch einfach mehr zusagt. Richtig gut gefällt mir auch hier wieder die vorinstallierte Multitouch-Tastatur und als Alternative dazu Swype.

Tastatur & Slider

Eines der wichtigsten Bauteile und wohl für viele das Hauptargument für die Anschaffung vom Milestone 2, ist die die aufschiebbare QWERTZ-Tastatur. Diese sieht zwar erstmal im Vergleich zum HTC Desire Z etwas schlichter und weniger gut bedienbar aus, ist sie aber nicht. Man kann die Tasten deutlicher spüren als beim Milestone 1 und trifft nach einer kurzen Eingewöhnungszeit zielsicher gewünschte Buchstaben.

Dadurch, dass das Mielstone 2 kein großes Steuerkreuz mehr hat, sonder Richtungstasten direkt in die Tastaturmatte integriert hat, sind die Tasten auch etwas größer. Der Druckpunkt ist meines Erachtens sehr gut.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass Tastaturen auf Touchscreens, sowie fest vebraute immer etwas Geschmacks- und Einstellungssache sind. Es gibt Leute die kommen mit Sywpe gar nicht klar und andere wiederum lieben es, so zu schreiben. Genau so ist es hier. Nicht jeder kommt mit jeder Tastaturart klar, ich persönlich tippe auf dieser hier wie ein Weltmeister. :D

Leistung, Multimedia & PC

Der 1GHz-Prozessor und die 512 Megabyte RAM leisten das, was sie erahnen lassen, ein solides immer schnelles System ohne Denkpausen. Aktuelle 3D-Spiele sind ohne Probleme spielbar.

Benchmark

Das Quadrant Benachmark sollte man aufgrund abweichender Systemkonfigurationen nicht all zu ernst nehmen, aber ein kleiner Anhaltspunkt ist es dennoch. Hier schafft das Milestone 2 aus dem Stand 1395 Punkte, was für ein Stock-ROM ganz nett ist.

Lautsprecher

Besonders hervorheben möchte ich hier noch den super Lautsprecher, der glasklar die Töne wiedergibt und kein bisschen scheppert. Das bin ich leider von meinem HTC Desire anders gewöhnt. Zudem funktioniert die Rauschunterdrückung durch die zwei verbauten Mikrofone erste Sahne. Ich habe von meinen Gesprächspartnern durch die Bank weg positives Feedback zur Verständlichkeit erhalten.

Am Computer

Auch am Computer macht das Milestone 2 eine gute Figur. Während mein HTC Desire an meinem Windows 7-Computer ohne extra HTC-Treiber nicht mehr als nen Massenspeichermodus kennt, wurde das Milestone 2 sofort von Windows als Motorola-Smartphone erkannt, installiert und eingerichtet.  Die Treiber für die normale Nutzung befindet sich bereits auf dem Gerät, oder können alternativ direkt bei Motorola geladen werden.

Medien, DLNA und Phone Portal

Das Motorola Milestone 2 kann bereits Medien über die drahtlose DLNA-Schnittstelle wiedergeben. Wie Ihr sicher mitbekommen habt, beherrschen diverse aktuelle Smartphones DLNA. Dies ist ein Standard, der es dem Nutzer ermöglicht, drahtlos Medieninhalte auf ein TV-Gerät zu übertragen. Einziger Nachteil, das Empfangsgerät muss auch DLNA beherrschen, was bei älteren TV-Geräten nicht der Fall ist.

Die Funktionen von DLNA sind sehr vielfältig, so können zum Beispiel Medien von einem Netzwerkspeicher gestreamt werden, von Computern, Handys und Digitalkameras übertragen werden, oder auch Daten über ein W-Lan-Netzwerk gedruckt werden. Durch Geräte wie den HTC DG H100 Media Link kann man auch ältere Geräte DLNA-fähig machen.

Kamera & Fotos

Die Kamera ist meines Erachtens die gleiche wie im Milestone 1. Sie ist brauchbar und der Dual-LED-Blitz ist schön hell, aber vom Hocker haut sie wohl keinen. Besser als die Linsen in HTC-Smartphones ist sie aber.

Funktionen wie Bildstabilisierung, Echtzeit-Farbeffekte, verschiedene Szenen und Geo-Tagging gehören derzeit zum üblichen Standard und sind natürlich auch hier vorhanden.

LCD-Screen, Updates und Bootloader

Die vier häufigsten Argumente der letzten Zeit gegen ein Motorola sind: MOTOBLUR, „nur“ LCD-Screen, kommende Updates und der gelockte Bootloader. Was MOTOBLUR angeht, habe ich meine Meinung bereits kund getan, die anderen drei Sachen will ich hier kurz thematisieren.

SLCD vs. LCD

Es trifft sich ganz gut, dass ich ein HTC Desire mit AMOLED, ein Desire Z mit SLCD und eben das Milestone 2 mit LCD-Screen hier habe, denn dadurch kann ich die Geräte optimal miteinander vergleichen. In Sachen Farbstärke und Leutkraft liegt ganz klar der AMOLED-Screen vom HTC Desire vorne, dieser wirkt allerdings etwas unschärfter, durch die PenTile-Matrix mit Ihren Subpixeln. Der Rest ist meines Erachtens reine Marketingmasche, denn SLCD und LCD nehmen sich so gut wie nichts.

Ich will nicht ausschließen, dass unter Laborbedingungen ein Unterschied erkennbar ist, aber wenn man beide Geräte vor sich hat, dann auf keinen Fall. Also, lasst euch nicht verarschen, LCD schaut nicht schlechter aus als SLCD. Punkt.

Bootloader

Ja, Motorola sperrt die Bootloader. Leider scheint durch diverse Berichte ein falsches Bild von den Einschränkungen zu entstehen. Was ich da tagtäglich zu lesen bekomme hat nichts mehr mit den Fakten zu tun. Der gelockte Bootloader dürfte den normalen Nutzer so wenig jucken, wie der berühmte Sack Reis, wer aber Wert auf umfangreiche Modifikationen legt, wird bei diesem Thema hellhörig.

Vereinfacht kann man sagen, dass es im Grunde genommen durch diese Sperre nicht möglich ist, komplett systemfremde ROMs zu flashen. Selbstverständlich kann man das Milestone 2 rooten und mit diversen verfügbaren Modifikationen versehen. Die meisten Mods sind bereits so umfangreich, dass es so gut wie keinen Unterschied mehr zu systemfremden ROMs gibt.

Sicher, die Auswahl ist kleiner, denn alles was man auf das Teil flashen will, muss in irgend einer Art auf einem verfügbaren Original-ROM basieren, das heißt aber nicht, und das betone ich, dass man die Geräte mit einem gelockten Bootloader nicht individuell an seine Bedürfnisse anpassen kann.

Updates

Ja es ist richtig, dass Motorola in Europa bei den System-Updates nicht zu den Schnellsten gehört. Besser gesagt, kann es schon mal ein paar Monate länger dauern, ehe man eine neuere Android-Version auf sein Gerät gepusht bekommt. Ärgerlich sind auch die Bugs der Vergangenheit, welche aber zum Glück nicht bei allen Nutzern auftraten.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass das Milestone 1 das einzige Gerät (nach dem HTC Dream aka G1) ist, welches sicher die dritte Android-Vollversion (2.0, 2.1 & 2.2) erhält. Das hat bisher kein anderer Hersteller geschafft.

Und sonst noch?

Es gibt natürlich einige Details, welche ich jetzt nicht angesprochen habe. Ich teste ein Gerät in erster Linie nach den mir wichtigen Punkten. Daher hier noch weitere Infos zusammengefasst:

Fazit

Gelungener Nachfolger könnte man sagen. Wenn man etwas kritischer sein will, könnte man hinterfragen, warum diverse Punkte nicht bereits bei der ersten Version umsetzbar gewesen sind, aber bekanntlich lernt man ja aus Fehlern.

Ich für meinen Teil werde mein HTC Desire die Tage verkloppen und das Motorola Milestone 2 als Hauptgerät einsetzen. Ursprünglich wollte ich mir zwar das Desire Z zulegen, das Milestone 2 hat mich aber so überzeugt, dass ich diesen Plan über Board geworfen haben. Es ist einfach von Grund auf solide und ich stehe auf solide. 8-)

Wer also sein Gerät nicht in erster Linie zum modden und basteln nutzen möchte und wem eine Hardwaretastatur, sowie ein großer interner Speicher wichtig sind, der ist mit dem Milestone 2 gut beraten. Das Gerät kann in vielen Punkten überzeugen. Kleine Abstriche müssen, wie bei so gut wie jedem aktuellen Android-Smartphone bei der Kamera und dem Homescreen-Launcher gemacht werden.

Unterm Strich ist es durchaus empfehlenswert.

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