Honor Magic V2 im Test – das Foldable mit Wow-Effekt

Nachdem ich mir früher jedes Jahr (mindestens) ein neues Smartphone zugelegt habe, war die Luft in den letzten Jahren ziemlich raus.

Gefühlt machte es kaum noch einen Unterschied, ob hinter dem Smartphone-Namen nun eine 22, 23 oder 24 stand – bis auf eine etwas bessere Kamera tut sich nicht viel. So hatte ich auch kaum noch Lust, für ein paar kleine Neuerungen ständig ein neues Smartphone einzurichten.

Auch der Trend der faltbaren Smartphones ist daher an mir vorbeigegangen. Ich hatte zwischenzeitig davon gelesen, irgendwas von einem Spalt im geschlossenen Zustand mitbekommen (Galaxy Fold 1 – 3) und dann das Interesse verloren. Also nutze ich als Daily Driver weiterhin ein mittlerweile fünf Jahre altes Huawei P30 Pro und habe eigentlich nur eine bessere Kamera vermisst.

Zumindest so lange, bis ich kürzlich auf ein mir unbekanntes Honor-Gerät aufmerksam wurde. Das Honor V2 verspricht, kaum größer als ein Barren-Smartphone zu sein, und trotzdem alle Vorteile eines Foldable zu bieten. In anderen Worten: Es ist ein faltbares 8-Zoll-Tablet. Und wenn man es gerade nicht braucht, ein Smartphone.

Doch wie praktisch ist so ein Foldable eigentlich im Alltag? Ich war froh, noch die Kontakte zu mobiFlip zu haben, um mir ein eigenes Bild davon zu machen. So konnte ich es gut einen Monat lang im Alltag testen und euch nachfolgend die Eindrücke schildern.

Mittlerweile ist übrigens der Nachfolger Honor V3 angekündigt. Er wird wohl schon im Herbst 2024 nach Deutschland kommen. Das wird dann aber wohl auch wieder an der 2.000€-Marke kratzen, während es das Honor V2 derzeit schon ab ca. 800€ auf dem Gebrauchtmarkt gibt.

Technische Daten

Zunächst ein kurzer Blick auf das Datenblatt.

  • Marktstart: Januar 2024 (Deutschland), Juli 2023 (China)
  • Maße:
    • zugeklappt: 156,7 x 74,1 x 9,9 mm¹
    • aufgeklappt: 156,7 x 145,4 x 4,7 mm¹
    • 1 – zzgl. knapp 4 mm für den Kamerabuckel
  • Kameras:
    • Ultra-Weitwinkel: 50 MP, f/2.0, OIS (0,5-fache Vergrößerung)
    • Hauptkamera: 50 MP, f/1.9, OIS
    • Tele: 20 MP, f/2.4, OIS (2,5-fache Vergrößerung)
  • CPU: Snapdragon 8 Gen. 2 Octa-Core mit 16 GB RAM
  • SIM-Slots: 2 (wahlweise physisch oder als eSIM)
  • Gewicht: 231 Gramm
  • Akku: 5.000 mAh
  • Betriebssystem: Android 14 (MagicOS 8.0) mit Google-Diensten
  • Update-Garantie: 4 Jahre (bis Android 17)
  • kein Wireless Charging
  • Aufladen mit bis zu 66W (Honor SuperCharge)
  • Fingerabdrucksensor im Power-Button
  • Anschluss: USB Type C 3.1
  • Mobilfunkstandard: 5G

Unboxing

Das Honor Magic V2 wird in einem schicken und überraschend großen Pappkarton geliefert. Der Inhalt ist aber recht übersichtlich, und so ist die OVP dann mit einer Menge Luft gefüllt.e

Honor Magic V2 Unboxing

Enthalten sind:

  • das Smartphone selbst
  • eine passende Hülle aus Kunstleder
  • ein weißes USB-C Ladekabel
  • der obligatorische Metall-Nupsi zum Öffnen des SIM-Slots

Ich wünsche mir hier die guten, alten Zeiten zurück, in denen noch ein passendes Ladegerät beilag. Bei mir fliegen zwar eine Menge USB-Netzteile rum, aber solche mit Power Delivery > 50 W sind immer noch die Ausnahme. Dazu kommt noch, dass viele Hersteller ihr eigenes Süppchen kochen, was Schnellladen angeht. Da bin ich als jahrelanger Huawei-Nutzer etwas leidgeplagt.

Honor Magic V2 Lieferumfang

Lieferumfang des Honor Magic V2

Die Hülle deckt bauartbedingt nur die Hälfte des Smartphones ab. Sie kann somit nur das Scharnier, die Rückseite und ein bisschen die Seiten schützen. Dafür gibt es als kleines Extra einen kleinen Klappfuß zum Aufstellen des Smartphones. Insgesamt gefällt mir das Case somit trotz der eingeschränkten Kernfunktion recht gut.

Erster Eindruck

Der erste Eindruck nach dem Auspacken lässt sich bei mir mit drei Buchstaben beschreiben: Wow.

Im Karton liegt das Honor V2 zunächst aufgeklappt. In dem Zustand ist es ein hochwertiges Tablet mit 8 Zoll Displaydiagonale. Wenn man es aber zusammenklappt, ist es kaum wiederzuerkennen. Verglichen mit meinem Vorgänger-Smartphone (Huawei P30 Pro) ist es zwar etwas dicker und 40 Gramm schwerer. Aber das halte ich in Anbetracht der Features für ziemlich vernachlässigbar.

Hier zwei Vergleichsfotos:

Offiziell ist das Honor V2 nur 4,7 mm (aufgeklappt) bzw. 9,9 mm (zugeklappt) dick. Ich halte die Angaben für etwas irreführend, da der 4mm dicke Kamerabuckel dort nicht mitgezählt wird. Aber selbst mit 14 Millimetern an der dicksten Stelle passt es noch gut in einer (Männer-)Hosentasche.

Das V2 gibt es in Deutschland in zwei Farb-Varianten: Mit lila Glasrückseite oder mit schwarzem Kunstleder. Das Kunstleder erinnert mich ein bisschen an das gute, alte Galaxy Note 3 – und bietet aus meiner Sicht nur Vorteile: Es ist etwas leichter, dünner und dünner als die Glas-Variante und vor allem deutlich robuster. Ich verstehe ohnehin nicht, wieso sich das Glas auf der Rückseite fast überall durchgesetzt hat.

Honor Magic V2 Zugeklappt Seite

Die Anordnung der Buttons ist etwas ungewohnt. Wenn man das Handy (zugeklappt) benutzt, liegen Power-Button und Lautstärkewippe beide rechts. Der Power-Button befindet sich aber weiter hinten als der Lautstärkeregler, da sie auf unterschiedlichen Hälften angebracht sind. Daran habe ich mich anfangs überhaupt nicht gewöhnen können, mittlerweile geht es gut.

Apropos Power-Button: Dort ist auch der Fingerabdrucksensor mit integriert. Etwas friemelig, aber eine gute Lösung – sowohl im Smartphone-, als auch Tablet-Modus.

Wenn man sich das Gerät genauer anschaut, entdeckt man noch:

  • den USB-C Anschluss auf der Unterseite
  • insgesamt zwei Lautsprecher (einer oben, einer unten)
  • insgesamt zwei Mikrofone
  • den SIM-Slot mit Platz für insgesamt zwei physische Nano-SIM-Karten
  • eine Infrarot-Sender auf der Oberseite (um das Smartphone als Fernbedienung zu nutzen)
  • Das große Scharnier auf der linken Seite

Honor Magic V2 Anschluesse Unten

Der OLED-Bildschirm auf der Vorderseite misst 6,4 Zoll in der Diagonale und ist mit 2.376 x 1.060 Pixeln hoch genug aufgelöst. Wichtig war mir das Bildschirmformat: Während das Frontdisplay bei z.B. dem Galaxy Fold 5 23,1:9-Format sehr langgestreckt und schmal ist, gibt es beim Honor V2 ein 20:9-Format. So lässt es sich zugeklappt wie ein normales Smartphone bedienen.

Innen gibt es ein 8-Zoll OLED Display mit 2.156 x 2.344 Pixeln. Wie auf den Fotos zu sehen, gibt es bauartbedingt eine Art Kerbe in der Mitte des Bildschirms. Die fällt im Betrieb aber kaum auf und stört mich tatsächlich nicht, obwohl ich vorher skeptisch war.

Hier noch ein paar weitere Bemerkungen, die mir während der ersten Stunden aufgefallen sind:

  • Die auf dem Frontdisplay aufgebrachte Displayschutzfolie hatte (wohl durch die Tester vor mir) schon einige Kratzer
  • Beide Bildschirme sind hell genug, damit auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch etwas erkennbar ist.
  • Der Rand des Frontdisplays ist leicht abgerundet, also curved. Das erhöht die Anfälligkeit für Displaybrüche. Es ist aber zum Glück längst nicht mehr so schlimm wie bei den Android-Smartphones vor drei, vier Jahren.
  • Überm Innendisplay steht der Plastikrand etwas über. Somit sollten zumindest kleine Staub- oder Sandkörner nicht dazu führen, dass das Display zerkratzt. Das ist auch besser so, denn die innen angebrachte Folie kann nicht vom Nutzer gewechselt werden.
  • Das Honor Magic V2 kippelt auf dem Tisch – selbst mit der Hülle. Das liegt wohl am asymmetrisch angebrachten Kamerabuckel

Einrichtung & Software

Zunächst galt es, die über hundert Apps von meinem alten Smartphone irgendwie auf das Honor V2 zu bekommen. Theoretisch bieten dazu sowohl Google als auch Honor (mit der Device Clone App) entsprechende Lösungen an.

Das funktionierte ausgehend von meinem Huawei P30 Pro allerdings eher schlecht als recht. Die Übertragung per Kabel über die Honor-App wollte zunächst gar nicht funktionieren. Kabellos ging es dann, aber es wurden keinerlei App-Daten übernommen. So musste ich alle Apps neu einrichten und habe damit (summiert) sicher einen Tag verbracht.

Im Laufe der Einrichtung kann ein Honor-Konto eingerichtet werden, muss aber nicht. Generell merkte ich kaum einen Unterschied zwischen der Huawei- und Honor-Software. Die Apps Honor Health und Huawei Health sehen z.B. bis hin zum Icon fast identisch aus. Man merkt, dass die Unternehmen zusammen gewachsen sind und Honor nur ausgegliedert wurde, um die US-Sanktionen zu umgehen. Bei Honor gibt es nämlich die vollständige Auswahl an Google-Apps inklusive dem Play Store. Ich habe die Huawei-Geräte zwar immer gemocht, aber ohne Google-Dienste waren sie für mich keine Option mehr.

Bei der Einrichtung wird empfohlen, statt den Soft-Buttons für Home, zurück & Multitasking die Gestensteuerung zu aktivieren. Ein Swipe nach oben öffnet dann das Multitasking-Menü, ein Swipe vom Rand nach oben das Multitasking und ein Swipe von rechts nach links entspricht dem Zurück-Button. Ich war zunächst nicht überzeugt davon. Die Steuerung per Button macht aber im aufgeklappten Zustand keinen Spaß. So bin ich nach wenigen Tagen doch bei der Gestensteuerung gelandet und möchte mittlerweile nicht mehr zurück.

Nachdem alle Konten eingerichtet sind, musste ich noch etwas Bloatware deinstallieren (u.a. TikTok & Facebook). Das finde ich bei einem so teuren Smartphone ein Unding, ist aber bei der Konkurrenz nicht immer besser. Zudem empfehle ich jedem, den App-Drawer zu aktivieren. Standardmäßig werden alle Apps (wie beim iPhone) automatisch dem Startbildschirm hinzugefügt.

Das Magic V2 im Alltag

Ich erwähnte oben schon, dass das Magic V2 im zugeklappten Zustand kaum als Klapp-Smartphone erkennbar ist. Und tatsächlich nutze ich es im Alltag zu geschätzt 80% als das: Ein ganz normales Smartphone. Für eine kurze Telegram-Nachricht, eine Verbindung im DB Navigator oder das Scrollen durch die Threads-Timeline reicht der kleine Bildschirm einfach aus.

So gibt es dann im Alltag immer wieder erstaunte Reaktionen, wenn aus dem Smartphone plötzlich ein Tablet wird. Selbst Samsung baut zwar mittlerweile seit fünf Jahren faltbare Smartphones, aber im Alltag habe ich sie noch fast nie gesehen (lediglich ein paar mal auf der Korea-Reise).

Es gibt jedenfalls doch einige Fälle, in denen das große Display dann praktisch ist. Und in solchen Fällen bin ich dann doch froh, das V2 zu haben. Hier ein paar beispielhafte Anwendungsfälle:

  • Beim Anschauen von YouTube-Videos. Bedingt durch das Displayformat sind die meisten Videos natürlich nicht doppelt so groß – aber doch merklich größer
  • Videos auf YouTube und Co im Multi-Picture-Modus weiterschauen, d.h. das Video läuft im kleinen Rechteck weiter, während man es anderweitig benutzt
  • Wenn man in WhatsApp, Telegram, Slack o.ä. mit vielen Personen auf einmal schreibt, kann man so viel schneller zwischen verschiedenen Nachrichten umschalten. Denn die UI ähnelt dann derer am Desktop (links die Kontakte, rechts einzelne Chats)
  • Einige Websites sind in der Mobilversion kaum benutzbar. Einmal das Handy aufklappen und man kann problemlos die Desktop-Seite verwenden
  • Endlich sieht man im Wochenkalender alle Termine auf einmal, ohne Scrollen zu müssen

Kleine Anekdote dazu aus der Praxis: Ich stand im Spanien-Urlaub auf einer kleinen Public-Viewing-Veranstaltung, während das EM-Finale lief. Übertragen wurde das Bild aber nur auf kleinen Fernsehern in > 20 Metern Entfernung. Das Honor V2 etablierte sich als Mini-Leinwand für alle Umstehenden (noch dazu war der Stream dort ein paar Sekunden schneller).

Es können natürlich auch mehrere Apps parallel genutzt werden. Das unterstützen zwar auch zahlreiche andere Smartphones, aber nützlich wird es m.E. erst auf dem großen 8″-Bildschirm. Fast jede App lässt sich als kleines Fenster parallel starten und dann beliebig vergrößern oder verkleinern. In folgendem Beispiel der DB Navigator:

Honor V2 Multitasking Apps

Prinzipiell gibt es auch einen Splitscreen-Modus ähnlich wie unter Windows. Damit ließe sich eine App rechts, die andere links darstellen und die Größe frei ändern. Allerdings melden 90% der Apps, dass vertikales bzw. horizontales Teilen nicht unterstützt würde – daher habe ich das in der Praxis noch nie genutzt. Generell hört man, dass Samsung das Multitasking auf seiner Fold-Reihe perfektioniert hat, während Honor etwas hinterherhinkt.

Unabhängig vom Falt-Display bin ich ein Fan der Dynamic Island rund um die Frontkamera. Wenn beispielsweise ein Spotify-Song läuft, werden dauerhaft Album-Cover und Equalizer eingeblendet. Ein Tipp darauf öffnet die Steuerung der Musikwiedergabe. Apple-Nutzer werden es kennen, ich bisher nicht.

Dynamic Island Mini

während der Musikwiedergabe dauerhaft eingeblendet (außer bei Fullscreen)

Dynamic Island Ausgeklappt Honor V2

Ein Tipp auf die „Insel“ öffnet die Musikwiedergabe

Apropos Musikwiedergabe: Es gibt Stereo-Sound mit einem Lautsprecher oben und einem unten. Die Tonqualität ist die beste, die ich bisher bei einem Smartphone erlebt habe (mit begrenzten Erfahrungswerten). Das hält allerdings nur bis ca. 65% Lautstärke, danach nimmt sie deutlich ab. Das reicht aber zumindest indoor völlig aus.

Die Performance ist im Alltag und auch auf Handyspielen ist dank der Snapdragon-CPU (von 2023) und 16 GB RAM auf der Höhe der Zeit. Im Internet findet man teilweise Berichte, dass das V2 zur Überhitzung neigen würde, ich hatte damit (selbst bei 37° in Spanien) keine Probleme.

Kamera

Die Kamera ist für mich eines der wichtigsten Kriterien beim Smartphone-Kauf. Mit der Kamera im P30 Pro war ich recht unzufrieden, sodass ich bei Reisen immer noch ein P40 Pro als Zweitkamera (und Powerbank) mitgeschleppt habe. Klingt bescheuert, aber durch die fehlenden Google-Dienste war das P40 Pro als Daily Driver für mich keine Option.

Vor Erhalt des Honor Magic V2 war ich in dieser Hinsicht sehr skeptisch. Denn im DxOMark Kamera-Test schaffen es die Kameras gerade einmal auf den 97. Platz (noch deutlich hinter Pixel 6 Pro, Huawei P40 Pro oder iPhone 13 mini).

Das Ranking kann ich persönlich nicht nachvollziehen, insbesondere was die Hauptkamera betrifft. Egal, ob bei Tag oder Nacht, war ich mit den Fotos fast immer zufrieden. Die Bilder überzeugen mich in fast allen Fällen mehr als beim P40 Pro und schon damit war ich sehr zufrieden.

Honor V2 Feuerwerk Kiel

Auch nachts überzeugt die Kamera

Honor Magic V2 Kamera Sonnenuntergang

Videos werden gut stabilisiert und in 4K mit 60 fps aufgezeichnet.

Leichte Punktabzüge bzgl. der Kamera gibt es für folgende Probleme:

  1. Die Kamera neigt dazu, Lichter im Dunkeln etwas verschmiert darzustellen. Das liegt aber nicht am Sensor selbst, sondern daran, dass die Linse schnell verschmiert. Einmal drübergewischt und es ist wieder alles im grünen Bereich.
  2. Kontrastreiche Fotos sind standardmäßig sehr dunkel. Wenn man das Bild aber während der Aufnahme manuell aufhellt, funktioniert der automatische HDR-Modus gefühlt nicht mehr und es wird sofort überbelichtet. Da hilft ggf. nur eine manuelle Nachbearbeitung am PC.
  3. Möchte man während auf einer Videoaufnahme zoomen, so ist das Ergebnis sehr ruckelig und leider kaum zu gebrauchen.

Nachfolgend ein Vergleich aller drei Kameras bei Tag und Nacht. Ein Klick auf das einzelne Bild öffnet es in groß:

Zoom

Die Tele-Linse bietet „nur“ eine 2,5-fache optische Vergrößerung. Das klingt zunächst wenig. Andererseits sind mir 5-fach oftmals schon etwas zu viel und 3-fache Vergrößerung ein perfekter Kompromiss. Die Zoom-Fotos können sich tagsüber absolut sehen lassen und fallen auch nachts nur etwas ab.

Honor bewirbt das Magic V2 zudem mit einem 40-fachen Digitalzoom, was natürlich lächerlich ist. Selbst die 10-fache Vergrößerung sieht schon nicht mehr gut aus. Ich sehe keinen Grund, wieso man mehr als den optischen Zoom nutzen sollte.

Am besten wäre natürlich so eine Kamera-Kombination wie beim Samsung Galaxy S23 Ultra mit vier Linsen (darunter 1x 3-fach, 1x 10-fach). Aber man kann eben nicht alles haben, vor allem bei so einem dünnen Gehäuse.

Ultra-Weitwinkel

Die Ultra-Weitwinkelkamera ist mit 0,5-facher Vergrößerung sehr weitwinklig. Somit werden Gebäude am Rand stark verzerrt, aber es passt beeindruckend viel ins Bild. Wer mag, kann natürlich auch digital etwas reinzoomen und den Effekt so etwas abschwächen.

Durch die geringe Brennweite hat die Weitwinkellinse am stärksten mit Lens Flares bei direktem Gegenlicht zu kämpfen. Zudem ist die Farbwiedergabe im Weitwinkel – je nach Lichtverhältnissen – oft nicht so natürlich wie mit der Hauptlinse. Das ist vor allem dann nervig, wenn die Kamera-App (für Makro-Fotos) zur Weitwinkellinse wechselt, obwohl man das gar nicht möchte.

Honor Magic V2 Ultra Weitwinkel

Insgesamt tut die Weitwinkelkamera ihren Job, sticht aber nicht heraus.

Frontkamera

Frontkameras gibt es insgesamt zwei Stück: Eine auf dem Frontdisplay und eine rechts auf dem Innendisplay. Die Qualität beider taugt für Videotelefonate, aber nicht für viel mehr. Zum Glück gibt es einen Workaround: Wer das Display aufklappt, kann die Hauptkamera für Selfies nutzen und trotzdem sehen, was er gerade fotografiert. Schon praktisch, so ein Foldable.

Akku

Ich tue mich immer etwas schwer damit, Akkulaufzeiten zu bewerten. Bei neuen Geräten hält er immer besser als bei einem Jahre alten Smartphone. Zum einen wegen der steigenden Akkukapazität und sinkendem Akkuzustand des Altgerätes), aber auch weil weniger installierte und eingerichtete Apps einen niedrigeren Standby-Verbrauch bedeuten.

Das Magic V2 bietet 5.000 mAh Akkukapazität. Das ist gleich viel wie bspw. beim Galaxy S24 Ultra und 20% mehr als bei meinem alten Huawei P30 Pro. Allerdings ist der Akkuverbrauch bei Nutzung beider Displays auch entsprechend höher.

Mit der Akkulaufzeit bin ich aber sehr zufrieden. Mit meinem P30 Pro kam ich im Alltag zwar noch auf einen Tag Nutzung, aber auf Reisen musste ich oft zwischendurch laden. Das Magic V2 hat es meist ohne Zwischenladung geschafft. Wer den Akku schonen will, sollte das frontseitige Display nutzen, denn geöffnet steigt der Verbrauch doch merklich an. Notfalls gibt es noch den Ultra-Energiesparmodus, der nur ausgewählte Apps zulässt und aus den letzten Prozent viel rausholen kann.

Bleibt noch ein dicker Haken: Es gibt kein Wireless Charging. So ist meine Qi-Ladestation auf dem Schreibtisch nun nutzlos geworden, nachdem ich meine Smartphones jahrelang fast nur kabellos geladen habe. Ich schätze eine Qi-Möglichkeit schon deshalb, weil die USB-Anschlüsse nach mehreren Jahren gerne mal Probleme machen.

Mängel und Nachteile

Das Magic V2 ist aber nicht frei von Mängeln. In Puncto Soft- und Hardware sind mir folgende Aspekte negativ aufgefallen:

  • Wer auf dem großen Display eine App startet, die den Vollbild-Modus nicht vollständig unterstützt, hat zwei Möglichkeiten: a) Die App im Vollbild öffnen oder b) die App mit Rand öffnen (ca. 25% des Displays) bleiben Schwarz. Der Hinweis darauferscheint jedes Mal und lässt sich nicht deaktivieren
  • Der Bildschirm im Inneren ist quasi unbenutzbar, wenn man währenddessen eine polarisierte Sonnenbrille trägt. Er ist dann deutlich dunkler und weiße Hintergründe erscheinen wie ein Regenbogen
  • Macht man mit dem großen Display ein Foto, ist die Vorschau etwas unscharf. Als wäre die Preview nur für die Auflösung des Frontdisplay angepasst und dann einfach hochskaliert
  • Genau wie bei meinen Huawei-Smartphones lädt auch das Honor V2 nur sehr langsam an einer Powerbank mit USB-C Power Delivery. Es braucht vermutlich eine eigene Huawei-Powerbank, um schnell laden zu können.
  • Nicht alle Apps können mit dem faltbaren Display vernünftig umgehen. Warnwetter stürzt beispielsweise nach dem Auf- bzw. Zuklappen teilweise ab. Google Maps lässt sich ans ich sehr gut auf dem großen Display benutzbar… aber aus irgendeinem Grund ist die Verkehrsmittelwahl versteckt und zeigt standardmäßig nur 2 der 5 Optionen an (man muss dann scrollen)
  • Wie oben schon erwähnt, springt die Kamera bei Makro-Aufnahmen oft unerwünscht zur Weitwinkel-Linse (trotz 1-facher Vergrößerung). Die bietet dann mehr Tiefenschärfe (und blassere Farben) – dabei möchte ich oftmals gerade etwas mit der Unschärfe spielen. Genau wie bei meinen alten Huawei-Smartphones hilft dagegen nur ein Wechsel zum Pro-Fotomodus.
  • Der Lautsprecher zum Telefonieren (Hörmuschel) befindet unterhalb des Displays. Die Lautstärke ist extrem niedrig, sodass außerhalb geschlossener Räume kaum etwas zu verstehen ist. Zudem wurde ich beim Telefonieren vom Gesprächspartner darauf hingewiesen, dass auch mein Mikrofon sehr leise wäre.
  • Das Magic V2 kommt standardmäßig mit einer Schutzfolie auf dem Frontdisplay. Die ist von schlechter Qualität: Sie löst sich schnell ab, zerkratzt leicht und fühlt sich auch eher unangenehm (billig) an
Honor Magic V2 Gmaps

Für die Fuß- und Radnavigation muss man nach rechts scrollen, obwohl Platz da wäre

Die Sache mit der Langlebigkeit

Ich habe vorher noch nie ein Klapp-Smartphone besessen und eines macht mir beim Honor Magic V2 etwas Sorgen: Die Langlebigkeit. Mein letztes Smartphone habe ich seit 5 Jahren benutzt. Irgendwann ist zwar das Frontdisplay einmal gebrochen, aber insgesamt hat es einiges ausgehalten.

Das Magic V2 wirkt dagegen deutlich filigraner, zumal es sich auch durch eine Schutzhülle nur schwer schützen lässt. Wahrscheinlich reicht es schon, wenn ein Sandkorn ins Scharnier des Faltmechanismus kommt, um dort Schaden anzurichten. Daher bin ich an sandigen und staubigen Standorten besonders vorsichtig im Umgang mit dem Gerät.

Zudem stößt man im Internet auf mehrere Berichte, denen zufolge das Innendisplay irgendwann den Geist aufgegeben oder andere Schäden hat. Und das, wo das Gerät noch nicht mal ein Jahr auf dem Markt ist. Das mögen Einzelfälle sein, aber bei einem Schadenfall nach Ablauf der 2-jährigen Garantie ist man aufgeschmissen. Und Honor bietet wohl nicht ohne Grund einen 12-monatigen Displayschutz gratis an (bei Kauf im offiziellen Onlineshop).

Ich hielt Handyversicherungen bisher für verschenktes Geld. Aber beim Magic V2 überlege ich tatsächlich, eine abzuschließen. Auch, da eine Reparatur des Innendisplays wohl extrem kostspielig bzw. vielleicht sogar ein Totalschaden wäre.

Mein Fazit zum Honor Magic V2

Nachdem sich Smartphones jahrelang kaum weiterentwickelt haben, ist es ein tolles und für mich ungewohntes Gefühl, endlich mal wieder Early Adopter zu sein. Ich wurde noch nie so oft auf ein Smartphone angesprochen, wie auf mein faltbares Magic V2. Bei einem OnePlus Open oder Pixel Fold wäre der Effekt sicher ähnlich. Selbst wenn man es zumeist geschlossen nutzt, so ist es unglaublich praktisch, ein faltbares Tablet in der Hosentasche zu haben.

Ich denke nicht, dass ein Falt-Smartphone im aktuellen Zustand schon etwas für die breiten Massen ist. Die meisten möchten nur ein zuverlässiges Gerät, dass dann mehrere Jahre hält. Wenn ihr aber ohnehin zu der Gruppe zählt, die sich jedes Jahr ein neues Smartphone kauft, ist das Honor Magic V2 ein sehr interessantes Gerät.

Die Akkulaufzeit ist gut, die Kamera gut bis sehr gut und an der Performance gibt es nichts zu meckern. Perfekt ist es keinesfalls, was sich anhand verschiedener Patzer bei Hard- und Software zeigt. Aber das Gesamtpaket weiß trotz alledem zu überzeugen.

Die UVP von 1.999€ halte ich für völlig überzogen. Neu gibt es das V2 aktuell ab rund 1.200€. Noch interessanter ist der Gebrauchtmarkt mit Preisen ab rund 800€. Da lohnt es sich meines Erachtens nicht, auf den Nachfolger zum doppelten Preis zu warten.

Ich habe mir nach Rücksendung des Testgerätes an Honor nun selbst ein V2 (gebraucht) gekauft. Ein viel größeres Lob für ein Testgerät kann es kaum geben.

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  1. Lukas B. ☀️

    Bitte wieder weiter machen! Klasse Test :D

    Sehr Ausführlich mit persönlicher Note, aber am wichtigsten: Man merkt wirklich, dass du das Handy benutzt hast!

  2. Stefan 🌀

    Als Fold4-Nutzer kann ich Deine Begeisterung für Foldables komplett nachvollziehen. Für mich kommt kein klassisches Barren-Smartphone mehr in Frage.

    Ich habe tatsächlich auch bereits mit dem Magic V2 geliebäugelt, gerade wegen der deutlich besseren Kamera. Die Samsung-Software und dazu der S-Pen Support sind für mich dann doch das deutlich stärkere Argument pro Galaxy-Fold-Reihe im Alltag. Und ja, Samsung hat die Multitasking-Geschichte wirklich perfektioniert in meinen Augen. Selbst die Labs-Funktion, wirklich JEDE App in ein Floating Window packen zu können, funktioniert bestens. Mir ist noch keine App untergekommen, die dabei abgestürzt wäre. Maximal ein Neuladen der Inhalte beim verändern der Fenstergröße kam vor. Zumal One UI ja auch ein Feature bietet, womit Apps nahtlos fortgesetzt werden beim auf- oder zuklappen.

    Vielleicht schaffe ich es mal, mich ausführlicher mit dem Magic V2 oder V3 beschäftigen zu können, außerhalb eines Ladens, ohne selbst eines kaufen zu müssen. :D

  3. Matze50 🌀

    Aber schön auch mal wieder von dir zu lesen

  4. D3P 🌀

    Junge, so einen Test gab es gefühlt jahrelang nicht mehr hier! Vielen Dank dafür.

    1. Matze50 🌀

      Eben 🙈

      Deshalb meine Frage:
      Wie lange Updates?

      1. Voraussichtlich 4 Jahre, bis Android 17. Habe es mal ergänzt

        Vergleichsweise kurz. Allerdings denke ich, dass sich bei den Foldables bis dahin ohnehin so viel getan hat, dass man wechseln möchte.

    2. Genau genommen seit fast vier Jahren, zufälligerweise seit der erste Nachwuchs kam 😬😆

    3. Danke fürs Feedback :)

      Macht definitiv noch Spaß, neue Geräte zu testen – mir fiel es nur schwer, die Zeit für so ein Review zu finden.

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