Warum Smart-TVs keine Zukunft haben

Gastbeitrag


Die ganze TV-Industrie liefert sich einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft bei Smart-TVs, allen voran Samsung und LG. Mit WebOS startet LG nun einen weiteren Versuch, als erster eine brauchbare Smart-TV-Lösung zu bieten. Bloß frage ich mich, warum eigentlich? Meiner Meinung nach ist der Kampf um den Smart-TV-Markt bereits verloren, nämlich für alle Hersteller. Der Grund lässt sich in einem Namen festhalten: Chromecast. Das gesamte Konzept der Smart-TVs ist einfach ein Schuss in den Ofen und der Idee von Googles Chromecast weit unterlegen. Nachfolgend versuche ich zu erläutern, wieso.

1.) Inhalte

Was ist eigentlich das Ziel von Smart-TVs? Im Prinzip doch nichts anderes, als die unzähligen Inhalte des Internets auf den besten Bildschirm im Haus zu bringen. Dieses Ziel versuchen sämtliche Fernseherhersteller über das auf Mobilgeräten bewährte Prinzip der Apps zu erreichen. Man versucht also verzweifelt, Entwickler davon zu überzeugen, Apps für die eigene Plattform zu gewinnen. Das Problem:  Es ist leichter gesagt als getan, mal eben ein komplett neues App-Ökosystem aus dem Boden zu stampfen, erst recht wenn man sich kaum von den Konkurrenzplattformen abheben kann. Folge: kaum Apps, kaum Inhalte, Ziel verfehlt.

Google kann mit dem Chromecast hingegen auf das bereits vorhandene Android-Ökosystem aufbauen, die Entwickler müssen lediglich Chromecast-Unterstützung in ihre Apps einbauen, fertig.

2.) Bedienung

Das App-Konzept der TV-Hersteller hat noch einen Haken. Apps müssen auch bedient werden, und bisher ist noch niemand auf eine besonders gute Bedienlösung gekommen (Man schaue sich nur die mit Millionen von Tasten überfüllten Fernbedienungen an). Nervtötend langsam und träge über Richtungskreuz oder unzuverlässig und eingeschränkt über Stimme sind die “bewährten” Bedienkonzepte.
Google umgeht dieses Problem elegant, indem man einfach die gesamte Bedienung auf das Smartphone bzw. Tablet verlagert. Videos suche, Playlists erstellen, vorspulen etc. wird alles unkompliziert auf dem vertrauten Touchscreen durchgeführt, lediglich zum Abspielen kommt der Fernseher zum Einsatz. So muss es sein.

3.) Verbreitung

Ich verstehe generell nicht, wieso die Hersteller die Smart-TV-Funktionalität meistens fest in die Fernseher verbauen. Wer kauft sich denn jedes Jahr einen neuen Fernseher? Das führt dazu, dass die Smart-TVs sich nur schleppend verbreiten. Eine Set-Top-Box ala Apple TV für ca. 100€ macht deutlich mehr Sinn.

Google bietet Chromecast sogar für nur 35$ an, sodass viele Kunden das Gerät aus dem Impuls heraus kaufen, der Chromecast ist dadurch trotz anfangs extrem beschränkter App-Unterstützung sofort zum Verkaufsschlager geworden. Die große Verbreitung macht das Gerät natürlich auch für Entwickler interessant, die sich dem Vernehmen nach geradezu auf den Chromecast stürzen.

Google hat nach Google TV (genauso schlechte Umsetzung wie die Konkurrenz) und Nexus Q (von der Idee her Chromecast entsprechend, aber viel zu teuer) also scheinbar die Erfolgsformel gefunden und ist auf die Überholspur gewechselt, bereit, die alteingesessenen Fernseherhersteller im Staub zu lassen. Diese haben das scheinbar noch gar nicht registriert, wenn man sich ihre Bemühungen in diesem Bereich anschaut. Vielleicht merken die Hersteller, dass sie das Rennen verloren haben, wenn dieses Jahr der internationale Verkaufsstart des Chromecasts erfolgt und die SDK geöffnet wird.

Wie seht ihr das Thema?


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