Windows Phone App Studio – Ein Erfahrungsbericht

Anleitungen

Wer wie ich keine Ahnung vom Programmieren hat und auch durch die meisten Programmiersprachen-Syntax nicht durchsteigt, der muss in der Regel ein bisschen Geld ausgeben, einen befreundeten Entwickler beauftragen und sich eine App für seinen Blog, seine Firma oder seine Ideen entwickeln lassen. Google und Microsoft haben diesen Mangel erkannt und auch für unbedarfte „Programmierer“, auch Checknixe 2.0 genannt, eine Lösung parat. Was der Google App Inventor war, bevor er eingestellt wurde, ist nun das Windows Phone App Studio, kleine „Klick dir fix ne App zusammen“-Baukästen. Sie sollen es quasi jedem Menschen ermöglichen, eine App zu bauen.

Ich habe mir das für meinen privaten Fotoblog mal das Windows Phone App Studio angeschaut und möchte euch einen kleinen Einblick und somit auch einen Erfahrungsbericht zukommen lassen. Ich ziehe dabei bewusst keine Vergleiche zum Google App Inventor, denn als ich den damals ausprobiert habe, hatte ich weder einen Zweck für eine App, noch Lust mich wirklich etwas einzuarbeiten.

Registriert man sich für das App Studio, meldet sich an und wirft einen ersten Blick ins Menü, so erwarten einen relativ einfach gehaltene Vorlagen, Templates genannt. Diese Templates sind mit Erklärungen und Beispielen bestückt, so dass man sehr schnell das Template findet, welches dem eigenen Einsatzzweck am nächsten kommt.

Ich habe das Template „Hobby“ verwendet.

Ich wollte eine einfache App, die alle Artikel des Fotoblogs via RSS darstellt, dazu Bilder einer 500px-Galerie einbindet und noch ein oder zwei Info-Seiten haben. Dafür schien mir das Template „Hobby“ genau richtig. Kleines Ärgernis dürfte aber für einige hier schon sein, dass das komplette Studio derzeit nur in Englisch verfügbar ist. Wer dieser Sprache mächtig ist, wird sich recht schnell zurecht finden.

Habt ihr euer Template ausgewählt, einen Titel für die App vergeben und eine Kurzbeschreibung erstellt, geht es an den ersten eher schwierigen Schritt.

Man muss seine Datenquellen einpflegen und sich mit den dafür zur Verfügung stehenden internen Apps etwas beschäftigen. Für mich war die Sache recht einfach. Den Blog gibt es per RSS und auch die 500px Galerie lässt sich über einen RSS-Feed einlesen. Ich brauchte also lediglich zwei mal die Applikation „newsDataSource“ einbauen, diese wird mit den entsprechenden Feed-URL’s bestückt und fertig ist der Lack.

Natürlich lassen sich auch komplexere Dinge abbilden, aber dafür muss man sich genau in die englischen Beschreibungen der Datenquellen einlesen und diese verstehen.

Auf der selben Seite, auf der ihr eure Datenquellen und Daten einpflegt, legt ihr auch fest, wie viele Seiten eure App haben soll und welche der festgelegten Datenquellen diese darstellen. Außerdem könnt ihr schon ein Layout dafür festlegen. Das, zusammen mit der Datenquellen-Sache, ist die Hauptarbeit, die ihr für eure Applikation machen müsst und obwohl ich das Windows Phone App Studio für sehr leicht zu bedienen und intuitiv halte, habe ich etwa  5 Stunden gebraucht, bis der Inhalt so auf dem Beispielphone aussah, wie ich das haben wollte.

Nun nehmt ihr nur noch ein paar kosmetische Handgriffe vor. In Feld 3 legt ihr Farben fest, Hintergrundbilder und ihr bestimmt, wie die Kachel später mal aussehen soll. Auch hier gibt es wieder ein paar tolle Vorlagen, welche ihr nur noch etwas anpassen müsst. Habt ihr das geschafft, ist eure App schon fertig und ihr könnt euch Boris Beckers „Na das war ja einfach“ denken. :) Auf der letzten Seite drückt ihr nur noch auf den Knopf „generate“ – und mit ein wenig Mojo & Magic ist eure App nun auch schon gebaut und bereit für die Installation.

Die Installation einer App abseits des Windows Phone Stores hat Microsoft über die „Firmenkonto“-Option realisiert. Ihr installiert also zunächst das entsprechende Zertifikat dafür via QR-Code. Danach installiert ihr eure App via QR-Code. Es kann vorkommen, dass euer Handy das Zertifikat beim ersten Anlauf nicht richtig frisst und so die App nicht zu installieren geht. Reboot tut gut. Dann geht es.

Wer so zufrieden mit seiner App ist, der kann das Ding dann auch direkt in den Windows Phone Store hauen. Dafür bedarf es eines Developer-Account, welcher mich über das App Studio 15 US-Dollar gekostet hat. Ladet euch das „Publish Package“ herunter, ladet es im Developer-Center hoch und gebt alle nötigen Informationen und Logos mit, dann dauert es ungefähr zwei Stunden bis die App entweder öffentlich oder wie bei  mir als geschlossene Beta mit Einladung verfügbar ist.

Probleme

Es gibt allerdings auch Schattenseiten dieses einfachen „Klick dir deine App“-Prinzips. Zum einen die Microsoft-seitigen Probleme. Im Windows Phone App Studio kommt es leider immer und immer wieder zu serverseitigen Error 500-Problemen. Das ist nervig.

Ebenso blöd ist, dass die Applikationen zum Einbinden eurer Datenquellen natürlich nur das tun, was von Microsoft angedacht ist. Bei meiner App heißt das im speziellen, dass jeder RSS-Feed gekürzt wird, egal ob er ungekürzt ausgeliefert wird oder nicht. Ich kann also den Nutzern meiner App zur Zeit noch keine vollen Blogbeiträge innerhalb der App präsentieren, da die Microsoft-App für die Datenquelle dies nicht zulässt. Ebenso zieht die RSS-Applikation derzeit noch keine Bilder innerhalb der Artikel mit, für einen Foto-Blog leider blöd. Auch eingebettete YouTube-Videos werden noch nicht mit ausgeliefert. Diese Fehler scheinen aber bisher nur bei WordPress-Blog Feeds aufzutreten, denn meine 500px Galerie wird einwandfrei via RSS dargestellt. Ihr seht also, das App Studio ist noch recht jung und für alle diese Fehler gibt es bereits schon entsprechende Bug-Reports.

An und für sich ist so ein App-Studio schon eine tolle Sache um sich einen kleinen Mehrwert für ein Projekt durch eine App zu holen, jedoch ist man eben an die Fähigkeiten der Funktionen gebunden, die einem dort bereit gestellt werden. Solange Microsoft die von mir benötigten Features noch nicht implementiert hat beziehungsweise die Bugs nicht behoben sind, bleibt meine App daher erstmal als geschlossene Beta nicht öffentlich im Windows Phone Store. Aber es hat schon Spaß gemacht sich so eine App mal zu erklicken.

Wer sich dann eingehender mit seiner App beschäftigen möchte, der kann sich sogar den Source-Code herunterladen und optimieren oder anpassen. Weitere coole Sache ist, dass Microsoft für den Nicht-Programmierer auch Funktionen automatisch einbaut, wie etwa die Möglichkeit Texte aus dem RSS-Feed vorlesen zu lassen, oder einen „Teilen“-Knopf.

Habt ihr euch schon mal eine App zusammengestellt, oder bevorzugt ihr das Old-School-Programmieren von der Pike auf?

Zum Windows Phone App Studio


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