Die Deutsche Bundesbank stellt in einer neuen Studie die Kosten verschiedener Bezahlverfahren im deutschen Einzelhandel gegenüber. Nach der schrägen „Bargeld-Aufkleber-Aktion” ist die aktuelle Themensetzung durchaus verwunderlich.
Die Untersuchung „Kosten von Zahlungsmitteln im Einzelhandel“ der Deutschen Bundesbank (PDF) vergleicht sowohl direkte Kosten wie Gebühren, Entgelte und Geräteanschaffungen als auch den zeitlichen Aufwand, den Händler für Kasse und Verwaltung haben.
Die Bundesbank kommt zu dem Ergebnis, dass Barzahlungen pro Transaktion im Durchschnitt am wenigsten kosten, während die Girocard im Verhältnis zum Umsatz am günstigsten abschneidet. Internationale Debit- und Kreditkarten verursachen laut Bundesbank vor allem wegen höherer Gebühren mehr Kosten für Händler.
Barzahlungen liegen demnach im Mittel bei 43 Cent je Transaktion, wenn man nur die Kosten pro Zahlung betrachtet, während die Girocard im Schnitt knapp ein Prozent des Umsatzes kostet. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Bargeld bei größeren Beträgen schnell teurer wird als elektronische Verfahren mit prozentualem Gebührenmodell.
Aus Händlersicht ergibt sich somit je nach Warenkorbgröße ein differenziertes Bild, in dem Bargeld nicht pauschal die kostengünstigste Lösung darstellt.
Kosten und Akzeptanz der Bezahlverfahren im Handel
Die Studie zeigt zudem, dass kleinere Händler deutlich höhere Kosten je Transaktion und im Verhältnis zum Umsatz tragen als große Handelsunternehmen, weil ihnen Verhandlungsmacht gegenüber Zahlungsanbietern und hohe Transaktionsvolumina fehlen.
Besonders bei bargeldlosen Zahlungen sind die Unterschiede ausgeprägt, da Fixkosten und Gebühren auf weniger Zahlungen verteilt werden können.
Hinzu kommt, dass digitale Verfahren wie Girocard oder internationale Debitkarten vor allem von größeren Händlern akzeptiert werden, während kleinere Betriebe die dafür nötigen Investitionen und Transaktionsentgelte als Hürde sehen.
Wichtige Punkte aus der Bundesbank-Studie
- Barzahlung laut Studie am günstigsten je Transaktion, aber mit Fixkosten verbunden.
- Girocard laut Bundesbank am günstigsten im Verhältnis zum Umsatz.
- Internationale Karten verursachen höhere Gebühren für Händler.
- Kleinere Händler tragen meist höhere Kosten pro Zahlung.
- Mehr Wettbewerb, etwa durch Wero oder einen digitalen Euro, soll Kosten senken.
Laut Bundesbank basiert die Analyse auf Zeitmessungen von rund 13.000 Transaktionen an 15 Verkaufsstellen sowie einer Befragung von 268 Einzelhandelsunternehmen verschiedener Größen und Branchen aus den Jahren 2022 und 2023. Aus methodischer Sicht werden damit sowohl Prozesszeiten als auch Kostenstrukturen abgebildet, die für verschiedene Zahlungsarten im Kassenalltag anfallen.
Ich halte es insgesamt für wichtig, dass in der öffentlichen Debatte klarer zwischen Kosten pro Transaktion und Kosten im Verhältnis zum Umsatz unterschieden wird, damit Bargeld nicht reflexartig als billigste Option gilt.
Gerade bei höheren Zahlungsbeträgen und für kleinere Händler erscheint mir die Girocard oft wirtschaftlich sinnvoller, während Bargeld aus meiner Sicht eher bei kleineren Summen und in Nischensituationen seine Stärken hat.
Kundenwunsch bleibt außen vor
Außerdem sollte meines Erachtens berücksichtigt werden, dass hier ausschließlich die Sicht- bzw. Kosten der Händler dargestellt wird. Der Kunde hat beim Einkaufen aber natürlich auch einen gewissen Anspruch an Komfort.
Dabei geht es nicht nur darum, dass man vielleicht keine Lust hat, ständig Bargeld bzw. Kleingeld besorgen und bei sich tragen zu müssen. Es geht auch darum, dass man sich digitale, jederzeit transparent nachvollziehbare und durchsuchbare Echtzeittransaktionen wünscht.
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