Huawei P20 lite Testbericht

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Das Huawei P20 Pro heimst mit einer phänomenalen Kamera, starker Leistung und mutiger Lackierung aktuell jede Menge Lob ein. Wie viel bleibt davon in der Mittelklasse übrig?

Das Huawei P20 lite im Überblick

Das Huawei P20 lite möchte den Geist der großen P20 Brüder einfangen, bei einer UVP von 369€ sind dabei aber natürlich Kompromisse nötig. Zumindest äußerlich sind die aber rar gesät.

Das P20 lite hat nahezu dieselben äußerlichen Abmessungen wie das P20, das Display ist mit 5,84 Zoll sogar minimal größer. Im Gegensatz zum P20 und P20 Pro befindet sich der Fingerabdruckleser auf der Rückseite.

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Mein Testgerät kommt in der meiner Meinung nach schönsten Farbe daher: „Klein Blue“. Erhältlich sind auch noch Schwarz, Gold und Pink. Der Aufbau des Geräts ist mittlerweile Standard in der Android Welt – Metallrahmen, Vorder- und Rückseite sind aus Glas.

Das P20 lite ist hochwertig verarbeitet und liegt extrem gut in meiner durchschnittlich großen Hand. Die Verarbeitungsqualität unterscheidet sich kaum von deutlich höherpreisigen Telefonen. Wasserdicht ist es allerdings nicht. Schade, ich hatte gehofft, 2018 wird das langsam zum Standard.

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Huawei P20 lite – die Hardware im Detail

Das P20 lite verfügt über 64GB Speicher und 4GB RAM, dazu kann der zweite SIM-Slot auch für eine Micro SD Karte genutzt werden. Das dürfte mehr als genug Speicher für sämtliche Alltagsanwendungen sein.

Auch die Akkugröße von 3000mAh reicht, um einen Tag gut durchzuhalten. Vor allem die Standbyleistung fällt gut aus. Wenns sein muss, kann das P20 lite also auch länger durchhalten, allerdings nicht, wenn das große Display oft an ist. Dem P20 lite liegt ein Schnellladegerät bei.

Huawei hat dem P20 lite gleich mehrere Stromsparmodi spendiert, die Apps mit allzu hohem Strombedarf einbremsen. So hält das P20 lite länger durch, manche Apps vertragen sich damit aber nicht wirklich.

So kann es vorkommen, dass sich Kalenderwidgets nicht mehr aktualisieren, weil die Stromsparmodi allzu aggressiv arbeiten.

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Der Fingerabdrucksensor des P20 lite

Auch die restliche Hardwareausstattung spricht für das Huawei P20 lite. 5GHz WLAN, Bluetooth 4.2, USB Typ C mit Quickcharge und NFC – das sind Daten, die das P20 lite z.B. dem quasi hauseigenen Budget-Harausforderer Honor 7X voraus hat.

Der Fingerabdruckleser reagiert sehr schnell und weil er auf der Rückseite liegt, ist die Fläche groß genug, damit man nicht allzu sehr mit dem Finger „zielen“ muss. Er beherrscht auch wieder einfache Gesten wie „Herunterstreichen für Notifications“.

Der Zufall wollte es, dass ich mit dem P20 lite tatsächlich mal länger telefoniert habe. Darauf lege ich eigentlich beim Testen keinen Wert, aber die Sprachqualität war exzellent. Die fehlende Wasserdichtigkeit scheint dafür zu sorgen, dass die Ohrmuschel freier „atmen“ kann.

Aber nicht zu früh freuen, der Lautsprecher klingt genau so blechern wie 90% aller Geräte in dieser Preisklasse. Zum Freisprechen reicht es, zum Musik hören nur im Notfall.

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3,5mm Klinke!!

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Huawei P20 lite – das Display

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: 2018 kommen wir an der Notch nicht vorbei. Das Display des P20 lite löst mit 2280×1080 Pixel auf und ist damit scharf genug für so ziemlich alle Anwendungen. In der prallen Sonne wird es mir leider nicht hell genug, aber dafür wird es schön dunkel, wenn ich abends im Bett meine letzte Runde durch Reddit drehe.

Notch-Skeptiker können die Kerbe im Display allerdings nicht per Software-Option verstecken wie z.B. beim P20 Pro. Jedenfalls habe ich die entsprechende Funktion im Einstellungsmenü nicht gefunden.

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An der Farbwiedergabe des Displays habe ich nichts auszusetzen, die Blickwinkelstabilität bleibt bei den üblichen Winkeln gegeben. Man kann also auch mal schräg drauf schauen, ohne dass das Display zu sehr ins Blaue abrutscht oder den Kontrast verliert. Alles in Allem ein gutes Display, bei dem einzig die geringe Maximalhelligkeit stört.

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die CPU des Huawei P20 lite

Auf dem Papier klingen 8 Kerne sehr gut, aber in der Praxis hätte ich vom P20 lite leistungsmäßig mehr erwartet. Gerade wenn im Hintergrund Apps updaten oder beim Ausführen etwas leistungsintensiverer Apps merkt man, wie der Kirin 659 ab und zu ins Stocken gerät.

Kein gutes Zeichen, wenn man bedenkt, dass Android Telefone dazu tendieren, mit fortgeschrittenem Alter noch Leistung im Alltag zu verlieren. Hier wird wohl der erste Kompromiss sichtbar, den Huawei eingehen musste, um den Preis zu drücken. Das P20 lite besitzt auch keinen fancy Co-Prozessor wie die größeren Brüder, der eigens für AI-Funktionen gedacht ist. Das macht vor allem den Kamerafunktionen zu schaffen.

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Sie singlecore Leistung des P20 Lite ist eher mäßig…

Die eher schwache GPU zeigt sich auch in 3D-Spielen. Ich persönlich spiele keine anspruchsvollen Spiele, aber wenn GTA 3 ruckelt, will das schon etwas heißen.

Damit will ich den Teufel aber auch nicht an die Wand malen, denn im Alltag ist die Leistung des P20 lite schon okay, nur eben nicht butterweich. Damit ist das P20 lite auch wahrlich nicht allein, vor allem in seiner Preisklasse.

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…das Multi-Core Ergebnis fällt besser aus.

Kamera

Kameras werden mehr und mehr zum größten Unterschied zwischen den Smartphoneklassen. Während das P20 Pro mit seinen drei Kameras, 40MP Auflösung und fantastischen Fotos in der Dunkelheit gerade die Grenzen des Erwartbaren sprengt, bleibt beim günstigen P20 noch ein 16MP Sensor mit f2.2 übrig. Dazu gibt es einen 2MP Sensor, der Tiefeninformationen für den Bokeh-Effekt liefert.

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Die Performance der Kamera hält sich daher auch in Grenzen. In der Sonne sehen die Fotos gut aus, aber nach Sonnenuntergang meldet sich die Physik durch Rauschen und verschwommene Fotos zurück.

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Blümchen bei Sonne gehen immer.

Das P20 lite macht damit die Fotos, die ich von einem Smartphone dieser Preisklasse erwartet hätte. Die großartige Kamera des P20 Pro (Test) wird dem P20 lite hier zum Verhängnis, denn hier hätte ich mehr erwartet.

Schade finde ich auch, dass der Modus nicht automatisch erkannt wird, sondern ich manuell HDR- oder Nachtmodus auswählen muss. Die Modusvielfalt der Kamera kann aber gerade für Einsteiger verwirrend werden. Fotos mit dem Handy müssen bei mir schnell gehen. In der Zeit, in der ich den Modus ausgewählt habe, ist die Situation oft vorbei.

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Selfie bei wenig Licht – geht nicht.

Die diversen automatischen Beauty-Anpassungen der Kamera funktionieren okay, aber man merkt, dass das P20 lite manchmal Schwierigkeiten hat, die Effekte in Echtzeit zu berechnen. Ganz besonders gilt das für die AR-Spielereien, die so einfach keinen Spaß machen. Der Kirin 659 kommt hier an seine Grenzen.

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Die 16MP Kamera gibt Texturen und Farben gut wieder.

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Der HDR Modus hilft bei Nachtaufnahmen ohne Bewegung. Nachtaufnahmen mit Bewegung sind schwierig.

Huawei P20 lite – Die Software

Emui 8.0

Das Huawei P20 lite nutzt bei Launch die Android Version 8.0 und das ist auch die Versionsnummer der EMUI-Anpassung, die Huawei seinen Telefonen spendiert.

An der Oberfläche ist vordergründig nicht wirklich etwas auszusetzen. Alle Features, die man heute so erwartet, sind zumindest okay umgesetzt, wenn auch die Einstellungen noch verschlungener gestaltet wurden, als sie es bei Android eh schon sind.

Problematisch an EMUI finde ich aber, dass Huawei die Oberfläche an einigen Stellen allzu sehr von iOS kopiert. Das geht teilweise deutlich über die Ähnlichkeiten mobiler Betriebssysteme hinaus, die sich meist nicht vermeiden lassen.

So ersetzt Huawei den Standardlauncher von Android mit einem Homescreensystem, das genau so arbeitet wie iOS. Neu installierte Apps werden dabei auf den Homescreen gepackt und einen aufklappbaren Launcher gibt es im Standard nicht (ist allerdings konfigurierbar).

Wischt man auf einem Homescreen nach unten, wird die Kopie noch offensichtlicher. Der Homescreen verschwimmt, ein Suchfenster erscheint und das System bietet Apps als Suchvorschläge an.

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iOS Suche

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EMUI Suche

Huawei mag hier versuchen, es iOS-Umsteigern möglichst einfach zu machen, aber die UI dabei 1:1 zu kopieren geht mir deutlich zu weit. Natürlich lässt es sich nicht vermeiden, ähnliche Features auch mit ähnlichem UI umzusetzen, aber einfach nur plump zu kopieren, hinterlässt zumindest bei mir einen sehr schalen Nachgeschmack.

Huawei scheint hier einen ähnlichen Weg beschreiten zu wollen, wie Samsung Anfang des Jahrzehnts. Samsung hat designtechnisch aber mittlerweile die Kurve gekriegt und sich sowohl in Software- als auch Hardwaredesign von Apple emanzipiert. Hier wünsche ich mir von Huawei vor allem im Softwarebereich mehr Mut, eigene Lösungen zu entwickeln.

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Anpassungen an die Displaykerbe auf der Oberseite gibt es kaum, lediglich die Notificationsymbole meiden den nicht sichtbaren Bildschirmbereich. Beim ersten Start einer App fragt die Software, ob der Vollbildmodus mit kompletter Ausnutzung des 19:9 Seitenverhältnisses genutzt werden soll, oder nicht. Wird das bejaht, kann es sein, dass UI Elemente innerhalb des nicht sichtbaren Displaybereichs angezeigt werden.

Android 9 wird hier bessere Voraussetzungen schaffen, ein Update des P20 lite auf die nächste Majorversion von Android dürfte gesetzt sein. Das P10 lite aus dem Vorjahr hat allerdings bisher noch kein Android 8 erhalten, mit einem schnellen Update auf Android P solltet ihr sicherheitshalber also beim P20 lite nicht rechnen.

Huawei P20 lite – Mein Fazit

Äußerlich ist das Huawei P20 lite ein großartiges Smartphone. Super verarbeitet, schönes Display, keine ärgerlichen Einsparungen wie noch beim Honor 7X. Hier ist die Verwandschaft zu den großen Brüdern P20 und P20 Pro am ehesten spürbar. Zumindest äußerlich muss man mit dem P20 lite keine Kompromisse eingehen.

Die kommen erst ans Licht, wenn man etwas näher hinschaut: die CPU ist mir persönlich grenzwertig dimensioniert, die Kamera ist lediglich Durchschnitt und EMUI gefällt mir rein gar nicht.

Wie das so ist in der Mittelklasse, solltet ihr vor einem Kauf also gründlich überlegen, was euch bei einem Smartphone wichtig ist. Die ersten Deals für das P20 lite sind auch schon am Start.

Auf jeden Fall solltet ihr aber den Launch des Honor 10 abwarten. Das wird nämlich in den Punkten Kamera und Prozessor noch eine Schippe drauflegen, dabei aber höchstwahrscheinlich günstiger als das Huawei P20 sein. Je nach Präferenz könnte das Honor 10 also das bessere Preis-Leistungsverhältnis bieten.

Das Huawei P20 lite wurde uns freundlicherweise von Huawei zur Verfügung gestellt. Hier könnt ihr das Gerät bei Amazon kaufen.

Wertung des Autors

Hannes Reinberger bewertet Huawei P20 lite mit 4.0 von 5 Punkten.

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