Kommentar: Das für mich beste Infotainmentsystem

In den letzten Jahren bin ich viele Testautos gefahren, manche einen Tag, manche mehrere Tage, manche mehrere Wochen und mittlerweile auch einige mehrere Monate. Das weiß mein Umfeld und da kam eine durchaus interessante Frage auf.

Ich wurde vor ein paar Tagen gefragt, was denn das beste Infotainment sei, und es gab gleich noch eine Vermutung, Tesla. Wie eben auch viele davon ausgehen, dass das iPhone das beste Smartphone ist. Aber „das Beste“ gibt es natürlich nicht.

Infotainment: Meine perfekte Kombination

Es ist immer eine subjektive Sichtweise, denn jeder hat andere Vorlieben. Doch die Frage brachte mich zum Nachdenken, da ich gerade ein neues Auto gefahren bin, welches nah herankommt. Das hier wäre meine persönliche Wunschvorstellung:

  • Ein großes und breites Display im Querformat in der Mitte, welches einen dünnen Rand und ein hochwertiges Panel besitzt. Es muss kein OLED sein, das hat auch Nachteile, aber hell und mit guten Blickwinkeln. Auf das Display hinter dem Lenkrad könnte ich verzichten, auch wenn ich es, wenn es gut umgesetzt ist, nicht schlecht finde. Wenn es fehlt (auch wenn es nicht fehlt), dann erwarte ich aber …
  • … ein hochwertiges Head-up-Display mit vielen Funktionen. Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass das für mich schon fast zu einem Basis-Feature im Auto wurde und falls möglich, würde ich das immer dazubuchen. Es ist nicht nur hilfreich, es ist auch sicherer, da man den Blick nicht von der Straße abwenden und dennoch Dinge wie Geschwindigkeit, erlaubte Geschwindigkeit, Navigation, Musik und Co. sehen kann.
  • Von mir aus kann die meiste Steuerung über Touch in der Mitte auf dem Display ablaufen, aber ein paar physische Elemente mag ich dann doch. Wobei ich bei Klima und Co. mittlerweile darauf verzichten kann, da ich das anders steuere (dazu gleich mehr), aber auf dem Lenkrad müssen es „echte“ Tasten sein, denn bei Touch gibt es Fehleingaben und man muss hinschauen. Und ein bis zwei Hebel für Blinker, Scheibenwischer und Co. sind auch gerne gesehen, das habe ich beim Tesla Model 3 gelernt, das war selbst mir zu clean.
  • Ein gutes Betriebssystem ist wichtig und so sehr ich das von Tesla schätze, es ist mir zu eingeschränkt, da es geschlossen ist. Neue Apps und Dienste kommen nur, wenn Tesla das erlaubt, es gibt auch keinen Store. Die Auswahl ist zwar gut, aber bei Android Automotive mittlerweile besser. Das wäre derzeit meine erste Wahl im Auto, aber bitte mit Google-Diensten (also YouTube, Maps und Co.) und nicht als Open Source-Version mit einem mittelmäßigen Store von einem Drittanbieter. Ich will kein umgelabeltes Aptoide im Auto, ich will das Original. Und das dann auch mit dem Google Assistant, der zu den besten Assistenten auf dem Markt gehört und mich meistens sehr gut im Auto versteht. Und Google wird sicher auch bald Gemini ins Auto bringen, man hat gesehen, dass viele Konkurrenten mittlerweile ChatGPT implementiert haben.
  • Es gibt aber noch einen Grund gegen Tesla, denn ich mag Apple CarPlay, und das bevorzugt als kabellose Version. Ein internes OS muss gut sein, aber es kann noch so gut sein, es hat Grenzen bei der Smartphone-Integration. Da sind die Lösungen von Apple und Google die bessere Wahl. Es gibt hier auch oft Dienste und Funktionen, die Autos nicht (so schnell) bieten. Optimal ist ein gutes OS in Kombination mit CarPlay. Perfekt wäre die Kombination mit dem ganz neuen Apple CarPlay, welches auch Elementei im Auto übernehmen kann, aber diesen Part verschläft Apple derzeit leider.

Tesla wird gerne als Marke für die beste Software im Auto genannt, aber wie man sieht, ist das objektiv gesehen nicht der Fall. Es gibt kein Head-up-Display, es gibt kein CarPlay, es gibt keinen Store für Apps, mir persönlich fehlt bei Tesla sehr viel.

Gibt es überhaupt ein Auto, welches diese Kombination bietet? Polestar und Volvo kommen mit der neuen Generation nah heran, die werde ich mir bald anschauen. Bei vielen anderen ist man nah dran, aber es fehlen dann doch immer wieder Dinge.

Nissan fällt mir vielleicht noch ein, aber da gibt es Touch auf dem Lenkrad. Ihr seht schon, ich muss meistens Abstriche machen. Manche sind größer, manche kleiner. Der neue Porsche Macan war auch nah dran, aber es fehlten die Google-Dienste.

Zu einem guten Infotainmentsystem gehört übrigens auch eine gute App, über die man viele Dinge steuern kann. Und damit meine ich nicht nur die Klimaanlage, auch ein Zugriff auf Kameras, eine externe Routenplanung und Co. sind hier sehr wichtig.

Da muss ich sagen, dass Tesla die Nase vorne hat, man legte schon immer einen großen Fokus auf Auto und Smartphone. Leider nicht mit dem Digital Car Key als Standard, aber mein Kritikpunkt (fehlende Watch-App) wurde hier auch beseitigt.

Was ich beim Infotainmentsystem allerdings sehr interessant finde: Google erobert die Branche, auch wenn sich diese lange wehrte, und Tesla versucht den Weg von Apple zu gehen und bleibt komplett geschlossen. Und Apple, die mit CarPlay eine verdammt gute Basis hätten, scheint diesen Markt etwas zu lieblos zu behandeln.


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  1. Leif 🌟

    Einen Punkt den ich bei Tesla positiv empfinde sind die integrierten Diagnosemöglichkeiten. Ich besitze keinen, aber immer wenn ich im Bekanntenkreis mal bei Reparaturen helfe frage ich mich warum man in 2025 bei den meisten Fahrzeugen noch immer ein externes Diagnose Gerät benötigt um an solche Daten zu gelangen.

    Da sollte heutzutage alles über das Infotainment System gehen und für den Besitzer zugänglich sein, zumindest wenn ein Bildschirm entsprechender Größe vorhanden ist.

  2. Wolfram 👋

    Es gibt Einstellungen, auf die man während der Fahrt zugreifen muß. Diese benötigen um der Sicherheit willen physische Schalter. Ob das der Blinker ist oder die Umluftschaltung der Klimaanlage – da darf man sich nicht erst durch eine App hangeln müssen. Egal ob die auf dem Handy liegt oder im Auto einprogrammiert ist. Und Sprachsteuerung ist ebenfalls Käse. Die versteht doch die halbe Zeit nicht, was man von ihr will.
    Physische Schalter haben auch den Vorteil, daß man sie ertasten kann, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

  3. RicMedio 🪴

    Gibt für Carplay Android und Apple eine Lösung für Tesla über eine Box. Aber mir reicht das was im Tesla ist. Ich kann WhatsApp während der Fahrt im Browser nutzen. Der Browser ist übrigens das Beste für mich. Zugriffe auf die Synology usw.

  4. Marco 🌀

    Skoda mit dem Elroq erfüllt alle deine Wünsche.

    1. Nein, die MEB-Modelle nutzen (noch) kein Android Automotive. Man munkelt, dass es aber sehr zeitnah kommt.

    2. P45 💎

      Sehe ich auch so. Deswegen ist es bei uns der Elroq geworden. Dass da kein Android dahinter steckt, sehe ich eher positiv. Google ist und bleibt eine Datenkrake, das ist per se deren Geschäftsmodell. Und die im Elroq gelieferte Version 5.4 scheint ja inzwischen recht ausgereift und stabil zu sein. Insofern bin ich sehr gespannt auf unseren neuen, den wir hoffentlich im April bekommen werden.

      1. Max_0815 👋

        Bitte nicht falsch verstehen, ist nicht böse gemeint!
        Ich fahre selbst auch einen Stromer und bin einige Probe gefahren.
        Alle Stromer sind Datenkraken! Vollkommen egal welches System dahinter steckt.
        Alle Fahrzeugdaten, alle Streckendaten und daran denkt niemand, alle Sprachdaten (die Systeme hören immer zu), werden auf irgendwelchen Servern abgelegt und ausgewertet.
        Privatsphäre im Auto ist Geschichte, aber das weiß eigentlich jeder der Alexa&co zu Hause hat.
        Wer das nicht möchte, kann sich nur noch Oldtimer kaufen.
        Sorry, das ist die Wahrheit.

        Im übrigen steckt bei den meisten Systemen Android mit opensource Code als Basis drunter, auf dem dann die Hersteller mehr oder weniger etwas drauf zimmern, aber zeitnah nie das Know-how & Qualität einer SW Schmiede wie Google erreichen werden.
        Eigentlich ist es meines Wissens nur BMW, die schon mit dem i3 auf einem freien Linux-Kernel ihr Betriebssystem aufgesetzt haben. Mich würde aber nicht wundern, wenn auch BMW mit der 8er Version auf einen Android Unterbau gewechselt ist. Ist aber von mir nur Spekulation.

  5. Spiritogre 🔅

    Ich will ehrlich gesagt nicht noch für mobiles Internet im Auto zahlen. Wichtig wäre also, dass das System über mein Smartphone als Hotspot ins Internet kommt. Gibt es sowas als eigenständige Lösung? Sonst müsste ohnehin das Smartphone mit Google Maps als Routenplaner herhalten und eine interne Lösung wäre sinnlos und ich wäre auf Android Auto von meinem Telefon limitiert.

    1. RicMedio 🪴

      Ja Tesla kann deinen Hotspot vom Smartphone nutzen.

      1. Spiritogre 🔅

        Oh interessant, danke. Leider ist der einzige halbwegs für mich taugliche Tesla das Model S.

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