Lenovo P2 ausprobiert

Lenovo P2 Smartphone

Aus der bequemen Flaggschiffecke ist es immer einfach Geräte geringzuschätzen, aber was ist mit den Leuten, die keine 800€ für ein Telefon ausgeben wollen?

In der unteren Smartphone-Mittelklasse herrscht ein harter Preiskampf und ein undurchsichtiges Dickicht an Geräteauswahl. Viele Telefone setzen auf ein „Gimmick“ um aus der Masse hervorzustechen, außerdem ist das Budget einfach nicht da um überall gut zu sein. Gute Kamerasensoren kosten nun mal auch Geld.

Mit dem P2 wirft Lenovo ein Gerät auf den Markt, das durch seinen riesigen 5100mAh Akku punkten soll. Ich habe mir das P2 angeschaut um zu sehen, ob zugunsten des Gimmicks bei anderen Features gespart wurde.

Lenovo P2 Smartphone

 

Das Lenovo P2

Die technischen Daten des Geräts lesen sich schon mal gar nicht schlecht:

  • Abmessungen: 153 x 76 x 8,3 mm
  • Gewicht: 177g
  • 5100mAh Akku(!)
  • Qualcomm Snapdragon 625 Octacore bis 2,0 GHz
  • Mein Testgerät verfügte über 32GB Speicher und 4GB RAM
  • Micro-SD Slot oder Dual-SIM slot (hybrid)
  • 5,5 Zoll Display mit 1080p AMOLED Display
  • 13MP Kamera hinten, 5MP vorne
  • Fingerabdrucksensor
  • LTE, BT 4.2, 5GHz WLAN

Preislich orientiert sich das Gerät zum Zeitpunkt des Tests bei unter 350€.

Lenovo P2 Fingerabdrucksensor

Der Fingerabdrucksensor ist im Homebutton auf der Vorderseite.

Das Video

Aber ich habe mich einmal zu oft an günstigen Androidgeräten verbrannt und daher muss ich sagen: Vor dem Test war ich skeptisch, ob sich das P2 im Alltag gut schlagen würde. Aber als Blogger ist man ja offen für Neues, also habe ich für den Testzeitraum mein iPhone 7 gegen das P2 getauscht und auch noch ein Video aufgenommen.

Beobachtungen

Zusätzlich zum Video hier noch einmal kurz und knackig was mir am P2 so alles aufgefallen ist:

Licht

Akku

Der Akku ist wahrlich der größte Pluspunkt des P2. Der hat nämlich eine Kapazität von 5100mAh, was bei dem halbwegs stromsparenden Snapdragon 625 in einer phänomenalen Akkulaufzeit resultiert. Da ich hier keine Labortests machen kann, kann ich euch nur von meinen Erfahrungen erzählen.

Komme ich von meinem 9 Stunden Tag nach Hause hat das Gerät noch zwischen 85 und 90% Akku und gehe ich ins Bett sind immer noch 75% drin. Morgens sind es dann 70%, so dass ich einen zweiten Tag auch locker durchhalte.

Lenovo P2 Smartphone Stromsparknopf

Verschenktes Potential: Dieser Knopf an der linken Seite startet den „ultimativen Stromsparmodus“ und ist leider nicht anders konfigurierbar. :(

Mein Nutzungsprofil ist dabei bloggertypisch doch recht akkufordernd. Jede Menge Apps pushen mir jede Menge Nachrichten und Energiesparfunktionen nutze ich praktisch nicht, es sei denn sie aktivieren sich automatisch.

Mit dem P2 würde ich es mir zutrauen, einen Wochenendtrip ohne Ladegerät zu bestreiten. Schattenseite der hohen Akkukapazität: An einer Powerbank ohne Quickcharge dauert eine Ladung über 4 Stunden.

Lenovo P2 Unterseite

Das P2 nutzt die bekannte USB 2.0 Schnittstelle. Zukunftssicherer wäre wohl Typ C gewesen.

Die Verarbeitung

Man sieht dem P2 praktisch nicht an, dass es „nur“ aus der unteren Mittelklasse kommt. Die Aluminiumrückseite sieht hochwertig aus, auch wenn sie rutschig ist und alle Knöpfe haben einen schönen Druckpunkt. Das Gerät leistet sich in meinen Augen bei der Verarbeitung keinen Ausrutscher. Auch wenn ich persönlich das Anthrazit dem Gold vorziehen würde. :D

Das Display

Als iPhone-Nutzer bin ich normalerweise recht verwöhnt was Displays angeht und hatte daher bei diesem potentiell teuren Bauteil so meine Zweifel, ob das Display des P2 meinen Ansprüchen gerecht wird. Aber die Angst war unbegründet. Full HD reicht auch bei 5,5, Zoll (zumindest für meine Augen) voll aus und die grellen Farben lassen sich in den Einstellungen etwas dimmen.

Lenovo P2 Display

Und Schatten

Kleinigkeiten

Eventuell fällt mir das nur auf, weil ich es von iOS anders gewohnt bin, aber es gibt in der Firmware des P2 so einige Dinge, die ich zumindest anders wünschen würde. So kann man zum Beispiel das Hintergrundbild des Lockscreens nur über die App „Themes“ ändern, und auch dort kann man nur bestimmte Bilder auswählen.

Außerdem hatte das Handy ab und zu Probleme, sich in neue WLANs einzuloggen. Einmal gelang das erst nach einem Neustart. Außerdem hatte mein Ford-Autoradio Probleme damit, die Bluetooth-Verbindung zu finden. Das P2 war allerdings auch immer zusätzlich mit meiner Pebble Time Steel und dem Misfit Ray verbunden.

Außerdem komme ich nicht darüber hinweg, dass man den Knopf an der linken Flanke nicht umbelegen kann. Ich hätte so gern einen Knopf zum Stummschalten gehabt. :(

Android 6

Dieses Telefon erschien im November 2016 und damit fast ein halbes Jahr nach Release von Android 7. Erschien es mit Android 7? Nein. Tatsächlich hat es bis heute Android 7 nicht erhalten. Das Sicherheitspatchlevel ist von Oktober 2016.

Während meines Testzeitraums hat das P2 ein Software Update erhalten, das aber nur kleinste Änderungen beinhaltete. Auf Nachfrage bei Lenovo ist ein Update zwar geplant, aber für wann ist noch nicht bekannt.

Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem selbst neueste Geräte nicht mehr mit der aktuellen Androidversion ausgeliefert werden. Natürlich ist nicht Lenovo allein schuld daran, aber jeder einzelne Hersteller, der sich unzureichend zumindest um die Sicherheit der eigenen Geräte kümmert, handelt in meinen Augen unverantwortlich. Google veröffentlich monatliche Sicherheitspatches, die keine Änderungen an bestehenden Features vornehmen, sondern ausschließlich die Sicherheit fördern. Zumindest diese Patches erwarte ich von jedem Hersteller, egal wie günstig das Gerät ist.

Lenovo P2 3,5mm

Ein Klinkenanschluss ist 2017 fast so selten wie pünktliche Androidupdates.

Wenn die nächste Androidlücke offenbar wird (So wie Stagefright oder Quad Rooter letztes Jahr), wird dieses Gerät wahrscheinlich schlagartig angreifbar.

Mal sehen wie es mit der Akkulaufzeit steht wenn das P2 dann den ganzen Tag damit beschäftigt ist, in einem Botnetz die Energieinfrastruktur Westeuropas anzugreifen.

Fazit

Seufz.

Ich mag das P2 mehr, als ich es vor dem Test gedacht hätte. Die Verarbeitung ist toll, das Display schön scharf und dazu auch noch halbwegs farbecht und der Akku ist phänomenal. Die Softwareanpassungen halten sich in Grenzen, es gibt einen Kopfhöreranschluss und die Performance war jedenfalls während meines Tests gut. Manche Geräte bauen ja leider nach ein paar Monaten der Benutzung spürbar ab.

Außerdem gibt es genug Speicher, die Kamera ist benutzbar und der Fingerabdrucksensor ist nicht nur fix sondern auch an der richtigen Stelle, nämlich im Homebutton.

Lenovo P2 Kamera

Die 13MP Kamera macht okaye Bilder.

ABER: Android 6, ein Betriebssystem von 2015 und dazu noch das Securitypatchlevel von Oktober 2016. Das mag jetzt kleinkariert wirken, aber für mich sind das schon fast Dealbreaker. Andererseits gibt es in dieser Preisklasse seltenst zugesicherte schnelle Systemupdates. Was bedeutet das für das Android Ökosystem? Der nächste Zero Day Exploit wird wieder knapp eine Milliarde Geräte angreifbar machen. Möchtet ihr, dass euer Gerät dabei ist?

Naja, bis es soweit ist, ist es erstaunlich, wie wenig Kompromisse ihr für unter 350€ machen müsst. Das P2 an sich ist ein tolles Gerät, das mir persönlich zu groß und schwer wäre, aber die Akkulaufzeit ist etwas was man nach einiger Zeit nur schwer wieder hergeben möchte.

Wenn euch Sicherheit also egal ist und ihr mit der Größe klarkommt, ist das P2 ein Gerät, über das ihr zumindest nachdenken solltet.

Was sagt ihr, wo ist euer Preislimit bei Smartphones?


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