Das Siri-Desaster: So verpasste Apple den Anschluss


Apple sah KI und KI-Dienste bis zum Hype von ChatGPT als eher unnötig an, so Mark Gurman von Bloomberg. Wenn man einen Schuldigen suchen könnte, dann vielleicht Craig Federighi, der keine großen Investitionen bei KI tätigen wollte.
John Giannandrea, den Apple von Google abwarb, konnte sich laut Quelle auch nie richtig durchsetzen, dachte aber auch selbst, dass die Chatbots eher etwas sein werden, was Nutzer abschalten und nicht etwas, was die Nutzer gezielt wollen.
Und so kam es, dass die Idee einer „Apple Intelligence“ erst 2022 mit ChatGPT bei Apple aufkam, was erklärt, warum sie heute in dem Zustand ist, in dem sie ist. Und warum einige Funktionen später kommen, denn bei der Ankündigung zwei Jahre nach dem Start (also letzten Sommer) existierten viele Ideen nur als ein Konzept.
Apple arbeitet an einem neuen Siri
Ein Problem dabei ist vor allem Siri, die aktuelle Version ist zu alt. Es gab die Idee, dass man eine „alte“ und eine „neue“ Version von Siri kombiniert, aber das klappte nicht. Daher arbeitet Apple jetzt an einer ganz neuen Version von Siri, so die Quelle, intern wird diese „LLM Siri“ genannt. Das Zentrum der Entwicklung ist in Zürich.
Apple hat das Problem also durchaus erkannt und gibt nicht auf, im Gegenteil, denn Siri soll fit für die Zukunft gemacht werden. Wie und wann die neue Version von Siri wirklich kommt, das ist noch offen. Nicht vor 2026, vielleicht sogar erst 2027. Auf der kommenden WWDC wird Apple daher nicht wirklich viel über Siri sprechen.
Der ausführliche Beitrag bei Bloomberg ist definitiv einen Blick wert, wenn man sich für das Thema interessiert. Er zeigt auf, wie Apple erstmals einen großen Trend verpasst hat und zu spät aufholt. Ein Risiko, welches Platzhirsche bei einer großen Disruption gerne haben, sie steigen zu spät ein. Manchmal ist es zu spät (Nokia).
Daran glaube ich bei Apple und Siri nicht, aber man sollte nicht vergessen, dass die Konkurrenz nicht schläft. Siri ist dann vielleicht in zwei Jahren auf dem Stand der heutigen Chatbots, aber die Entwicklung von diesen steht in dieser Zeit nicht still.
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dumme Frage aber wir sollen ja E-Autos fahren „der Umwelt zuliebe“
gleichzeitig nutzen wir aber künstliche Intelligenz in rauen Mengen..
ist das nicht auch ziemlich umweltschädlich?
Jain. Am Ende ist derzeit fast alles umweltschädlich, weil viel Energie aus Kohle und Co. gewonnen wird. Langfristig wird sich das ändern, immer mehr Energie für die Server kommt aus erneuerbarer Energie. Eine KI kann also theoretisch CO₂-neutral laufen, ein Verbrenner kann das nicht.
> Er zeigt auf, wie Apple erstmals einen großen Trend verpasst hat und zu spät aufholt.
Das ist nicht der erste „große Trend“, den Apple verpasst hat. Mit der Vision Pro gibt es ja noch ein zweites sehr aktuelles Beispiel für ein ganz großes Thema, bei dem Apple realistisch betrachtet mehrere Jahre zu spät dran ist. Man muss auch nicht nur auf die Produkte schauen, die es auf den Markt geschafft haben. Nehmen wir die Autos, bei denen Apple schließlich die Notbremse gezogen hat, weil sie sich nicht mehr in der Lage sahen, in diesem Markt einen Impact haben zu können – weil sie eben auch hier zu spät waren. Und das fängt ja alles schon im viel Kleineren an. Nehmen wir ihren wichtgsten Markt, die Smartphones: Alleine, mit wie vielen Jahre Verspätung es Widgets auf iOS geschafft haben, ist schon bemerkenswert. Oder ein wichtiger Übertragungsstand wie NFC: Selbst Firefox OS konnte das noch vor iOS. Natürlich gehört zur Wahrheit auch, dass Apple teilweise bewusst abwartend agiert, um dann eine umso überzeugendere Lösung zu präsentieren. Teilweise warten sie aber auch zu lange und verschlafen Dinge regelrecht. Das Ganze ist mittlerweile ein grundlegendes Problem bei Apple. Apple hat immer noch große Stärken wie die Bildung eines Ökosystems, Chipentwicklung, mit Abstrichen auch Design. Aber Innovation gibt es in der Post-Steve-Jobs-Ära kaum noch und Apple ist häufig nur noch am Nachziehen. Siri ist definitiv keine Ausnahme.
„Natürlich gehört zur Wahrheit auch, dass Apple teilweise bewusst abwartend agiert, um dann eine umso überzeugendere Lösung zu präsentieren.“
Das ist der Punkt, bisher reicht es auch nicht aus. Bei einem Punkt stimme ich zu, in der Autobranche haben sie den Anschluss auch etwas verpasst, CarPlay Ultra ist auch nur eine halbgare Lösung und Google ist schon lange der dominante Player mit Android Automotive.
Bei der Vision Pro würde ich nicht zustimmen, denn VR ist und war schon immer Nische und es deutet sich nicht an, dass sich das ändert. Wie es bei AR aussieht, das wird sich ab 2026 zeigen, aber da soll Apple ja 2027 loslegen, ich würde also noch nicht sagen, dass sie den Trend (wie bei KI) verpasst haben und erst dann starten, wenn der Hype schon voll da ist.
VR wird vermutlich nie so groß wie die Themen Smartphones, Computer oder KI. Aber es ist kein neuer Trend und keine völlige Nische mehr, VR ist bereits im Mainstream angekommen. Und: Von vielen anderen Herstellern abgesehen, mit Meta gibt es hier bereits einen Riesen-Player, der einen gigantischen Vorsprung vor Apple hat. Nicht auf die reine Hardware der Vision Pro bezogen. Meta könnte genauso bessere Hardware bauen, wenn sie wollten. Und das hatten sie ja auch schon. Das war ähnlich krachend gescheitert wie die Vision Pro, weil es einfach einen Punkt gibt, an dem der Preis nicht mehr für einen Massenmarkt funktioniert. Nicht bei dieser Produktkategorie. Aber Meta (beziehungsweise Oculus) hat die Produktkategorie massentauglich gemacht, sie haben extrem viel Erfahrung, sie haben es geschafft, die Preise verhältnismäßig niedrig zu bekommen, sie haben die richtige Balance aus Leistbarkeit und Leistung gefunden und vor allem haben sie eines geschafft: Ein Ökosystem aufzubauen. Es gibt massig Entwickler und eine gigantische Auswahl an Apps. Sie bedienen professionelle Einsatzzwecke, aber auch Fitness, Gaming und Unterhaltung. Apple hat bisher nur eines: Sehr gute Hardware. Der Preis ist völlig inakzeptabel für den Massenmarkt, sie haben zu wenige Entwickler, zu wenige Apps, ihre Zielgruppe ist nur eine Nische innerhalb des VR-Segments. Und das ist zum Teil eben auch darin begründet, dass Apple auch in diesen Markt zu spät eingestiegen ist. Ihnen fehlen noch ein paar Jahre, um den Rückstand aufzuschließen – aber die Konkurrenz wird auch nicht schlafen. Deren Produkte werden auch immer besser. So einfach wird das also nicht und Apple wird vermutlich noch Jahre bestenfalls aufschließen können. Ob sie jemals gut positioniert sein werden, steht noch völlig in den Sternen. Und Google soll im Hintergrund ja auch intensiv in dem Bereich arbeiten und gemeinsam mit Samsung eine VR-Brille auf den Markt bringen wollen. Die haben ein nahezu unbegrenztes Budget und definitiv auch den Ehrgeiz, die Nummer 1 werden zu wollen. Das zeigen auch Übernahmen wie kürzlich erst die Übernahme von Teilen des des HTC Vive Teams. Für mich ist daher klar, dass Apple auch bei dieser großen Sache definitiv zu spät dran war, wenn sie ernsthaft diesen Markt bespielen wollen.
AR, was du ansprichst, ist ein verwandtes, aber doch ein etwas anderes Thema. Und auch hier ist Apple fast schon zu spät dran. Auch in dem Bereich haben mit Meta und Google bereits einen Riesen-Vorsprung, weil sie schon so viel länger am Thema dran sind. Man munkelt im Übrigen, dass die Woche die neuen Smart Glasses von Google gezeigt werden. Und auch von eher unbekannteren Herstellern gibt es bereits echt beeindruckende Produkte, zum Beispiel Even Realities G1. Apple hat noch überhaupt nichts vorzuweisen, sondern wohl erst in ein paar Jahren.
Auch hier: Es kann natürlich aufgehen, dass sie erst schauen, wie sich der Markt entwickelt, um dann ein besseres Produkt zu bringen. Aber nachdem das Apple zuletzt immer weniger gelungen ist und sie schon länger keine Produktkategorie wirklich revolutioniert haben, darf man da schon auch skeptisch sein. Apple muss wirklich aufpassen, nicht erneut bei einer großen Sache den Anschluss zu verlieren.