Smart #1 Brabus im Test: Viel Leistung mit Software-Problemen

Smart 1 Brabus Seite

Der Smart #1 ist ein Neuanfang für die Marke der Kompaktwagen und erinnert kaum noch an den Ursprung von dieser. Neue Optik, deutlich größer, viel Leistung, es ist das alte und bekannte Logo, aber der Smart #1 ist ein anderes Auto geworden.

Darüber kann man diskutieren, aber da Mercedes und Geely größere Pläne für die Marke haben, war der Wandel von Smart logisch. Und der Smart #1 ist noch nicht einmal das Ende der Fahnenstange, der Smart #3 wird noch eine Ecke größer.

Doch ich finde das Geely-Trio (Smart #1, Volvo EX30 und Zeekr X) sehr spannend und glaube, dass es vor allem Modellen wie dem VW ID.3 gefährlich werden kann. Ich habe mir die Top-Version als Smart #1 Brabus näher im Alltag angeschaut.

Smart #1 Brabus: Tschüss Porsche Taycan

Mit 315 kW (428 PS) und 543 Nm ist man in unter 4 Sekunden auf 100 km/h und lässt einen Porsche Taycan in der Basisversion hinter sich. Der Vergleich hinkt zwar, aber das soll veranschaulichen, wie viel Leistung dieses kompakte Auto besitzt.

Diese Leistung macht natürlich Spaß im Alltag, nicht nur bei der Beschleunigung, auch ganz allgemein fährt sich der Smart #1 Brabus schön sportlich. Das Fahrwerk könnte aber für meinen Geschmack noch einen Hauch straffer im Brabus-Modus sein, da ist eigentlich kein großer Unterschied zum Komfort-Modus zu spüren.

Smart 1 Brabus Front

Man sollte auch bedenken, dass die Reichweite bei dieser Version des Smart #1 nicht unbedingt die beste mit 400 km ist. Im Alltag sind das (wenn man sich sehr zurückhält) um die 350 km, aber auch 200 km sind bei sportlicher Fahrweise drin.

Da wundert es mich nicht, dass der Smart #1 Brabus bei 180 km/h dicht macht, die Leistung wäre nämlich kein Problem, die spürt man bei 170 km/h noch, aber der Verbrauch wäre zu hoch. Nur schade, dass Smart dem Fahrer das vorschreibt.

Wer sich so eine Version kauft, muss das bedenken, denn man will diese Leistung ja nicht nur Spazieren fahren. Wobei der Smart #1 auch nicht viel weiter kommt, da wäre langfristig eine Version mit einem größeren Akku schön. Beim VW ID.3 gibt es sowas, beim Smart #1 muss man mit 66 kWh leben (könnte aber noch kommen).

Smart 1 Brabus Laden Elektro

Geladen wird übrigens mit 150 kW am Schnelllader, wobei ich schon gewarnt wurde und es auch erlebt habe: Es kann Probleme mit 300 kW-Ladesäulen geben. Smart will das via Software fixen, ich musste aber einmal die Ladesäule wechseln. Die Ladekurve ist okay, aber auch keine Meisterleistung, Standard in der Preisklasse.

Dafür gibt es 22 kW an der AC-Ladesäule bei dieser Version und ich kann es nicht oft genug betonen: Das ist für mich Pflicht ab 40.000 oder 50.000 Euro. Warum?

Man lädt schneller an einer öffentlichen Ladesäule, logisch, aber immer häufiger gibt es eine Blockiergebühr, die gerne bei 4 Stunden startet. So schafft man die 80 Prozent in unter 3 Stunden und kann in 4 Stunden auch mal das Auto voll aufladen.

Smart #1 Brabus: Viele Software-Probleme

Der Smart #1 hat mich stark an meine erste Testfahrt mit dem VW ID.3 erinnert, da lief auch sehr viel nicht und viele Funktionen fehlten. So war das hier leider auch.

Es gibt kein Apple CarPlay und kein Android Auto, die Schilderkennung ist absolut nicht zuverlässig, das OS ruckelt gerne mal etwas, die App hat mich in weniger als zwei Wochen zweimal ausgeloggt, die Heizung war einmal nicht an, obwohl es mit in der App angezeigt wurde, Spotify machte Macken und es gab noch mehr.

Smart 1 Brabus Innen

Keine (abgesehen von CarPlay) dramatischen Probleme, aber man merkt, dass es ein Neuanfang für Smart ist. Das Schwestermodell von Volvo kommt zum Beispiel mit einer ausgereiften Version von Android Automotive. Es gibt nicht nur CarPlay und Co., sondern auch direkt einen großen Katalog an Apps, wie auch YouTube.

Die Ladeplanung im Smart #1 ist bescheiden, eine Alternative hat man aber nicht. Und ja, es gibt die Spotify-App, aber nicht jeder ist bei Spotify. Als ich das Auto abgegeben habe, wurde ich über ein Update informiert, welches viele Dinge beim Smart #1 verbessert (kam diese Woche), das konnte ich leider nicht mehr testen.

Kurz: Das Auto fühlte sich bei der Software oft nach Beta an. Ignorieren wir mal die Optik mit dem Fuchs, die mir nicht so zusagt, aber da ist noch etwas Arbeit nötig. Wobei ich fairerweise auch sagen muss, dass ich das bei anderen Marken, die mit der Software einen Neuanfang wagten, schon wesentlich schlimmer erlebt habe.

Smart #1 Brabus: Elektroauto mit Plattform

Das Platzangebot im Innenraum ist für ein ca. 4,3 Meter langes Auto solide, der Kofferraum ist mit ca. 320 Litern okay und es gibt einen Frunk vorne. Der ist sehr klein, reicht aber für das (im Herbst und Winter oft etwas dreckige) Ladekabel aus.

Smart 1 Brabus Licht

One Pedal Driving ist vorhanden, die Stärke der Rekuperation kann man einstellen, das Auto bleibt auf Wunsch auch stehen, es gibt mehrere Modi (bei dieser Version sind es vier, den Brabus-Modus gibt es sonst nicht) und einen künstlichen Sound.

Sowas mag ich im sportlichen Modus, wobei mir der Sound etwas zu sehr nach Motorsound klingt und doch recht laut ist. Da würde ich mir noch 1-2 Sounds und ein paar Einstellungen wünschen, das machen andere Sportmarken etwas besser. Doch es existiert zum Start und auch das kann man nicht von allen Marken sagen.

Man merkt aber, dass das eine neue Plattform für Elektroautos ist und sich Smart viele Gedanken gemacht hat. Es gibt Schwächen und es gibt Luft nach oben, aber für einen Neustart dieser Plattform bin ich doch zufrieden. Und bei der Software kann man nachträglich noch Dinge optimieren, das ist derzeit die größte Schwäche.

Smart #1 Brabus: Mein Fazit im Alltag

Macht Spaß, sehr viel Spaß sogar. Die normale Version des Smart #1 reicht zwar locker aus (ich würde aber Premium wählen, da sonst Dinge wie Head up oder Wärmepumpe fehlen), doch man bekommt bei dieser Version extrem viel Power.

Für unter 50.000 Euro mit Vollausstattung ist das schon sehr gut. Jetzt muss Smart nur die Software verbessern, dann wäre ich zufrieden. Fast. Denn es gibt da noch einen Punkt, der aber unglaublich subjektiv ist: Die Optik. Für meinen Geschmack zu sehr an der EQ-Designsprache von Mercedes und die ist nicht ganz mein Fall.

Smart 1 Brabus Heck

Der Smart #1 wirkt für einen Brabus viel zu zahm und zu rund. Es fehlen Kanten und schärfere Linien für meinen Geschmack. Dafür kann Brabus nichts, der Smart #1 sieht eben so aus, aber das Branding hat eben ein etwas sportlicheres Image. Ich finde sogar, dass der Smart #1 ohne das Brabus-Branding etwas stimmiger wirkt.

Doch mit Blick auf diese erste Version, die Leistung und die Preise des Geely-Trios wird das für Konkurrenten wie Volkswagen hart. Optisch ist der VW ID.3 jetzt auch kein Leckerbissen und so viel Leistung bekommt man für das Geld auch nicht. Die Software ist zwar ausgereifter, aber der Unterschied ist jetzt auch nicht gewaltig.

Mein Fazit fällt also durchaus positiv aus, so viel Power bekommt man selten für unter 50.000 Euro geboten. Der Smart #1 Brabus ist kein klassischer Smart, aber es ist ein gutes und kompaktes Elektroauto mit viel Leistung, was viel Spaß macht.


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  1. E-Bandy 👋

    Daß 22kW AC Ladeleistung eigentlich in alle BEV gehört, würde ich persönlich sagen.
    Leider könnte man es an die Wand meisseln, die Hersteller ignorieren diese Tatsache komplett, gestützt von Usern deren Auto es nicht kann und dieser Umstand darum schön geredet werden muss (ich habe das beste! Mehr braucht keiner!).
    Wir fahren mit unserem (dazu fähigen) Auto immer wieder mal in die Stadt und hängen es an den 22kW-Lader, haben zur Rückfahrt immer einen vollen oder auf den gewünschten Stand geladenen Akku. Übrigens kann ein Twingo electric Das auch und wird dadurch, trotz für viele augenscheinlich zu kleinen Stromspeicher, zum toll nutzbaren Fahrzeug im Alltag!

  2. Carlo 🌀

    50.000 Euro für ein Smart. Dafür erhalte ich Innen nur billig anmutende Materialien. Hartplastik wohin das Auge auch schaut.

  3. René H. 🔅

    Kann der Fuchs eigentlich irgendetwas?

  4. Hazz 🌀

    Warum muss man immer mehr PS in solche Fahrzeuge stopfen auf Kosten einer sinkenden Reichweite!? Ein Smart ist doch ein Stadtfahrzeug und muss daher nicht schnell beschleunigen. Hier sollte man bestenfalls lange ohne zusätzliches Laden auskommen. Wenn ich viel PS haben möchte, kaufe ich mir einen Sportwagen, der muss dann auch keine große Reichweite haben.

    1. Man muss diese Versionen doch nicht kaufen? Es gibt Einsteigerversionen mit kleinem Akku, Versionen mit hoher Reichweite und Performance-Versionen, das war in der Verbrenner-Welt (abgesehen von den Versionen mit kleinem Akku, sowas gab es vorher eben nicht) auch so.

      Der Vorteil bei Elektroautos ist, dass sich der Verbrauch der Performance-Versionen gar nicht mehr so negativ auswirkt und oft sogar von einer guten Rekuperation begleitet wird. In diesem Fall verzichtet man auf 40 km nach WLTP-Standard, was 20 km in der realen Welt sind. Damit können viele mit Blick auf die zusätzliche Leistung leben.

    2. Björn 👋

      Wenn man in der Stadt fährt, nutzt man diese PS ja gar nicht. Ist nicht wie bei einem Verbrenner. Hinzu kommt dass man außerhalb des Brabus Mode oder nur ein Motor zur Verfügung hat. Heist konkret, allein dadurch wird die Motorpower schon fast halbiert.

      Lange Rede kurzer Sinn. Hätte das Fahrzeug nur 200PS würde es nicht wirklich weniger in der Stadt verbrauchen.

  5. Elektron 👋

    Mit der OTA-Version "smart OS 1.3.0" wird Apple CarPlay und Android Auto angeboten. Diese wird seit dieser Woche schrittweise ausgespielt und ist damit bereits im Umlauf :)

    1. Ja, schau mal im Beitrag, habe meine News dazu verlinkt.

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