Wie vereinbart man Technikbegeisterung mit Klimaschutz?

Klimaschutz Vs Hobby 01

Ich habe mich gefragt: Kann ich gleichzeitig Geek sein und für den Klimaschutz eintreten?

Von der IFA 2019 ist mir vor allem im Gedächtnis geblieben, wie sehr sich mittlerweile die Innovationszyklen der Hersteller verkürzt haben. Kaum hat man sich einen schicken, neuen 4K-Fernseher gegönnt, klopft schon 8K an die Tür.

Und wer Lust auf neue Smartphones hat, bekommt bei vielen Herstellern alle 6 Monate ein neues Flaggschiff. Ich selbst habe in meinem Leben so viele Telefone besessen, dass ich sie nicht mehr alle aufzählen könnte.

Das Problem dabei: Neue Gadgets verbrauchen Ressourcen, die dem Planeten immer schneller ausgehen. Zu dieser Misere kommen natürlich noch nicht-Klima Aspekte wie Arbeitsbedingungen in Asien oder in Zulieferländern weltweit. Bei immer neuen Alarmmeldungen zur Klimakrise ist das für mich schon fast ein Grund, depressiv zu werden.

Smartphones 2019 Header

Aber natürlich hat technischer Fortschritt auch gute Seiten: Die Digitalisierung sorgt dafür, dass weltweit Prozesse immer effizienter werden. Schnellere Technologie ermöglicht mehr und bessere Forschung und die Globalisierung sorgt in vielen Regionen für mehr und besser bezahlte Arbeit.

Schwarz-/Weißmalerei ergibt hier also (wie so oft) keinen Sinn. Selbst wenn wir wollten, könnten wir im Jahre 2019 nicht mehr ohne Technik leben und wenn ein paar Hartgesottene in den Wald ziehen würden – viel ändern könnten sie damit nicht. Trotzdem nützt Nichtstun auch nichts, auch als Technikbegeisterte(r) kannst du was fürs Klima tun.

Klimaschutz – Die großen Themen

Es fühlt sich natürlich immer ganz besonders gut an, wenn man selbst eine gute Tat vollbringt. Eine Zahnbürste aus Bambus kaufen, mal mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren, abends das Licht im Nebenraum ausmachen. Das Problem dabei: Solche Aktionen Einzelner bringen dem Klima nahezu nichts.

Ich beobachte immer öfter Streitgespräche (vor allem auf Twitter) darüber, wer denn am meisten grünes Micromanagement betreibt. Gerne auch mit dem erhobenen Zeigefinger denen gegenüber, die kein einlagiges Klopapier benutzen.

Den größten Impact aufs Klima hätten strukturelle Änderungen, die die gesamte Gesellschaft betreffen. Keine einzelne Person ist in der Lage, den CO2 Ausstoß des deutschen Verkehrssektors signifikant zu reduzieren – aber jeder kann darauf hinwirken, dass die politischen Weichenstellungen dafür stattfinden.

Das passiert vor allem über Wahlen, aber auch eine Mail an deinen Bundestagsabgeordneten kann helfen, das Thema Klima dort auf die Agenda zu setzen, wo die Entscheidungen über strukturelle Änderungen getroffen werden.

Das heißt aber natürlich nicht, dass es sich jetzt jeder in seinem Diesel-SUV bequem machen und alle paar Wochen sorglos ein neues Handy kaufen kann.

Klimaschutz Vs Hobby 02

Foto von Nail Gilfanov auf Unsplash

Klimaschutz für Geeks

Auch wer Technik als Hobby betreibt, kann nämlich durchaus was fürs Klima machen. Hier ein kleiner Abriss der Maßnahmen, die ich so ergreife.

Nachhaltige Technik

Das Ziel sollte sein, deine Technik so lange wie möglich zu nutzen. Neu hergestellte Gadgets verbrauchen Strom und seltene Erden, emittieren CO2 und müssen um die halbe Welt verschifft werden.

Weg vom Billigkram

Ich habe mir früher sehr viel Technik hauptsächlich nach einem Kriterium besorgt: Möglichst billig! Das hat dazu geführt, dass ich nie wirklich zufrieden war (wer schon mal einen LED-Streifen bei eBay gekauft hat, weiß was ich meine). Und wer unzufrieden mit der genutzten Technik ist, tauscht sie früher aus, allein weil der ganze Kram einfach schnell kaputtgeht.

Ich bin dazu übergegangen, deutlich mehr zu planen, wofür ich Technik denn wirklich einsetzen will und kaufe dann nicht mehr nur nach Preis. Das ist dann zwar eine höhere Anfangsinvestition, aber die Technik hält deutlich länger.

Reparierbare Technik

Viele Smartphones sind heute nur schwer zu reparieren, aber das Fairphone zeigt, wie es geht. Seiten wie ifixit haben sich darauf spezialisiert, Reparaturanleitungen zu veröffentlichen. Technik zu reparieren, anstatt wegzuschmeißen, ist ein gutes Gefühl und spart Geld.

Ich habe diesen Frühling ein paar sehr alte Lautsprecher wieder fit gemacht und dabei seit Jahren zum ersten Mal einen Lötkolben in der Hand gehalten.

Software statt Hardware

Viele Smartphones sind heute so leistungsfähig geworden, dass die Leistung locker ein paar Jahre reichen würde. Oft werden aber gerade günstigere Geräte nicht lange mit Updates versorgt und veralten damit schneller als nötig. Im Android-Bereich gibt es zum Glück LineageOS, mit dem du deinem alten Smartphone wieder neues Leben einhauchen kannst.

Wenn du technikbegeistert bist, lohnt es sich sowieso, sich näher mit Software zu beschäftigen. Web-Apps zu programmieren erfordert keine brandneue Hardware und aus dem einen oder anderen alten Rechner lässt sich super noch ein NAS oder IOT Server basteln.

Andere Maßnahmen

Natürlich gibt es auch noch andere sinnvolle Maßnahmen, die den eigenen CO2-Ausstoß senken können. Wer mit dem Flugzeug fliegt, kann zum Beispiel das emittierte CO2 kompensieren. Ich persönlich beziehe auch Ökostrom, damit die Kapazitäten an erneuerbaren Energien Stück für Stück ausgebaut werden.

Wichtig ist mir dabei: Das perfekte Verhalten gibt es nicht. Es wird niemandem gelingen, alle Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Trotzdem finde ich es wichtig, dass wir uns als Gesellschaft Gedanken darüber machen, welche Erde wir nachfolgenden Generationen hinterlassen wollen.

Wie bringt ihr euer Technik-Hobby und Klimaschutz unter einen Hut?


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