DIY-Projekt – Alte Lautsprecher aufarbeiten

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Ich war eigentlich ganz zufrieden mit meiner Audiosituation am Schreibtisch, aber diese Schönheiten, die ich kürzlich beim Trödelhändler gefunden habe, musste ich einfach haben:

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könnte glatt Apple drauf stehen.

Ich bin wahrlich kein großer Lautsprecher-Experte, aber die klare Ästhetik und die Frontgitter aus Metall sprachen mich sofort an. Wär doch super, die wieder fit zu machen und auf den Schreibtisch zu stellen. Also 15 Euro auf den Tisch gelegt, nach Hause geschleppt und erstmal begutachtet.

Die Lautsprecher – Heco SM 620

Dank des Hifi Wikis stellte sich schon recht schnell heraus, dass ich meinen Traum vom Mega-Schnäppchen mit audiophilem Hochgenuss gleich beerdigen kann. Bei den Boxen handelt es sich um die Einstiegsserie von Heco aus den 70er Jahren.

Wenn selbst der Hersteller von einem „günstigen Kompromiss“ zwischen akustischer Qualität und Preis-/Leistungsverhältnis“ spricht, weiß man gleich, was man erwarten kann. :D

Immerhin habe ich deutlich weniger als den Neupreis von 168 DM bezahlt. Das wären inflationsbereinigt heutzutage um die 236 EUR!

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Wie die Lautsprecher 1974 geklungen haben, ist aber eh ziemlich egal, denn in der Zwischenzeit haben sich die Sicken aus Schaumstoff komplett verabschiedet, was die Boxen ohne Aufarbeitung komplett unbrauchbar macht.

Die gute Nachricht dabei: Die Boxen funktionieren noch. Der Sound ist zwar übel, aber zumindest arbeitet die Elektrik noch.

Die Aufarbeitung

Bestandsaufnahme

Ich habe mir also einen Plan überlegt, wie ich diese Boxen wieder fit für meinen Schreibtisch machen kann. Zum Glück sind Lautsprecher elektrisch nicht wirklich anspruchsvoll zu verstehen und die benötigten Teile haben sich in den letzten 45 Jahren nicht besonders verändert.

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Hochtöner, Tiefmitteltöner, Frequenzweiche, paar Kabel.

Damals wie heute bestehen solche Zwei-Wege-Boxen aus einem Hochtöner, einem Tiefmitteltöner und einer Frequenzweiche. Letztere teilt das Signal vom Verstärker in einen Hochton- und einen Tiefmitteltonanteil auf. So spielt jedes Chassis die Töne ab, die ihm am besten liegen.

Die Boxen haben einen geschlossenen Aufbau. Das heißt, es gibt kein Bassreflexloch auf der Rückseite und die Boxen klingen umso besser, je luftdichter sie sind. Außerdem sind sie mit Dämmwolle gefüttert. Die alte Dämmwolle in den Boxen habe ich sofort entsorgt. Dabei bieten sich Handschuhe, lange Kleidung und am besten Atemschutz an. Alte Dämmwolle juckt wie Sau und ist nicht wirklich gut für die Gesundheit.

Dazu sind die Boxen mit Dichtband abgedichtet, das sich auch bereits aufgelöst hat. Die Kabel werden einfach aus der Box geführt und sind nicht besonders lang, können also auch neu. Der größte Faktor bei der Aufarbeitung sind aber natürlich die Tiefmitteltöner.

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So sehen 45 Jahre alte Lautsprecherchassis aus.

Diese sind unrettbar und waren auch schon 1974 nicht die beste Qualität. Also fliegen sie komplett raus und werden durch neue ersetzt. Zum Glück hat die Hochtöner dieses Schicksal nicht ereilt und auch die Frequenzweiche funktioniert noch. Diese Komponenten kann ich also behalten.

Daraus ergibt sich dann folgende Liste an Materialien, die ich der Einfachheit halber alle bei Amazon bestellt habe:

Die neuen Tiefmitteltöner

Den größten Aufwand hatte ich mit der Recherche der neuen Tiefmitteltöner. Da ich die restliche Elektronik behalten wollte und auch die Box an sich soweit möglich intakt lassen wollte, mussten also Chassis her, deren Spezifikationen ungefähr zu den bisherigen passen. Dazu sollte der Lochabstand noch zu den alten Gewinden passen.

Ich bin dann bei den Monacor SP-13/4 fündig geworden. Wenn ihr ein ähnliches Projekt vorhabt, lohnt es sich aber auch, mal bei Visaton vorbeizuschauen.

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So sehen 0 Jahre alte Lautsprecherchassis aus.

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Passen exakt auf die alten Gewinde

Lautsprecher neu verkabeln und abdichten

Ich habe wirklich lange keinen Lötkolben mehr in der Hand gehalten, aber die Verkabelung war wirklich trivial. Einfach Kabel vom alten Chassis ablöten und an der gleichen Stelle beim neuen Chassis wieder anlöten :D

Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich neue Kabel für den Anschluss am Verstärker angelötet, weil die alten sehr kurz waren. Die neuen Vollkupferkabel sind sicher overkill im Gegensatz zu den alten, aber ich hatte die 10m Rolle noch rumliegen.

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Hier nicht im Bild: die neuen Kabel nach draußen.

Dann noch die neue (nicht juckende und unbedenkliche) Dämmwolle drauf, das neue Dichtband an die Kanten und schon ist der Umbau innen fertig.

Haben sich die „neuen“ Lautsprecher gelohnt?

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Wenn ich meine „neuen“ Lautsprecher mit den Magnat-Boxen vergleiche, die bisher auf meinem Schreibtisch standen, fällt deutlich auf, dass die Bässe schlicht unterlegen sind. Klar, denn die Magnats haben ein deutlich höheres Volumen und die Bassreflexbauweise unterstützt die Bässe deutlich.

Wenn man ein bisschen am Equalizer dreht, merkt man aber ganz schnell, dass die neuen Chassis noch deutlich Luft im unteren Tonbereich haben. Dazu kommt, dass das Zusammenspiel der alten Hochtöner und der neuen Tiefmitteltöner besser funktioniert, als ich vorher gedacht habe.

Aber rein ästhetisch finde ich die Lautsprecher unschlagbar. Ich habe sie von außen auch nicht weiter bearbeitet, auch wenn sie einige Dellen und Beulen haben. Ich mag den „Aged to Perfection“ Look.

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Das Heco Logo ist drehbar, damit man die Lautsprecher auch hinlegen kann

Das Alugitter in der Front mag dem Sound nicht zuträglich sein, aber sieht einfach deutlich besser aus, als die üblichen stoffbespannten modernen Lautsprecher. Zusammen mit dem lichtgrauen Lack könnten die Lautsprecher auch von Apple sein.

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Außerdem verbrauchen die neuen Boxen viel weniger Platz auf dem Schreibtisch und die geschlossene Bauweise funktioniert an meinem Hörplatz besser.

Um den Sound so richtig rund zu bekommen, habe ich dann doch noch in einen kleinen Subwoofer investiert. Damit klingt das System super und ich kann meine alten Magnat Boxen endgültig einmotten.

Die aufgearbeiteten Lautsprecher – Fazit

Habe ich zu viel Geld ausgegeben, um extrem alte Einsteiger-Lautsprecher von fragwürdiger Qualität aufzuarbeiten, nur um damit moderne Boxen zu ersetzen, die ähnlich viel gekostet haben und wahrscheinlich objektiv besser klingen? Ziemlich sicher ja. :D

Aber so ist das eben mit Hobbys: Der Weg ist das Ziel und das Projekt hat mir sehr viel Spaß gemacht. Der Aufwand war überschaubar und das Ergebnis ist akustisch „gut genug“ und ästhetisch großartig.

Wenn ihr also mal auf dem Flohmarkt oder beim Trödel über alte Boxen stolpert, schaut sie euch ruhig mal genauer an. Vielleicht schlummert in ihnen ja euer nächstes Projekt für ein verregnetes Wochenende.

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