Testbericht: Dual-Core-Smartphone LG Optimus Speed

Ich hatte es bereits angekündigt und nun ist es soweit, meine Tage mit dem LG Optimus Speed sind gezählt und ich kann meine Erfahrungen mit dem Gerät in die Tastatur hauen. Wie ich im Vorfeld zu diesem Test mitbekommen habe, sind viel von euch scharf auf das erste in Kürze verfügbare Dual-Core-Smartphone mit Android-Betriebssystem und auch ich war super gespannt auf das Gerät.

Ich habe mir erst vor Kurzem das Google Nexus S zugelegt, habe daher also einen guten Vergleich zwischen dem derzeit besten Single-Core-Gerät und einem Dual-Core-Smartphone. Wie immer rein subjektiv, nach meinen Vorlieben ausgerichtet könnt ihr in den folgenden Zeilen meine Erfahrungen mit dem LG Optimus Speed lesen.

Bitte bedenkt, dass es sich in meinem Test um ein Vorseriengerät mit nicht finaler Software handelt. Das Smartphone an sich wird erst ab März 2011 verfügbar sein, kann aber bereits bei Amazon zu einem recht günstigen Preis vorbestellt werden. Vielen Dank zudem an LG und den dazugehörigen LG-Blog, die mir so unkompliziert und ohne Auflagen das Gerät zur Verfügung gestellt haben.

Technische Daten

Technisch ist das Optimus Speed natürlich auf der Höhe der Zeit und punktet zusätzlich mit dem bereits erwähnten Dual-Core-Prozessor. Wir hätten also an Bord:

  • 1Ghz-Dual-Core Prozessor vom Typ NVIDIA Tegra 2
  • Android 2.2 “Froyo” Betriebssystem, Upgrade auf 2.3 Gingerbread folgt
  • 4-Zoll (10,16-Zentimeter) Touchscreen-Display mit WVGA-Auflösung (800×480 Pixel)
  • 5,5 GB Speicherplatz, MicroSD-Kartenslot für Speicherkarten bis 32GB Kapazität
  • 1500mAh Akku
  • 8-Megapixel-Kamera mit LED-Blitz für Fotos und Videos
  • 1.3-Megapixel-Kamera auf der Frontseite für Videotelefonie
  • HDMI-Anschluss
  • Aufnahme von 1080p (Full-HD/1920×1080 Pixel) Videos im MPEG-4/H.264 Format und Wiedergabe
  • Micro-USB-Schnittstelle
  • DLNA (Digital Living Network Alliance)
  • Sensoren für die Neigung und Beschleunigung

Erster Eindruck

Der erste Eindruck war ungewohnt, denn wann hat man schon mal ein LG-Smartphone in der Hand, was auch was her macht? Sorry an LG, aber was  ihr bisher auf den Markt gebacht habt, war leider mehr als bescheiden. Umso besser, dass sie anscheinend geschnallt haben wie der Hase läuft und mit dem Optimus Speed echt was leckeres zusammengebaut haben. Das Gerät liegt gut in der Hand, die Verarbeitung ist spitze und die Optik okay. Das Display ist kein AMOLED, sondern ein normales LCD-Display, auf dem die Farben dennoch knackig rüber kommen. Ich würde sagen, es ist einfach gut bzw. gleichmäßig ausgeleuchtet. Zudem fühlt es sich sehr stabil und „glasig“ an, also kaum nachgiebig.

Mir persönlich kommt es auf der Frontseite fast etwas zu schlicht daher, hätte noch das gewisse Etwas gefehlt, wenn ihr wisst was ich meine. :) Dennoch das Gesamtpaket stimmt und das Optimus Speed ist für mich das erste LG-Smartphone bei dem man einen generell positiven Ersteindruck hat.

Einziger Mini-Kritikpunkt, den ich ich als Nexus S-Nutzer fast gar nicht erwähnen darf, wäre, dass die Rückabdeckung nen Tick besser zur hochwertigen Front hätte passen können, optisch top, aber von der Stabilität her etwas nachgiebig.

Promo-Video

Natürlich hat auch das LG Optimus Speed einen offiziellen Promo-Clip.

Hardware

Zu den reinen technischen Daten muss ich wohl nicht viel sagen, die habe ich oben aufgelistet und da sollte jeder selber entscheiden, auf welche Werte er besonderes Gewicht legt. Viele wollen sicher wissen, wie sich der Dual-Core-Prozessor so schlägt. Dazu kann ich nur sagen, bei normaler Nutzung haargenau so, wie ein aktueller Single-Core-Prozessor. Weder beim Booten, noch bei der Bedienung des System noch beim Starten von Apps konnte ich irgendeinen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Nexus S feststellen.

In erster Linie muss man natürlich bedenken, dass die Firmware auf dem Teil noch noch nicht final ist, wichtiger wäre aber zu erwähnen, dass es bisher keine Apps oder Spiele gibt, die explizit Dual-Core unterstützen. Es wird eine TegraZone im Android Market geben, in der man solche Spiele findet, was aber nichts daran ändert, dass derzeit 99,X% der Inhalte für Single-Core-CPUs geschrieben sind und auch auf diesen optimal laufen.

Das neueste Gameloft-Spiel namens Modern Combat 2 rennt auf dem Nexus S nur so vor sich hin, auf dem Optimus Speed wird das nicht weniger der Fall sein, aber eben auch nicht schneller. Was sagt uns das? Dual-Core kann ziemlich geil sein, wenn Apps und Games der nächsten Generation kommen, oder wenn man Wert auf 1080p-Videowiedergabe legt, ansonsten gibt es im täglichen Gebrauch recht wenig Wow-Effekte, wenn man vorher bereits ein aktuelles Android-Gerät hatte. Ich würde sagen, man investiert in die Zukunft. :D

HDMI und Co.

Wie eben bereits erwähnt ist der HDMI-Ausgang inklusive 1080p-Videowiedergabe natürlich ein Schmankerl. Zudem lassen sich mit dem Gerät auch Videos in dieser Qualität aufnehmen. Leider war die Kamerasoftware auf meinem Vorseriengerät noch ziemlich buggy, dazu aber später mehr.

Verschiedene Filme in Full-HD-Auflösung ließen sich problemlos wiedergeben. So hat man mit dem Optimus Speed eigentlich immer einen mobilen hochauflösdenen Medienplayer dabei. Sicher reizvoll, ich persönlich bin aber Fan von drahtlosen Dinge und da kommt DLNA ins Spiel.

Das LG Optimus Speed kann bereits Medien über die drahtlose DLNA-Schnittstelle wiedergeben. Wie Ihr sicher mitbekommen habt, beherrschen diverse aktuelle Smartphones DLNA. Dies ist ein Standard, der es dem Nutzer ermöglicht, drahtlos Medieninhalte auf ein TV-Gerät zu übertragen. Einziger Nachteil, das Empfangsgerät muss auch DLNA beherrschen, was bei älteren TV-Geräten nicht der Fall ist.

Die Funktionen von DLNA sind sehr vielfältig, so können zum Beispiel Medien von einem Netzwerkspeicher gestreamt werden, von Computern, Handys und Digitalkameras übertragen werden, oder auch Daten über ein W-Lan-Netzwerk gedruckt werden. Durch Geräte wie den HTC DG H100 Media Link kann man auch ältere Geräte DLNA-fähig machen.

Benchmark

Aktuell verfügbare Benchmarks sind leider nicht sehr zuverlässig und zudem nicht für Dual-Core-CPUs optimiert. Der Vollständigkeit halber aber hier dennoch meine Ergebnisse. Vergleichswerte findet Ihr zum Beispiel hier. In diesem Zusammenhang sicher auch nicht uninteressant, das Optimus Speed hat insgesamt 10 Touch-Punkte, wie viele andere Geräte so haben, findet ihr hier.

Kamera und Fotos

Die Kamera biete eine 8 Megapixel Linse und leider nur eine LED zur Ausleuchtung. Die Kamerasoftware auf meinem Gerät war leider totaler Mist. Drei bis vier Sekunden bis man ein Bild schießen kann, dürfen einfach nicht sein. Schön ist der Makromodus und die Kameraoberfläche, negativ alles andere. Ich hoffe, LG hat in dem Vorserienmodell wirklich nur die Software verbock, denn die Ergebnisse der Kamera sind in meinen Augen arg bescheiden.

Oberfläche und Apps

LG hat mächtig an der Oberfläche des vorinstallierten Android 2.2 geschraubt. Nicht nur diverse Systemelemente. Symbole und Farben wurden ausgetauscht, sondern es sind auch diverse zusätzliche Apps bereits vorinstalliert.

Der Homescreen erinnert etwas an die TouchWiz-Oberfläche von Samsung, dies liegt aber in erster Linie daran, dass auch LG recht knallige und kräftige Farben nutzt. Die untere Menüleiste bleibt auch im Programmmenü, welches Apps automatisch gruppiert, sichtbar.

Der Startbildschirm lässt sich anpassen und es sind diverse LG-Widgets mit an Board. Ich persönlich könnte darauf verzichten, da mann sie aber nicht nutzen muss, stören sie auch nicht weiter.

Eine bereits von Samsung und HTC bekannte Homescreenübersicht, konfigurierbare Screenanzahl, ein komplett neuer Lockscreen und die Möglichkeit, die Systemschriftart beliebig zu ändern sind weitere Anpassungen von LG.

Recht praktisch ist die Integration einer Energiesteuerung sowie des Musikpayers in die Benachrichtigungsleiste.

Hier seht ihr diverse Screenshots von den Systemoptionen. Bis auf ein paar neue Symbole und die Optionen für die zusätzlichen Funktionen ist viel Bekanntes dabei. Man findet sich schnell zurecht und kann Dinge wie Tastatur, W-Lan, Hintergrundaten, weitere Mail-Konten, die Homescreens, die HDMI-Wiedergabequalität und noch viel mehr problemlos konfigurieren.

Neben den Systemanpassungen gibt es auch jede Menge nützliche Apps, die man zwar teilweise auch in ähnlicher Form über den Android Market erhalten kann, so aber kostenfrei bereits vorinstalliert hat.

Da wären einmal die LG-Clients für Twitter und Facebook, welche nicht atemberaubend sind, aber gut funktionieren.

Weiter geht es mit der Telefon-App, die natürlich auch die Kontakte verwalten kann. Hier erinnert die Optik allerdings recht stark an bekannte Konkurrenzsysteme. Dies ist auch der Fall in der Musik-App und im Kalender oder dem Wecker, also eigentlich immer, wenn man Tabs sieht. ;)

Bei der Tastatur kann man nur sagen, lieber gut kopiert, als schlecht selber gemacht. Das Teil erinnert mega an die iPhone-Tastatur, was aber nicht negativ gemeint ist. Auch wenn man sich diverse zusätzliche Tastaturen unter Android installieren kann und einige auf Swype schwören, so ist das mit der LG-Tastatur eigentlich unnötig. Ich kam jedenfalls super damit klar.

Super finde ich, dass LG eine Backup-Lösung vorinstalliert hat. Mit der App Sprite Backup könnt ihr diverse Daten manuell oder automatisiert sichern und wiederherstellen. Dafür gibt es meist nur kostenpflichtige Alternativen. Tipp: Sprite Backup gibt es derzeit im Android Market für ca. 3,65 Euro zum nachinstallieren.

Letzte erwähnenswerte Zusatz-App ist der LG App Advisor. Dieses Programm macht nichts anderes, als Android-Neulingen Apps aus dem Market vorzuschlagen. Sozusagen eine App, die helfen soll Apps zu finden. Wer noch keinen Plan von der Materie hat, kann damit sicher was anfangen.

Generell bleibt zu sagen, LG hat ich mit den Anpassungen Mühe gegeben, ist aber für meinen Geschmack etwas über das Ziel hinaus geschossen. Gerade wenn man mit meinem schlichten Stock-Android unterwegs ist, oder HTC Sense kennt, fühlt sich die LG-Oberfläche doch sehr bunt und ab und an etwas wirr an.

Kann sein, dass da bis zum Marktstart noch was passiert, weniger farbenfroh wird es aber wohl nicht. Es kann natürlich gut sein, dass es genau euren Geschmack trifft, das Samsung Galaxy S hat sich ja auch nicht umsonst über 10 Millionen mal verkauft.

Und sonst noch?

Es gibt natürlich einige Details, welche ich jetzt nicht angesprochen habe. Ich teste ein Gerät in erster Linie nach den mir wichtigen Punkten. Daher hier noch weitere Infos zusammengefasst:

  • Das aGPS findet flink den Standort und die Google Maps Navigation läuft astrein. Der Speaker ist gut.
  • Es verfügt über einUKW-Stereo-Radio
  • Der Akku hält bei (meiner) intensiven Nutzung ca. 1 Tag, bei normaler Nutzung ca. 2 Tage. Ist also ausreichend, aber nicht besser als der vom Nexus S
  • Viele Funktionen können via Sprachsteuerung bedient werden. Das kennen wir auch von anderen Android-Geräten
  • Die Frontkamera ist für mich Spielerei, funktioniert aber ohne Probleme.
  • Einige Details könnten sich bis zum Marktstart noch ändern
  • Ein 1080p-Testvideo von mir könnt ihr hier laden, aber erwartet euch nicht zu viel
  • Alle Screenshots in Originalauflösung findet ihr hier in der Dropbox
  • Eure Fragen in den Kommentaren…

Fazit

Ich könnte jetzt sagen, das LG Optimus Speed ist das beste Dual-Core Smartphone, welches ich je in der Hand hatte und das stimmt natürlich, weil es das erste ist. Das Teil ist gut, für ein LG sogar richtig gut. Dennoch gibt es Punkte, die man verbessern könnte. Das Design ist etwas langweilig, die Oberfläche etwas zu bunt und die Kameralinse wohl etwas zu billig. Kann man damit leben? Durchaus, ich habe fast ein halbes Jahr mit einem HTC Desire mit mieser Kamera und schlechtem Speaker gelebt und war der glücklichste Android-Nutzer auf Erden.

Es kommt eben darauf an, wo ihr den Fokus für eurer Gerät legt. LG hat mit dem Optimus Speed vieles richtig gemacht, hat nützliche Apps vorinstalliert, nicht an der Verarbeitung gespart und drückt mit einem absoluten Kampfpreis auf den Markt. Schade ist eigentlich nur, dass man die wirkliche Power, die in einem Dual-Core-Prozessor steckt, derzeit nur bei der Aufnahme und (HDMI)Wiedergabe von HD-Videomaterial spürt. Dem Android-System an sich bringt es aktuell realtiv wenig.

Ich kann das Gerät mit gutem Gewissen empfehlen, weil das Gesamtpaket einfach stimmt. Jetzt muss LG nur noch zeigen, dass sie auch in beim Thema Software-Updates etwas drauf haben.


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