Volkswagen: Warum die Verbrenner attraktiver als Elektroautos sind


Ein VW Golf startet bei knapp unter 30.000 Euro, was für einen Golf mittlerweile zwar auch sehr teuer ist, aber wer lieber elektrisch fährt, der muss beim VW ID.3 über 7.000 Euro mehr auf den Tisch legen. Und dann gibt es nur den Pure, der bei der Reichweite grenzwertig ist, ein ordentlicher VW ID.3 kostet 40.000+ Euro.
Oder nehmen wir ein anderes Beispiel mit dem VW Passat für 40.000 Euro, denn beim VW ID.7 sind es 15.000 Euro mehr. Wer also lieber elektrisch mit einem Kombi unterwegs ist, der muss sich das genau überlegen. Über die Optik müssen wir an dieser Stelle nicht sprechen, die Verbrenner sehen (für mich) etwas besser aus.
Es gibt Marken, da ist der Unterschied zwischen Verbrenner und Elektroauto in der heutigen Zeit schon deutlich kleiner, doch Volkswagen hat sich ein großes Ziel in dieser schwierigen Zeit gesetzt, denn man möchte den Gewinn steigern. Das läuft derzeit nicht so gut, aber es ist der Grund, warum Elektroautos noch so teuer sind.
Volkswagen: Ein letztes Verbrenner-Hoch
Die aktuell sinkende Nachfrage in Ländern wie Deutschland sieht Volkswagen also hinter verschlossenen Türen entspannt, denn der Fokus liegt auf Verbrennern, die eine bessere Rendite mitbringen. Diese Strategie hat System, so ein Insider und hoher Manager von Volkswagen laut Wirtschaftswoche, das ist genau so gewollt.
2023 hat man die EU-Vorgaben erfüllt und 2024 wird man das ebenfalls, bei VW hat man gar keine Ambitionen für mehr Elektroautos. Das Motto lautet also „pro Kasse, contra Klimaschutz“ und erst mit den neuen CO₂-Grenzwerten ab 2025 muss man schauen. Und wenn es nicht reicht? Dann gibt es ja auch noch Pooling.
Falls also zum Beispiel ein Tesla oder Volvo mitmachen und VW genug Geld dafür bezahlt, dann wird der Pool der Autos geteilt und die EU schaut sich zwei Marken zusammen an. Eigentlich müsste Volkswagen den Anteil von Elektroautos von 13 auf 24 Prozent steigern, mit Tesla müsste man dann nur 15 Prozent erreichen.
So könnte man also Strafzahlungen in der EU umgehen und das Geld, welches man an Tesla überweist, kommt von den Verbrennern. Volkswagen baut zwar weiterhin das Lineup an Elektroautos aus, aber man hat angeblich keine großen Ambitionen. In der Schule würde ein „ausreichend“ im Zeugnis stehen. Es geht doch auch so.
Die Schwachstelle der aktuellen Transformation ist also das Pooling, eigentlich sollte ein Hersteller alleine bewertet werden. Und auch die Lieferkette und die Herstellung sollten eine Rolle spielen. Doch das ist egal, daher hat das „Verbrenner-Portfolio noch mal eine letzte Chance“ und diese nutzt Volkswagen jetzt voll aus.
Volkswagen: Das hohe Risiko dieser Strategie
Die aktuelle Entwicklung ist also nicht nur politisch aufgeladen, es gibt hier ganz simple Faktoren der Wirtschaft, welche Marken wie VW ausnutzen. Es gibt zwar das Risiko, dass der Hochlauf nicht funktioniert, wenn er benötigt wird, wie ab 2025, aber dann kann man ja sicher immer noch die Politik dafür verantwortlich machen.
Keine Frage, es fehlt auch dort eine klare Perspektive für Laden, Preise und Co., aber am Ende ist das System so ausgelegt, dass es ausgenutzt werden kann. Die Ironie ist, dass der Mensch langfristig selbst darunter leidet. Doch die richtig harten Konsequenzen des Klimawandels werden aktuell Verantwortliche nicht mehr sehen.
Ich kann die Entscheidungen von Volkswagen und Co. verstehen, der Aktionär ist wichtiger als der Klimawandel für Manager, auch wenn das in der Werbung und beim Marketing anders aussehen soll. Man könnte, wenn man wirklich will, aber man will nicht. Doch das bringt auch eine spannende Frage für die Zukunft mit.
Wir haben sowas schon erlebt, zum Beispiel bei Symbian und Windows Mobile, die für Nokia und Microsoft lukrativer als ihre neuen Plattformen waren. Mittlerweile sind beide nicht mehr auf dem Smartphone-Markt mit Hardware oder als Plattform aktiv. Nokia ist quasi Geschichte und Microsoft von Apple und Google abhängig.
Das Risiko für Volkswagen ist also, dass der aktuelle Fokus auf Rendite in ein paar Jahren nach hinten losgeht, wenn man von Marken, die den Fokus auf Wachstum und Dominanz im Wandel legen, abgehängt wird. Es kann auch anders kommen, aber mit dem Verbrenner wird man die Zukunft der Autobranche nicht gewinnen.
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Wer bitte ist auf die Idee gekommen, dass sich zwei Autohersteller zusammen tun können und so zusammen bewertet werden? Was ist das für ein Schwachsinn? Ist vielleicht gut für Tesla und spült Geld in die Kasse aber macht doch den Sinn dieser Quoten kaputt.
Volkswagen kann gerne auf den Verbrenner setzen, doch dann werden die bald gar keine Autos mehr in China verkaufen.
E-Autos müssen bei der Anschaffung definitiv attraktiver sein. Nicht jeder spart unbedingt bei den Folgekosten soviel dass sich das lohnt.
Ich habe mit meinem Audi A5 gtron einen Verbrauch von 4kg BIO-CNG auf 100km. Aus Pferdemist gewonnen kostet mich 1kg bei Energie Königs in Neuss €1,23. Klimaneutrale 20000km würden mich an Sprit weniger als €1000 kosten. Es geht also mit einem Verbrenner doch günstiger und dennoch klimaneutral.
Meine Mutter lebt in einem der Orte, die Biogas herstellen, die Stadwerke haben bereits angekündigt, dass die Gasheizungen nach 2045 einfach weiter wie bisher genutzt werden können und nicht ausgetauschte werden müssen.
Das Problem bei Pferdemist und all den anderen biologischen Grundstoffen ist, es reicht eben nur für sehr wenig Prozent der Bevölkerung.
Hallo, danke für den interessanten Artikel. Leider liegt aber auch diesem Beitrag eine fundamentale Fehlinterpretation zugrunde. Der Anschaffungspreis eines Elektroautos mit dem eines Verbrenners zu vergleichen macht wenig Sinn, denn bei den laufenden Kosten unterscheiden sie sich (je nach gewählten Lademöglichkeiten) sehr stark. Hierzu (m)ein Beispiel:
Golf Variant gefahren, 20.000 km pro Jahr mit einem (gemessenen) Verbrauch von durchschnittlich 5,5 € Litern a 1,65 € macht 1.815 € pro Jahr. Zudem alle 2 Jahre 500 € Inspektionskosten (inkl. Zahnriemenwechsel) Über zehn Jahre gerechnet ergeben sich demnach 20.650 € Verbrauchskosten.
Skoda Enyaq: 20.000 km mit einem (in der ersten zwei Jahren gemessenem) Verbrauch von 18,7 kWh pro 100 km a 0,30 € Stromkosten ergeben 1.122 €. Zudem alle 2 Jahre 400 € Inspektionskosten. Demgegenüber Gutschrift von 150 € THG Prämie pro Jahr. Über zehn Jahre gerechnet ergeben sich demnach 11.720 € Verbrauchskosten.
Die Steuerersparnis kommt noch hinzu.
Surprise: Plötzlich kostet ein Elektroauto nicht mehr als ein Verbrenner.
Das ist eine schöne Rechnung, allerdings tut ein höherer Anschaffungspreis weit mehr, als die auf Jahre verteilten Betriebskosten.
Da könnte man wleder mit der beliebten Argumentation um die Ecke kommen, dass man die Differenz ja in ETFs anlegen könnte und schon sieht die Welt anders aus und man hat noch Geld auf dee hohen Kante für den Notfall.
So können viele nicht kalkulieren, denn was bringt einem eine Ersparnis über 10 Jahre, wenn man das Geld jetzt nicht parat hat? Dieser Faktor ist wichtig, bringt aber Menschen nichts, denen das Geld für die Anschaffung fehlt.
Hinzu kommt, dass bei deiner Rechnung, die sehr einfach gedacht ist, auch nur ein Unterschied von 10.000 Euro über 10 Jahre entsteht, was bei vielen Autos der Aufpreis für ein Elektroauto ist. Damit wären einige Modelle also über lange Zeit auf einem Level, okay, aber Elektroautos nicht günstiger. Das hält dann viele ab, die keine Lust auf Laden haben.
Ich sehe es zwar auch so, aber dein Beitrag hat dann auch eine „fundamentale Fehlinterpretation“, denn du beleuchtest nur die Seite mit den langfristigen Kosten, die für viele Käufer nicht relevant sind.
Wenn du schon alle Kosten einrechnest, dann bitte auch die höheren Kosten bei Elektroautos. Zum Beispiel der höhere Reifenverschleiß oder die höhere Versicherung. Wenn du es ganz genau nimmst, müsstest du noch die Wartezeiten an Ladestation hochrechnen, in denen man sonst Geld verdienen könnte. Interessant wäre noch, wo man dauerhaft für 0,30 € laden kann?
Ja die Wartezeit…. Nachdem jeder mittlerweile x Stunden am Tag im Internet surft…. Das kannst auch 30 Minuten am Charger
Gibt es Charge-Stationen die kostenloses WLAN bieten?
Hallo Robert, dann kurz angemerkt:
Der Reifenverschleiß ist nicht höher, da die neuen Reifen angepasst sind und genauso lange halten (bei entsprechender Fahrweise).
Die Versicherungssumme ist bei mir fast identisch zu meinem Golf.
Ich lade größtenteils an meiner Wallbox, spare daher Zeit gegenüber früher. Bei längeren Reisen mit Lebensgefährtin und kleinem Kind und Hund haben wir jede Menge Spaß und Muße, nach drei Stunden ein Pause zu machen. Kind kitzeln, uns küssen, Witze machen, Gassi gehen, Kaffee trinken. So macht Reisen Spaß. Elektrisch ist einfach entspannter :-).
Weil man Pause natürlich auch nur mit einem E-Auto machen kann. Mit einem Verbrenner kann man keinen Kaffee trinken. So ein Blödsinn :-D
„Die Schwachstelle der aktuellen Transformation ist also das Pooling, eigentlich sollte ein Hersteller alleine bewertet werden.“
Sehe ich anders, auch aus Klimaschutz-Sicht. Durch das Pooling gibt es für Hersteller ein Incentive, noch besser als das festgelegte Flottenverbrauchsziel zu sein. Denn dann kann man über Pooling Geld dafür einsammeln.
Hersteller welche das Flottenverbrauchsziel nicht erreichen, werden über Pooling nicht viel sparen, da die theoretische Strafzahlung der Preisanker bei den Verhandlungen mit dem Pooling-Partner ist.
Aber sie werden sparen und nicht nur das, es führt dazu, dass effektiv weniger Elektroautos kommen. Hätte VW diese Option nicht, müssten sie mehr Elektroautos verkaufen. Es geht ja in erster Linie nicht nur um die Frage, wie hoch die Strafe ist, sondern wie man einen Anreiz schafft, damit etwas (Elektroautos) gesteigert wird.
Die am Anfang des Artikels beschriebene, alleinige Fixierung auf das Delta im Anschaffungspreis greift zu kurz.
Weil?
Gut geschrieben!
Schon seit Jahren könnten sie, wenn sie wollten. Und dann wird populistisch wieder gegen die Politik geschimpft.(und in heutiger Zeit von genug gedankenlosen Zeitgenossen aufgegriffen….)
Gut geschrieben. Aber bei einem Punkt muss ich widersprechen:
offensichtlich nicht. Denn die Aktionäre trauen VW nicht mehr und der Kurs ist schon deutlich unter 100€ gefallen. VW verhält sich nicht im Sinne der Aktionäre.
Weil die Aktionäre gerne die noch höhere und versprochene Rendite haben möchten. Denen ist egal, ob das jetzt mit Umweltschutz oder nicht passiert, der Gewinn von VW zählt.
Wobei das in der heutigen Zeit natürlich auch nicht mehr ganz stimmt, da Umweltschutz an der Börse immer wichtiger wird, aber dann bitte nicht mir einem kurzfristigen Verlust, das will dann auch keiner.
so ist es. kurzfristig für rendite gut, langfristige aktionäre wird volkswagen damit nicht abholen.
Die VW Aktie ist momentan unterbewertet mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 3,3. Tesla hat dagegen hohe 51.2.
Aus der Sicht ist VW interessanter, aber ja ist nur eine Momentaufnahme.
Seit mehr als einem Jahr geht die Aktie nach unten. D.h. die Leute verlaufen da sie dem Konzern nicht trauen für die Zukunft. Trotz Dividenden. Unterbewertung… da bin ich immer sehr skeptisch was diese Aussagen angeht. Mir kommt es immer so vor, als würde man so versuchen, die Nachfrage künstlich zu erhöhen.
Die Aktie hatte ein Hoch bei 240€ und jetzt ist sie bei 90. Das ist schon heftig für einen Konzern wie VW.
Ja, ich denke auch, die VW Aktie ist ziemlich unterbewertet und ich kann auch nicht wirklich nachvollziehen wieso. VW hält seit Corona den mehr oder minder gleichen Stand bei Verkaufszahlen und Co und ist zweitgrößter Automobilhersteller der Welt und faktisch eigentlich kerngesund sowie durchaus ja auch, entgegen zu Toyota, für die Zukunft recht gut aufgestellt und dabei.
Ich sehe auch nicht unbedingt, wo sich das ändert. Sogar die Verkaufszahlen in China steigen langsam wieder.
VW verkauft mit fast doppelt so vielen Mitarbeitern, ca. 2 Mio. weniger Fahrzeuge als Toyota. Wo ist das denn „kerngesund“?
An der Börse wird aber nicht das hier und jetzt sondern die Zukunft gehandelt und für die Zukunft scheint VW in den Augen vieler Aktionäre eben nicht besonders gut aufgestellt zu sein, deshalb eben die Bewertung, das KGV ist schön und gut, bedeutet aber relativ wenig für die Zukunft und der Aktienkurs kann noch weiter einbrechen.
Mein Kommentar sollte auch keine Kaufempfehlung sein ;-)
Ich habe lediglich auf das KGV hingewiesen und nach der Kennzahl ist VW momentan unterbewertet.