Agrarrat empfiehlt weniger Fleischkonsum und steuerliche Gleichstellung von Alternativen


Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBA) empfiehlt, pflanzliche und biotechnologische Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten stärker zu fördern.
Hintergrund ist der hohe Fleischkonsum in Deutschland, der nach Ansicht der Experten sowohl gesundheitliche als auch ökologische Probleme verursacht. In dem aktuellen Gutachten werden die Chancen von Produkten wie Sojaschnitzeln, Hafermilch oder Laborfleisch betont. Diese verursachen weniger klimaschädliche Emissionen und sind flexibler in der Küche einsetzbar.
Die Experten kritisieren zudem eine steuerliche Ungleichbehandlung: Während Fleisch- und Milchprodukte mit sieben Prozent besteuert werden, unterliegen pflanzliche Alternativen derzeit meist dem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Dies stelle ein Hindernis für den Wettbewerb dar.
Der WBAE fordert daher, diese Ungleichbehandlung zu beenden und die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte langfristig moderat zu erhöhen.
Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) berät seit 75 Jahren das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Das unabhängige, ehrenamtliche Gremium erstellt Gutachten und Stellungnahmen zu eigenen Themen. Aktuell gehören ihm 16 Mitglieder an.
Gesundheitliche und ökologische Aspekte
Neben den ökologischen Vorteilen weist das Gutachten auf gesundheitliche Aspekte hin. Insbesondere der Konsum von rotem Fleisch und Wurstwaren erhöht demnach das Risiko für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und Darmkrebs.
Alternativprodukte können den Fleischkonsum zwar reduzieren, sind aber nicht automatisch gesünder, da sie beispielsweise mehr Salz oder weniger Eisen enthalten können. Teilweise sind unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Vollkornprodukte die bessere Wahl.
Der Beirat empfiehlt darüber hinaus den Ausbau von Forschung und Entwicklung im Bereich biotechnologischer Alternativprodukte, etwa Fleisch aus Zellkulturen. Deutschland sollte frühzeitig in diese Technologien investieren, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Derzeit liegt der Marktanteil von Alternativprodukten bei lediglich ein bis zwei Prozent, während der Fleischkonsum mit über einem Kilogramm pro Woche weit über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (300 Gramm) liegt.
Das gesamte Gutachten ist hier zu finden (PDF; 10 MB).
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„Der WBAE fordert daher, diese Ungleichbehandlung zu beenden und die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte langfristig moderat zu erhöhen.“
Achso, er fordert nicht den Steuersatz für pflanzliche Produkte auf 7 % zu senken…