Alfa Romeo Junior Elektro im Test: „Und das ist dann wie Dacia?“

Ich hole gerade meinen Wissensstand bei Stellantis auf und nach den ersten zwei Modellen begleitete mit jetzt das erste Elektroauto von Alfa Romeo im Alltag. Es war auch mein erster Alfa Romeo, ich habe die Marke zuvor noch nie im Alltag getestet.
Dementsprechend gespannt war ich also, für welches Konzept man sich beim Alfa Romeo Junior Elektro (bzw. „Elettrica“) entschieden hat. Und nach zwei Wochen ist eine Frage von meiner Frau im Kopf geblieben: „Und das ist dann wie Dacia?“.
Alfa Romeo glänzt nicht mit Qualität
Konkret ging es um den ersten Eindruck des Autos, den wir gemeinsam erlebten, ich als Fahrer, sie als Beifahrer und der Junior hinten. Natürlich kennt man Alfa, aber sie wusste nicht genau, wo sich die Marke preislich bei Stellantis einordnet. Nach den ersten Sekunden dachte sie, dass das wohl in etwa die Dacia-Qualität sei.
Es folgte ein Lachen von meiner Stelle, da ich natürlich weiß, dass Alfa Romeo als Premiummarke positioniert wird, aber das Lachen verstummte schnell. Und es war direkt klar, woran sie das festmachte. Der erste Eindruck entsteht oft an der Tür.
Diese klingt beim Schließen nicht besonders hochwertig und nicht nur das, man hat direkt Hartplastik rund um den Türgriff innen in der Hand, welches an einen billigen Transporter für Umzüge von Sixt erinnert. Ganz ehrlich, es gibt gute Materialien im Innenraum, aber ausgerechnet an dieser Stelle war ich auch direkt überrascht.
Also direkt mal das Preisschild angeschaut und siehe da, über 47.000 Euro kostet meine Version, man hat mir den „Speciale“ mit ein paar Extras vor die Tür gestellt.
Dieser Eindruck zieht sich nicht durch das ganze Auto, im Gegenteil, es gibt auch immer wieder Elemente, die an Premiummarken erinnern, aber man findet hier und da Materialien, bei denen ich wirklich direkt an Einsteigermarken denken musste.
Alfa Romeo fährt sich durchaus spaßig
Die Technik selbst kennt man soweit von Stellantis, es gibt 115 kW (156 PS) an der Vorderachse, die sich bei dieser Größe von nur 4,17 m echt spaßig fahren. Da kann durchaus ein bisschen Gokart-Feeling entstehen, auch wenn ich persönlich die 207
kW (282 PS) bevorzugt hätte, die man optional auch noch bei Alfa buchen kann.
Die 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind für fast 50.000 Euro und eine sportliche Marke nicht beeindruckend, aber im Alltag fährt sich der Junior echt „spritzig“. Es wäre nur perfekt gewesen, wenn man den Elektromotor ans Heck gepackt hätte.
Und die Tatsache, dass bei 150 km/h schon Schluss ist, wird bei dieser Version auch einige abschrecken, mit mehr Leistung sind es dann immerhin 200 km/h. Ich verstehe aber nicht, wieso man bei der Basis direkt 50 km/h abziehen musste.
Im Alltag wurde jedenfalls direkt klar, dass der Junior für die Stadt und vielleicht auch mal kurvige Landstraße gemacht ist, nicht unbedingt für die Autobahn. Er ist auch recht hart abgestimmt, sportlich eben, das sollte man ebenfalls beachten.
Es gibt hier knapp 300 km Reichweite
Im Unterboden stecken die bekannten 54 kWh und das sorgte bei mir für knapp 300 km reale Reichweite im Alltag. Für diese Größe vollkommen okay, aber für die Preisklasse schwierig. Geladen wird mit maximal 100 kW am Schnelllader und mit maximal 11 kW an der Wallbox daheim, das sind jetzt auch keine starken Werte.
Für die Fahrt gibt es mehrere Modi, ich habe aber meistens dynamisch genutzt, den sportlichen Modus, und „B“ aktiviert, womit das Auto wenigstens etwas rekuperiert und dadurch „abbremst“. Es fehlt aber ein echtes One Pedal Driving und, wie beim Peugeot, eine „Auto Hold“-Funktion. Das verstehe ich bei den Modellen nicht.
Man muss also nicht nur häufiger als bei anderen Elektroautos das Bremspedal nutzen, man muss es auch nutzen, damit das Auto zum Stehen kommt und man muss es nutzen, damit es stehen bleibt. Mir echt unerklärlich, warum hier fehlt.
Über das Platzangebot müssen wir nicht lange sprechen, dafür kauft man sich so einen Junior nicht, das wird knapp. Hinter mir könnte ich mit 1,90 m nicht sitzen, der Sitz ist ein Ablageplatz, und mit Kindersitz kann gerade so meine Frau vorne auf dem Beifahrersitz mitfahren, für mich würde dieser Platz hier nicht mehr reichen.
Und es fehlt zwar ein Frunk, aber der Kofferraum ist recht geräumig für diese Größe. Grundsätzlich ist aber alles etwas eng und man merkt auch hier, dass das kein reines Elektroauto ist, es baut auf einem Verbrenner mit Mischplattform auf.
Das mit der Software ist so eine Sache
So langsam komme ich zum Entschluss, dass es ein gravierender Fehler war, dass sich Stellantis vor drei Jahren gegen Android Automotive entschieden hat, denn das Infotainmentsystem kann man vergessen. Die Software ist langsam, kann nichts und ich habe nach einem kurzen Test direkt CarPlay genutzt und sie ignoriert.
Das geht leider nicht immer, denn man benötigt ja hin und wieder Einstellungen und da ist die Software echt träge und bei den Funktionen rudimentär. Aber es gibt ein paar gute und physische Bedienelemente unter dem, wenn auch kleinen, Display.
Ein Head-up-Display fehlt beim Alfa Romeo Junior übrigens komplett.
Das Fahrerdisplay selbst ist okay, aber man sollte hier allgemein keinen modernen Aufbau mit großen Displays und schneller Software und Apps erwarten. Was mir aber gut gefallen hat, ist die Option für den künstlichen Sound, den ich aktiviert und nicht mehr abgeschaltet habe, denn er ist dezent und macht Spaß beim Fahren.
Mein Fazit zum Alfa Romeo Junior Elettrica
Es gibt Modelle bei Stellantis, wie den elektrischen C3, da finde ich diese Basis und Technik absolut ausreichend und da bin ich der Meinung, dass es ein Fehler von Volkswagen war, dass man nur noch Elektroautos mit reiner E-Plattform bringt.
Doch diese Strategie hat Nachteile, wenn wir uns in höhere Preisregionen von Stellantis bewegen, denn der technische Stand ist für fast 50.000 Euro nicht mehr zeitgemäß. Man könnte jetzt sagen, dass Alfa Romeo nichts dafür kann, eine eigene Plattform lohnt sich nicht für diese Größe, aber das ist ja leider auch nicht alles.
Was mir nach zwei Wochen im Kopf geblieben ist, war die Materialwahl und nicht nur der erste, sondern auch der letzte Eindruck des Autos an der Tür. Das hat Alfa dann immer noch selbst in der Hand. Doch man ist damit nicht alleine, viele der großen Premiummarken haben in den letzten Jahren den Rotstift hart angesetzt.
Grundsätzlich ist der Junior ein echt nettes Auto. Das Heck ist nicht ganz mein Fall, aber die Front gefällt mir und er fährt sich durchaus spaßig. Aber die Technik ist eben grenzwertig für diese Preisklasse und die Materialwahl passt nicht dazu. 2026 kommen viele Modelle in dieser Klasse, da wird es eng für den elektrischen Junior.
Der übrigens schon jetzt gerade einmal einen Anteil von 17 Prozent hat, der Junior selbst kommt gut an, aber als Verbrenner. Da startet er eben bei 30.000 Euro und da wird dann doch schon eher ein Schuh draus. Stellantis hat mit fast 10.000 Euro Aufpreis für einen rein elektrischen Antrieb eine weiterhin viel zu große Lücke.
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ws mich immer wiedwr stutzig macht bei E-Autos: (bei dem jz hier natürlich nicht) man protzt mit „PS“ aber die wenigsten fahren 250 km/h. warum eigentlich?
Weil der Energieverbrauch zum Quadrat steigt. Verdoppeln der Geschwindigkeit führt zur 4fachen Energiebedarf. Dann haben die E Autos anstatt 250 Km Reichweite noch 75 km….
Wer das Teil zu dem Preis einem Model Y bevorzugt, ist echt auch nicht mehr zu helfen.
Die Preise sind und bleiben einfach krank, es ändert sich auch nur seeeeehr langsam und extrem schwerfällig bisher…
Da kann man tatsächlich nur hoffen das es 2026 endlich mal besser wird bei den e Autos, ich verbleibe aber skeptisch. Viele Hersteller sind und bleiben wohl einfach zu gierig, egal zu welchem Preis.
Man muss ja auch nicht bei Stellantis schauen. Im VW-Konzern z. B. sind sich Verbrenner und E-Modell sehr sehr viel näher preislich (siehe ID.3 oder Skoda Elroq). Oder man wagt so etwas wie einen Leapmotor B10, wo man einen vernünftigen Kompakt-SUV auch schon ab 30.000 gibt.