HTC U11 Testbericht

HTC U11 Testbericht 5

Nach diversen Misserfolgen und dem HTC 10 von 2016, das einfach niemand kaufen wollte, stellt HTC dieses Jahr mit dem U11 ein Android-Flaggschiff vor, das für einige sich drehende Köpfe sorgen dürfte.

Seien wir ehrlich: Nach Berichten über finanzielle Schieflage und einigen (wenn auch nur kommerziellen) Misserfolgen, war wahrscheinlich nicht nur mein erster Gedanke nach der Vorstellung des U11: „Was, HTC gibts noch?“ Der Smartphone Veteran aus Taiwan benötigt dringend mal wieder einen Erfolg und schickt jetzt das U11 ins Rennen, das mit alten HTC Stärken wie guter Kamera und hervorstechendem Design überzeugen soll.

Kann es die Versprechungen halten? HTC hat uns freundlicherweise ein U11 zur Verfügung gestellt, damit wir das in einem Test für euch herausfinden können.

Technische Daten des HTC U11

  • Maße und Gewicht: 153,9 x 75,9 x 7,9 169 g
  • Kamera: 12 MP Ultrapixel hinten, 16MP vorne
  • CPU: Qualcomm Snapdragon 835
  • 4 GB RAM
  • 64 GB Speicher (durch Mikro SD erweiterbar)
  • Akku: 3.000mAh
  • Android 7.1.1
  • Display:
  • 5,5 Zoll, Quad HD (2.560 x 1.440 Pixel)

Das HTC U11 ist ein echter Hingucker

Industriedesign war schon immer eine der größten Stärken von HTC. Designikonen wie das Hero von 2010 und das legendäre One haben in meinen Augen Maßstäbe gesetzt und die Smartphoneindustrie als Ganzes bereichert. Leider hat sich HTC meiner Meinung nach etwas zu lang auf dem One-Design ausgeruht.

Flüssiges Glas

Jetzt soll also ein neues Design her, das mit den beiden U-Geräten von Anfang des Jahres Einzug gehalten hat. Weg vom Aluminium, hin zur Glasrückseite, die allerdings längst nicht so langweilig umgesetzt ist, wie bei anderen Herstellern.

„Optical Spectrum Hybrid Deposition“ nennt sich das Verfahren, dank dessen die Rückseite des U11 aussieht wie „flüssiges Glas“ und je nach Blickwinkel die Farbe ändert. Ganz besonders gut kommt das bei der roten Variante rüber.

Das U11 ist in den Farben „Sapphire Blue“ (Dunkelblau), „Amazing Silver“ (Hellblau), „Brilliant Black“ (Schwarz) und „Solar Red“ (Rot) erhältlich. Mein Testgerät in silber verfügt dabei eher über eine hellblaue Farbe.

HTC U11 Testbericht Rückseite

Das Design des U11 kommt im Bewegtbild erst so richtig gut rüber, daher kann ich euch das dazugehörige Video nur wärmstens ans Herz legen.

HTC U11: Der Test im Video

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Dieses schöne Design hält aber leider auch nur solange, bis ein Staubkorn oder ein Fingerabdruck die schöne Perfektion kaputt macht. Im Durchschnitt also etwa drei Sekunden.

Im Vergleich zur Glasrückseite des LG G6 sind die Fingerabdrücke wesentlich besser sichtbar und hartnäckiger. HTC scheint hier an der oleophoben Beschichtung gespart zu haben, die bei anderen Geräten die Fingerabdruckseuche wenigstens etwas eindämmt.

Die Vorderseite des HTC U11 hingegen ähnelt wieder so ziemlich allen anderen heutigen Smartphones. Ein gläsernes, schwarzes Rechteck, nur durchbrochen vom Lautsprecher oben und dem Fingerabdrucksensor unten (da wo er hingehört :D). Endlich ist HTC den Schriftzug unter dem Display losgeworden, der in früheren Telefonen viel Platz wegnahm. Die Benahrichtigungs-LED hingegen ist geblieben – leider mittlerweile nicht mehr allzu häufig anzutreffen.

Der Rest des U11 macht einen sehr soliden Eindruck. Power- und Lautstärketasten finden sich auf der rechten Seite, der USB Typ C Anschluss natürlich unten, und einen Klinkenstecker gibt es leider nicht.

HTC U11 Testbericht 4

HTC U11: Die Performance

HTC hat dem U11 mit dem Snapdragon 835 eine CPU auf dem aktuellen Stand spendiert und verbaut außerdem 4GB RAM, 64GB Speicher (erweiterbar per Mikro-SD) sowie auch sonst nur state-of-the-art Hardware. Und das merkt man. Auch wenn es langweilig ist, das jedes Jahr neu zu schreiben: Die Performance gehört beim U11 zum Besten, was ich dieses Jahr gesehen habe.

HTC U11 Antutu Ergebnis

Wen’s interessiert: Der Antutu Score

Im Vergleich mit dem Snapdragon 821 des LG G6 zeigen sich gerade in den Grenzbereichen wie während vieler App-Updates oder bei starkem Multitasking die Leistungsreserven des 2,45GHz Achtkerners. Allerdings ist dabei auch klar: So ein Verhalten erwarte ich von einem so hochpreisigen Telefon grundsätzlich.

HTC U11: Der Packungsinhalt

Wo wir gerade beim Preis sind. Für die UVP von 749,00 € packt HTC im Gegensatz zu so manchem Mitbewerber ordentlich was in die Box. Die (recht einfache) Hülle und das (kleine aber bitter nötige) Mikrofasertuch sind nette Dreingaben, aber die beigelegten noise canceling(!) Kopfhörer übertreffen tatsächlich so ziemlich alles, was ich bisher an Handykopfhörern gehört habe, auch wenn sie natürlich längst nicht die Sphären von Bose und Co. erreichen.

Da vergebe ich doch fast den fehlenden Klinkenstecker. Wenn euch der Packungsinhalt genauer interessiert, gebt euch Olis tolles Unboxing:

Kamera des HTC U11

HTC wirft für das U11 (mal wieder) die ganze große Marketingmaschine an. Das U11 hat laut DxOMark die beste je getestete Kamera in einem Smartphone. Auch wenn ich von solchen Ranglisten eher wenig halte, kann ich dem HTC U11 eine sehr gute Kameraqualität bescheinigen.

HTC U11 Testfoto 03

Schwierige Bildsituation durch sehr helle und sehr dunkle Bereiche

HTC U11 Testfoto 06

Das obligatorische Blümchenfoto

Auf einem Smartphone fotografiere ich grundsätzlich im Automodus, für Fotos mit mehr Anspruch habe ich eine Spiegelreflexkamera. Die Fotos, die im Automodus aus dem U11 fallen, sind allesamt für meinen Geschmack sehr gut abgestimmt und vor allem die auto HDR Funktion funktioniert sehr gut.

HTC U11 Testfoto 02

Videos schießt das HTC U11 in (mittlerweile obligatorischem) 4k und bis zu 120fps Zeitlupe bei 1080p. Außerdem nutzt das U11 bei der Videoaufnahme alle 4 Mikrofone, um den Videosound zu verbessern.

Das Display des HTC U11

Das HTC U11 verfügt über ein Display mit 5,5 Zoll Diagonale und 2560 x 1440er Auflösung. Das Display wird schön hell, hat eine tolle Farbwiedergabe und ist aus jedem Blickwinkel gut ablesbar. So weit, so Standard in der Oberklasse. Leider fühlt sich das Display dann doch irgendwie an wie aus der Steinzeit.

16:9 ist tot

Wer einmal ein Smartphone mit schmalerem Seitenverhältnis wie Galaxy S8 oder LG G6 in der Hand hatte, dürfte in meinen Augen sehr schnell den Vorteil solcher Displays erkennen. Auch sehr große Displaydiagonalen sind noch bequem in einer Hand haltbar und meist sogar bedienbar.

Das Display des HTC U11 wirkt dagegen einfach nur klobig, unhandlich und riesig. Klar, beim Video gucken mag das Vorteile haben, aber für jemanden, der wie ich viele Apps nutzt und weniger Videos auf dem Gerät sieht, wäre ein 18:9 Display deutlich praktischer.

HTC U11 Testbericht 1

Das Display des U11 ist wunderschön, aber kommt ein Jahr zu spät.

Ich gehe sogar so weit und würde das Display des HTC U11 für mich persönlich einen Dealbreaker nennen. Nicht weil das Display schlecht wäre, sondern weil schmale Displays so viel besser zu meiner Anatomie und meinen Nutzungsgewohnheiten passen. Ob das bei euch auch so ist, wisst ihr natürlich selbst am besten.

Akkulaufzeit des HTC U11

Oh oh oh, ein 1440p Display und ein 3000mAh Akku, kann das gut gehen? Ja kann es. Der Snapdragon 835 ist anscheinend ein Stromsparwunder, denn das HTC U11 hält gemessen an der heutzutage nur noch mittelmäßigen Akkukapazität erstaunlich lange durch. Ich hatte keine Probleme, auch bei stärkerer Beanspruchung durch den Tag zu kommen.

Wenn der Akku doch mal zur Neige geht, verfügt das Gerät über Quickcharge und die üblichen Energiesparmodi.

Software und Schnickschnack beim HTC U11

HTC hält sich mit Anpassungen an der Android-Oberfläche angenehm zurück und liefert die Androidversion 7.1.1 mit Sicherheitspatchlevel Juni 2017 aus. Zum Zeitpunkt des Tests ist das vorbildlich. Die Zeit wird zeigen, wie ernst es HTC mit Sicherheitsupdates meint. Natürlich gibt es dann aber doch noch einige Softwareanpassungen und Extrafeatures.

Edge Sense

Das Gimmick des HTC U11 sind die Edge Sense getauften Drucksensoren an der Seite des Geräts. Quetscht man das HTC U11, kann man damit Apps oder Makros starten. Das macht vor allem für die Kamera-App Sinn. Außerdem lässt sich noch der Google Assistant oder der HTC-eigene Sense Companion starten.

HTC bewirbt das Feature ziemlich intensiv, leider empfinde ich es eher als Spielerei. Ich glaube kaum, dass es Menschen gibt, die das U11 nur wegen Edge Sense kaufen. Aber hey, immerhin lässt sich damit mehr anstellen als mit dem Bixby Button!

Sense Companion

Ohne persönlichen Assistenten scheint es auch bei HTC nicht zu gehen. Der Sense Companion soll mit der Zeit die Gewohnheiten des Benutzers lernen und so zum Beispiel warnen, wenn es angesichts der anstehenden Termine angebracht ist, den Akku zu laden. Hier ist der Zug bei mir leider ganz klar in Richtung Google Assistant abgefahren.

Boomsound Lautsprecher

Im HTC One (M7) habe ich die nach vorne zeigenden Stereolautsprecher geliebt, allerdings sind dank Platzmangel und Wasserdichtigkeit keine wirklich überzeugenden Lautsprecher mehr übrig geblieben. Oben sitzt der Hochtöner, unten ein „Woofer“ und man kann den Sound über Profile von blechern zu furchtbar verschieben.

HTC U11 Testbericht 3

Durch das kleine Loch da links muss sich der Sound quetschen. Merkt man.

Okay, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, denn die Lautsprecher verhalten sich ganz so wie bei den meisten anderen Smartphones, nur war ich von der Marke „Boomsound“ deutlich mehr gewohnt.

Telefonieren

Geht auch. :D

Fazit zum HTC U11

Das beste Telefon, das du sofort wieder vergessen wirst.

Das war ungefähr das Motto des letztjährigen HTC 10. Denn das hat eigentlich sehr viel richtig gemacht, aber eben nichts besser, als andere Flaggschiffe.

Mit dem HTC U11 verhält es sich dann doch etwas anders, denn das Design werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Ich war sofort in die Glasrückseite verliebt und wurde über den Testzeitraum nicht müde, mehrmals täglich zum Mikrofasertuch zu greifen, um es auf Hochglanz zu polieren. Klar muss das nicht jedem gefallen, aber HTC wagt es hier, aus der Masse herauszustechen und ich finde, das muss belohnt werden.

Zum Glück macht das HTC U11 auch nichts so richtig falsch. Die Kamera ist super, die Performance stimmt, der Boxinhalt ist in der heutigen Zeit nahezu pompös (fehlt nur noch ein gedrucktes Handbuch). Nur das eigentlich gute, aber dann doch zu große und mit 16:9 unhandliche Display und die durchschnittlichen Lautsprecher trüben meinen Eindruck.

Ob das HTC U11 sich zu der UVP von knapp 750 Euro (Straßenpreis niedriger) und bei der Konkurrenz aus dem Hause Samsung, LG, Apple und Co. verkaufen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Wie bei Android-Telefonen üblich, solltet ihr hier eventuell auf die Preisentwicklung in den ersten Monaten achten.

Für mich steht jedenfalls fest: Ja, HTC gibt’s noch! Und hoffentlich bleibt das auch noch länger so.

Wertung des Autors

Hannes Reinberger bewertet HTC U11 mit 4.8 von 5 Punkten.

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