Eine aktuelle Analyse zeigt, dass alle großen europäischen Autohersteller mit Ausnahme von Mercedes-Benz auf Kurs sind, die EU-Emissionsziele für 2025 bis 2027 einzuhalten. Laut Angaben von Transport & Environment (T&E) wird die Verlängerung der Fristen allerdings dazu führen, dass rund zwei Millionen weniger Elektroautos verkauft werden.
Im Zeitraum Januar bis Juli 2025 stieg der Absatz von Elektroautos in Europa um 38 Prozent. Nach Zahlen von T&E können BMW, Renault, Volkswagen und Stellantis die vorgegebenen Emissionsgrenzwerte einhalten.
Mercedes-Benz dagegen verfehlt die Ziele laut Bericht um 10 gCO₂/km und müsste deshalb Emissionsgutschriften über sogenannte Pooling-Vereinbarungen von anderen Herstellern wie Volvo und Polestar erwerben.
Gleichzeitig kritisiert T&E, dass die von der EU eingeräumte Verlängerung der Fristen die Hersteller veranlasst habe, ihre Bemühungen um eine beschleunigte Elektrifizierung zurückzufahren.
CO₂-Ziele und Auswirkungen auf den Markt
Die EU-Kommission beschloss Anfang 2025, das ursprüngliche Stichtagsziel für 2025 um zwei Jahre zu verschieben. Dies führte laut T&E nicht nur zu einem verlangsamten Hochlauf von Elektrofahrzeugen, sondern auch zu einem Anstieg der Preisunterschiede zwischen Elektro- und Verbrennermodellen: von 30 Prozent Anfang 2025 auf 40 Prozent im Juni desselben Jahres.
Trotz dieser Entwicklungen wird für die kommenden Jahre ein deutlicher Kostenrückgang bei Batterien erwartet, was den Trend zur E-Mobilität weiter unterstützen könnte. Für das Jahr 2027 prognostiziert T&E, dass die Batteriekosten knapp ein Drittel unter dem Niveau von 2025 liegen werden.
Parallel dazu hat der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Europa Fortschritte gemacht. Laut den Angaben von T&E sind inzwischen 77 Prozent des Kernnetzes der europäischen Autobahnen mit Ladepunkten ausgestattet. Zudem hätten alle Mitgliedstaaten die von der EU festgelegten Mindestziele für öffentliche Ladepunkte bis 2025 bereits erreicht oder überschritten.
Ungeachtet dieser positiven Rahmenbedingungen bleibt der europäische Automobilsektor unter Druck, da in Ländern wie China oder Thailand die Marktanteile bei Elektrofahrzeugen schnell wachsen.
Ausblick für die europäische Autoindustrie
Besonders in China, wo der Marktanteil batterieelektrischer Fahrzeuge bis Ende 2025 voraussichtlich über 30 Prozent steigen wird, wächst der Wettbewerb für europäische Hersteller.
Laut T&E könnten sich Verzögerungen oder weitere Lockerungen der EU-Emissionsziele für europäische Produzenten negativ auswirken, da internationale Wettbewerber ihre Position im globalen Markt ausbauen. Mit Blick auf die Ziele für 2030 und 2035 fordert die Organisation daher von der EU-Kommission ein konsequentes Vorgehen, um das Tempo der Elektrifizierung aufrechtzuerhalten.
Ich finde es bemerkenswert, dass Mercedes-Benz als einziger großer europäischer Hersteller nicht aus eigener Kraft auf Kurs ist, die Vorgaben zu erfüllen. Dass die Marke zudem Vorsitz im europäischen Autolobbyverband innehat und gleichzeitig am lautesten gegen die Ziele argumentiert, wirkt widersprüchlich.
Für mich bestätigt sich einmal mehr, wie stark wirtschaftliche Interessen den Fortschritt bei der E-Mobilität bremsen können, obwohl die technischen Voraussetzungen und die Nachfrageentwicklung eigentlich günstig sind.
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