Microsoft Surface Duo 2: Viele Schritte vor, aber ein großer zurück

Die letzten Tage hat mich das Microsoft Surface Duo 2 im Alltag begleitet und ich so leid es mir tut: Das bringt einen für mich zu großen Rückschritt mit.

Auf den ersten Blick könnte man sagen: Das Microsoft Surface Duo 2 macht vieles besser. Endlich ein aktueller Chip zum Start, ein besseres Display mit 90 Hz, eine halbwegs aktuelle Android-Version und direkt drei Kameras, statt nur einer.

Dazu kommen dünnere Displayränder, endlich 5G und eine dunkle Version, die mit einem mattschwarzen Rahmen ausgestattet ist. Der Preis ist zwar weiterhin sehr hoch (1.599 Euro, 1699 Euro oder 1899 Euro), aber ist die Hardware endlich gut?

Microsoft Surface Duo 2: In die falsche Richtung

In einigen Bereichen ist das auch so, ich finde das Display innen zum Beispiel eine Ecke besser. Doch dieser Vorteil bringt einen Nachteil mit: Auf der Innenseite sind die zwei Displays abgerundet (dadurch sieht man auch Details im geschlossenen Zustand). Doch genau das sorgt dafür, dass man oftmals Inhalte nicht erkennt.

Es kommt vor, dass Inhalte in der Biegung verschwinden und Buchstaben einfach nicht sichtbar sind. Im geschlossenen Zustand ist das eine wirklich nette Idee, aber für mich ist das neue Display ein kleiner Schritt nach vorne, aber ein großer zurück.

Das Microsoft Surface Duo 2 wird mit Android 11 ausgeliefert und es läuft besser, als der Vorgänger. Doch es läuft nicht so flüssig, wie andere Highend-Modelle, die ich in diesem Jahr getestet habe. Hier und da sind kurze Denkpausen (Ruckler) weiterhin sichtbar. Ich habe mich gefragt, woran das bei diesem Chip liegen kann.

Entweder die 8 GB RAM sind für diese Art von Gerät doch etwas zu wenig, was ich aber nicht glaube, denn das reicht bei anderen Modellen. Oder die Software kann noch optimiert werden, was ich eher vermute. Der Vorgänger war für mich oft nicht nutzbar, das hat sich geändert, aber so richtig flüssig war das bei mir auch nicht.

Hinzu kommt ein Punkt, der mir in der heutigen Zeit mit Blick auf Nachhaltigkeit wichtig ist: Updates. Die Update-Politik des Vorgängers zeigt, dass da noch ganz viel Luft nach oben ist. Als Software-Unternehmen erwarte ich da einfach mehr.

Beispiel: Das Microsoft Surface Duo und Samsung Galaxy S20 Ultra kamen im selben Jahr auf den Markt und waren etwa gleich teuer. Das S20 wird nächsten Monat mit Android 12 versorgt, Surface-Nutzer sind mit Android 10 unterwegs.

Software ist bei so einer Kategorie entscheidend und wenn man sich das mal im Alltag anschaut, dann macht das Microsoft mit den eigenen Apps auch ganz gut. Doch der Support der Drittanbieter blieb nach dem Surface Duo aus und das wäre wichtig. Foldables rücken in den Fokus, aber das Konzept mit zwei Displays ist eben einzigartig und daher könnte das Gerät uninteressant für Android-Entwickler bleiben.

Doch kommen wir zu dem Punkt, der mich im Alltag gestört hat.

Die neue Kamera ist besser und bietet noch einen Zoom und Ultraweitwinkel-Fotos. Bei der Qualität würde ich von maximal „okay“ sprechen, das ist jedenfalls nicht das Level, was man von Android-Smartphones für über 1000 Euro sonst kennt.

Vor allem bei etwas schlechterem Licht rauschen die Fotos dann so sehr, dass es sich wie ein Smartphone für 300 Euro anfühlt. Und selbst da muss ich sagen, dass da einige Android-Hersteller dank Kamera-Software mehr als das Duo herausholen.

Gut, auf der Kamera liegt kein Fokus (Wortspiel beabsichtigt), allerdings bringt der Schritt mit einer Triple-Kamera einen Nachteil mit: Sie steht aus dem Gehäuse raus.

Das kennen wir mittlerweile, wieso stört mich das hier? Es macht das Design und die Haptik, die mich beim ersten Surface Duo so extrem begeistert hat, kaputt.

Auf dem Tisch wirkt das Surface Duo 2 wie andere Smartphones, die eben diesen Kompromiss eingehen und es wackelt. Gleichzeitig bietet es aber eben nicht die Qualität, die man bei anderen Smartphones bekommt, die so einen Buckel haben.

Das alleine wäre es nicht, so richtig störend wird es erst, wenn man das Gerät aufklappt und nur ein Display nutzen möchte. Was ich im Alltag ehrlich gesagt oft mache, denn zwei Displays sind für eine Mail oder Twitter einfach nicht nötig.

Durch den neuen Kamerabuckel ist da aber jetzt eine Lücke, die ehrlich gesagt gar nicht mal so klein ist. Und durch diese Lücke wird das Surface Duo 2 auf einmal doppelt so dick, wie andere Smartphones. Dabei war der Vorteil des Vorgängers, dass diese zwei Displays mitbrachte, gleichzeitig aber wirklich sehr dünn war.

Die Neuerungen haben für mich die Haptik des Surface Duo zerstört, von der ich so begeistert war. Somit ist das Gerät für mich nur im aufgeklappten Zustand mit zwei Displays interessant und da sind Foldables ohne eine Displaylücke klar im Vorteil.

Microsoft Surface Duo 2: Wie geht es weiter?

Beim Microsoft Surface Duo habe ich geschrieben, dass es von mir eher keine Kaufempfehlung gibt, ich mir aber einen Nachfolger wünsche. Nun ist dieser da und er beseitigt viele Kritikpunkte. Allerdings macht er auch das Konzept kaputt.

Was wäre die Lösung? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn eine gute Kamera würde immer einen dicken Kamerabuckel benötigen. Leistung, Software und Co., das kann man alles noch optimieren, dieser Schritt lässt sich aber nicht vermeiden.

Als ich mein Fazit zur ersten Version geschrieben habe, da habe ich das ehrlich gesagt nicht bedacht. Nach einer Weile im Alltag würde ich fast sagen: Ich würde das Microsoft Surface Duo ab jetzt mit vollem Fokus auf die Nische entwickeln.

Bedeutet: Eine simple Kamera, die nicht heraussteht und für Scans ausreicht. Und keine Fortschritte, die für „normale“ Nutzer interessant sind. Im Business-Umfeld ist eine Ultraweitwikel-Kamera ganz nett, aber sicher nicht wirklich entscheidend.

Samsung besetzt das Feld der Foldables sehr gut und holt damit „normale“ Nutzer ab. Falls Microsoft mit dieser Kategorie auch erfolgreich sein möchte, dann würde ich den Fokus ändern. Das Microsoft Surface Duo 2 ist objektiv gesehen besser als der Vorgänger, aber subjektiv gesehen ist es für mich eher ein Schritt zurück.

Daher würde ich gewisse Dinge herauswerfen und ignorieren, um die Haptik der ersten Version beibehalten zu können. Das Surface Duo ist ein Nischenprodukt und Microsoft sollte nicht versuchen es für normale Konsumenten anzupassen. Da hat man mit 1500+ Euro sowieso keine Chance gegen die große Foldable-Welle.

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