Autohändler in Not: Die wahre Krise hinter den üppigen Gewinnen der Autohersteller

Das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe zeigt sich besorgt über die aktuelle Lage in der Automobilbranche. Von den üppigen Gewinnen der Autohersteller bleibt möglicherweise schon bald nicht mehr viel hängen.

Während die Hersteller über glänzende Gewinne mit teilweise zweistelligen Umsatzrenditen im ersten Halbjahr berichten, stellt sich die Situation für die Autohändler laut Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) „völlig anders“ dar. Als meist selbstständige Unternehmer sehen sich die Händler mit den Plänen der Hersteller und Importeure zur Neuordnung des Vertriebs konfrontiert. Sie befürchten dabei eine Verschlechterung der Bedingungen für den Handel.

Dies trifft den Handel in einer besonders schwierigen Situation, da die Nachfrage nach Neufahrzeugen massiv zurückgeht und insbesondere im Klein- und Kompaktwagensegment bezahlbare Elektrofahrzeuge fehlen. Diese Lücke wird sich im Laufe des Jahres voraussichtlich noch deutlicher in den Zulassungszahlen widerspiegeln, wie ZDK-Präsident Arne Joswig beschreibt.

Autohändler und die Wertschöpfungskette

Der ZDK betont, dass ohne die Autohäuser und Kfz-Betriebe der angestrebte Wandel hin zu alternativen Antrieben nicht zu schaffen ist. Dies wird auch von den Herstellern und Importeuren betont, die immer wieder äußern, dass der Handel eine entscheidende Rolle bei dieser Transformation spielt. Joswig fordert daher, dass die Hersteller ihren Worten auch Taten folgen lassen und die Autohändler angemessen an der Wertschöpfungskette beteiligt werden.

Erinnerung: Die Bundesregierung will mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf Deutschlands Straßen bringen.

Die aktuell veröffentlichten Pkw-Zulassungszahlen für den Monat Juli suggerieren zwar einen stabilen Trend bis zum Jahresende, der aber laut ZDK-Präsident Joswig auf Basis der Auftragseingänge nicht haltbar ist. Die Auftragseingänge aus dem Inland bei den deutschen Kfz-Herstellern sind weiter zurückgegangen, und zwar um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr 2023 ist sogar ein Minus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Der Kfz-Handel meldet zum Teil noch deutlich stärkere Rückgänge.

Kaufzurückhaltung durch gestiegene Preise

Ein Grund für die Kaufzurückhaltung sind die deutlich gestiegenen Preise für Neufahrzeuge, insbesondere im Kompaktwagensegment. Es wird befürchtet, dass die steigenden Preise die Automobilität für viele Menschen unerschwinglich machen. Allerdings gibt es bereits Studien, die von einem gegenteiligen Trend in der Zukunft ausgehen.

Die Forderung des ZDK und die Warnung vor den Herausforderungen im Automobilhandel machen dennoch deutlich, dass die aktuellen positiven Gewinnmeldungen und Absatzzahlen der Automobilhersteller nicht das ganze Bild der Branche widerspiegeln. Die Autohändler, die aktuell noch eine wichtige Schnittstelle zwischen Herstellern und Kunden darstellen, sehen sich mit Unsicherheiten und finanziellen Belastungen konfrontiert.

Angesichts rückläufiger Absatzzahlen und des Wandels in der Automobilindustrie sind nachhaltige Geschäftsmodelle sowie eine enge Partnerschaft zwischen Herstellern und Händlern gefragt. Vermutlich gehört aber ebenfalls zur Wahrheit, dass Hersteller den Vertrieb auch gerne in die eigenen Hände nehmen würden. Das Beispiel Tesla zeigt eindrucksvoll, dass dies möglich ist und sich nicht negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirkt.

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