Mit dem heutigen Tag startet die elektronische Patientenakte (ePA) bundesweit. Seit Mitte Januar war sie bereits in drei Modellregionen – Franken, Hamburg und Teilen Nordrhein-Westfalens – im Testbetrieb.

Die an der Pilotphase beteiligten Ärzte berichten von einer grundsätzlich stabilen technischen Umsetzung in den Praxen. Allerdings seien die Patienten bislang unzureichend informiert und hätten den Registrierungsprozess mehrheitlich noch nicht abgeschlossen. Kritisiert wird auch der Aufwand zur Nutzung der ePA sowie eine mangelnde Aufklärung durch die Krankenkassen.

Erste Erfahrungen und anhaltende Kritik

Ärzte sehen Vorteile durch die ePA, z. B. bei der Verfügbarkeit wichtiger Patientendaten im Notfall. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Datenstruktur in den Akten bisher teilweise unübersichtlich ist. Die Möglichkeit für Patienten, einzelne Befunde gezielt freizugeben oder zu sperren, wird grundsätzlich begrüßt. Allerdings äußern Experten wie Manuel Atug vom Arbeitskreis Kritische Infrastrukturen Bedenken hinsichtlich der eingeschränkten Kontrollierbarkeit des Datenzugriffs durch den Patienten.

Seit dem Modellprojekt wurden für rund 70 Millionen gesetzlich Versicherte elektronische Patientenakten angelegt, sofern sie dem nicht aktiv widersprochen haben. Dennoch nutzen derzeit nur wenige die Möglichkeit der Einsichtnahme oder Datenkontrolle. Die ePA-Pflicht für Ärzte und Kliniken tritt erst im Oktober in Kraft.

Im Vorfeld hatte der Chaos Computer Club Sicherheitslücken in der Telematikinfrastruktur aufgedeckt, über die die ePA betrieben wird. Trotz Nachbesserungen sehen IT-Experten weiterhin Defizite.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach betont jedoch, dass die Sicherheitslücken geschlossen seien und spricht von einer „Zeitenwende“ bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Kritiker bleiben bei ihrer Einschätzung, dass noch nicht alle Schwachstellen beseitigt sind.

Ob die ePA langfristig die angestrebte Verbesserung der Patientenversorgung erreicht, ist offen. Nach jahrzehntelangen Verzögerungen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens wird der Erfolg auch davon abhängen, wie stabil die Systeme im flächendeckenden Einsatz funktionieren und ob Patienten und Ärzte die neuen Möglichkeiten aktiv annehmen.

Info

Die Elektronische Patientenakte (ePA) ist eine digitale Sammelstelle für Gesundheitsdaten, die gesetzlich Versicherte in Deutschland nutzen können. Sie ermöglicht den sicheren Austausch von Befunden, Diagnosen und Medikationsplänen zwischen Ärzten, Apotheken und anderen Leistungserbringern. Die Patienten behalten die Kontrolle über ihre Daten und können selbst entscheiden, wer darauf zugreifen darf.


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  1. Kurt 🔅

    ganz ehrlich nach dem Blackout habe ich immer weniger Lust auf das elektronische Zeitalter..

    1. Wir leben seit Jahren darin, ohne Strom geht schon seit über 100 Jahren nichts mehr. Es gibt kein „elektronisches Zeitalter“, in diesem Fall vielleicht ein digitales Zeitalter.

      1. Kurt 🔅

        hm ja digital passt besser. aber weisst ja was ich meine.

        1. Jain, ich vermute es. Aber solche Aussagen, auch mit Bezug auf den Stromausfall diese Woche, sind schwierig. Das ist eine Technologie, die seit so vielen Jahren zum Leben gehört. Dinge wie die Patientenakte haben da nicht viel mit zu tun, da müsste man dann eher mit einem Internetausfall argumentieren.

          1. Kurt 🔅

            das mag stimmen und mag auch nicht mehr wegzudenken sein aber nur weil es so ist heisst es nicht dass man wenn man sich immer mehr darauf verlässt sich nicht immer größeren Gefahren aussetzt. vor 10 Jahrem war man ohne Strom schon verloren aber man hatte Alternativen. aber mit dem Internet sind diese Alternativen weg weil man sich aufs Internet verlässt, schnell googlet. ja google mal wie du ne Öllampe befüllst ohne Internet ( als Beispiel) oder Karten lesen etc..

            1. Mir ist kein Fortschritt bekannt, bei dem es anders ist. Man begibt sich immer in eine „Abhängigkeit“. Aber was ist die Alternative? Zurück zu Feuersteinen und Kutschen?

    2. pierre 👋

      Der Blackout wäre dann auch die einzige Variante, bei der die Daten sicher wären.

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