Kommentar: DKB mit unsauberen Methoden bei der Preiserhöhung

Dkb Header

Dass die Deutschen Kreditbank AG (DKB) an der Preisschraube drehen wird und die girocard und Visa-Kreditkarte zukünftig nur noch gegen Aufpreis ausgibt, darüber hatten wir bereits informiert. Leider arbeitet man meiner Einschätzung nach mit unsauberen Methoden bei der Preiserhöhung.

Die DKB führt im November 2021 für alle Neukunden eine Visa-Debitkarte zum kostenlosen DKB-Girokonto ein. Im Zuge dessen gibt es auch Anpassungen bezüglich der girocard und VISA-Kreditkarte. Die beiden Karten werden nämlich zukünftig kostenpflichtig. Die girocard zunächst nur für Neukunden, die Visa-Kreditkarte auch für Bestandskunden, die die neue Debitkarte annehmen. Alle Details dazu findet ihr im Beitrag von gestern.

Nun hat die DKB alles Recht der Welt ihre Preise und Leistungen anzupassen. Kunden werden über die Anpassungen informiert und können dann entscheiden, ob das für sie klar geht. Dann ist also alles gut? Nun ja. Leider verschleiert die DKB gezielt gewisse Änderungen, was ich als sehr unsauber und ehrlich gesagt auch unfair gegenüber den eigenen Kunden empfinde.

„Unsere Konditionen bleiben gleich“ – oder doch nicht?

Da wäre zum einen die gewünschte Zustimmung zu den neuen AGB. Die Dokumente, die die Kunden erhalten, liegen mir vor. Ich würde diese mindestens als „verwirrend“ bezeichnen. In Dokument 1 heißt es: „Wir bitten um Ihre aktive Zustimmung“ und weiter:

Das Wichtigste zuerst

Unsere Konditionen bleiben gleich. Die aktuellen Preise und Bedingungen entsprechen unverändert dem Ihnen zuletzt mitgeteil- ten Stand. In Folge des BGH-Urteils wollen wir nur die Art und Weise ändern, wie wir mit Ihnen zukünftig Vertragsanpassungen vereinbaren.

Ähm, wie bitte? Es macht doch gerade die Runde, dass beim Kartenangebot einiges umgebaut wird? Korrekt. Man darf sich als guter DKB-Kunde nämlich nicht von Dokument 1 in die Irre führen lassen, sondern sollte sich erstmal in Ruhe Dokument 2 anschauen. Das heißt „Vertragsangebot Visa Debitkarte“.

Dort steht dann nämlich drin, dass die Visa-Kreditkarte als kostenfreie Karte zum Konto ersetzt wird, dass die neue Visa-Debitkarte ohne Aufforderung zugeschickt und wie der Vertrag zur neuen Karte überhaupt zustande kommt. Kurz: Wer die zugesandte Karte aktiviert, hat automatisch zugestimmt. So heißt es:

DKB AG gibt gegenüber dem*der Kund*in ein bindendes An- gebot auf Abschluss des Vertrages ab, das sie dem*der Kund*in in sein*ihr elektronisches Postfach im Banking einstellt. Der*die Kund*in nimmt dieses Angebot an, indem er*sie für die ihm*ihr von der DKB AG zur Verfügung gestellte Debitkarte im Banking eine Wunsch-PIN vergibt. Mit erfolgreicher Vergabe der Wunsch- PIN für die Debitkarte kommt der Vertrag zustande.

Wer keine Lust hat, 36 Seiten PDF-Dokument zu lesen und wie gewohnt eine neue Karte aktiviert, hat zugestimmt. Rechtlich mag das alles korrekt sein, aber ist das wirklich fair und transparent? Nun ja, die Darstellung der Umstellung nach außen lässt daran Zweifel aufkommen.

Statt zwei Karten nur noch eine?

Es kommt einem schon etwas merkwürdig vor, dass die DKB ihre neue Visa- Debitkarte an sämtlichen Stellen ihrer bisherigen Karten-Kombi als überlegen darstellt und dabei meines Erachtens eine sehr grenzwertige Formulierung nutzt. So heißt es bereits im „Vertragsangebot Visa Debitkarte“:

[…] Sie vereint in ihren Funktionen das, was Girokarte und DKB-VISA-Card bisher zusammen können. Statt zwei Karten brauchen Sie im Alltag nur noch eine.

Dieses Bild möchte man auch auf der Sonderseite debitkarte.dkb.de zeichnen. Im dort eingebunden Video stellt man das noch vereinfachter dar. Schauen wir mal:

Das stimmt auf vielen Ebenen – wenn man es genau nimmt – nicht. Dass mit der Visa Debit chipTAN nicht mehr funktioniert ist zumindest technisch nachvollziehbar. Dass man allerdings bei der Darstellung der neuen Karte fast sämtliche Akzeptanz-Informationen weglässt, ist doch etwas „fishy“.

Wer genau hinschaut, sieht natürlich, dass in der Tabelle unter „Bezahlen an reinen Girocard-Akzeptanzstellen“ ein X bei der Visa Debit steht. Die Akzeptanz von Visa (und Mastercard) wird in Deutschland immer besser, sie ist aber eben noch nicht so hoch wie bei der girocard. Ein „kleines“ Detail, das man lieber nicht so deutlich betonen möchte.

Auch könnte es mit der Visa Debit im Auslandsurlaub durchaus Schwierigkeiten geben, wenn man ein Hotel buchen oder ein Auto mieten möchte. Das muss nicht passieren, aber eine Debitkarte ist eben keine Kreditkarte mit zugesichertem Verfügungsrahmen durch die Bank. Ein weiteres „kleines“ Detail, das man lieber nicht so deutlich betonen möchte.

Auch der DKB-Support kennt das neue Produkt selbst noch nicht so richtig. Anders lässt sich manche Aussage zur neuen Karte in meinen Augen nicht erklären. Die Debit Visa ist natürlich keine girocard, also ist eine Aussage wie „die Girocard-Funktion ist weiterhin vorhanden“ – freundlich ausgedrückt – sehr grenzwertig.

twitter.com

Das ist einfach gezielt auf Verwirrung ausgelegt. Hier kommt es auf Details an: Die Visa Debit ist technisch gesehen eine Girokarte, aber eben keine Girocard.

DKB: Gutes Produkt, miese Kommunikation

Nun könnte man meinen, ich mag eine Debitkarte nicht. Und genau das ist nicht der Fall. Ich bin großer Freund von Debitkarten. Ich kann zwar jeden verstehen, der einen Use Case für „echte“ Kreditkarten hat, aber ich habe ihn nicht. Ich mag Echtzeitbanking, dass alles immer direkt verbucht wird. Das ist genau mein Ding und genau das macht die neue Visa Debit von der DKB.

Von der girocard halt ich hingegen nicht sonderlich viel, die war in meinen Augen schon immer eine halbgare Lösung, die nur mit Co-Badge erträglich wurde und online weiterhin versagt.

In meinen Augen ist die Umstellung bei der DKB also im Grunde eine tolle Sache. Warum dann dieser Beitrag? Weil mich die Art und Weise stört.

Die gesamte Kommunikation ist darauf ausgelegt, den Kunden in seiner Entscheidung maximal zu beeinflussen und es dabei mit den Fakten nicht ganz so genau zu nehmen. Ja, das liegt auch an der Bequemlichkeit der Kunden. Die meisten schauen eben lieber ein Video mit Informationen, als AGB oder Tabellen zu studieren. Das bedeutet aber nicht, dass eine Bank das gezielt ausnutzen sollte.

Die DKB stand für mich immer für klare, offene und direkte Kommunikation. Kein Werbe-Blala, sondern faires Banking. Dieses Bild hat mit der nun anstehenden Umstellung Schaden genommen.

Update

Ich möchte so fair sein und der DKB die Möglichkeit bieten, ihre Sicht der Dinge zu äußern. Daher platziere ich nachfolgend einige Anmerkungen der DKB zur Sachlage, die man uns zukommen lassen hat (Hervorhebungen von uns). Leider geht man dabei nicht auf die grenzwertige Feature-Kommunikation zur neuen Karte ein, die meines Erachtens zumindest in Teilen irreführend ist.

Einführung der Debitkarte / Zustimmung AGB: Einordnungen der DKB:

Bei den beiden Punkten, die wir gestern an unsere Kund*innen kommuniziert haben, handelt es sich um zwei vollkommen voneinander getrennte Themen. Daher haben wir diese kommunikativ auch bewusst voneinander getrennt und als gesonderte Mitteilungen in die Postfächer unserer Kund*innen eingestellt.

Wir wissen, dass insb. Mitteilungen zu Produkten und Konditionen nicht sofort allen Kund*innengruppen verständlich sind, unser Ziel ist aber, diese so transparent, einfach und deutlich wie möglich zu gestalten.

In Folge des BGH-Urteils wollen wir nur die Art und Weise ändern, wie wir mit unseren Kund*innen zukünftig Vertragsanpassungen vereinbaren. Dies ist notwendig infolge des BGH-Urteils von Ende April 2021.
Nur bei aktiver Zustimmung zu den geltenden Preisen und Bedingungen haben wir auch künftig eine gültige Vertragsgrundlage mit unseren Kund*innen.

Wichtig ist aber: Unsere Konditionen bleiben gleich. Die aktuellen Preise und Bedingungen entsprechen unverändert dem unseren Kund*innen zuletzt mitgeteilten Stand.

Die Anpassung unseres Kontopakets steht hierzu aber in keinerlei Zusammenhang und wir werden natürlich weiter umfassend über die anstehenden Änderungen informieren. Zunächst mussten wir hier aber unseren juristischen Anforderungen nachkommen.

Erst bei Aktivierung der Debitkarte im Webbanking unter dkb.de entsteht ein Vertrag zwischen den Kund*innen und uns. Anschließend werden unsere Kund*innen befragt, ob sie die bisherigen Karten weiterhin nutzen möchten – für diese Entscheidung haben sie 10 Wochen Zeit.

Die Visa Kreditkarte (ehemals DKB-VISA-Card) ist bis zum Ablauf des Entscheidungsdatums aktiv.

Die Frist für die Entscheidung beginnt erst dann, sobald wir die neue Visa Debitkarte zugeschickt haben. Erst dann müssen die Kund*innen auch die Entscheidung zu den bisherigen Karten im Banking treffen.

Die künftige Umstellung unseres Kartenportfolios ist zudem so gestaltet, dass unseren Kund*innen keinerlei Gebühren entstehen. Und da die DKB zudem seit jeher ein kostenfreies Girokonto anbietet, haben wir hier aus unserer Sicht ein faires Vorgehen unterbreitet.

Zum Girokonto-Vergleichsrechner →

Weitere Themen
Hinterlasse deine Meinung
69 Kommentare aufrufen
Die mobile Version verlassen