Mercedes stoppt Bau kleiner Vans – auch EQT betroffen

Mercedes-Benz hat beschlossen, die Produktion seiner Transporter-Modelle Citan und T-Klasse sowie deren Elektrovarianten eCitan und EQT Mitte 2026 einzustellen.

Die Fahrzeuge wurden bisher in Kooperation mit Renault im französischen Werk Maubeuge produziert. Wie laut „Automobilwoche“ aus einem internen Schreiben an die Händler hervorgeht, endet die Produktion deutlich früher als ursprünglich geplant. Damit endet auch die Zusammenarbeit mit Renault in diesem Bereich.

Mercedes begründet den Schritt mit einer strategischen Neuausrichtung auf profitablere Segmente. Künftig soll der Fokus auf mittelgroßen und großen Transportern wie Vito, V-Klasse und Sprinter liegen. Diese versprechen nach Unternehmensangaben höhere Renditen als die kleinen Modelle.

Kooperation mit Renault wird zurückgefahren

Die Allianz mit Renault besteht seit 2010 und hat verschiedene gemeinsame Projekte hervorgebracht, darunter den Smart Forfour, kleinere Motoren und gemeinsame Werke. Mit dem Produktionsende der Kleintransporter reduziert sich die Zusammenarbeit faktisch auf ein gemeinsames Werk in Mexiko, dessen Zukunft ebenfalls ungewiss ist.

Die betroffenen Modelle Citan und T-Klasse wurden 2021/22 als neue Generation eingeführt und basieren technisch auf dem Renault Kangoo, wurden von Mercedes allerdings in verschiedenen Punkten aufgewertet. Immerhin die Ersatzteilversorgung soll auch nach Produktionsende für mindestens 10 Jahre gesichert sein.

Trotz zeitweise guter Renditen in der Van-Sparte steht Mercedes vor hohen Investitionen. Um auch in Zukunft am Markt bestehen zu können, wird in eine neue Verbrennerplattform auf Basis der Elektroplattform Van.EA investiert. Diese soll ab 2026 in neuen Modellen zum Einsatz kommen. Unter dem Namen Van.CA soll die neue Plattform rund 70 Prozent der Komponenten der Elektrovariante übernehmen.

Absatzerwartungen nicht erfüllt

Ein weiterer Grund für das Produktionsende sind offenbar nicht erfüllte Absatzerwartungen. Während Mercedes bei der Markteinführung von einem europäischen Gesamtvolumen von rund 700.000 Fahrzeugen in diesem Segment ausging, blieben die tatsächlichen Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück.

Im Jahr 2023 wurden lediglich rund 23.351 Citan und 5.117 T-Klasse Modelle verkauft. Insbesondere im Vergleich zu Wettbewerbern wie Volkswagen, die im gleichen Zeitraum über 100.000 Einheiten des Caddy absetzen konnten, fällt das Ergebnis deutlich ab.

Das nahezu perfekte Familienauto

Was Mercedes Small-Van-Segment nennt, sind im Grunde einfach Hochdachkombis und die werden auf dem Markt immer weniger angeboten. Zudem sind die Elektrovarianten gerade in Bezug auf Reichweite und Preis bisher kaum eine Alternative. Die aktuelle Meldung interessiert mich auch persönlich, da wir als vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern mit der T-Klasse das nahezu perfekte Familienauto fahren. Schade drum.


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  1. Friedrich 🏆

    Mercedes stellt auch A-Klasse ein und B-Klasse ein, am Ende gibt es nur noch hochpreisige Luxus Autos und nichts mehr für den normalen Bürger. Die Ära einer großen Marke geht zu Ende.

    1. Davee 🎖

      Mercedes – der Hersteller für den normalen Bürger. Wer kennt sie nicht, in der langen Historie von Mercedes?! Zwischen 1945 bis 1983 wurden ausschließlich Brot und Butter – Autos für den kleinen Mann hergestellt.
      Ich empfehle Mal einen Artikel zu lesen,der sich mit der Historie von Mercedes beschäftigt.

  2. Mårtiň 🌀

    Und der Caddy wird inzwischen von Ford gebaut und hat hinten immer noch Ausstellfenster. Und das zu einem Preis, der teilweise sogar über dem von Mercedes lag. Für Familien mit mehr als einem kleinen Kind wird es langsam wirklich schwer passende Fahrzeuge zu finden, vor allem, wenn diese auch preislich einigermaßen im Rahmen bleiben sollen. Generell ist es schade, dass so viele Hochdachkombis unpraktischen SUV weichen müssen. Und alle Elektro-Hochdachkombis sind ja wohl ein Witz, was die Reichweite bzw Features und Preise angeht. 🤡

    1. Gast 🎖

      So wahr. Ich hatte jetzt erst einen Skoda Enyaq, der mit 3 Kindern leidlich funktioniert hat. Jetzt der ID.7 ist auch nicht der Knaller, ein ganz schönes Gebastel mit den Kindersitzen. Ich würde mir ja sowas wie den VW Touran mit gescheiter E-Technik wünschen. Oder bei vemeintlich großen Autos wie dem ID.7 einfach als Option ne Rückbank mit 3 Isofixen und nicht zwei ausgeformten Sitzkuhlen und einem Notsitz in der Mitte.

  3. Robert 🌀

    Luxus, Luxus, Luxus, die die letzten Fahrzeuge fürs gemeine Volk werden eingestellt und kommen dann zukünftig eben nicht mehr von deutschen Autobauern. Der Bedarf ist allerdings weiter da und wird dann von China abgedeckt. Auf der anderen Seite auch nicht weiter schlimm, da in Deutschland so viele ihren Arbeitsplatz verlieren werden, gerade bei Mercedes, dass sie auf diese günstigeren chinesischen Autos angewiesen sein werden.

    1. Davee 🎖

      Mag sein, dass Mercedes in den letzten zwanzig Jahren eine Modellvielfalt im niedrigen Preissegment angeboten und ausgebaut hat. Aber MB stand nie für erschwingliche Fortbewegungsmittel und hat auch schon zu Kohl-Zeiten keine Fahrzeuge für die Masse produziert.
      Ich finde die Entwicklung auch schade aber so einen Schmarrn zu schreiben, gerade im Zusammenhang mit Mercedes, kann man sich sparen…

      1. Robert 🌀

        So einfach ist es nicht. Die Kompaktklasse (A-, B-, C-Klasse) und Vans waren beide total wichtig für das Wachstum von Mercedes-Benz. Die Kompaktwagen haben neue Zielgruppen erschlossen und das Premiumsegment dominiert. Die Vans haben durch Innovationen und Expansion in strategischen Märkten erheblich zur Umsatzsteigerung beigetragen. Mit der neuen Strategie ist es quasi ausgeschlossen, dass du eine neue, jüngere Zielgruppe über Generationen aufbauen kannst.

        1. Davee 🎖

          Danke für den konstruktiven Beitrag, auf so einer Grundlage kann man sich gerne austauschen.

          Gebe dir absolut Recht, ich finde es auch nicht besonders toll. (Auch, weil ich potentiell eher A-Klasse als S-Klasse Klientel wäre).
          Man kann allerdings auch so argumentieren, dass sie eben ‚zurück zu den Wurzeln‘ kehren.
          Das schlimmste an der Sache ist allerdings, dass so ganz viele Arbeitsplätze verloren gehen und man sich einer sehr breiten Käuferschicht verwehrt, die diesen Hersteller eben durch die von dir erwähnten Modelle erst, im wahrsten Sinne des Wortes, groß gemacht haben!

          1. Robert 🌀

            Dann sind wir ja gar nicht so weit voneinander weg. In Deutschland werden halt die meisten Autos für Privatkundengeräten noch über den Sekundärmarkt zugelassen, und da konnte auch die Breite Masse bei Mercedes fündig werden. Das fällt halt nun zukünftig vermutlich auch weg. Ich befürchte halt, dass sich eine Markentreue mit der neuen Ausrichtung gar nicht mehr entwickeln wird.

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