Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juli 2022 zum ersten Mal seit über elf Jahren die Leitzinsen erhöht und damit die lange Ära der Negativzinsen beendet. Dieser historische Schritt hat zu großen Veränderungen im Bankensektor geführt und einen intensiven Wettbewerb um Spareinlagen ausgelöst.
Doch trotz der Zinswende gibt es nach wie vor Banken, die für Guthaben auf Tagesgeldkonten keine Zinsen zahlen. Eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass rund ein Fünftel der Kreditinstitute in Deutschland ihren Tagesgeldanlegern nach wie vor keine Zinsen bietet.
Nach dem Wegfall des Strafzinses der EZB für Bankeinlagen im vergangenen Jahr haben die meisten Banken ihre Negativzinsen für Sparer zügig abgeschafft. Doch auch ein Jahr später und trotz mittlerweile acht Leitzinserhöhungen in Folge bieten immer noch 141 von insgesamt 738 Banken ihren Tagesgeldanlegern keine Zinsen. Dies entspricht einem Anteil von rund 19 Prozent der untersuchten Banken.
Regionalbanken im Fokus: Nullzinsen besonders verbreitet
Besonders verbreitet sind Nullzinsen bei den regionalen Genossenschaftsbanken, zu denen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken zählen. Von 350 ausgewerteten Instituten dieser Bankengruppe bieten 80 Banken für eine Anlagesumme von 10.000 Euro keinen Tagesgeldzins an.
Damit bietet in diesem Sektor fast ein Viertel (23 Prozent) der Banken keine Verzinsung an. Auch 58 von 309 Sparkassen (19 Prozent) zahlen Tagesgeldanlegern keine Zinsen. Im Vergleich dazu verzichten nur drei von insgesamt 79 bundesweit tätigen Banken (4 Prozent) auf die Zahlung von Tagesgeldzinsen.
Dennoch sind die Tagesgeldzinsen im Durchschnitt gestiegen, insbesondere bei den bundesweit tätigen Banken. Der durchschnittliche Zinssatz für bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote liegt derzeit bei 1,31 Prozent. Zum Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung vor einem Jahr lagen die Zinsen knapp über der Nulllinie bei 0,05 Prozent Anfang August 2022. Kundinnen und Kunden der örtlichen Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken müssen sich mit durchschnittlich 0,36 Prozent Zinsen auf dem Tagesgeldkonto begnügen.
Tages- und Festgeldzinsen im Durchschnitt gestiegen
Auch beim Festgeld gibt es Unterschiede. Festgelder mit einer Laufzeit von zwei Jahren bringen derzeit bei bundesweit tätigen Banken im Durchschnitt 2,96 Prozent. Damit haben sich die Zinsen im Vergleich zum Vorjahr (0,82 Prozent) fast vervierfacht. Allerdings liegen die durchschnittlichen Zinssätze der regionalen Kreditinstitute bei den Sparkassen (2,20 Prozent) und den örtlichen Genossenschaftsbanken (2,27 Prozent) für zweijährige Festgelder deutlich darunter.
Ein besonderes Phänomen zeigt sich bei langfristigen Festgeldern mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Im Durchschnitt der bundesweit verfügbaren Angebote werden diese derzeit mit 2,89 Prozent niedriger verzinst als Festgelder mit einer Laufzeit von nur zwei Jahren. Dies wird als inverse Zinsstrukturkurve bezeichnet und könnte darauf hindeuten, dass der Zenit des Zinsanstiegs bald erreicht sein könnte.
Kaum Zinsaufschläge für langfristige Anlagen
Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, erklärt, dass die meisten Banken mittelfristig mit einem Abflachen der Zinsrallye rechnen, da sie für langfristige Anlagen kaum noch Zinsaufschläge bieten. Bei kurzfristigen Festgeldern und auch beim Tagesgeld sei das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht und die Zinsen dürften in nächster Zeit weiter steigen.
Insgesamt ist die Zinsentwicklung für Sparanlagen in Deutschland also uneinheitlich. Die Zinswende hat zwar zu einem allgemeinen Zinsanstieg geführt, allerdings gibt es nach wie vor Banken, die für Tagesgeldanlagen keine Zinsen zahlen. Langfristige Festgelder könnten in naher Zukunft stabil bleiben oder sogar leicht sinken, während kurzfristige Festgelder und Tagesgeldkonten noch von steigenden Zinsen profitieren könnten.
Im Tagesgeld-Vergleichsrechner findest du eine Auswahl an renditestarken Anbietern. Weitere Anlagemöglichkeiten findest du im Festgeld-Vergleichsrechner.
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