Toyota warnt vor Elektroauto-Hype

Die Automobilbranche ist sich mittlerweile einig: Die Klimakrise ist echt und obwohl die privaten PKWs nicht den größten Anteil daran haben, sind auch sie ein Teil des Problems und müssen CO2-frei werden. Die aktuell beste Lösung: Elektroautos.

Einige Hersteller sind da schon ganz vorne dabei, andere nicht unbedingt. Toyota ist zum Beispiel, obwohl sie weltweit die Nummer 1 seit zwei Jahren sind, nicht als Vorreiter der Elektromobilität bekannt. Man versucht jetzt allerdings aufzuholen.

Toyota: Hybrid oft so gut wie Elektroautos

Und was macht man, wenn man bei einer Technologie nicht vorne dabei ist? Man redet sie schlecht. Gill Pratt, Chef des Toyota Research Institute, ist der Meinung, dass Elektroautos einen zu großen Hype erleben und nicht die Lösung sind.

Es sei wichtig, dass auch andere Antriebe kommen. In einem Interview mit Autocar hat er sich sogar dazu hinreißen lassen und behauptet, dass es am Ende des Tages keine Rolle für die Umwelt spielt, ob man ein Elektroauto oder einen Hybriden kauft:

Cradle to grave, the evidence is that PHEV [plug-in hybrid] and BEV are very close – certainly close enough to suggest that picking one over the other as the ultimate solution isn’t currently always the correct answer and that PHEV more often than not currently is the better choice.

Er drückt sich dabei natürlich sehr geschickt aus, denn so ganz eindeutig wird es in seinen Antworten nie. Das ist aber sicher auch Taktik, denn Toyota setzt derzeit eher auf Hybrid und da ist es nur logisch, dass man die Technologie verteidigt.

Toyota: Framing der „Reichweitenangst“

Auch Technologien wie E-Fuels und Wasserstoff sind für Gill Pratt wichtig, aber da vertritt er nicht die gleiche Meinung wie der größte Konkurrent. Pratt nutzt auch immer wieder das Wort „Reichweitenangst“, was sehr geschicktes Framing ist.

Er ignoriert, dass andere Hersteller das schon lange angehen.

Was ist die Lösung, wenn es nicht Elektroautos sind? Diese Antwort gibt es nicht, der Chef der Forschungsabteilung von Toyota spricht nur von „Technologien“ und von „offen sein“. Zur Wahrheit gehört aber auch: Diese Zeit gibt es nicht mehr.

Vielleicht sind Elektroautos nicht die einzige Lösung für die langfristige Zukunft, aber kurzfristig gibt es aktuell keine Alternative. Der Verbrenner ist es nicht und saubere E-Fuels und Wasserstoff sind deutlich teurer als Strom für E-Autos.

Toyota: Hype rund um Elektroautos

Das, was Toyota hier macht, ist Taktik. Man spielt bei Elektroautos keine große Rolle derzeit und daher benennt man nur die Probleme der Technologie, ohne parallel eine eigene Lösung zu bieten. Und es gibt auch keinen Elektro-Hype derzeit.

My hope is that at least some of the stuff that I say helps people on all sides to say ‘hey, you know, I guess that does make sense’. We need to temper some of the hype.

Die Realität der Branche ist ganz simpel: Mehr als eine Technologie für die Masse zu bauen, ist langfristig zu teuer. Also musste man sich für eine kurzfristige Lösung entscheiden und da haben sich eben Elektroautos als beste Option präsentiert.

Es steht jedem Hersteller frei, dass er eine bessere Lösung präsentiert, aber es hat auch einen Grund, warum Volkswagen, Mercedes, Tesla, Ford und Co. derzeit nur auf Elektroautos setzen: Bis 2030 oder 2040 ist das die schnellste Lösung.

Danach kann man schauen, ob weitere Alternativen sinnvoll sind. Da stimme ich Gill Pratt von Toyota sogar zu. Doch aktuell wirkt das Interview bei Autocar einfach nur wie Kritik an Elektroautos, ohne eine bessere Lösung parat zu haben. Lest euch das Interview aber ruhig selbst durch, vielleicht stimmt ihr Gill Pratt von Toyota auch zu.

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