Snapchat: Ich bin zu alt für diesen Sch… ein Fazit nach zwei Wochen

Kommentar

Ich habe mir vor knapp zwei Wochen vorgenommen einfach mal Snapchat auf meinem iPhone zu installieren und 14 Tage zu testen. Zeit für ein kurzes Fazit.

Snapchat ist so ein Dienst, der einem als Blogger immer wieder begegnet und den du dir daher auch unweigerlich immer wieder anschaust. Ich konnte mich in den letzten Monaten aber einfach nicht dazu durchringen, den Dienst auch mal aktiv zu nutzen und zu testen. Bis vor zwei Wochen, da habe ich es einfach mal versucht.

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Das Ziel: Zwei Wochen snappen. Jeden Tag mindestens 2-3 mal selbst aktiv sein und auch ein paar Leute hinzufügen, um zu schauen, wie sie den Dienst nutzen. Ich habe mich also angemeldet und musste schnell feststellen, dass man hier erst mal alleine bleibt. Es sei denn man hat viele Follower in anderen Netzwerken oder Kontakte im Adressbuch, die den Dienst nutzen. Ansonsten folgt einem erst mal niemand.

Ich habe nicht wirklich viel Werbung gemacht und erst mal nur geschaut, was es so für Möglichkeiten gibt. Am Ende des Tages begegnet man dort den gleichen Nasen, denen man auch bei Twitter, Instagram und Co folgt und die einem dort folgen.

Die erste Hürde war aber die App. Die ist wirklich grottenschlecht aufgebaut. Es hat einen Sonntagnachmittag gedauert, bis ich da nach mehreren Versuchen und auch dem ein oder anderen Besuch bei Google durchgeblickt habe. Kein Wunder, dass es auf YouTube Tutorials gibt, die Leuten über 25 den Dienst erst mal erklären.

Es ist so ein Dienst, bei dem ich immer wieder gedacht habe: Mensch, du bist zu alt für den Scheiß*. Und das, obwohl ich mir vorgenommen habe das niemals zu mir selbst zu sagen. Irgendwann kommt man rein, man muss sich nur darauf einlassen und darf nicht die ganze Zeit mit der Erwartungshaltung rangehen, an die man bei Twitter oder Instagram ran geht. Es ist irgendwo ein völlig neuer Dienst.

Denn obwohl es bei Snapchat am Ende auch um chatten, Fotos und Videos geht, so ist das Besondere, dass alles vergänglich ist. Ein geteilter Inhalt ist 24 Stunden für alle Freunde verfügbar und verschwindet dann. Das sorgt dafür, dass die Qualität nicht so hoch wie bei anderen Netzwerken ist. Gleichzeitig hat man aber auch das Gefühl, dass Nutzer irgendwie authentischer sind. Ist ja sowieso bald wieder weg.

Für was eignet sich Snapchat überhaupt? Das muss jeder selbst entscheiden, ich hatte aber oft das Gefühl, dass es Leute für einen Blick in ihren Alltag nutzen und dort Inhalte teilen, die sehr privat sind. Man muss nicht groß Bilder bearbeiten und sich über ein Bild Gedanken machen. Einfach mal 10 Sekunden draufhalten, was in die Kamera sagen und teilen. Fertig. Und damit sich die Leute auch nicht zu ernst nehmen, gibt es zahlreiche Filter, die Bilder und Videos lustig modifizieren.

Snapchat ist vor allem in den USA ein großes Thema und wird dort häufig genutzt. Kein wunder, dass Facebook ein Interesse an dem Dienst hat/hatte. Die Tatsache, dass Inhalte nach 24 Stunden verschwinden sorgt nämlich auch dafür, dass viele Nutzer sehr aktiv sind und mehrmals täglich in die App schauen.

Ich habe das in meiner Testphase auch festgestellt. Instagram kann man mal einen Tag zu lassen und verpasst nichts. Bei Snapchat aber schon. Und genau darin liegt das Geheimnis, warum die Nutzer so aktiv sind. Man wird quasi gezwungen jeden Tag mindestens einmal reinzuschauen, wenn man auf dem Laufenden bleiben will.

Am Ende des Tages ist es aber so, wie ich es eingangs erwähnt habe. Man folgt den gleichen Leuten, denen man auch woanders folgt. Die Möglichkeiten neue Freunde mit gleichen Interessen zu finden sind nicht vorhanden. Es fehlt die Option für die beliebten Hashtags. Oder eine Suche nach Interessengebieten.

Ich würde Snapchat also als eine Art Bonus zu anderen Netzwerken einordnen. Bei Twitter schaue ich nach News und interessanten Themen, bei Instagram nach tollen Bildern, auf YouTube nach informativen und unterhaltsamen Videos, Facebook ist bei mir nur noch Messenger und bei Snapchat bekommt man einen Blick hinter die ganzen Kulissen. Leute filmen, wie sie ihr YouTube-Video aufgenommen haben, wie das Bild für ihr Mittagessen auf Instagram entstanden ist und so weiter.

Die große Frage nach dem „Braucht man das?“ bleibt jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil habe schon vor dem Ende der zwei Wochen die Lust verloren, da mir aber auch nur wenige Leute folgen und meine Bilder und Videos teilweise nur von 10 Leuten angeschaut wurden. Natürlich könnte ich jetzt überall mein Snap-Bild als Titelbild nutzen und Werbung für mich selbst machen, aber darauf habe ich erst mal keine Lust. Ich werde trotzdem noch eine Weile bei Snapchat aktiv bleiben.

Ganz einfach deshalb, weil ein paar Leute den Dienst sehr gut nutzen und lustige Inhalte teilen und ich will einfach schauen, wie sich das alles entwickelt. Derzeit gibt es in Deutschland viele große Medien und einige berühmte Personen, die sich an Snapchat versuchen. Manche mehr, manche weniger erfolgreich. Wirklich populär ist der Dienst allerdings noch nicht. Es gibt viele Prognosen, dass Snapchat 2016 in Deutschland durchstarten wird. Mal schauen, wundern würde es mich nicht.

Snapchat hat auf jeden Fall das Potential neben Twitter, Instagram und Co weiter zu bestehen, es gibt aber meiner Meinung nach noch viele Schwächen. Man sollte sich zum Beispiel überlegen, wie man Leute mit gleichen Interessen noch besser über die App zusammenbringen kann. Das ist eines der größten Mankos.

In den USA haben die Vorwahlen für die Präsidentschaftswahlen begonnen und ich glaube dieses Ereignis wird noch mal ein Schub für das Wachstum von Snapchat sein. Ob Snapchat am Ende nur ein temporärer Trend bleiben, oder doch ein etabliertes Netzwerk werden wird, das wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Ich werde das Geschehen jedenfalls verfolgen und den Dienst immer mal wieder aktiv nutzen, auch wenn ich die App fürchterlich finde. Doch das ist nichts, was sich nicht auch mal ganz schnell mit einem Update ändern kann. Mich würde an dieser Stelle mal interessieren, ob ihr Snapchat nutzt und dort vielleicht auch aktiv seid?


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