Telekom jubelt über 99 Prozent 5G-Abdeckung – doch die Zahl täuscht

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Die Deutsche Telekom hat nach eigenen Angaben ihr 5G-Netz auf 99 Prozent der Bevölkerung ausgeweitet. Der Wert bezieht sich jedoch auf die Bevölkerungsabdeckung, nicht auf die Fläche – in ländlichen Regionen bestehen weiterhin Versorgungslücken, und viele Nutzer profitieren faktisch kaum von echtem 5G.

Im August nahm die Telekom 132 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb und erweiterte an 533 bestehenden Standorten die Kapazitäten.

Besonders viele Projekte entfielen auf Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Laut Telekom ist das Ziel einer 99-prozentigen Bevölkerungsabdeckung damit bereits vor Jahresende erreicht. Die 4G-Haushaltsabdeckung liege nahezu bei 100 Prozent.

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Kunden können über die Website telekom.de/netzausbau prüfen, ob ihr Standort bereits mit 5G versorgt ist.

5G-Ausbau, Frequenzen und tatsächliche Netzqualität

Die Telekom verweist auf ihr sogenanntes Ultra-Kapazitätsnetz, das künftig an 90 Prozent der Standorte Downloadraten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde ermöglichen soll. Dafür werden verschiedene Frequenzbänder kombiniert, um Reichweite und Datenleistung zu verbessern.

Zusätzlich sollen 85 Prozent der Standorte an ein Glasfasernetz mit mehr als 10 Gigabit pro Sekunde angebunden werden. Nach Unternehmensangaben wird dadurch eine stabile und schnelle Netzversorgung sichergestellt.

Warum die Telekom-Zahl nicht hält, was sie verspricht

Zu beachten ist jedoch, dass der Großteil der 5G-Abdeckung auf sogenannten Non-Standalone-Netzen basiert, die technisch weiterhin auf 4G-Infrastruktur aufsetzen. Eine echte Standalone-5G-Versorgung ist zwar im Netz inzwischen überall dort verfügbar, wo Endgeräte 5G als verfügbar anzeigen. Sie ist jedoch nicht für alle Kunden freigeschaltet.

In der Praxis bedeutet die beworbene 99-Prozent-Abdeckung daher vor allem, dass fast überall 5G angezeigt wird, nicht zwingend ist aber, dass dort auch die volle 5G-Leistung verfügbar ist. Die Telekom sagt zur Begründung:

In vielen Fällen bringt 5G SA den Kunden derzeit eher Nachteile. In einem Gebiet ohne 3,6-GHz-Ausbau stehen Kunden nur die 5G-Frequenzen 700 MHz und 2,1 GHz mit entsprechenden Download-Raten zur Verfügung. Mit NSA können hingegen sämtliche LTE-Frequenzen zusätzlich aggregiert werden. Im Idealfall können Kunden in unserem Netz somit auch dort bis zu 1 Gbit/s erreichen.

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5G-Standalone (5G-SA) ist eine Mobilfunktechnologie, bei der das 5G-Netz vollständig ohne 4G/LTE-Unterstützung betrieben wird, was niedrigere Latenzzeiten und höhere Geschwindigkeiten ermöglicht. Im Gegensatz dazu nutzt 5G-Non-Standalone (5G-NSA) noch Teile des bestehenden 4G-Netzes für Steuerungsaufgaben.

Diese 99 Prozent klingen beeindruckend, sind aber auch etwas Symbolik. Solange Standalone-5G nur punktuell läuft und 4G fast überall denselben Job macht, ist das mehr PR als echter Fortschritt. Zudem hat eine Bevölkerungsabdeckung bzw. Haushaltsabdeckung eben gerade nichts mit einer Flächenabdeckung zu tun.

Zur Telekom-Netzabdeckungskarte →

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