Es gibt Momente, in denen ein Produkt die Schwelle vom nützlichen Begleiter zum untragbaren Störfaktor überschreitet. Beim Echo Show ist dieser Punkt längst erreicht. Ein Kommentar zu einem Tabubruch.

Ein Smart-Home-Display, das ungefragt Werbung ausspielt, teils als Video, mitten in deinem Zuhause, mitten zwischen Familienfotos, Kalendern, Einkaufslisten, das ist nicht Fortschritt, das ist Respektlosigkeit gegenüber den Menschen, die für dieses Gerät bezahlt haben.

Es ist, als würde man sich eine leuchtende Litfaßsäule ins Wohnzimmer stellen und hoffen, dass sie sich benimmt. Und Überraschung: das tut sie nicht. Die Werbeeinblendungen lassen sich nicht dauerhaft abschalten, es gibt keine Option, gegen Aufpreis Ruhe zu kaufen, und kein ehrlicher Hinweis vor dem Kauf, dass du dir hier ein Zwangswerbedisplay ins Haus holst.

Das Ergebnis: Ein Gerät, das Vertrauen verspielt, Privatsphäre entwertet und den Lebensmittelpunkt mit Reklame verschmutzt.

Wer den Echo Show in erster Linie fürs Smart Home und für Familienfotos nutzen wollte, bekommt stattdessen „Sponsored“-Kacheln und zunehmend auch Werbevideos (!) serviert. Ein Aufdringlichkeits-Level, das nicht nur nervt, sondern Intimität bricht. Ein Foto vom Kind, unterbrochen von einer Anzeige, ist nicht „kreative Entdeckung“, es ist ein Tabubruch. Der Startbildschirm ist kein Billboard. Das Ambient-Display ist kein Werbeslot.

Ein Smart Display, das dir in den ruhigsten Momenten Inhalte reindrückt, die du nie angefordert hast, verhöhnt das Versprechen des Smart Home: Technik, die zurücktritt, wenn sie nicht gebraucht wird, und nahtlos hilft, wenn sie gefragt ist. Hier passiert das Gegenteil: Die Maschine drängt sich vor, der Mensch tritt zurück.

Besonders perfide ist die Ausweglosigkeit

Es gibt keinen echten Opt‑out, keine „ohne Werbung“-Variante, kein faires Tauschgeschäft wie bei anderen Plattformen. Die Werbung ist da, weil sie da sein soll. Du kannst sie wegwischen, aber nicht verhindern. Du kannst sie ertragen, aber niemals ganz abschalten.

Und genau das zerstört das Produkt im Kern: Ein Display, das dir nicht gehört, obwohl du es gekauft hast, ist am Ende kein Produkt mehr, es ist ein Kanal. Für mich ist der Echo Show damit nicht nur enttäuschend, sondern prinzipiell untragbar.

Der emotionale Schaden ist größer als der technische

Wer einmal erlebt hat, wie ein abendlicher Fotodurchlauf von der Werbung unterbrochen wird, der fühlt nicht „Convenience“, sondern Kontrollverlust. Das Zuhause ist der letzte Ort, der sich Reklame nicht unterwerfen darf. In einem Umfeld, in dem Privatsphäre kein Feature, sondern Grundlage ist, wirkt Zwangswerbung wie ein Eindringling.

Sie macht aus Ambient-Information akustisch‑visuelles Rauschen. Sie verwandelt ein stilles Interface in eine Dauerreklame, die dich „anfasst“, auch wenn du nichts willst. Das ist unerträglich.

Es wäre leicht gewesen, Vertrauen zu verdienen

Klare Kennzeichnung „mit/ohne Werbung“. Eine bezahlte Option für vollständige Ruhe. Granulare Einstellungen, die mehr sind als kosmetische Schalter. Stattdessen: nachträgliche Monetarisierung und die Erwartung, dass es schon keiner merkt, oder dass sich der Ärger legt.

Doch das wird er nicht. Weil Werbung, die sich zwischen deine Familie und dein Wohnzimmer schiebt, mehr ist als ein UX-Fehler. Es ist ein Bruch der stillen Vereinbarung zwischen Produkt und Mensch.

Die Konsequenz ist bitter, aber eindeutig: Solange Echo Shows Werbung erzwingen, lässt sich keines dieser Geräte empfehlen, egal welche Generation, egal welche Größe, egal wie gut Lautsprecher, Mikrofone oder Smart‑Home‑Kacheln geworden sind.

Jeder Euro, der in ein Display mit Zwangswerbung fließt, ist ein Euro gegen das eigene Wohlbefinden. Der Echo Show hat damit seinen moralischen Kredit verspielt. Er ist, in seiner heutigen Form, tot.


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  1. Thorsten G. ☀️

    Danke für diesen tollen Beitrag, ich unterschreibe jedes Wort davon. Angetreten sind sie mit dem Versprechen, die Qualität von Alexa kontinuierlich zu verbessern, eingetreten ist das Gegenteil. Einer meiner Echo Show 5 (1.Gen) starb kurz nach Garantieende den Displaytod, wie so viele von denen, der andere ist seit einigen Tagen mit LineageOS geflasht. Ich konnte die ständigen Werbe-Einblendungen morgens im Bad einfach nicht mehr ertragen. Jetzt läuft da u.a. Spotify und als Homepage mein Home Assistant Dashboard. Die beiden Echo-Dots fristen ihr Dasein als reine Wiedergabegeräte. Für mich ist das Kapitel Alexa beendet. Danke für nichts, Jeff.

    1. Das Thema LineageOS hab ich auch noch vor mir. Hab nen alten 8er und einen 5er hier. War es sehr komplex?

  2. Philipp 🍀

    Müsste man dann nicht einfach für jeden Werbeblock Geld verdienen? Immerhin bietet man ja einen sehr intimen Werbeplatz in den eigenen vier Wänden an.

  3. JonP 🌀

    Sehr guter Artikel. Hast meine volle Zustimmung.

  4. bit ☀️

    Puh, da war René aber sauer… zurecht! Bin bei dir. unter anderem deswegen gibt es bei mir zuhause keine von diesen Dingern. nur ein Kindle ohne Werbung…

  5. Yogi HH 👋

    Ich habe 2 Echo Show’s im Einsatz, auf keinem hatte ich bisher Werbung 🤷🏼

    1. Das ändert nichts an der Sachlage und dem Fakt, dass es diese Werbung gibt. Das Video im Bericht siehst du ja zum Beispiel? Würdest du das einfach akzeptieren?

  6. Udo 👋

    Ich bin da ganz beim Autor des Artikels und den anderen Usern. Zwar habe ich keine Show im Einsatz, aber sobald die Alexa Echos hier anfangen, ungefragt Werbung abzuspielen, ohne das ich die Moeglichkeit habe, das zu unterbinden, fliegen alle vier raus.

    Amazon ueberschreitet gerade eine Reihe von Grenzen mit ihrem Werbewust – immer mehr in Prime Video, jetzt auf Alexa.

    Ehrlich: Ich kann auf alles verzichten – auf die Werbung, aber auch auf die Geraete – ohne das es mir weh tut. Alles nur nice to have. Sobald es mich nervt, ist es nicht mehr „nice to have“ sondern „good to go“

  7. Benjamin 🪴

    Sobald das Ding zum ersten Mal Fotos mit Werbung unterbrochen hätte, wäre es direkt ausgeschaltet und nie wieder eingeschaltet worden. Das ist eine ganz klare Linie übertreten. Bekräftigt mich nur, weiterhin keine Echo-Produkte zu kaufen.

  8. Tino 🌟

    Guter Kommentar, gerne mehr davon 😃

    1. Dafür braucht man leider auch etwas Wut im Bauch 😂

  9. Max 🔱

    Amazon übertreibt mit der Werbung immer mehr. Jetzt haben sie es in Prime Video umso mehr eingeführt.

  10. Athlonet 🎖

    Der Echo Spot ist zum Glück noch verschont. Bin gespannt ob sie noch auf die Idee kommen, auf dem kleinen Display auch Werbung anzuzeigen…

    1. Die Idee hatte man bestimmt bereits, nur die Umsetzung ist noch nicht vollzogen. 😄

  11. Heiko Dröse ☀️

    erst billig die Hardware schießen und dann Forderungen stellen…als ob das nicht von Anfang an klar war … einfach entsorgen und gut – ein lauscher weniger in eurem privaten Zuhause…tsssss

    1. RoyBer 🌟

      Gut, dass wir solche Schlauberger wie dich haben, für Leute wie dich sind demnach immer der Nutzer selbst schuld. 🙄

  12. RoyBer 🌟

    Ein Punkt sollte auch noch erwähnt werden, da Wiederverkaufswert der Geräte ist dadurch rapide gesunken 🫠

    1. Max 🔱

      Der Wiederverkaufswert der Dinger war noch nie gegeben

  13. Couch Kartoffel 🌟

    Die Alexa und Eigenproduktsparte soll eh eingestellt werden. kein Verlust

    1. Mårtiň 🌀

      Das ist Quatsch. Es kam erst neue Hardware. Alexa+ wird massiv ausgebaut und es gibt große Pläne für Alexa. Wo ist die belastbare Quelle, dass irgendwas eingestellt werden soll?

      1. Gibt keine, wie du schreibst, das Gegenteil ist derzeit der Fall, sie haben sich ja extra nen neuen Hardware-Chef eingekauft für ihren Neustart.

          1. Man sollte doch schon ein bisschen Medienkompetenz haben. Diese drei Jahre alten Quellen jetzt anzuführen, ist etwas komisch. Natürlich haben wir vor drei Jahren auch darüber berichtet, seitdem ist viel passiert und jetzt schaut es anders aus, auch über diese Entwicklung haben wir in den vergangenen drei Jahren immer wieder berichtet.

          2. Die sind Jahre alt und betreffen die Sparte rund um Alexa ganz allgemein. Da war nie von einem Ende der Hardware („Eigenproduktsparte soll eh eingestellt“) die Rede. Man hat Panos ein Jahr später ins Team geholt und dieser hat offen gesagt, dass er viel mit Hardware geplant hat.

            Diese Quellen haben also nichts damit zu tun.

  14. gork 🎖

    Absolute Unverschämtheit und auch rechtlich hinterfragenswürdig.

    Off-Topic: lasst ihr euch beim Texten von KI unterstützen? Liest sich meiner Meinung nach anders, als deine anderen Beiträge.

    1. Es ist irgendwie witzig, dass du das fragst, denn gerade dieser Beitrag ist ja ein Kommentar und ist daher viel persönlicher als die meisten News, die ich so schreibe. Ich habe allerdings mehrere Tage daran gesessen und immer mal wieder einen Abschnitt getippt. Das geht manchmal etwas zu Lasten der Konsistenz. KI kommt bei uns in der Regel für Zwischenüberschriften, Auflistungen und Zusammenfassungen zum Einsatz, wir haben transparente Richtlinien dafür, siehe https://www.mobiflip.de/ki/

    2. Robert 🌀

      Wenn du solche Vermutungen hast, gibt es entsprechende Tools, einfach alles reinkopieren 😉

      https://quillbot.com/de/ki-detector
      https://ki.fh-wedel.de/

      0% des Textes ist wahrscheinlich AI-generiert

      1. Benjamin 🪴

        Nur schade, dass diese Tools kein Stück zuverlässig sind. Es gibt kein einziges Tool, das KI zuverlässig erkennen kann.

        1. Das spricht ja in Teilen auch für die Qualität von KI-Texten. In Zukunft wird es vor allem danach gehen, ob es wirklich Mehrwert für den Leser gibt oder der Text einfach nur viele Worte nutzt, um wenig zu sagen.

  15. Momo 👋

    Selten hat mir jemand so aus der Seele gesprochen wie du mit diesem Beitrag. Ich kann jedes Wort unterschreiben. Es sollte in Stein gemeißelt werden und für immer festgehalten. Den Tabubruch, den Amazon hier vollzogen hat, werden sie nie wieder einfangen können.

  16. Jonas 🏅

    Das ist doch leider der Weg den wir bei fast allem aktuell sehen. Ein Grund warum ich Technik Käufe minimiere und ggf. auf „dumme“ Lösungen gehe.

    1. Momo 👋

      Die meisten Hersteller sind ganz transparent, ob es Werbung gibt oder nicht und überall gibt es in der Regel auch eine solide Werbefrei-Option. Das ist der einzig akzeptable Weg, transparent sagen, was die ganze Kiste ohne Werbung kosten würde. Aber diese Art, die Amazon hier an en Tag legt, ist wirklich verachtenswert.

      1. Jonas 🏅

        Klar das dachten wir bei Netflix und Disney+ auch, jetzt zahlen wir mit Werbung das selbe oder fast schon mehr als vorher ohne :)

        1. RoyBer 🌟

          Nur die bieten wenigstens die Option für etwas mehr, auch ganz auf Werbung zu verzichten, für viele ist das denke ich auch eine Grundsatzfrage. Amazon ermöglicht es ja nicht mal gegen Geld.

  17. Peter ☀️

    Wenn es nur das wäre. Bei einem Freund kann man sich nicht einmal dort einloggen. Nach zwei mal Passwort falsch eingegeben hat er sich auf Werkeinstellungen zurückgesetzt und nun funktioniert das Gerät gar nicht mehr ohne Zugangsdaten.
    Das ist quasi nur noch Wegwerfware.
    Aber wenn man auch Werbung drauf sieht, dann ist es wohl auch kein allzu großer Verlust.

    1. Yogi HH 👋

      Dafür gibt es einen telefonischen Kundenservice bei Amazon. Der bekommt das bestimmt wieder hin!

  18. RoyBer 🌟

    Genau darum kaufe ich keine Displays mehr: Keine Opt‑out‑Option, kein Ohne Werbung Modell, nur Workarounds. Untragbar. Habe Amazon angeschrieben, Geld zurückverlangt, und umgestellt auf reine Lautsprecher ohne Display. Ruhe kehrt ein, kann ich nur empfehlen. Leider befürchte ich, dass Amazon irgendwann auch vor den reinen Lautsprechern nicht halt machen wird was Werbung angeht.

    1. Das kann und will ich mir noch nicht vorstellen, aber dann würde ich definitiv die Reißleine ziehen. Dann fliegt alles raus.

  19. Robert 🌀

    Hab zwei Shows verkauft. Nutze jetzt ein altes Tablet als Statusboard. Null Werbung, volle Kontrolle. So muss das.

  20. Mårtiň 🌀

    Volltreffer! Mein Echo Show flog vom Sideboard, nachdem mir zwischen Familienfotos plötzlich ein Gesponsert-Screen reingeknallt wurde. Nie wieder.

  21. Ferdi 🏆

    Danke für die klaren Worte. Smart Home heißt Komfort, nicht Werbedruck im Wohnzimmer. Gerät ist bei mir seit Wochen vom Strom.

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