Huawei Ascend G610 ausprobiert

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Mittelklasse-Smartphones mit Android-Betriebssystem gibt es viele. Neben Motorolas Moto G als Kassenschlager, hat auch Huawei einige passende Geräte im Portfolio. Das Ascend G610 ist eines davon und durfte nun von mir einige Wochen lang getestet werden (Danke dafür an Hauwei!).

Verpackung und Inhalt

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Das Ascend G610 kommt in einer Huawei-typisch schlichten Verpackung daher. Mehr als ein Foto des Smartphones auf weißem Hintergrund ist auf der Vorderseite nicht zu sehen. Man kann sich also entweder den abgedruckten Spezifikationen zuwenden oder den Pappkarton einfach öffnen, ich entschied mich für letzteres.

Im Inneren der OVP erwarten einen keine Überraschungen: Neben üblichem Papierkram in Form eines Quick-Start-Guides, der maximal für Erst-Smartphonebesitzer interessant sein dürfte. Unter dem Smartphone befindet sich eine kleine Pappschachtel, in der das Zubehör separat verstaut ist. Dort enthalten sind ein schickes, kleines 5W-USB-Ladegerät in der Farbe weiß mit Huawei-Logo und ein ebenso farbloses micro-USB-Kabel mit gut einem Meter Länge. Auch ein kabelgebundenes Earbud-Headset wird mitgeliefert, von dem man aber nicht zu viel erwarten sollte.

Erster Eindruck

ascend g610 rückseite

Wie bei jedem Smartphone wird auch die Front des G610 vom Display dominiert, welches in diesem Fall 5 Zoll groß ist. Da dieses im ausgeschalteten Zustand deutlich heller als der schwarze Rahmen ist, fällt der recht dicke Rand um das Display schnell auf. Mit einem halben Zentimeter Breite ist dieser keinesfalls dünn gehalten, geht für ein Einsteigergerät aber in Ordnung. Das Display selbst zieht Fingerabdrücke stark an und sieht so schnell verschmiert aus.

Man hat es sich nicht nehmen lassen, unter der Hörmuschel noch ein Huawei-Logo anzubringen. Während die Frontkamera an der oberen rechten Seite eindeutig zu erkennen ist, kann die kleine Benachrichtigungs-LED nicht ausgemacht werden. Die Rückseite ist leicht gräulich gehalten, gummiert und sieht so auch nach ausgiebiger Benutzung noch aus wie neu. Gefallen hat mir, dass die Kameralinse nicht aus dem Gehäuse hervorsteht und das Gerät so gerade auf dem Tisch aufliegt. Dadurch wird der Lautsprecher in der linken, unteren Ecke allerdings auch nahezu stumm geschaltet. Natürlich darf auch das Huawei-Logo auf dem Backcover nicht fehlen.

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Optisch lässt sich das G610 also mit einem Wort gut als „langweilig“ beschreiben. Es bietet nichts, was man so nicht schon mal gesehen hätte, sieht aber dennoch recht schick aus und leistet sich kaum Patzer. Besondere Spaltmaße konnte ich nicht feststellen, lediglich der Akkudeckel ließ sich ganz leicht eindrücken. Dank abgerundeter Kanten liegt das Smartphone gut in der Hand, die Gummierung der Rückseite macht einen guten Eindruck und ist nahezu rutschfest. Die Größe ist angenehm, das Gewicht von 170 Gramm ist für diese Klasse üblich. Die Power- und Lautstärke-Tasten sind beide rechts angebracht und besitzen einen sehr festen Druckpunkt.

Innere Werte und Konnektivität

ascend g610 akku abgenommen

Erst einmal ganz kurz ein grober Überblick der technischen Daten:

  • 1,2 GHz Quad-Core von MediaTek
  • 4GB interner Speicher und 1 GB RAM
  • 5 Zoll qHD-Display
  • 5MP rückwärtige Kamera + Frontcam
  • Akku-Kapazität 2150 mAh

Mit lediglich 4 Gigabyte internem Speicher umgeht man deutlich höhere ZPÖ-Abgaben, Apps können auf die microSD-Karte ausgelagert werden. Während eine 16 GB große microSD ohne Mucken akzeptiert wurde, meldete das Gerät beim Einlegen der 64 GB großen SanDisk eine beschädigte Speicherkarte. Die Speicherkartengröße ist also offenbar auf maximal 32GB begrenzt.

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Um das G610 mit dem Internet zu verbinden, steht WLAN nach b/g/n-Standard zur Verfügung, 5 GHz-Netzwerke können leider nicht genutzt werden. Da ich aufgrund einiger anderer Geräte ohne ac-Standard immer noch nicht auf das 5 GHz-netz umstellen konnte, für mich nicht weiter schlimm. Wünschenswert und zukunftssicherer wäre es aber allemal, wenn man die Möglichkeit dazu geschaffen hätte – immerhin ist das stromsparende Bluetooth 4.0 mit an Bord.

Das Smartphone besitzt zwei SIM-Kartenslots, welche jeweils Mini-SIM-Karten aufnehmen. Die Haupt-SIM unterstützt dabei mobile Downloads mit bis zu 21 MBit/s nach HSPA+, während sich die zweite SIM-Karte dann mit 2G-Netzwerken zufrieden geben muss. Der Empfang von mobilen Datennetz liefert keinen Grund zur Beanstandung, im WLAN machte er sogar einen sehr guten Eindruck.

Zum Wechsel der Karten muss der Akkudeckel abgenommen und der Akku entfernt werden. Sowohl zum Öffnen, als auch zum Schließen muss einige Kraft aufgewendet werden, dafür schließt er aber auch bombenfest.

Performance

mediatek

Bildquelle: notebookcheck

Dass man von einem Smartphone der Einsteiger- / unteren Mittelklasse keine Benchmark-Biester erwarten kann, sollte klar sein. Das G610 kommt immerhin mit einer Quad-Core-CPU daher, in dem Preissegment ist MediaTek gar keine so schlechte Wahl. Der MT6589 mit seinem Takt von 1,2 GHz wird von einem Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt, in der normalen Bedienung gab es nichts zu beanstanden.

Screenshot_2014-08-28-19-49-23Testweise installierte ich trotz der vergleichsweise schwachen Hardware mal aufwendigere 3D-Spiele um zu schauen, wie ruckelig das ganze sein würde. Während Epic Citadel erstaunlicherweise gar keine Probleme machte, sah dies bei Dead Trigger 2 schon anders aus. Nach fast zwei Minuten Ladevorgang erbarmte sich auch dieses Spiel endlich und lief dann mit gefühlt knapp über 20fps.

Der im MediaTek verbaute SGX544-Grafikchip stellte sich so als vergleichsweise leistungsstark heraus und macht dank der recht geringen qHD-Displayauflösung auch in Spielen eine ausreichende Figur. Im Vergleich zu aktuellen Highend-Smartphones fällt allerdings generell eine leicht längere Ladezeit in Apps und Browser auf. Zusammengefasst war ich von der Performance aber dennoch überrascht und hätte nicht mit so einer flüssigen Erfahrung gerechnet.

Display

g610 display

Als das Interaktionsmittel zwischen Nutzer und Gerät ist das Display bei jedem Smartphone von großer Bedeutung. Bei erster Benutzung fiel mir der Bildschirm sehr positiv auf und ich musste mich erst noch einmal versichern, ob es sich denn wirklich nur ein qHD-Display handle. Zwar spricht die Verpackung von „QHD“, hierbei handelt es sich jedoch um einen Schreibfehler, korrekt ist die Auflösung von 960×540 Pixeln. Also werde ich entweder wirklich schon alt oder der Unterschied zwischen 220 und 370 Pixeln pro Zoll fällt wirklich nur bei genauem Hinsehen auf.

Trotz der Preisklasse kommt das G610 immerhin mit einem IPS-Display daher. Dies bedeutet in der Praxis gute Farbwiedergabe und einen großen Blickwinkelbereich. Zudem ist die maximale Helligkeit auch unter Sonneneinstrahlung völlig ausreichend. Die Verzögerung der Eingabe ist gering, der Touchscreen ist angenehm sensibel.

Software

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Das G610 ist mit Huaweis eigener Oberläche namens Emotion UI ausgestattet, weshalb der Nutzer die eigentliche Android 4.2-Oberfläche nur selten zu Gesicht bekommt. Das UI selbst erinnert etwas an iOS oder MIUI, denn es gibt keinen App-Drawer. Das heißt, Apps landen automatisch auf dem Homescreen und können nur durch Ordner sortiert werden. Das ist nicht so mein Fall, ansonsten ist die Oberfläche aber ganz schick, das Design zieht sich konsequent durch den Großteil der vorinstallierten Apps.

Vom Lockscreen aus können die Apps Telefon, Nachrichten und Kamera direkt aufgerufen werden, eine Option, die Symbole anzupassen fand ich nicht. Alternativ kann das Telefon auch per PIN, Muster oder Face-Unlock gesichert werden. Man liefert von Haus aus einige Widgets mit, auf jedem Homescreen finden 16 (+4) Symbole Platz.

g610 tastatur

Die eigene Tastatur bietet auf Englisch eingestellt einige Features und erlaubt es, durch Wischen von einer Taste nach unten Sonderzeichen und Zahlen einzufügen. Wieso dies im Deutschen nicht klappt (Umlaute einfügen nervt) blieb mir ebenso fraglich wie, wie denn die Rechtschreibprüfung funktionieren soll. Kleiner Trost: Die Tastatur schließt Klammersetzungen automatisch wieder, dürfen sich andere Hersteller gerne ein Beispiel dran nehmen.

Um die beiden SIM-Karten optimal nutzen zu können gibt es entsprechende vorinstallierte Zusatzsoftware. Die Einstellungen der jeweiligen Karte werden automatisch erkannt, nach Einlegen einer neuen meldet sich ein Infofenster. Kleinigkeiten wie die einheitlichen Farben für Informationen von SIM 1 und 2 (hellblau bzw. orange) finde ich persönlich immer nett und sind vor allem auch nützlich.

[galleria]g610 sim tools g610 notifications g610 Musik g610 ui g610 infos g610 seite 2 g610 lockscreen g610 geplantes ausschalten g610 usb verbindung g610 seite 3 g610 taschenlampe app g610 google ordner g610 homescreen sortierung g610 galerie g610 widgets g610 über g610 schnellzugriff g610 wecker g610 speicher[/galleria]

Und apropos nette Kleinigkeiten – das 5 Zoll-Smartphone bietet ein Feature an, dass ich so auf anderen Geräten noch nicht gesehen habe. Mit „Geplantes Einschalten“ lässt sich ein Zeitpunkt festlegen, an dem das Smartphone automatisch eingeschaltet wird. Dies klappte im Test ebenso einwandfrei wie das auch verfügbare automatische Ausschalten und ist offenbar Bestandteil aller neueren Huawei-Geräte.

Akku

g610 akku

Der Akku ist für mich einer der wichtigsten Punkte beim Smartphone-Kauf. Mit einer Kapazität von immerhin 2150 mAh ist der wechselbare Akku des G610 ausreichend groß dimensioniert. Über den Tag kam ich mit dem Gerät gut, was aber sicher auch daran lag, dass nicht wie auf meinem Note 3 mehr als 250 Apps installiert waren. Der Standby-Verbrauch lag so bei knapp einem Prozent pro Stunde, bei WLAN-Verbindung mit eingehenden Benachrichtigungen geht dies in Ordnung. Bei einem Smartphone der unteren Mittelklasse ist meines Erachtens auch nicht davon auszugehen, dass der halbe Play Store auf dem Gerät landet.

Beim Spielen hält der Akku gut drei Stunden durch, besonders dort scheint die Hardware also recht sparsam mit der Energie umzugehen. Das Netzteil mit einem Ampere Ladestrom ist allerdings nicht das Schnellste und benötigte so rund zwei Stunden, um den Akku von 0 auf 100 zu bringen.

Kamera

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Die Regel „das Beste kommt zum Schluss“ greift beim G610 leider nicht, dann hätte ich dieses Kapitel noch vor die Einleitung schieben müssen. Fangen wir aber mit der positiven Seite an: Bei Tageslicht macht die Kamera durchaus Fotos, die man so auch ins Familienalbum kleben könnte. Die Farben werden realitätsgetreu wiedergegeben, auch ein Zuschneiden ist kein Problem, die Schärfe passt. Am Berner Flughafen ließ sich das Geschehen so ganz gut festhalten, die Frontkamera kann man allerdings auch dann getrost vergessen.

Problematisch wird es allerdings sofort, wenn das natürliche Licht nachlässt. Schon mit einsetzender Dämmerung beginnen die Fotos zu rauschen wie mein nicht angeschlossener Röhrenfernseher. Man sollte sich also damit abfinden, Fotos nur bei guten Lichtverhältnissen schießen zu können, dann taugen diese auch tatsächlich etwas. Die Kamera-App ist aufgeräumt und bietet alle nötigen Funktionen, Autofokus ist mit an Bord. Beispielaufnahmen findet ihr in einer kleinen Galerie bei Google+.

[gplus https://plus.google.com/104563933054749192604/posts/HGueudCDpSp%5D

Und sonst noch?

  • Beim Telefonieren gab das G610 den Klang etwas blechern wieder, der Gegenüber verstand einen allerdings stets deutlich
  • Die kleine LED über dem Display zeigt leider keine Benachrichtigungen an
  • Taschenlampe, Notizen und Datensicherungs-App sind vorinstalliert.
  • Das G610 unterstützt FM-Radio (mit angeschlossenem Kopfhörer)
  • auch eine weiße Variante steht zur Verfügung
  • Die kapazitiven Tasten unter dem Display sind beleuchtet
  • Der integrierte Lautsprecher macht auf Dauer kaum Spaß
  • Wer die Idee hatte, den microUSB-Port falsch herum einzubauen, darf das Smartphone gerne mal mit dem Display zur Wand in der Dockingstation benutzen

Fazit

Huawei bietet mit dem Ascend G610 ein durchaus brauchbares Smartphone der unteren Mittelklasse an. Das Moto G bietet in der selben Preisklasse allerdings HD-Display, schnellere Updates und doppelten internen Speicher. So bietet sich das G610 vor allem dann an, wenn man auf ein größeres Display sowie den SD-Slot wert legt. Selbstverständlich kann auch der zweite SIM-Slot ein Überzeugungsargument sein.

Zusammengefasst erhält der Kunde zum aktuellen Marktpreis von 150 Euro ein solides Smartphone der unteren Mittelklasse. Wenn man auf eine gute Kamera sowie eine aktuelle Android-Version verzichten kann, macht man mit dem G610 nichts verkehrt – für ein merklich besseres Modell müsste man gleich einige Euro mehr in die Hand nehmen.

Wertung des Autors

Peer Linder bewertet Huawei Ascend G610 mit 3.3 von 5 Punkten.


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