Kontaktlos bezahlen in Deutschland

Handel

Im Juni hatte ich im Beitrag „Bargeldlos bezahlen in Deutschland“ einige grundsätzliche Dinge rund um Zahlsysteme, Karten und Technologien erläutert. Diesmal möchte ich mich dem Thema kontaktlos bezahlen widmen.

Zum Einstige wiederhole ich nochmal kurz den Abschnitt zur Thematik: Auf Kreditkarten bauen einige kontaktlose Bezahlsysteme auf. Mastercard Paypass oder Visa PayWave zum Beispiel. Die drahtlosen Zahlungsmöglichkeiten der großen Techkonzerne nutzen dieses System ebenfalls.

Android Pay, Samsung Pay oder Apple Pay erstellen also im Grunde genommen eine digitale Kopie einer Kreditkarte (manchmal auch Debitkarte) und ermöglichen es somit, diese digital zu nutzen. Die Anbieter haben allerdings mit den Banken bzw. dem Handel gewisse Rahmenvereinbarungen für Haftung, Provision und Abwicklung geschlossen, das ist der Grund, warum Dienst A noch nicht bei Händler B in Land C funktioniert.

Es gibt auch Systeme wie Girogo von der Deutschen Kreditwirtschaft. Girogo löst sozusagen die früher über den Chip nutzbare Geldkarte für Kleinzahlungen ab, muss also vor der Nutzung irgendwie aufgeladen werden.

Kaum mobile Lösungen in Deutschland

Bis auf Boon, die Lösungen einiger Mobilfunkprovider (für die teilweise extra Sticker benötigt werden) oder komplette Eigenlösungen mit PIN gibt es in Deutschland aktuell so gut wie keine Lösung, die es ermöglicht, mit dem Smartphone kontaktlos zu bezahlen. Das ist soweit bekannt und wurde hier im Blog schon häufiger erwähnt. Anders schaut es bei den NFC-fähigen Karten aus, diese landen bei immer mehr Kunden.

Mir fällt allerdings generell auf, dass viele Nutzer zwar grundlegend verstanden haben, was kontaktloses Bezahlen ist, aber die Details dazu kaum kennen. Das liegt wohl auch daran, dass die Banken zwar neue Karten mit NFC versenden, aber nicht sonderlich viel Aufklärungsarbeit betreiben.

Grundsätzliches

Zunächst einmal stellt sich die Frage nach dem Sinn von kontaktlosen Bezahlen, egal ob mit Karte oder Smartphone. Im Grunde sehe ich nur einen großen Vorteil, der Verzicht auf Kleingeld und die dadurch resultierende Zeitersparnis beim Bezahlvorgang.

Das Ganze funktioniert über den Chip und eine nicht sichtbare, in der Karte eingebaute NFC-Antenne. Die Kartenterminals sind dabei so programmiert, dass eine Zahlung nur ausgelöst wird, wenn eine kontaktlosfähige Karte eindeutig identifizierbar ist. Wenn zum Beispiel mehrere Karten gleichzeitig erkannt werden, erscheint eine Fehlermeldung und die Zahlung wird abgewiesen.

Im Chip sind die Zahlungsinformationen der Karte gespeichert, die über die Antenne an das Bezahlterminal übermittelt werden. Es werden nur die Kartennummer, das Gültigkeitsdatum der Karte und der Betrag der Bezahlung übermittelt. Diese Transaktionsdaten beinhalten keine persönlichen Daten, wie zum Beispiel den Namen des Karteninhabers oder dessen Adresse. Auch sind rein technische Informationen ohne Personenbezug auslesbar. In unter einer Sekunde wird die Zahlung geprüft, genehmigt und abgeschlossen. Optimal soll dies für kleinere Einkäufe geeignet sein.

In der Tat haben in der letzten Zeit immer mehr Handelsunternehmen ihre Systeme umgestellt und bieten neben Kreditkartenzahlungen auch kontaktloses Bezahlen an. Zuletzt nach Aldi Nord, auch Aldi Süd und Lidl. Diese Unternehmen setzen alle auf die Lösungen von Mastercard und Visa. Die bieten nämlich jeweils eine eigene Debit-Lösung an. Diese nennt sich bei Mastercard Maestro und bei Visa V Pay. Diese Debitsysteme haben eigene drahtlose Zahlsysteme, die nicht mit girocard kompatibel sind.

Erinnerung: Wer also zum Beispiel eine Bankkarte der Sparkasse besitzt, auf der girocard, girogo und V Pay Logos zu finden sind, kann bei Aldi, Lidl und Co. dennoch nicht drahtlos zahlen, denn dafür müsste die Karte auch Maestro PayPass bzw. die entsprechende V-Pay-Lösung nutzen.

In der Praxis

Kommen wir zur Praxis. Ich nutze zum Beispiel eine Fidor SmartCard, die es mir ermöglicht, drahtlos über MasterCard bzw. Maestro zu zahlen. Das klappt auch, wie ich dieser Tage erst bei Lidl ausprobieren konnte. Generell ist vorgesehen, dass bis 25 Euro weder PIN noch Unterschrift fällig werden (sollen), das geben alle Banken so an. Das klingt nützlich, weil es wirklich schnell geht.

Nun ist es allerdings so, dass die Banken frei bestimmen können, wie viel über die kontaktlose Funktion pro Tag überhaupt bezahlt werden kann. Die eine Bank erlaubt maximal 50 Euro pro Transaktion, die andere maximal 75 Euro pro Tag, usw. Für alles andere muss die Karte dann wieder normal genutzt werden. Auch kann eine Bank selbst festlegen, wann eine zusätzliche Verifizierung erfolgen soll und ob diese online oder offline erfolgen soll.

Das heißt also, es gibt Banken, bei denen zum Beispiel nach der dritten kontaktlosen Transaktion ohne PIN eine Transaktion mit PIN-Eingabe und Karte einstecken stattfinden muss. Das ist jetzt ein Beispiel der Hypovereinsbank. Bei der Eingabe der PIN, kann im Gegensatz zur Unterschrift online rückgeprüft werden. Andere Banken handhaben das wieder ganz anders und prüfen PIN oder Unterschrift zufällig beim Bezahlvorgang oder nur bei der ersten Kartennutzung.

Rückprüfung

Bei Beträgen über 25 Euro wird immer eine Prüfung nötig. Hier ist nun meines Erachtens zu kritisieren, dass dafür oftmals nur die Unterschrift verlangt wird. Neulich bei Lidl habe ich bei einer Summe von ca. 32 Euro meine Karte ans Terminal gehalten und sollte danach noch auf einem Beleg unterschreiben. Ein Abgleich der Unterschrift erfolgte nicht, meine Karte war ja auch nie in der Nähe der Kassiererin. Würde dies jemand mit einer geklauten Karte machen, hätte er also erst ein Problem, wenn eine PIN-Abfrage kommen sollte. Nicht optimal.

Durch die Tageslimits soll hier Missbrauch vorgebeugt werden. Wichtig ist jedoch zu wissen, wer im Zweifel bei einem Diebstahl der Karte haftet. Das kann man nicht allgemein gültig für jede Bank sagen, daher sollte sich hier jeder selbst bei seiner Bank schlau machen. Im Zuge dessen, kann man direkt noch die Limits der Kontaktlos-Funktion erfragen. Generell gilt: Schnellstmöglich Karte sperren lassen und bei vermutetem Diebstahl direkt eine Anzeige erstatten.

Unterm Strich kann das kontaktlose Bezahlen also durchaus nützlich sein, hat einige Fallstricke und Limits, um die Sicherheit zu erhöhen und ist bisher in erster Linie mit Karten, statt Smartphones nutzbar. Da ist noch viel Luft nach oben, aber der Kampf gegen Bargeld geht damit in die nächste Runde.

Solltet ihr weitere Fragen, Ergänzungen bzw. ungeklärte Punkte zum Thema kontaktloses Bezahlen haben, dann hinterlasst diese gerne in den Kommentaren.


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