Samsung Unpacked und der MWC: Liebe oder Hass?

Gastbeitrag

Bitte beachtet, dass die Muttersprache des Autors nicht deutsch ist, von daher sind grammatikalische Ungereimtheiten möglich.

Als Eldar Murtazin vor einiger Zeit ein Gerücht in den Raum warf, Samsung würde das neue Flaggschiff-Smartphone schon im Februar vorstellen, war die Skepsis groß. Gestern bestätigte sich aber der Termin mit dem Unterschied von einem Tag. Die Pressemeldung mit einer Einladung zum Event im Vorfeld von Mobile Word Congress, der größten Messe in Mobilfunkbranche, schien nicht nur die Fans, sondern auch Journalisten und Kenner zu überraschen.

Was ist der Grund und die Intention dieses Schrittes? Und was sind die Konsequenzen?

Seit Jahren verzichtet Samsung auf die Präsentation der Top-Handys im Rahmen von MWC. In diesem Jahr wird mit dieser Tradition nun gebrochen…

Warum?

Das ist die einfachste der zwei Fragen: Vor einigen Wochen musste Samsung zum ersten Mal in letzten Jahren die Quartalszahlen ausweisen, die kein Year-Over-Year-Wachstum zeigten (mehr dazu von Fachleute hier). Und obwohl der Quartals- und Jahresgewinn der Mobilfunk-Sparte nicht als „schlecht“ zu bezeichnen ist, schob man die Schuld auf sie. Denn gerade dieser Abteilung ist der Gewinneinbruch des ganzen Konzerns zuzuschreiben. Die hohen Vertriebskosten, Boni-Auszahlungen an Manager, heftiger Wettbewerb mit Apple – all diesen Faktoren brachten dazu bei, das Unternehmen bzw. die Sparte von der Rekordzahlen weiter zu entfernen. Und als eine börsenorientierte Aktiengesellschaft ist man stets dazu verpflichtet, das ständige Wachstum mit allen Mitteln gewährleisten zu können.

Darüber hinaus musste Top-Management einen Schritt wagen, der die Aktien normalisiert und Investoren beruhigt. Eine offensichtliche akute Lösung ist schnellstmögliche und medienwirksame Präsentation eines Produktes.
Ein anderer Grund einer früheren Präsentation kann die Überschneidung mit anderen Produkten sein. Nach einigen Quellen plant Samsung für Mai die Vorstellung einer neuen „Designer“-Smartphone-Reihe. Da man weder die Verkaufszahlen des Flaggschiffs kannibalisieren, noch die neue Reihe im Schatten von S5 stehen lassen will, werden die Präsentationen stark zeitlich getrennt.

Ohne Witz – auch so Etwas würde sich garantiert verkaufen!

Kurzfristige Folgen

Man muss kein Wahrsager sein um zu sagen, dass das neue Flaggschiff-Handy von Samsung ein Topseller wird. Selbst wenn Samsung Ziegelsteine unter dem Namen Galaxy S5 für gewöhnlichen Smartphone-Preis verkaufen wird, gehen diese wie die heißen Semmeln weg. Obwohl Sony, HTC und LG schnell nachziehen und das Wettbewerbsangebot auf dem Produktniveau oft Samsung schlägt, kann man mit Sicherheit behaupten: Soll Samsung das neue Handy im Vorfeld der Messe vorstellen, gibt es kein anderes Thema für Medien außer S5.

Somit überbietet man alle Firmen, die auf MWC ein Flaggschiff-Handy vorstellen werden, und sorgt mit deutlich niedrigeren Kosten für die fast gleiche Medienpräsenz. Natürlich würde eine Präsentation nach der Messe im Rahmen eines eigenen Events für mehr Aufsehen sorgen, aber der Aufwand, solch einen starken Resonanz hervorzurufen, wäre um Einiges größer: abgesehen von Katalonien im Vorfeld von MWC gibt es nirgendwo so viele Fachjournalisten, Blogger und Business-Menschen an einem Platz.

Mittelfristige Folgen

Der ursprüngliche Zyklus der Präsentationen von Samsung wird in diesem Jahr nicht gehalten. Und wenn man die Gerüchte zusammenfasst, so kann man vermuten, dass die Änderung des Präsentationtermins kurzfristig vorgenommen wurde. Konnte Management die Präsentation in kurzer Zeit vorziehen, so kann man die Entwicklungszeit und die nötige Vorproduktionszeit mit allen Mitteln der Welt nicht verkürzen. Daraus folgt, dass der Verkaufsstart mit großer Wahrscheinlichkeit erst für April-Mai geplant ist. Und gerade das kann eine böse Rolle für Samsung spielen.

Zwar gibt es einige mehr oder weniger positiven Konsequenzen einer frühzeitigen Vorstellung. So zum Beispiel, wenn man eine überragende Hardware vorstellt (und das macht Samsung ziemlich oft), muss man die aufgeregten Stimmen nach dem Motto „NUR EINE XYZ-CPU WIE BEI DEN ANDEREN!?“ nicht mehr anhören, wie es bei dem Galaxy S4 der Fall war: Obwohl das Smartphone die besten technischen Daten seiner Zeit hatte, wurde es bemängelt, man hätte das schon früher gesehen.
Allerdings stehen die mittelfristige Nachteile solcher Lösung in Überzahl.

Einerseits kann der Wartezeitraum für die Endkunden für zu groß erscheinen: Sollte das Angebot der Konkurrenz stimmen, so können die Pioniere, die Smartphones zuerst kaufen, in dieser Periode schnell die Meinung ändern. Im Vergleich zur Ungewissheit vor Präsentation kann man danach die Spezifikationen, Features und die äußere Erscheinung von S5 mit anderen Produkten in Ruhe vergleichen.

Andererseits haben die Wettbewerber, die auf der Messe keine Top-Geräte vorstellen werden, genügend Zeit, um eigenes Angebot anzupassen. Zwar kann man das Produkt kaum noch modifizieren – dafür fehlt nämlich doch die Zeit. Stattdessen kann man aber die Schwerpunkte eigener Präsentation anders Aufstellen und eine Anspielung auf die Schwächen von S5 vorbereiten. Und gerade da fallen zwei große Wettbewerber von Samsung ein: Apple und HTC. Die Ersten haben Gerüchte nach eine Präsentation in April vor, die Anderen schon im März. Genügend Zeit also, um für Samsung eine Überraschung vorzubereiten.

Last but not least, kann der sogenannte Osborne-Effekt eintreten. Präsentiert ein Unternehmen ein Produkt, das von der Öffentlichkeit als gut empfunden wird, aber kann dieses auf den Markt nicht rechtzeitig bringen, so bringt man die aktuellen Verkaufszahlen im Gefahr. Die Kunden wollen das neue, schon vorgestellte, aber nicht herausgebrachtes Produkt kaufen, und deswegen verzichten auf den Kauf des aktuellen Produktes. Natürlich ist Samsung kein Ein-Produkt-Unternehmen wie die Firma Osborne, nach welcher der schöne Effekt benannt wurde, und die Schäden werden sicherlich revidierbar sein.

Nichtsdestotrotz kann solches Szenario schwere Folgen mitbringen, denn Samsung bietet derzeit nicht nur das schon etwas ältere Galaxy S4, sondern ein vergleichbar frischeres Galaxy Note 3.

Manche erwarten von der Präsentation einfach viel zu viel…

Allerdings…

Allerdings muss man schon leichtsinnig sein, um an die Inkompetenz des Managements von Samsung zu denken: Diese Menschen sind für die größten Kassenschlager der letzten 4 Jahren verantwortlich und haben damit eigene Professionalität schon mehrmals unter Beweis gestellt. Deswegen kann man sich sicher sein, dass es ein oder anderer Trumpf in Samsungs Ärmel versteckt ist.
Galaxy Gear 2 wäre einer davon: Sollte man eine verbesserte Version der Smartwatch mit Innovationen bestücken und in der Präsentation mitvorstellen, und zudem früher auf den Markt bringen, so kann man nicht nur eine „Überbrückung“ zum Marktstart des neuen Übersmartphones für die überlegenden Kunden schaffen, sondern sich auch gegen den Osborne-Effekt währen, indem man die Komptabilität der Smartwatch mit S4 und Note 3 sicherstellt.

Eine andere Möglichkeit wäre, ein Dienst bzw. eine Software-Lösung vorzustellen, die die alten Kunden genauso wie die neuen benutzen können. Was in diesem Zusammenhang sofort einfällt, ist das neue Magazine UI. Zwar ist es Gerüchte nach wegen des Vertrages mit Google gekippt worden, aber man kann ja nie wissen…Wie wäre es, wenn die alten Smartphones zeitnah die neue Oberfläche per Over-The-Air-Update bekommen?

Und nun?

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieser ungewöhnlicher Schritt sowohl interessant, als auch komisch vorkommt. Einerseits kennen wir dank den Leaks schon heute, welche Specs von dem neuen Smartphone zu erwarten sind, andererseits herrscht eine Ungewissheit, auf welche Alleinstellungsmerkmale Samsung setzten wird. Denn eine langweilige Präsentation ohne Überraschungen wird im Vorfeld von MWC für Samsung nur schädlich.

Eins ist aber heute schon sicher: Es wird spannend. Wenn nicht die Samsungs Präsentation, dann ihre Konsequenzen! Stay tuned, it’ll be a hot february!

Und was denkst Du so zum Thema?  Ist dir eine Präsentation im Rahmen einer größeren Messe lieber oder stehst Du auf den Präsentationswahnsinn der letzten Jahre?


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