Der Cupra Born begleitet mich nun seit ein paar Tagen im Alltag. Ich wollte wissen, ob das Seat-Pendant vielleicht der bessere VW ID.3 sein könnte.
Der Cupra Born wurde 2019 als Seat El-Born auf der IAA 2019 vorgestellt, doch in den Monaten danach wurde nicht nur das „El“ gestrichen, das Elektroauto bekam auch eine etwas aggressivere Optik und wurde zu einem exklusiven Cupra-Modell.
Cupra wird immer unabhängiger von Seat und ich vermute, dass der Born als erstes Elektroauto der Marke nur den Anfang macht. Die Untermarke würde sich gut für den Wandel und das Ende von Seat eignen – aber das ist ein anderes Thema.
Der Cupra Born nutzt die MEB-Plattform, wie viele andere Modelle der Volkswagen AG. Das bedeutet, dass viele von euch die Eckdaten kennen: 150 kW (204 PS), 58 kWh Akku (424 km WLTP), Heckantrieb und schnelles Laden mit 120 kW.
Eine Version mit einem etwas kleineren Akku, diese Version mit 170 kW (231 PS) und eine Version mit einem großen Akku (77 kWh) werden 2022 folgen. Derzeit wird nur diese Born-Version verkauft, deren Basispreis bei 37.220 Euro liegt.
Video: Cupra Born im Test
Cupra Born: 10 Stichpunkte
- Optisch gefällt mir der Cupra Born besser als der VW ID.3 und es tut dem Auto vor allem gut, wenn dieser „Hubbel“ des VW ID.3 auf der Motorhaube (die nun keine Motorhaube mehr ist) fehlt. Der Born wirkt allerdings deutlich aggressiver als das Original von Volkswagen, er soll also die Cupra-Zielgruppe abholen.
- Im Alltag spürt man diesen optischen Unterschied aber nicht so intensiv, wenn man das Auto bewegt. Der Born liegt etwas tiefer und lenkt sich etwas direkter, aber man muss schon sehr sportlich fahren, um das im Vergleich zu einem VW ID.3 zu spüren. Bei der Beschleunigung gibt es jedenfalls keinen Unterschied, da wäre ich persönlich auf die Version mit 170 kW gespannt. Bei dieser Optik wäre aber auch eine Version mit Dual-Motor und den von der MEB-Plattform bekannten 220 kW passend, die es allerdings nur bei den SUVs gibt.
- Die Verarbeitung ist gut und ich finde den Materialmix im Innenraum sogar eine Ecke hochwertiger, als beim VW ID.3. Den VW ID.3 gibt es zwar auch mit guten Sitzen, aber bei den Türen und in anderen Bereichen wirkt der Born oft wertiger. Ich würde behaupten, dass Cupra damit auf dem Level von Skoda und Audi (nur MEB-Modelle) liegt und Volkswagen dem ID.3 wirklich ein Upgrade im Innenraum spendieren sollte.
- Der Cupra Born ist schön leise im Innenraum und fährt sich sehr angenehm, ich mag auch die Wendigkeit des Autos (mochte ich schon beim VW ID.3). Nach den ganzen SUV-Schiffen der letzten Wochen ist es für mich als ehemaligen Golf-Fahrer immer wieder schön, wenn man auch mal ein kompaktes Elektroauto fährt.
- Im Innenraum kann man allerdings die Vorteile einer Elektro-Plattform genießen. Der Cupra Born ist zwar vorne nicht ganz so „luftig“ wie der VW ID.3, aber er bietet für mich als 1,90 Meter große Person viel Platz und es gibt viele Optionen für Stauraum. Außerdem kann ich trotz Sportsitzen hinter mir selbst (wenn ich auch Fahrer wäre) sitzen und im Kofferraum ist auch genug Platz.
- Nur eine Sache wird von mir so lange als Kritikpunkt aufgeführt, bis Volkswagen das bei der MEB-Plattform ändert: Es fehlt ein Frunk. So bezeichnet man den Kofferraum vorne bei Elektroautos. Beim Cupra Born muss man die Ladekabel also im Kofferraum hinten unterbringen und damit verschenkt man nicht nur Platz, im nasskalten Winter kann es auch von Vorteil sein, wenn man Ladekabel in einen Frunk packt und nicht hinten mit dem Einkauf oder anderen Dingen, die nicht dreckig werden sollten, platzieren muss.
- Wo wir gerade bei Ladekabel sind: Die Reichweite der mittleren Version mit den 150 kW liegt bei ca. 300 bis 350 km. Jetzt im Winter sind es um die 300 km reale Reichweite, aber sowas hängt natürlich immer von eurer Fahrweise ab. Die Ladeleistung liegt bei 120 kW, hier wäre also noch etwas Luft nach oben. Die MEB-Modelle halten die Ladeleistung zwar ganz gut, aber sie dürften das auch gerne mit 150 oder 170 kW machen. Da soll sich bald etwas via Update tun, aber das ist dann eher ein Thema für 2022.
- Und noch ein Kritikpunkt, den ich bei der MEB-Plattform habe: Es ist schön, dass man drei Fahrprofile hat und den Eco-Modus auch mit einem vollen Akku nutzen kann. Allerdings bleibt man im B-Modus (es gibt einen D-Modus, der sich wie ein Benziner anfühlt und einen B-Modus, der das Auto langsam abbremst, ohne dass man die Bremse betätigen muss) weiterhin nicht stehen. Das One-Pedal-Driving klappt bei MEB-Modellen ganz gut, aber nur bis man an einer Ampel oder Kreuzung ankommt. Egal wie langsam man anrollt, das Auto rollt immer mit 5-6 km/h weiter und wenn man stehenbleiben möchte, muss man die Bremse betätigen. Ich hoffe, dass die Volkswagen AG sowas noch via Update anpassen (wenigstens optional hinzufügen) wird.
- Den Innenraum kennen wir von anderen MEB-Modellen (außer Audi), es gibt ein viel zu kleines Display hinter dem Lenkrad, es gibt ein gutes Head-up-Display mit AR-Funktionen und ein großes Display in der Mitte, was wie ein aufgestecktes Tablet wirkt. Hier kommt die eigene Software von Seat/Cupra zum Einsatz und ich muss sagen, dass die manchmal sehr langsam und ruckelig ist. Da hatte ich bisher sehr viele Denkpausen und auch den ein oder anderen Bug, wo Elemente einfach nicht aufgetaucht sind oder zu viele zu sehen waren. Die Software wirkt ehrlich gesagt noch etwas unfertig und da es Dinge wie Spotify und Co. nicht gibt, habe ich überwiegend CarPlay (funktioniert kabellos, es gibt auch eine Qi-Ladeschale und USB C in der Mitte) genutzt. Ach, natürlich gibt es Touch-Tasten auf dem Lenkrad, die Lautstärke kann man sogar nur mit swipen und nicht mit klicken regeln. Ich bleibe dabei und werde mit diesem Schritt, obwohl ich Fortschritt liebe und Touch grundsätzlich mag, bei einem Lenkrad nicht warm. Für mich ist das zu unsicher, da man die Tasten nicht blind erkennt und zu oft auf das Lenkrad und weg von der Straße schauen muss.
- Cupra hat dem Born eine neue App spendiert, die (wie bei den ID-Modellen) noch sehr simpel ist. Aber es gibt die Reichweite mit Akkustand, die Option den Batteriestand (z.B. bis maximal 70 Prozent laden) festzulegen und man kann die Klimaanlage und Sitzheizung (inklusive Zeitfenster) steuern. Eine Karte mit Ladestationen (für den Dienst von Cupra) ist auch vorhanden. Es fehlen noch Spielereien, aber das reicht mir für den Anfang ehrlich gesagt aus und lief bei mir zuverlässig.
Cupra Born: Mein Fazit
Ich mag den Cupra Born, sowohl optisch (er dürfte aber auch etwas weniger aggressiv sein) als auch im Innenraum. In beiden Fällen ist es für mich doch der bessere VW ID.3 im Alltag. Beim Rest spürt man aber kaum keinen Unterschied.
Der Cupra Born fährt sich fast identisch, er beschleunigt genauso schnell, er macht auch bei 160 km/h dicht (auch die Version mit 170 kW regelt hier ab), man kommt genauso weit und man kann genauso schnell am Schnelllader das Auto laden.
Der Cupra Born ist wirklich nur ein VW ID.3 mit einer anderen Optik und Anmutung, aber das ist nicht schlecht, denn der Markt für Elektroautos ist jung und es darf gerne mehr Auswahl geben – diese Strategie kennen wir auch von Verbrennern.
Auf den ersten Blick wirkt der Cupra Born allerdings sportlicher und aggressiver, daher bin ich gespannt, ob da nicht eine Version mit noch mehr Power kommt. Für die Zielgruppe von Cupra wäre die GTX-Power (220 kW) durchaus angebracht.
Etwas schwierig wird es für mich beim Preis, denn meine Version (ca. 50.000 Euro) liegt auf dem Level eines Tesla Model 3 (mit maximaler Reichweite). Das kommt auf über 600 km, hat über 400 PS, fährt über 230 km/h und hat noch mehr Platz.
Der Vergleich mag für einige hinken, aber ich habe mal geschaut, was man denn so für 50.000 Euro bekommt, wenn man ein Performance-Elektroauto möchte. Cupra spricht ja immerhin diese Zielgruppe als sportliche und aggressive Marke an.
Mit Blick auf die Konkurrenz und Optik, hätte ich beim Cupra Born vielleicht etwas mehr, als beim VW ID.3 erwartet. Technisch sind viele Dinge besser, als bei Tesla, aber der Unterschied der Reichweite und Leistung ist doch deutlich spürbar.
Selbst das Standard Model 3 hat mehr Power und ist sogar etwas günstiger.
Kurz: Ich mag den Cupra Born und es ist schön, dass wir immer mehr Auswahl bei den Elektroautos bekommen. Vor allem auch bei kompakten Modellen. Mit Blick auf das Image der Marke und die Optik hätte ich als Volkswagen AG aber doch dafür gesorgt, dass dieser kleine Flitzer mehr Power als andere MEB-Modelle bekommt.
Und nicht bei 160 km/h dicht macht.
Doch wir stehen noch ganz am Anfang und es ist das erste Elektroauto von Cupra, ich bin auf weitere Modelle und auch die Entwicklung des Born gespannt. Ich muss nämlich auch sagen, dass der Cupra Born grundsätzlich ein Elektroauto wäre, was für mich privat (ich habe gerade meinen Verbrenner-Golf verkauft) infrage käme.
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PS: Sorry für die eher schlechte Qualität, aber ich stand diese Woche neben einem grauen VW ID.3 im Parkhaus und habe noch zwei Vergleichsbilder gemacht: